Beitrag #5
Verärgert warf Lancelot das Pergament in den Kamin, wo es von den lodernden Flammen sofort gierig aufgenommen und zerfressen wurde. Nycone hatte ihn informiert, dass die beiden Königinnen des Friedensreiches zu einem Duell herausgefordert wurden. Sie selbst könne dies nicht annehmen und bat deshalb ihn, an ihrer Stelle mit asil anzutreten. Aber seine Partnerin, die erst vor kurzem dem Tode von der Schippe gesprungen war, schien keine Bedenken zu haben, sich diesem Kampf zu stellen. Was blieb ihm also anderes übrig, als einzuwilligen. War er jetzt dazu auserkoren, sie dauernd vor dem Tode zu bewahren? Er sollte ihr am besten nicht mehr von der Seite weichen, damit sie nicht in Gefahr geriet. Doch was sollte man tun, wenn sie dies auch noch freiwillig tat?
Lance schüttelte mit dem Kopf. Und auf der Gegenseite standen zwei ausserordentliche Individualisten, deren Kampfstärke wohl bekannt war und die in ihrer außergewöhnlichen Art, ihre Waffen zu führen, kaum zu besiegen waren. Eine interessante Herausforderung fürwahr, doch nicht das, was sich der Ritter im Moment wünschte. Ein Samurai und die Kriegerin mit dem Axtschwert. Babe! Ausgerechnet Babe! Da wurden in ihm einige Erinnerungen wach. Am Lagerfeuer in Silva Romae standen sie sich einmal gegenüber, doch war dies ein Duell der ganz besonderen Art. Diese Frau, die in ihm immer nur einen Ritter edlen Blutes sehen wollte, hatte er herausgefordert. Denn er wollte die Frau hinter der Kriegerin kennenlernen. Ja, dies war lange her und viel war seitdem geschehen. Nun sollte es also tatsächlich dazu kommen, dass sie einmal ihre Waffen gegeneinander richteten. Wenn auch nur in einem doch eher freundschaftlichen Duell, das er aber keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen wollte. Möglich wäre es jedoch auch, dass die beiden Herausforderer diesen Wechsel gar nicht akzeptieren würden. Dies wäre Lancelot in der jetzigen Situation sogar mehr als recht.
Erst kürzlich hatten ihm seine Rüstungsexperten einen Lederwams maßgeschneidert, welcher für Duelle dieser Art den nötigen Schutz bot und doch ausreichend Bewegungsfreiheit. Es war ein ärmelloser, mit Nieten verstärkter Panzer, der Rücken und Brust abdeckte. Arm- und Beinschoner sowie ein Schild aus gleichem Material vervollständigten die Rüstung. Lancelot kleidete sich ganz in schwarzem festen Leinenstoff, zog seine Stiefel über und legte die neue Rüstung an. Sie saß wirklich sehr gut, was er mit einigen Bewegungen nochmals nachdrücklich feststellte. Er griff das mit Eisen verstärkte Schild, welches ein Wolfskopf zierte, sein Schwert und machte sich mit seinem Hengst Shannon auf den Weg nach Rom.
Wohl niemand dort würde mit seiner Ankunft rechnen. Wenn er Nycones Worte richtig gedeutet hatte, konnte sie asil nicht mehr davon unterrichten. Oder wollte es auch nicht. Also wäre die Überraschung ganz auf seiner Seite. Als er die Arena betrat, wurde der Ritter gerade noch Zeuge einer ihm fremden Zeremonie, die aber zweifelsohne von dem Samurai inszeniert worden war. Dieser reichte den beiden Kriegerinnen ein Getränk und prostete ihnen zu. Er trat an die Gruppe heran, in dem er Babe und Hikaru kurz zunickte, um sich dann zunächst an asil zu wenden. Er trat nah an sie heran und sprach leise, denn die Worte waren nur für sie bestimmt.
“Gegeneinander haben wir schon gekämpft asil. Nun wird es Zeit, das wir es einmal gemeinsam tun. Aber wehe Dir, ich höre nachher auch nur ein Wort des Jammers von wegen Bauchschmerzen.“
Während er sich noch über ihren fragenden Blick amüsierte, nahm er asil in seine Arme und küsste sie. Dann drehte er sich zu den anderen um und sah auch in ihren Augen die Überraschung, denn sie hatten ja mit jemand ganz anderem gerechnet.
“Nein, ich bin nicht nur gekommen, um meiner Partnerin viel Glück zu wünschen. Ich hoffe, ich verderbe euch nicht zu sehr den Spass, wenn ich anstelle von Nycone mit asil gegen euch antrete. Jedenfalls bat sie mich darum. Doch ihr seid die Herausforderer und entscheidet. Sagt nein und wir werden es euch nicht übel nehmen.
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