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Tempel des ewigen Lichts und der Liebe
Anonymous

Gast

 
Beitrag #2
 
Langsam begannen die ersten Muskeln Anhs sich zu entspannen. Das hatten sie schon so lange nicht mehr gemacht, daß sie kaum noch wussten, wie das ging. Nur widerstrebend würde Anh zugeben, daß das warme Wasser um ihren Körper, die zarten Düfte in ihrer Nase und die sanften Hände der Dienerin auf ihrer Schulter zu der Entspannung und dem Wohlgefühl beitrugen. Sie hasste Baden.

Oh Gott, tut das gut! Ob wir vielleicht noch ein paar Tropfen von diesem kostbaren Seerosenöl in das Wasser geben könnten?
Muss das sein?! Dein Wunsch ist schon erfüllt worden, lass uns das ganze nun mit Anstand und vor allen Dingen schnell hinter uns bringen!
Entspanne Dich, meine Liebe, und genieße es. Wo wir schon mal hier sind, bestehe ich auch noch auf einer Fußmassage! Und das junge Mädchen davorne hat uns eine Maniküre versprochen.
Mani-was?!

In dem Moment nahm das besagte junge Mädchen mit einem ergebenen Lächeln Anhs Hand aus dem Wasser, trocknete sie vorsichtig mit einem vorgewärmten Tuch und begann dann ebenso vorsichtig, ihre Fingernägel mit Instrumenten zu bearbeiten, die aussahen, als hätten sie ehemals einem Medicus gehört. Langsam wich das Misstrauen aus Anhs Augen und machte für Staunen Platz. So konnte man also auch Fingernägel kürzen! Mit leichtem Bedauern fragte sie sich allerdings, woran sie denn nun knabbern sollte...
Ach ja. Vieles hatte sich in letzter Zeit verändert. Seit dieser einen Nacht...

Sie lehnte sich wieder zurück und liess ihren Kopf auf die gefalteten Tücher in ihrem Nacken sinken, während ihre Gedanken einen Besuch in ihren Erinnerungen machten.

Sie hatte mal wieder nicht schlafen können. Während ihr Körper sich ständig von links nach rechts wälzte und ihre Augen dazwischen durch die Dunkelheit an die Decke starrten, diskutierten Orange und Blau die Feinheiten ihrer Kampftechnik im Kolosseum und bei dem kleinen Zwischenfall in der Taverne an diesem Abend; versuchte Indigo, sich bei den beiden Gehör zu verschaffen und ihnen von diesem revolutionären neuen Konzept zu berichten, Konflikte ohne Gewalt zu bereinigen; jammerte Violett, daß bei dem ganzen Stress einfach zu wenig Zeit für die Schönheitspflege blieb; quengelte Grün, daß sie so müde sei, endlich schlafen wollte und die anderen gefälligst ihren Mund halten sollten.
Und dann war plötzlich alles still. Erstaunt setzte Anh sich auf und lauschte angestrengt. Nichts. Absolute Stille. Aber da war etwas... sie spürte eine Anwesenheit... und dann hörte sie sie. Diese Stimme...

Hallo Anh.

Die Stimme lächelte.

Hab' keine Angst.

Irritiert überlegte Anh, warum sie denn Angst haben sollte. Stimmen waren nun wirklich nichts neues für sie, sogar lächelnde.

Lange habe ich gesucht und endlich habe ich gefunden. Dich. Ich bin das LICHT. Das LICHT ist die reine Energie, die Kraft, die allem zu Grunde liegt, dem ständigen Kreislauf des Werdens und Vergehens. Alles, was kommt und wieder geht, ist nicht wirklich. Das einzig wirkliche ist das LICHT.

Irgendetwas an diesen Worten irritierte Anh noch mehr. Das Licht, ja, das kannte sie schon. Sie hatte genug Zeit mit den Erleuchteten verbracht, seit dieser Episode in der weit im Norden gelegenen Taverne und seit der Gottkaiser höchstpersönlich das Licht nach Kvppersteg gebracht hatte.
Dann wurde ihr klar, was die Stimme da gesagt hatte: Das Licht hatte sie gesucht?!

Ja. Dich. Die Dunkelheit beherrscht immer noch die Welt. Die Menschen glauben viel und wissen so wenig. Du bist dazu ausersehen, die Wahrheit in die irdische Dualität zu tragen. Du bist Die Stimme des Lichts.

An dieser Stelle hatte Anh dann nun doch ein bißchen Angst bekommen. Aber sie wusste, woher auch immer, daß sie keine Wahl hatte. Daß dies ihre Aufgabe in diesem Leben war, ihre Bestimmung. Und um mehr über diese Bestimmung zu erfahren, nahm das Licht sie mit auf eine Reise. Sie konnte nicht sagen, wie lange diese Reise gedauert hatte. Sie konnte auch nicht mehr genau sagen, wohin sie ihre Füsse getragen hatten und was alles in dieser Zeit geschehen war. Sie wusste nur, daß die ganze Zeit eine absolute Stille herrschte, während das Licht mir ihr sprach, ihr Dinge sagte, für die das menschliche Gehirn einfach nicht richtig vorbereitet war und daß in dieser Zeit langsam die Erkenntnis wuchs, das Wissen um die Wahrheit und die Wirklichkeit und das Wesen allen Seins - und die Liebe.

Und sie erinnerte sich, wie sie eines Nachts wieder auftauchte, irgendwo in der Ferne, an einem Meer, das eine merkwürdige Gestalt als Middelmeeeer bezeichnet hatte. Überrascht hatte sie feststellen müssen, daß sich eigentlich nicht viel geändert hatte, die anderen Stimmen waren wieder da und immer noch die alten, es waren immer noch dieselben Sterne am Himmel und nach zuviel PAAAmaretto tat am nächsten Tag immer noch ihr Kopf höllisch weh. Aber sie spürte auch, daß etwas anders war. Nichts, was man genau sagen konnte, es war nur alles ein klein wenig anders. Das Licht der Sterne, das Lächeln der Menschen, das Heulen der Wölfe, die ersten Tropfen eines beginnenden Regens auf der Haut. Alles war wie früher und doch neu.


Beunruhigende Geräusche vor der Tür rissen Anh aus ihren Erinnerungen. Es klang nach einer verbalen Auseinandersetzung, der alsbald schepperndes Getöse und krachender Lärm folgten.

Was ist denn da los?!
Das möchte ich auch gerne wissen! Lasst uns nachschauen gehen!
Och männo... die Fußmassage...
Ich denke, es gibt keinen Grund zur Sorge. Toral und Thargor stehen vor der Türe und haben ziemlich eindeutige Anweisungen, daß niemand hier rein darf.

Schwungvoll wurde die Türe aufgerissen und mit einem erschrockenen Quietschen drehte Anh sich einmal um die eigene Achse und tauchte blitzschnell unter.

"Mahne Harrn s gbt wuchtge Noigkatn."

Was hat er gesagt?
Keine Ahnung, das habe sogar ich nicht verstanden.
Es klang irgendwie wichtig.
Wenn wir wissen wollen, was er sagt, müssen wir auftauchen, unter Wasser hört man nun mal nicht gut.
!!!!!
Ok. Vorschlag: Wir heben versuchsweise ganz vorsichtig den Kopf aus dem Wasser.

Vorsichtig tauchte Anhs Kopf aus dem Badewasser auf, während sich gleichzeitig eine Hand über den Rand schob, nach einem der vielen Tücher tastete und es hastig an sich zog.
Dabei ließ sie den jungen Mann, der nun doch leicht verlegen vor ihr stand, nicht eine Sekunde aus den Augen und überlegte, was sie mit Thargor und Toral anstellen würde, die klugerweise außerhalb ihres Blickfeldes blieben.

Der junge Mann trat verlegen oder verängstigt von einem Fuß auf den anderen. "Meine Herrin, es tut mir unendlich schrecklich Leid, Euch zu stören, aber ich habe eine wirklich sehr wichtige Nachricht von Luminus Veridicus! Ihr sollt sofort kommen, denn der Gottkaiser...". Er unterbrach sich und betrachtete die anwesenden Dienerinnen. "Nun ja. Es ist wirklich wichtig. Ihr müsst sofort mit mir kommen. Es gibt ein Problem mit dem Bestimmer und verschiedenen Keksen..." fügte er noch leise mit einem bedeutungsvollen Blick zu.

Das überraschte Anh dann doch ein wenig. Klar, hätte er was von PAAAmaratto oder PAAAngalaktischen Donnergurglern gesagt, das hätte sie nicht überrascht. Selbst am Tag der Tempeleinweihung nicht, schließlich kannte sie Greg gut genug. Aber Kekse? Was sollte denn damit sein?

Unwirsch bedeutete sie dem Jungen, seinen Blick abzuwenden und gefälligst den Raum zu verlassen, was dieser auch nur allzu bereitwillig und schnell tat. Dann befreite sich Anh aus ihrer misslichen Lage, vermerkte in ihrem Gedächtnis einen weiteren Grund, warum sie Baden nicht mochte, kleidete sich an und eilte hinaus.

Toral und Thargor würdigte sie vorerst keines Blickes, als sie an ihnen vorbeieilte und dem Jungen folgte.
13.03.2005, 11:37


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Tempel des ewigen Lichts und der Liebe - von Anonymous - 12.03.2005, 20:18
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