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Das merkwürdige Eheleben Seelenverwandter Sonderlinge. . .
Anonymous

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Beitrag #4
Rumpelnd gen Rom
Ein fröhliches Liedchen pfeifend, den Seesack über die linke Schulter geworfen, saß Kamikaze Steinbrecher auf der Ladefläche des Ochsenkarrens, der in Richtung Rom polterte. Handelsgüter der Waldläufer wurden hier zum großen Markt transportiert, und als Schutz vor eventuellen Wegelagerern fuhr immer ein Silvaner mit. Das reichte meist aus, wenn es zum Beispiel die Vampirin Ithyriel war, die brauchte nur einmal die Zähne zeigen, und sofort rannten die Raubritter um ihr Leben.
Bei anderen Leuten war dann etwas Improvisationstalent gefragt, beispielsweise Schattentaenzer brachte immer eine respekteinflößende Schafherde mit, oder Ghost Master flog und sprang geisterhaft durch die Baumwipfel, um Strauchdiebe dann von oben herab anzuspringen und ihnen den Schrecken ihres Lebens zu versetzen...
Kamikaze bevorzugte da die viel simplere Verstümmelungstaktik. Der Name sagte alles...eventuelle Beutelschneider wurden einfach, je nach Lust und Laune, mit einem Arm, einem Bein, einer Hand, oder einem Kopf weniger nach Hause geschickt. Und damit dies auch heute reibungslos funktionierte, schliff der Slayer mit einem Wetzstein an der Klinge seiner doppelköpfigen Axt fachmännisch entlang, um eventuell sogar bald Luftmoleküle damit teilen zu können, so filigran und scharf war die Klinge am Rand. Auf seiner Brust prangte eine waldgrüne Schärpe, die schräg über den gestählten Oberkörper des Zwergs verlief. Sie war das Insignium des Außenministers von Silva Romae, und Kamikaze hatte vor, diesem neuerworbenen Kleidungsstück Respekt zu erweisen.

Während der grob gezimmerte Karren in Richtung Stadtmauern, die mittlerweile in der Ferne sichtbar waren, rumpelte, zogen die letzten Ausläufer des Waldes, also niedriges Buschwerk und Sträucher, durch Kamikazes Blickfeld. Er würde länger weg blieben, hatte er Babe gesagt. Es kam ungünstig, direkt nach seinem Amtsantritt, aber die wilde Kriegerin hatte ein Herz für ihren Lieblingszwerg und schickte ihn in den Urlaub. Zu lange Trennung tut zwei Liebenden nicht gut, sagte sie mit einem wehmütigen Lächeln, als sie ihn auf die Reise schickte. Kloster der Dunkelheit...das war ein einprägsamer Name...er würde in Rom Informationen dazu bekommen, und wohl auch eine Wegbeschreibung. Am Stadttor angekommen, sprang er vom Wagen und mischte sich in den Strom der Fußgänger, die durch ein kleineres Tor als die Reiter und Wagen geleitet wurden. Der Wachsoldat, ein Optio, musterte ihn durch schmale Augenschlitze.


"Als ob wir nicht schon genug Gesocks in der Stadt hätten, jetzt kommen auch noch die Kleinwüchsigen in Massen!" knurrte er. Kamikaze blickte sich um, konnte aber keinen weiteren Zwerg entdecken. "Was ist, Optio? Ich bin Außenminister der freien Waldläufer von Silva Romae, ein Zwerg, der die Richtung seiner Schritte selbst bestimmen darf. Ich bin vom imperator ausgezeichneter Kämpfer in der Duellarena, und während der großen Ork-Invasion vor einundachtzig Jahren gingen nicht weniger als hundertdünfzig Grünhäute allein auf das Konto dieser Runenaxt." Die rechte Hand des Zwergs wanderte zum Hals des Stieles, direkt unter der Klinge, so dass er sie blitzschnell würde herausziehen können. Der Soldat griff unwillkürlich zum Kurzschwert, das am Gürtel baumelte. "Ihr seid ein junger Mann, und ihr wollt euer Leben nicht im Kampf gegen mich aushauchen. Ich garantiere euch, es gibt einen ruhmreicheren Tod für einen cäsartreuen Soldaten als am Stadttor von einem Zwerg im ungleichen Kampf erschlagen zu werden, bloß weil man eine unbedachte Bemerkung gemacht hat. Lasst euer Käsemesser stecken, denn es würde nicht einmal meine Haut ritzen, bevor euch bereits ein Bein fehlte. Und nun sagt mir, was es mit dieser angeblichen Invasion der...Kleinwüchsigen, wie ihr sagtet, auf sich hat."

Eingeschüchtert auch von dem drohenden Blick aus den smaragdgrün funkelnden Augen des Zwergs nahm der Optio die Hände wieder hinter den Rücken, nickte dienstbeflissen und gab etwas zögerlich Auskunft: "Nun, es scheint, als träfen sich die...Zwerge...in der Herberge Zum goldenen Wildschwein, um dort ein großes Fest zu feiern. Näheres weiß ich nicht. Wenn ihr bitte weitergehen würdet, Herr Minister, es warten noch andere hinter euch..."

Zufrieden schmunzelnd hakte Kamikaze die Daumen unter den breiten Nietengürtel und stolzierte durchs Tor.
Das "goldene Wildschwein".
Ja, das kannte er.

Und er war auf dem schnellsten Weg dorthin...
17.10.2004, 21:35


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Im Frühtau im Walde. - von Anonymous - 11.10.2004, 19:33
[Kein Betreff] - von Anonymous - 13.10.2004, 19:09
Rumpelnd gen Rom - von Anonymous - 17.10.2004, 21:35
[Kein Betreff] - von Anonymous - 21.10.2004, 23:50
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