Während die Sonne sich immer mehr ihrem Zenit näherte, schien sich auch das Duell langsam einem ersten Höhepunkt entgegen zu entwickeln. Bei jedem Schritt, den einer der Kontrahenten machte, seufzte und jauchzte das Publikum in einem Chor aus Hunderten von kratzigen und aufgeregten Stimmen auf.
Auch ein in einfache Kleidung gewandter Mann, den wir der Einfachheit halber Quintus nennen wollen, hatte an diesem Tage den Weg zur Arena gefunden.
Er hatte eigentlich im Schatten Platz nehmen wollen, doch da es gegen Mittag war waren sämtliche Plätze von Licht überflutet. Blinzelnd setzte er sich auf einen der staubigen Steine, die in den oberen und billigeren Rängen als Sitze dienten und versuchte sich zu entspannen.
Er hatte den Beginn des Kampfes verpasst und nur einen Teil des Geplänkels mitbekommen, mit dem traditionell alle Duelle begannen.
Doch das machte ihm nichts aus, er wollte Blut sehen. Blut und Schweiß, vermischt mit Sand und dem Flehen einer Frau. Nein... dieser Frau. Es war sozusagen Quintus‘ sehnlichster Wunsch Iya Insania Ardrad’g verlieren zu sehen.
Er biss die Zähne zusammen und knirschte ein wenig (genau genommen knirschte er ziemlich laut und hörte erst damit auf, als ihn sein Sitznachbar neugierig zu beäugen begann...). Irgendwann einmal war er ein reicher Kaufmann gewesen, bis zu jenem Tage an dem Iya und ihre verfluchten Piraten sein Schiff gekapert hatten.
Nicht nur dass er in dieser kurzen, aber sehr schmerzhaften Schlacht einiges an Wertsachen verloren hatte , sondern auch – Quintus erinnerte sich lebhaft – im direkten Kampf mit der Piratin seinen rechten Arm.
Nun, er war ein Krüppel, er würde sich niemals wehren können – und doch war heute sein Tag der Rache.
Einige Meter Luftlinie entfernt schwitze Iya ganz gewaltig in ihrer Schale aus Bronze. Edles Metall, doch in der Sonne neigte es dazu sich wie ein Kochtopf zu verhalten.
Manche Männer mögen es sexy finden wenn eine Frau schweißnass mit einem Schwert in jeder Hand in der Mitte eines von Publikum gesäumten Oval steht, sie selbst hingegen sehnte sich nur nach einem Bad. Sollte sie heute siegen würde sie es wie Cleopatra machen und in Eselsmilch baden – das Preisgeld würde ihr diese Anschaffung erlauben...
Plötzlich bemerkte sie dass sich in ihrem Rücken Xardas bewegte. Bisher hatte ein Großteil ihrer Aufmerksamkeit diesem schleimigen Schimmelpilz mit dem nichts sagenden Namen Grenn Dagu gegolten, doch anscheinend wollte dieser Drachenlegionär nicht warten bis er an der Reihe war.
Iya ließ ihre Schwerter langsamer kreisen, bis sie sie schließlich senkrecht zum Boden mit den Spitzen nach oben in den Händen hielt.
“Mach dir keine Illusionen, kleiner Drache, ich sehe dich auch ohne dass ich mich umdrehe... Ich hätte mir denken können dass du ungeduldig wirst und mitspielen willst. Ich hoffe du hast dir das gut überlegt, noch kannst du weglaufen!“
Mit eiskaltem Blick beobachtete sie Xardas‘ Spiegelung in den Schwertklingen (zufälligerweise wurde dieser Vorgang von einem römischen Beamten entdeckt der sich das ganze merkte und mieser Weise sofort Patent anmeldete, ohne zu wissen welche Folgen diese Entdeckung später für Kraftfahrzeuge haben würde, aber das nur am Rande).
Sie machte keine weiteren Anstalten sich um ihn zu kümmern und richtete den Blick wieder auf Grenn Dagu. Es würde schwierig werden ihre beiden Gegner auf diese Weise im Auge zu behalten. Aber ihre Augen waren fast noch schneller als die Klingen in ihrer Hand – es würde schwierig werden, nicht unmöglich.
Weiter oben war Quintus nun äußerst erregt über diese Entwicklung. Iya war von zwei Seiten umstellt. Sie würde beide Gegner auf Dauer kaum bewältigen können... Andererseits war sie diese Situation von den Kämpfen auf den Schiffen gewöhnt...
Erhitzt stand Quintus auf. “Nun macht sie doch endlich fertig, diese kaltblütige Schlampe!“, schrie er und fuchtelte wild mit der übrig gebliebenen Hand in der Luft.
Hoch konzentriert versuchte Iya in eben diesem Moment endlich zu entscheiden mit welcher Kombination sie Grenn Dagu angreifen würde (denn dass er der erste sein würde war klar, Xardas hob sie sich auf, später würde sie ihn in aller Ruhe und ganz Gemütlich in Scheibchen schneiden können), doch dann lenkte ein Ruf aus der Menge ihren fokussierten Geist ab. Sie blickte für den Bruchteil einer Sekunde in die Richtung aus der das Geschrei kam und erkannte einen Einarmigen.
Und sie erkannte ihn gleich. “Soso“, flüsterte sie erheitert “Du bist also gekommen um noch einmal zu sehen wie ich siegreich eine Schlacht verlasse? Nun gut, das sei dir gegönnt, doch gewöhne dich nicht zu sehr an meinen Anblick aus der Ferne, schon bald wird ich dir näher sein als dir lieb ist...“
“So, jetzt endlich zu dir, mein lieber Grenn Dagu. Hast du eine spezielle Art, auf die du gerne sterben würdest? Nun, ich hoffe dir ist es egal, denn ich werde nicht so lange warten als dass du noch antworten könntest!“
Mit einem Lachen, das jeder dunklen Kreatur des Hades würdig gewesen wäre stürzte sie auf den Gegner zu, das rechte Schwert erhoben und kampfbereit, das Linke als Rückspiegel mißbrauchend.
Doch sie wollte nicht so plump und direkt angreifen wie es aussah. Nein, sie hatte versucht während des langweiligen und nutzlosen Gequatsches ihren Gegner zu durchschauen. Nicht dass man einen Menschen in so kurzer Zeit ergründen konnte, aber Iya ahnte wo die Schwäche ihres Feindes lag: Angst.
Immer noch bestialisch lachend machte sie einen Hüpfer-artigen Schritt und stach mit ihrem Schwert nach Grenn Dagu.
Sie wollte ihn nicht treffen, im Gegenteil, sie wollte lieber zuerst versuchen ihrem Kontrahenten Angst zu machen in dem sie wie ein Berserker in seine Richtung hieb und hackte.
Mit ein wenig Glück würde er glauben sie sei vollkommen der Wut verfallen, oder aber er würde vor Furcht am liebsten im Boden versinken – und in beiden Fällen würde er hoffentlich Fehler machen.
Noch einmal piekte sie die Luft neben Grenn Dagu und sang leise “Tanz, kleines Mäuschen, Tanz!“, wobei es sich um ein bekanntes Lied handelt, das oft in einschlägigen Etablissements gespielt wird.
//I'm so sorry ;) Aber sagt euch immer das hier ist wie warten auf Weihnachten, dann lässt es sich vllt besser aushalten :D //
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