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Thorgrims letzte Ruhestätte
Anonymous

Gast

 
Beitrag #23
 
Mit einem knappen Nicken trennte sich Kjaskar von der Kriegerin. In seinen Händen ruhte die Orknase, die er rasch von seinem Rücken geholt hatte. Das ihn in seinen Bewegungen einschränkende Gepäck lag achtlos im Schnee hinter ihm.
Vorsichtig trat er zwischen zwei der Holzhütten hindurch, langsam einen Schritt vor den anderen setzend. Der Ausdruck der Erschöpfung in seinem Gesicht war wie weggewischt, schien in Anbetracht von Gefahr keinen Platz mehr zu haben und war einer nichtsagenden Maske gewichen. Seine Augen wanderten über den Schnee zwischen den Häusern – vergebens, selbst wenn es einmal Spuren gegeben hatte waren sie vom Schneefall verdeckt worden.

In der zunehmenden Dämmerung schritt der Hüne langsam um eines der beiden Blockhäuser herum und verharrte urplötzlich. Ein schauriges, lang anhaltendes Geräusch ertönte, das dem Hünen die Nackenhaare aufrichten ließ. Die Niederhöllen selbst schienen in Just dem Moment zu ertönen. Mit schneller werdendem Atem schlich Kjaskar sich bis kurz vor einer Ecke des vor ihm liegenden Holzhauses. Seine Augen schlossen sich zu kleinen Schlitzen, als er das schaurige Geräusch noch einmal abwartete und etwas versetzt vor ihm hören ließ, hinter der Holzwand. Mit einem raschen Schritt, weit geöffneten Augen und die über seinen Kopf erhobene Orknase fuhr er um die Ecke. Die Axt vollführte einen halbhohen Schlag zur Seite. Welcher die Luft durchschnitt. Vor ihm lag der im dämmrigen Sonnenuntergang liegende Wald, die Rückseite der Holzhütte und eine Fensterlade. Mit einem lauten, niederhöllischen Geräusch fuhr sie langsam zu einer Seite.

Kopfschüttelnd atmete Kjaskar aus und sah sich noch einmal wachsam im Wald um. Dann wanderte sein Blick zu der Lade, und seine Finger versteiften sich um das Holz des Axtgriffes. Die dünne Holzlade war eingebrochen. Nach Innen. An einer Seite war deutlich unter einem Raureif getrocknetes Blut zu sehen. Langsam, unendlich langsam löste sich eine Hand von dem Griff der Waffe und stieß gegen die Fensterlade, welche langsam einen Blick in das Haus frei gab. Das Innere glich einem Schlachtfeld – überall verstreut lagen zerbrochene Möbel und Haushaltsgegenstände herum. In der eisigen Kälte angefrorene Blutspritzer klebten überall an den Wänden, an der Decke und an den Möbeln. Lange, verwischte rote Schleifspuren führten tiefer in das Haus hinein. Grimmig fasste Kjaskar seine Axt wieder mit beiden Händen an, während er zu der Hintertür des Hauses trat. Nach einem winzigen Moment der Ruhe trat er mit seinem Fuß die Tür auf und schritt vorsichtig durch den Raum. Das gefrorene Blut machte es schwer, sein Alter zu schätzen.

Langsam trat der Hüne weiter durch den Raum, hin zu einer angelehnten Tür. Es war schummrig in der Blockhütte, das einzige Licht fiel durch die Abenddämmerung herein und schuf mehr Schatten als Licht. Wachsam öffnete er die Holztür und spähte in die Dunkelheit. Was er sah, ließ sein Gesicht zu einer grimmigen Fratze werden.

In dem kleinen Raum – wohl ehemals eine Art Vorratskammer – lagen unordentlich nebeneinander gelegt die Leichen von drei Menschen. Die Körper waren zerfetzt und ganz offensichtlich angenagt worden. Mehrere Körpergliedmaßen fehlten oder wiesen Bissspuren auf. Anscheinend hatte es sich bei den Toten um eine Frau und ein Mann im mittleren Alter sowie einer Greisin gehandelt – wirklich genau konnte Kjaskar sie allerdings nicht identifizieren. Die Kälte hatte die Wunden der drei Menschen konserviert, so dass man sehr genau die zerfetzen Kehlen und aufgebissenen Brustkörbe erkennen konnte. Einen Moment noch starrte er gebannt auf den grausigen Anblick vor ihm, dann wandte er sich abrupt um und stolperte aus dem Haus. Sie mussten so schnell es ging weg! Mit schnellen Schritten lief er zurück zu der Stelle, wo er sich von Babe getrennt hatte und rief im Laufen ihren Namen. Ein schauriges, anhaltendes Heulen antwortete ihm aus dem Wald und ließ ihn mitten im Schritt verharren. Das Heulen wurde von einer anderen Stelle aufgegriffen. Von immer mehr Seiten erklang ein anhaltendes Jaulen, dass dem Hünen die Nackenhaare aufrichten ließ.
Kjaskars Kehle entrang sich ein Stöhnen. Wölfe!
01.07.2005, 16:15


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Thorgrims letzte Ruhestätte - von Anonymous - 27.06.2005, 07:15
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