Nervös auf einer Süßholzstange herumkauend saß Kamikaze in einer Kutsche mit verhängten Fenstern, die nahe des Circus Maximus parkte. Der Kutscher wusste ganz genau, wann er losfahren musste, und nach einem Kontrollblick zur Seite heraus hatte der Zwerg auch bemerkt , dass dieser gemütlich sein Pfeifchen rauchend an dem Viaker lehnte. Also war es noch nicht soweit. Der Kutscher hatte bestimmt die große Sonnenuhr auf dem Platz im Blick, es würde nichts schiefgehen. Hektisch griff der Slayer in die Umhanginnentasche, wo neben einigen Zigarren auch...verflucht! Wo sind die verdammten Ringe hin?!? rief er laut aus, so dass die auf der gegenüberliegenden Sitzbank schlafende Elster Goldfeder aufschreckte und heiser krächzte. Im Kopf des Zwerges rumorte es. Elster...Ringe...glänzend...Langsam formte sich eine Kausalitätskette, und mit einem zornesroten Gesicht griff er nach dem Federvieh, um es hochzuheben. Darunter fand sich die kleine, mit Bergkristall verzierte Schatulle, in der die Ringe ihr vorläufiges Heim gefunden hatten.
Im guten Gewissen, nichts unrechtes zu tun, lupfte Kamikaze den Vorhang und warf die Elster im hohen Bogen hinaus, ohne ein Wort zu sagen. Er übte sich in Serlbstbeherrschung. Dann schaute er in die Schatulle, und wirklich, die Ringe waren da. Ein schmaler, fast filigraner, für Crazys zierlichen Ringfinger, aus Gromril und Silber, der von einem einzigen Diamanten geschückt wurde, der wie der Polarstern funkelte. Und ein breiter, aus mehreren Strängen Gromril verwebter, mit Runen für Glück und ein langes Leben geschmückter Ring, der dem Zwerg "maßgeschneidert" worden war.
Erleichtert setzte Kamikaze sich hin, und biß noch einmal auf die Süßholzstange. Am Liebsten würde er jetzt eine Zigarre rauchen, jedoch wusste er nicht, wie Crazy darauf reagieren würde. Er hatte sich bei der heutigen Morgentoilette extra um einen frischen Atem gekümmert...es wurde schon fast untypisch für einen Zwerg, wenn er daran dachte, wie oft er sich in der letzten Zeit wusch...nunja...egal...
Mit einem merklichen Ruck fuhr die Kutsche nun plötzlich an, und eh Kamikaze es sich versah, stand sie auch schon wieder. Er schaute an sich herab. Eigentlich sah er aus wie immer, davon abgesehen, dass alles Metallische glänzte und glitzerte, er hatte Sonderschichten beim Polieren eingelegt, so waren dies seine Plattenstiefel, sein Gromril-Kettenhemd, seine Brosche, die den majestätischenroten Samtumhang zusammenhielt. Sie hatte die Form eines Zwergenkopfes, leicht stilisiert, und war aus feinstem Silber. Die selbe Brosche hatte sein Vater bei dessen Hochzeit getragen. Im Waffengehänge des breiten Ledergürtels steckte die auf Hochglanz polierte Runenaxt, und die rotgoldene Dolchscheide barg auch ein funkelndes Geheimnis. Die silberweißen Haare hatte der Zwerg mit einem Lederband zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, sein verhältnismäßig kurzer Bart war dezent gestutzt worden, um einigermaßen herzeigbar auszusehen, schließlich war heute der wichtigste Tag seines Lebens! In Gedanken über sein Aussehen versunken, hatte Kamikaze gar nicht gemerkt, dass der Kutscher schon den Wagenschlag geöffnet hatte. Seufzend steckte der Zwerg die Schatulle mit den Ringen in die Innentasche des Umhangs und stieg aus dem Wagen. Die hoch stehende Sonne traf ihn wie ein Schlag, nach dem es drinnen so dunkel gewesen war...Blinzelnd schaute er sich um.
|