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Fremdland
Rael_Steinbrecher
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Beitrag #181
 
Rael blickte Tirgatao an und sie brauchte einen Moment bis ihre Worte ihre Gedanken durchbrachen und zu ihr durchdrangen. Rael sortierte ihr Gepäck, überlegte was sie mit ihrer nassen Kleidung machen solle und entschied sich dazu, diese wohl oder übel feucht in den Rucksack zu tun. Es würde zwar den Inhalt des Rucksacks durchweichen, doch hatte sie spontan keine andere Idee parat. Tirgatao bat sie eindringlich, sich auf die gescheckte Stute zu setzen, denn im Wagen wäre es zu ungemütlich. Natürlich hatte Tirgatao Recht, natürlich war der Wagen ungemütlich. Dieses Gerüttel, diese Geschüttel war nicht angenehm, aber Rael widerstrebte es sich die Stute zu nehmen. Sie wollte niemandem das Tier vorenthalten und auf der anderen Seite drängte irgendetwas sie dazu, die Stute nicht zu nehmen. Gut, sie hatte sich innerlich darauf gefreut auf einem Maultier durch die Gegend zu zuckeln, wußte sie jedoch, dass dies nicht ausschlaggebend für ihr Widerstreben war.

Der Wagen würde hier bleiben, so verkündete Babe. Rael nickte, denn er würde wirklich auf Dauer zu auffällig und sperrig sein. Mit Pferd und Maultier waren sie wahrlich geländegängiger und flexibler. Rael half mit das Gepäck auf die Maulesel zu verteilen und mit einem Stirnrunzeln blickte sie ihre Schwester an. Sie schüttelte den Kopf, wußte, dass dies nun völlig aus dem Zusammenhang gerissen war und sprach mit leiser Stimme. “Du hast Recht, aber ich mag nicht auf der Stute reiten. Frag nicht nach Gründen, ich kenne sie ja selbst nicht.“ Für sie war das Thema erledigt. Sie wußte Tirgataos Fürsorge zu schätzen und doch wollte sie dieser nicht nachgeben. Enttäuscht blickte sie sich um und sah sich schon dazu gezwungen doch die Stute zu reiten, als ihr die Entscheidung abgenommen wurde und Babe sie dazu zwang sich mit dem Engel ein Bauernpferd zu teilen. Rael hob eine Augenbraue, als Babe meinte, dass selbst sie dann nicht herunterfallen würde. Rael grinste breit, zwinkerte Babe zu und ließ sich von Ezekiel aufs Pferd helfen. Sie sollte sich also gut festhalten, hm? Rael schüttelte den Kopf und mit roten Wangen, legte sie ihre Hand um Ezekiels Bauch, um sich doch festzuhalten. Ein Bauernpferd war nun einmal kein geschmeidiges Reitpferd. Aber du hast es ja so gewollt, nicht wahr meine Liebe? - Richtig!

In langsamem Schritttempo ging es voran, da Tao ihre Stute am Zügel führte und der Weg führte weiter und weiter weg von ihrem ehemaligen Rastplatz. Er führte sie weg, von den Kadavern, weg von den Zeugnissen des Kampfes und auch weg von Raels Ausbruch und deren Konsequenzen. Den Großteil der weiteren Reise schwieg Rael, hing ihren Gedanken nach. Sie konnte viel Nachdenken, denn als dadurch, dass sie das Pferd nicht ritt, sondern nur mit ritt, mußte sie nicht viel tun, als sich die Landschaft anschauen. Der Duft des Engels hing ihr immerzu in der Nase und dies trug leider nicht dazu bei, dass Rael sich von der Situation lösen konnte. Wieder und wieder spielte sich die Szene am Lagerfeuer vor ihren Augen ab, wieder und wieder durchlebte sie die Momente danach. Sie wußte nicht recht, wie sie nun mit Ezekiel umgehen sollte und es machte es ihr nicht leichter, dass sie ihm derart auf der Pelle saß.

Der Krieg hatte sie fest im Griff, nachts wurden sie immer wieder mal von marodierenden Männern angegriffen. In solchen Momenten fluchte Rael still und leise vor sich hin. Sie schwor sich, nie wieder in ihren Wandschrank zu gehen, ohne ausreichend gerüstet und bewaffnet zu sein. Doch es half nichts, sie hatte nur die Waffe Ezekiels bei sich, die ihr wahrlich gute Dienste leistete. Der Weg, den sie beschritten wurde immer weniger einladend, unwägbarer und Rael bekam leise Zweifel, dass die Stadt, von der Babe gesprochen hatte, überhaupt noch existierte. Doch war sie ihr einziger Anhaltspunkt und so würde Rael nicht von ihrem Weg abweichen. Konnte sie schließlich auch nicht, das Ezekiel derjenige war, der ritt. Das Rauschen der Wasser ließ Rael für einen Moment lang dösen. Sie ließ sich fallen, wie sie es in den letzten Tagen sich selbst verboten hatte und ihr Kopf sackte auf Ezekiels Schultern. Sie atmete tief ein und aus.

Ein einsiger Hauch kroch ihren Rücken hinauf, ließ ihre Nackenhaare aufstellen. Es war, als langte der Tod persönlich nach ihr und gab ihr zu verstehen, dass er nicht weit war. Rael schauerte, versuchte die Beklemmung, die sie erfasste abzuschütteln. Ein merkwürdiger Geruch stieg in Raels Nase, ließ sie den Kopf heben. Ihre Nasenflügel weiteten sich, suchten den Geruch zu ergründen. Je weiter sie um die Biegung ritten, umso stärker wurde der Geruch und Rael meinte den Gestank von kaltem Feuer wahrzunehmen. Im Nacken kribbelte es und Raels Hand legte sich fester um Ezekiels Bauch. “Das gefällt mir nicht!“, murmelte sie noch leise. Spielten ihre Sinne verrückt? Hatten die letzten Tage sie derart mürbe und auch vorsichtig werden lassen, dass sie sich Dinge einbildete, die nicht da waren?
[Bild: 6_rael1132.jpg]
Temperament ist ein vorzüglicher Diener, doch ein gefährlicher Herrscher.
06.08.2007, 15:20
Sabeth
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Emmingen
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Beitrag #182
 
drakonia zog den Sattelgurt unterhalb des Bauches bei Nachtmahr nach und klopfte ihm die Schulter. Sie hatte ezekiel den Verband angelegt, seine genähte Wunde versorgt und sie hoffte es würde wieder Normalität einkehren. Liebeleien und Schwärmereien waren in einem kriegsgeplagten und leidgeprüften Land fehl am Platze, doch konnte sie nicht dagegen an. Sie bemühte sich, doch ein Kribbeln in der Magengegend schüttelte sie immer wieder. Ihre Hände verschwanden ganz in Nachtmahrs Mähne, sie sog den Duft des Pferdes ein, klopfte ihm den Hals und lächelte über die kleinen Staubpartikel die im Sonnenlicht tanzten und funkelten. Das Licht bahnte sich zaghaft durch die Bäume und küsste den Boden des Waldes.

Sie nickte ezekiel nochmal zu und nahm die Zügel des Hengstes in die Hand, führte ihn vom Wasser wieder zum Lagerplatz und bemerkte die Aufbruchsstimmung. Rael schien ihren Gedanken nachzuhängen und sah vergrübelt aus. Etwas trauriges lag in ihrer Haltung, doch drakonia wollte nicht nachfragen. Sie mochte Rael sehr gern, sah in ihr eine wundervolle Frau, die wahrscheinlich schon viel erlebt und sich viel erkämpft hatte. drakonia schaute sich jeden von den Anwesenden an. Jeder hatte seine Geschichte, jeder hatte vieles erlebt, einiges davon von sich geschoben doch als Gruppe funktionierten sie sehr gut.

Auch Eomer schien eine Wandlung durchgemacht zu haben, nichts war von dem Manne zurückgeblieben, der sie in der Nacht wärmte. Etwas eisernes schob sich in seine Züge. Er verschloss sich, legte eine ihr unbekannte Härte an den Tag und sie nahm es an. Möglicherweise hatte sie sich getäuscht, als sie dachte, er mochte sie. Es war eine Verstrickung der Umstände gewesen. Sie hatte ihn herausgefordert und er war seinem Trieb nachgegangen, doch er hatte die Söldnerjahre erlebt, kannte den Krieg besser, als sie es je könnte und er hatte sich von seinen Emotionen etwas zurückgezogen. Er wusste, dass es nicht gut war - in einem Krieg zu lieben. Man brachte sich selbst in Gefahr und wurde zur Gefahr für alle anderen.

drakonia zog sich mit Hilfe des Steigbügels in den Sattel, strich mit der flachen Hand sanft über Nachtmahrs Hals und legte ihr Gesicht an den Hals. Lächelnd flüsterte sie:Mein Grosser, wir werden das alles schon überstehen!

Schweigend ritt sie neben K'Ehleyr, nahm die Umgebung in sich auf, lauschte dem Wind, den Hufgeräuschen und dachte mit einem leichten Heimwehgefühl an ihre Leute zu Hause. Keine nachricht hatte sie hinterlassen, da das Portal so überraschend kam und sie einfach geschnappt hatte. Sie lächelte über ihre Gedankengänge.

Der Krieg in diesem Land hielt sie fest und schlug immer wieder in Form von marodierenden Männern in der Nacht zu. Sie schafften es sich jedoch immer wieder zu wehren und setzten ihre Reise fort. Der Lichtpunkt am Horizont aller, war die Stadt die K' erwähnte, es war die Hoffnung, auch wenn sie mit jedem Tag schwand, dass die Stadt sich behaupten konnte. Die Unruhen im Land selbst waren Zerreissproben für jeden der in ihm lebte. Jeder war sich selbst der Nächste und versuchte einfach nur zu überleben. Die Menschen, die in den Dörfern zusammenlebten, hatten Misstrauen und Angst gezeigt. Die Wegelagerer hatte Verbissenheit bewiesen und schwer gekämpft. So geschunden das Land war, sein Volk wollte leben und war bereit dafür zu kämpfen.
Sei mindestens genauso ideen- und erfindungsreich in deiner Suche nach innerem Frieden, wie du es auch in der Welt des Wettkampfs und der Neurosen bist.

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08.08.2007, 11:56
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Beitrag #183
 
ezekiel verfolgte stumm wie Drakonia ihm den Arm verband, nachdem K' ihm die Wunde genäht hatte.. Sie schien es nicht zum ersten Mal zu machen, wirkten ihre Handgriffe gekonnt. Die junge Königin selbst schien auch etwas wortkarg, was der Gallier nicht von ihr gewohnt war. Mit leicht fragendem Blick betrachtete er sie wie sie hantierte. Kaum war sie fertig zog sich die junge Frau zu ihrem Ross zurück, legte sich fast verträumt an dessen Hals. Irgendwie hatte er das Gefühl dass hier im Lager mehr, als nur ein Kampf gewütet hatte. Hatte jeder Raels Worte vernommen? Jeder seine Reaktion gesehen? Wieder verspürte er kurz den Drang sie in den Arm zu nehmen... Sie weckte einen Instinkt in ihm, den er nicht wirklich kannte. Leicht neigte er den Kopf zur Seite, als er sie beobachtete. Sie nickte ihm nochmal zu und ging dann wieder ins Lager. Die aufblühende Aufbruchsstimmung war kaum zu verkennen, so griff ezekiel sich eines der ruhigen Bauernpferde, strich ihm mit seiner breiten Hand über den Hals und sah dem Tier tief in die Augen.

"Wie du mir, so ich dir... bleib ruhig was auch immer geschieht und ich sorge dafür dass dir nichts passiert."

flüsterte er dem Vierbeiner ins Ohr, bevor er sein Schwert irgendwie am Sattel festschnallte und sich vorsichtig auf den breiten Rücken hievte. Sein Blick schweifte die Gruppe und erneut kam das Gefühl hoch dass etwas weiteres vorgefallen war. Eomer hatte wieder den eisernen Blick aufgeleckt den ezekiel selbst zu gut kannte. Seine Legionäre haben einst so geguckt, wenn es darauf ankam. Doch in diesem jetztigen Moment? Kam es da wirklich darauf an? Es steckte mehr in dem Hühnen. Seine Neugierde war jedenfalls zum Teil geweckt. Der Germane war dem Holzfäller sympathisch. Zudem kam ihm das vertraute gefühl wie damals als er noch Befehle gab und nicht nur welche entgegen nehmen wollte.
Plötzlich durchbrach die Stimme seiner Anführerin wieder die Stille. Ja, sie schien die gebohrene Führungsperson zu sein. Rael wurde hinter Ezekiel verdammt... die Wortwahl seiner Königin lies ihn schmunzeln, bevor er der Amazone die Hand reichte um sie mit einem Ruck hoch zu heben. Kaum oben, befolgte sie auch schon den Befehl und griff fest zu. Diese direkte Nähe war doch sehr speziel.

...

Die folgenden Tage boten immer wieder Hindernisse doch inzwischen war man vorgewarnt und es gab keine verletzten mehr. Fast jeden Abend musste ezekiel Schwert oder Beile säubern... Während sein Blick immer wieder zwischen den Gruppenmitgliedern hin und her schwirrte. Der Tänzer war verwirrend wie eh und je, Doch Eomer, Drakonia und Rael waren ruhiger geworden.
Während diesen Tagen blieb ezekiel mit dem Ross und Rael immer hinter K'. War es in Silva nur selten von Bedarf, fungierte er hier in Askarel wirklich als eine Art Leibwächter. Nie entfernte er sich soweit, als dass er nicht in einigen Augenblicken neben ihr sein konnte.

Nach einigen Tagen überquerten sie einen Fluss und Eomer lies sich als Nachhut weiter zurückfallen als gewohnt. Ezekiel gab nichts darauf, spitzte aber die Ohren. Doch wirklich vernehmen konnte er nichts. Was seinen eigenen Unterarm anging, so würde er in den nächsten zwei Tagen die Fäden ziehen können...
11.08.2007, 14:20
Sabeth
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Emmingen
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Beitrag #184
 
Wenige Worte wurden gewechselt, wissende Blicke wurden getauscht und die Nächte wurden mit Wachen bestritten. Alle waren zu jeder Zeit bereit sich gegen mögliche Angriffe zur Wehr zu setzen. drakonia schaute über die Schulter zurück, die Gruppe war komplett, auch wenn sich Eomer immer wieder zurückfallen lies. Sie hatte den Platz an der Spitze neben K'Ehleyr eingenommen und lenkte sich so von allem ein wenig ab.

Nachtmahr ritt gemütlich in einem sanften Schritt, schlug mit dem Schweif nach den lästigen Fliegen, die der Gruppe seit einem Tag den Nerv raubten. Ihr Blick fiel auf ein kleines Tal in dem sich ein Hügel aus Kadavern und verrottetem Fleisch türmte. Ratten krochen neben anderen Untieren über das Fleisch und labten sich an den Überresten der Verwesenden. Übelkeit kroch in ihr hoch und sie hielt sich die Hand vor den Mund, zog mit der anderen Hand ein Tuch aus der Satteltasche neben sich und band es sich vor das Gesicht. Tränen stiegen in ihre Augen und sie konnte ein Würgen nicht unterdrücken. Wie schrecklich murmelte sie und schaute den Hang auf der anderen Seite hinauf. Sie glaubte ein Huschen im Augenwinkel wahrgenommen zu haben, doch als sie ihren Blick in diese Richtung drehte, war nichts mehr zu sehen.

Den Kopf schüttelnd und mit der Atemnot ringend wandte sie den Kopf wieder nach vorn. Der Weg wurde steiler und für die Pferde immer schwieriger zu laufen, doch konnte man auch nicht absteigen um das Tier zu führen. Es war nicht mehr möglich nebeneinander zu reiten, also reihte sich drakonia hinter K' ein und ritt schweigend hinter der Chefin des Waldes her. Sie kamen, trotz der Schwierigkeiten gut voran und das stimmte den Mut in drakonia wieder wohlgesonnen. Sie machte sich Gedanken über die Stadt, die sie bald schon erreichen sollten und überlegte sich, was sie alles kaufen konnten, wenn diese Stadt einen Markt hatte. Proviant war das wichtigste, doch auch die Verbandstaschen mussten aufgefrischt werden. Ezekiels Verband musste aufgefrischt werden und die Fäden sollten auch bald gezogen werden.

Sie blickte zu ihm und lächelte. Sie hatte seine Blicke gesehen, als sie ihn verband, sie hatte gespürt, dass er ihr Verhalten nicht einordnen konnte. Darauf hatte sie nicht reagiert, denn drakonia hatte Angst davor, erneut geschimpft zu werden. Natürlich lies sie sich normal nicht abschrecken, doch etwas in ihr hielt sie zurück. Sie ergab sich auch recht schnell ihrem Inneren und schüttelte die Gedanken weg. Es war noch zu gefährlich, sich den Gefühlen und Gedanken hinzugeben.

Mittags fanden sie eine kleine Höhle am Wegrand, die Pferde konnten getränkt werden und es gab eine Möglichkeit ein kleines Feuer zu machen, damit der Hunger kurzfristig besiegt werden konnte. Die Mahlzeiten waren knapp und die Vorräte liessen keine grossen Festmähler zu. Der Schinken den drakonia eingepackt hatte, war um ein Vielfaches verschwunden und sie versuchte die Scheiben dünn zu schneiden, damit jeder etwas davon bekam. Corax schwang sich auf den Winden des Gebirges weit in die Lüfte hinauf und umkreiste die Gegend. Er schnappte sich ein paar der Insekten und landete auf Nachtmahrs Sattel.

Der Aufbruch ging nach jeder Rast schneller, man war ein eingespieltes Team und so arbeitete man Hand in Hand und half sich beim Zusammenpacken. drakonia nahm einen Schluck aus dem Wasserschlauch und schwang sich auf den Rücken des Hengstes. K' führte die Gruppe wieder an und drakonia nahm einen Platz in dem Tross wieder ein.

Der Tag neigte sich dem Ende entgegen und in einiger Entfernung sah drakonia Lichter aufflackern. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Da vorne sind Lichter, vielleicht schaffen wir es ja bis zum Einbruch der Nacht, dorthin zu kommen? sagte sie mehr geflüstert zu sich selbst, als zu der Gruppe, doch K' nickte und trieb die Gruppe erneut an.



Die Mauer ragte vor ihnen empor und das Tor war versperrt. Die Dunkelheit hatte das Gebirge fest im Griff, ein wenig Licht stahl sich aus einem schmalen Spalt im Stadttor heraus und eine Stille die sich aufgebaut hatte wurde durchbrochen. „Was wollt ihr zu so später Stunde?“ rief einer der Wachposten von der Mauer hinab. „Das Tor öffnen wir erst morgen zum Sonnenaufgang wieder. Fremdes Pack wollen wir nicht in der Stadt über Nacht haben.“ Seine harten Worte liessen drakonia umherblicken. Eomer würde vor Wut schnauben, doch der kam gerade erst hinter der Biegung hervor. Aber auch ezekiel würde solche Worte nicht ungestraft lassen. Gesindel waren sie sicherlich nicht, doch konnte man es den Leuten innerhalb der Stadtmauer nicht verdenken, dass sie aus Angst ihre Stadt des Nachts verschlossen. Man musste aber auch nicht abfällig über Reisende sprechen. Sie würden ein Lager vor der Stadtmauer aufschlagen. Das Plateau war gross genug, dass man dort ein Lager aufbauen konnte. Soll ich mir deinen Verband anschauen und deine Fäden ziehen? fragte drakonia ezekiel, nachdem sie von Nachtmahrs Rücken gesprungen war. Sie versuchte die Situation zu überspielen und lächelte den Engel an.
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Die Anzahl unserer Neider bestätigt unsere Fähigkeiten. (Oscar Wilde)
11.08.2007, 20:22
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Beitrag #185
 
Tirgatao half K'Ehleyr dabei, die Maultiere zu beladen, doch war sie dabei still und eher missmutig. Der barsche, unfreundliche Ton der Waldläuferin war ihr nicht entgangen.

Sturmbraut ließ sich recht passabel am Strick führen, so lange die Amazone mit ihr etwas Abstand zur Gruppe hielt. Und da Eomer sich die Aufgabe der Nachhut ausgesucht zu haben schien und K'Ehleyr die Führerin war, wich Tirgatao meist ein wenig zur Seite vom Weg ab. Hishn und Shona streiften sowieso durchs Unterholz, jagten hier ein wenig, schnupperten dort nach Fährten und hielten einen ihnen angenehmen Abstand zu den Zweibeinern. Sie waren es nicht gewohnt, so lange Zeit mit so vielen von ihnen unterwegs zu sein...

Da die Blutergüsse der Amazone trotz der Heilsalbe noch zu schaffen machten, konnte sie nicht wie sonst im ausdauernden Wolfstrab laufen, sondern musste oft zu einem flotten Schritttempo wechseln. Es behagte Tirgatao gar nicht, die Gruppe derart aufzuhalten, und so fing sie doch früher als geplant damit an, Sturmbraut an ein Gewicht auf ihrem Rücken zu gewöhnen - anfangs nur der Umhang, dann die Tasche. Die Gegend hatte sich bereits gravierend verändert, bevor die Amazone zumindest kurze Strecken auf dem Rücken der Stute zurücklegen konnte. Bis sie wirklich ganze Tage reiten könnte, würde es noch dauern. Doch Sturmbraut hatte Vertrauen gefasst, dass es nur nicht zu zerstören galt.

Dieses Vertrauen war aber mit die einzig positive Entwicklung auf der Reise: nicht nur waren sie bereits von weiteren wilden Tieren angegriffen worden, nein, auch Marodeure hatten das Lager überfallen. Zum Glück hatten die Wölfinnen bisher immer noch rechtzeitig Witterung aufgenommen. Inzwischen schlichen Tirgatao, Hishn und Shona den größten Teil der Nächte um das Lager. Wenn sie nicht Fährten suchten oder nach anderen Lagerfeuern suchten und witterten, dann versuchten sie, andere Wölfe aufzuspüren. Hin und wieder antworteten ihnen Einzelgänger. Schroff, abweisend. Manchmal auch ungläubig ob der Wolfsläuferin. Bisher hatten sie kein ganzes Rudel gefu Wolfsschwester!

Die Intensität, mit der Hishn rief, riss Tirgatao regelrecht herum. Sturmbraut schnaubte nervös und verdrehte die Augen. Geistesabwesend tätschelte die Amazone ihr den Hals, während sie die Eindrücke aus Hishns und Shonas Geist ihre eigenen Gedanken fluten ließ. Der Geruch frischer Verwesung. Menschlich. Dazwischen ein entfernter Rudelgesang. Laut genug, um ihn zu hören, ohne direkt rufen zu müssen.

Wartet, meine Grauen. Ich muss Sturmbraut wegbringen.

Gedacht, getan. Tirgatao machte sich auf den Weg, die anderen zu finden. Sie war diesmal weiter zur Seite abgewichen als sonst, weil die Wölfinnen einigen Fährten gefolgt waren. Es dauerte doch eine kleine Weile, bis die Amazone den Rest der Gruppe erreichte. Sie drückte Rael Sturmbrauts Führstrick mit einem nur für die Amazonenschwester bestimmten, gemurmelten Pass auf sie auf, während ich weg bin, ja? in die Hand und ging dann mit fast lautlosen Schritten zu K'Ehleyr. Hishn und Shona warteten außer Sichtweite in den Schatten.

Nicht weit von hier, am Ende eines steinigen Abhangs, liegen frische Leichen. Frische menschliche Leichen. Ein Wolfsrudel ist dort. Ich werde es mir mal ansehen. Ich möchte mit den Wölfen sprechen. Sie könnten hilfreich sein. Wenn sie dich nicht vorher umbringen Ich gehe besser allein. Hier in Askaarel laufen anscheinend schon lange keine Menschen mehr mit den Wölfen. Wenn ich nicht bis Sonnenaufgang zurück bin, zieht weiter...

Tirgatao wies nicht erst darauf hin, dass sie sie schon einholen würde, sollte ihr nichts zustoßen. Stattdessen machte sich die Amazone auf den Weg zu den Wölfinnen, um mit ihnen mit den nächtlichen Schatten zu verschmelzen.
13.08.2007, 22:32
Traumtaenzer
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Beitrag #186
 
Des Bauern Gefühle tanzten zwiegespalten um das Goldene Kalb, auf der einen Seite glücklich triumphierend, denn er sass auf seinem Maulesel und hatte sich erfolgreich gegen die Versuche der Waldherrin zur Wehr setzen können, ihn auf ein Pferd setzen zu wollen, auf der anderen Seite sass er als Einziger auf einem Maulesel, während seine Begleiterinnen und Begleiter nicht nur es verstanden, Pferde zu lenken, sondern auch noch hoch zu Rosse sitzend kämpfen konnten... kämpfen konnten diese auch notfalls zu Fusse, er war umgeben von Kämpferinnen und Kämpfern und fragte sich im Stillen des öfteren, warum er eigentlich sich mitten unter diesem illustren Reigen der Kampffähigen befand... mittlerweile sehnte er sich förmlich nach einem seelenverwandten Begleiter, er wäre mittlerweile sogar bereit, den Schamanen Silva Romaes als solchen zu akzeptieren, der war zwar eine Waffe an sich, aber nur mit Worten...

Immerhin sass er auf einem Reittier, das ihm erlaubte, notfalls mit seinen Füssen Bodenkontakt herszustellen, und was immer auch sein Störrisches Mistvieh hatte so störrisch werden lassen, schien in Anwesenheit der beiden anderen Maultiere sich in Luft aufgelöst zu haben. Der Bauer philosophierte ein Weilchen über die Antwort auf die Frage, ob sein Maulesel männlich war, die beiden anderen weiblich- oder ob der Sachverhalt sich umgekehrt verhalten sollte, beschloss dann aber, sich der Antwort auf diese Frage nicht näher zu widmen, sondern eher den Zustand zu geniessen, der sich ihm wie folgt anbot: Sein störrischer Maulesel erwies sich in Anwesenheit der beiden anderen Maulesel als mitnichten störrisch.

Aus des Bauern Sicht war dies mehr als positiv... aber das war auch das Einzige, was ihm als angenehm auffiel. Auf den ersten Blick wirkte das Land und die Natur inspirierend, doch über allem schien ihm ein düstererer Hintergrund zu liegen. Des öfteren tasteteten seine Finger über jene Kartoffel, in der der Ring verborgen war, den ihm die Waldherrin zur Aufbewahrung übergeben hatte... und er verfluchte sich, denn er hatte ihr wieder mal nicht zugehört- wieso hatte er eigentlich diesen Ring erhalten?

Der Bauer hatte das Gefühl, das dieses Land an seinem sonst sonnigen Gemüt nagte und immer mehr Schatten über dieses legte- und er wusste nicht, ob er die Kraft finden würde, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Er merkte nur, das er stiller wurde, immer stiller... und sich langsam mehr als vierter Maulesel wahrnahm denn als Mitreisender...

Manchmal musterte er den Schlauch mit dem PAAAngalaktischen Donnergurgler... blau wäre er, wenn er diesen leeren würde, nur das Blaue Portal, das ihn in heimatliche Gefilde zurückbringen könnte, würde sich wohl kaum manifestieren- allenfalls jede Menge miauender Kater in seinem Schädel am kommenden Morgen nach einer Nacht grausamer Erlebnisse...
16.08.2007, 22:44
Rael_Steinbrecher
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Beitrag #187
 
Raels Nackenhaare standen zu Berge und sie hatte das Gefühl, dass irgendetwas ihren Rücken hinaufkroch. Die kalte Hand des Todes schien hier sehr mächtig zu sein. Sobald sie den Hang umrundet hatte, stockte Rael der Atem. Vor ihnen bot sich das Bild des leibhaftigen Todes. Verrottende Leiber, Überreste von Lebenden an denen die kleineren der Nahrungskette ihren Hunger stillten. Rael stieß den Atem aus, bereute dies jedoch sofort, denn der beißende Geruch von Tod und Fäulnis stieg ihr beim nächsten Atemzug in die Nase. Rael vergrub ihren Kopf an Ezekiels Mantel, suchte einen Weg diesem Geruch zu entgehen.

Tief atmete sie den betörenden Duft des Engels ein und hoffte so, den Geruch des Todes nicht mehr wahrzunehmen und doch hatte sie das Gefühl, dass dieser Geruch durch jede Pore ihres Körpers drang, sich sogar auf Ezekiels Mantel absetzte. Der sonst so berauschende Geruch des Engels konnte nun nicht über den anderen hinweg täuschen und so suchte Rael nur den Atem anzuhalten. Lange dauerte es, bis der Geruch verschwunden war und natürlich hatte Rael den Atem nicht lange anhalten können. Langsam hob sie den Kopf, wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln, die ihr aufgrund des beißenden Geruchs in die Augen getrieben worden waren. Für Rael war es, auch wenn es nur Sekunden dauerte eindeutig zu lang. Sie versuchte das Würgen zu unterdrücken, spürte jedoch wie die Galle in ihr hochstieg. Wie konnte jemand so grausam sein? Was hatte der Krieg aus den Menschen in Askareel gemacht, dass sie eine solche Grausamkeit an den Tag legten oder gar eine derartige Ignoranz den Toten gegenüber.

“Himmel…!“, brachte Rael krächzend hervor. Der Mittag kam, sie rastete in einer kleinen Höhle, die sie entdeckt hatten und Rael suchte ihre Gedanken zu ordnen. Ihr Magen knurrte, doch war sie zu stolz um nach mehr Essen zu bitten. Jeder aß seine spärliche Ration und wer war sie, dass sie ihren Hunger völlig stillen durfte und die anderen weiter hungerten. Ihr Blick wanderte immer mal wieder zu Ezekiel, folgte ihm, wenn sie das Gefühl hatte, dass es ihm nicht auffiel. Ein Seufzen entfuhr ihr und sie senkte den Blick und schob mit dem Fuß einen Stein beiseite. Das Leben spielte einem schon merkwürdige Streiche. Die Anziehungskraft, die Ezekiel auf sie ausübte, war in keinster Weise verflogen. Durch die Nähe schien diese sogar noch anzuwachsen und so suchte Rael sich irgendwie abzulenken. Doch wie? Es gab nichts zu tun, außer sich die Landschaft anzuschauen und hinter Ezekiel auf dem Zossen zu reiten.

Endlich ging es wieder weiter und Rael stöhnte unterdrückt. Sie räusperte sich, riss sich jedoch zusammen. Sie wollte Ezekiel nicht das Gefühl geben, dass ihr seine Nähe unangenehm war. Nein, das war sie wahrlich nicht. Im Gegenteil sie war ihr zu angenehm und häufig genug mußte sie sich selbst innerlich auf die Finger hauen, dass sie ihre Hände dort ließ wo sie waren. Ab und an kniff sie sich in die linke Hand, so dass sich dort langsam ein kleiner blauer Fleck abzeichnete. Das Leben war eine einzige Prüfung, zumindest für Raels langsam lädierte Nerven.

Der Tag neigte sich dem Ende und Rael war kurz davor Ezekiels Mantel anzunagen, als auch sie die Lichter in der Ferne wahrnahm. “Na endlich… mein Hintern fühlt sich bereits an wie nach einem Sitzmarathon.“, murmelte sie zu sich selbst. Natürlich war das eigentlich vorgeschoben, sie brauchte Abstand zu Ezekiel, damit sie ihn nicht anfiel und sie hatte Hunger. Die Untätigkeit machte ihr ebenfalls zu schaffen. Babe trieb die Gruppe abermals an, sie wollten endlich in diese vermaledeite Stadt und Rael hoffte auf ein Bett für diese Nacht, einen Eintopf, ein warmes Bad oder … . Sie wischte den Gedanken beiseite, spürte wie die Röte in ihr Gesicht stieg und sie schlucken mußte. Ein kaltes Bad war vielleicht doch besser für ihre Nerven.

Die Begrüßung am Tor war jedoch keinesfalls gastlich. Sie schalt sich, denn im Nachhinein fragte sie sich, was sie eigentlich erwartet hatte. Sie hatten hier viele unangenehme Dinge gesehen, Krieg, Tod, Verwesung. Sie würde auch nicht jeden Hans und Franz in die Stadt lassen, wo es bereits Dunkel war und nicht genau sehen konnte, wer da vor einem stand. Rael ließ sich vom Pferd hinunter gleiten und ihr Blick wanderte die Zinnen hinauf. Immerhin war die Stadt wehrhafter, als alles, was sie bisher in Askareel gesehen hatte. Drakonia trat auf Ezekiel zu und Raels Blick folgte ihr. Sie wollte seine Fäden ziehen und Rael schluckte. Befremdlich wandte sie sich ab, ging zu den Maultieren, um das Gepäck abzuladen. Sie würden hier heute Nacht rasten müssen, bevor sie morgen in die Stadt eingelassen wurden. Aber sie wollte und konnte nicht zusehen, wie Drakonia Ezekiel verarztete. Geschäftig und mit einem Stirnrunzeln begann sie die Maultiere abzuladen. Tief atmete sie durch und suchte das Kribbeln auf ihrer Haut unter Kontrolle zu bringen. “Ach verdammter Mist auch. Dass mir immer so etwas passieren muß!“ Und dann lässt Du das Feuer in dir lodern und schon hat sich die Sache schon erledigt. – Naja, besser so, als dass er später feststellt, welchen furchtbaren Charakterzug Du an Dir hast. – Das ist kein Charakterzug, Du weißt, dass ich darüber keine Kontrolle habe. – Blabla… Ausreden. – Ach, halt die Klappe!

Rael blickte auf, als Tirgatao ihr den Führstrick von Sturmbraut in die Hand drückte. Rael nickte, als Tirgatao darum bat, dass sie auf das Pferd aufpassen sollte. Sie stand auf und ging zu Babe. Rael blickte zu dem Pferd und ging zu den anderen Pferden, wo sie Sturmbraut auch festband. Langsam hatte sich die Stute auch an die anderen Pferde gewöhnt und so war es ein Glück kein Problem mehr sie zusammen zu stellen. Tirgatao sprach derweil kurz mit Babe und verschwand auch schon wieder in der Dunkelheit. Rael seufzte und machte sich daran Feuerholz zu suchen. Es war dunkel und sie würde Schwierigkeiten haben etwas zu finden, aber ohne Feuer wollte sie die Nacht auch nicht verbringen. Geschweige denn wollte sie etwas zu tun haben, was sie ablenkte.
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Temperament ist ein vorzüglicher Diener, doch ein gefährlicher Herrscher.
17.08.2007, 15:57
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Beitrag #188
 
Der Ritt der vergangen Tagen war unangenehm und beschwerlich abgelaufen. Die gesamte Umgebung, sowohl Mutter Natur wie ihre verängstigten Bewohner schienen der Gruppe nicht wirklich wohlgesonnen. Doch anderer Seits, verlief vieles recht ruhig. Inzwischen kannte man die alltäglichen Gefahren besser und so lies man sich nicht mehr schnell überraschen. Doch das Entsetzen schien manchmal keine Grenzen in Askareel zu haben. Eine grosse Grube mit den Überresten einer ganzen Menschenmenge, der beissende süssliche Geruch der Verwesung... Ezekiel spürte wie sich Raels Gesicht in seinen Rücken vergrub, während er selbst nur angewiedert in diese Schlucht blicken konnte und die Nase rümpfte. Alte Erinnerungen an geschlagene Schlachten und das sogenannte aufräumen, oder das marschieren durch geschlagene Regionen um ein gegnerisches Heer einzuholen... Nichts was ihm sonderlich lieb war auf alle Fälle.

Der kleine Zwischenstopp in einer Höhle, verlief äusserst ruhig... zu ruhig. Seit dem aufeinandertreffen mit diesen kahlen Biestern schienen alle das Sprechen halbwegs verlernt zu haben. Nicht dass es ihm schwerfiel nicht zu reden, doch diese Ruhe kam seiner Meinung nach nicht nur vom Kampf. Hinzu kam, dass das Reden bei gedrücktem Gemüt bei einigen in einer Gruppe Wunder wirken konnte. Sie durften sich nicht unterkriegen lassen! Doch er war der Falsche um Smalltalks anzufangen... doch irgendwie empfand er es als wichtig dass die Gruppe sich innerlich stärkte. Wüssten die Götter wieso gerade ihm diese Gedanken kamen und nicht K oder den beiden Damen die an sich des Redens besonders gut mächtig waren im Alltag. Immer wieder erhaschte er von hier und da kleine verstohlene Blicke und er fing an innerlich zu grübeln wieso diese Gemeinschaft so ängstlich und zurück gezogen schien. Natürlich waren die Grauen die sich hier in dieser Welt sahen erschütternd, dennoch waren die meisten erprobte Krieger. Doch noch blieb der Gallier stumm und es ging bald weiter.

Rael sass noch immer hinter ihm, ohne je ein Wort an ihn zu richten. Doch festhalten tat sie sich manchmal als hätte sie Angst von diesem extrem ruhigem Pferd zu fallen. Aber der Druck lies meist nach und sie befingerte ihre eigene Hände... einmal sah er kurz runter und sah wie sie sich selbst zwickte. Er hob unweigerlich eine seiner Augenbrauen, doch unterlies es, aus einer inneren Empfindung, sie zu fragen wieso sie dies tat.
Es dauerte wieder einige Stunden, bevor die kleine Bruderschaft Askareels sich seinem Ziel unmittelbar näherte. Eine gewisse Vorfreude konnte man den meisten der Gruppe ansehen und auch der Holzfäller war nicht abgeneigt eine Nacht auf gemütlichere Art zu nächtigen. Doch wie sollte es auch anders sein, lies man sie scheinbar nicht rein zu so später Stunde. Zähneknirschend notierte ezekiel dies und hätte am liebsten der Torwache erklärt dass er es bereuen könnte... doch andererseits war es den Umständen entsprechend eine normale Reaktion das Tor nicht zu öffnen. Dennoch sah er nicht direkt Wachen auf den Zinnen mit gezückten Bogen. Das Ganze hatte schon einen schlampigen Eindruck und er war zu verkrampft durch das viele Gesitze, als dass er sich noch wegen diesen Bauern aufregen wollte. Die Amazone hüpfte währenddessen vom Pferd und murmelte etwas von einem Sitzmarathon mit einem beiläufigem Blick, bevor sie sich zurückzog. Kaum danach kam Drakonia auf ihn zu und schien sich selbst Mut zu machen um ihn mit grossen Augen zu fragen ob sie die Fäden ziehen soll. Ezekiel nickte und sah aus dem Augenwinkel wie Tao Rael ihr Pferd in die Hand drückte. Ein Verhalten das ihn schon nur schlechtes ahnen lassen konnte. Sie war vernarrt in dieses Pferd. So wandte er sich wieder der jungen Königin zu, die scheinbar wieder ihre Worte gefunden hatte, doch sein Blick ging regelmässig zu Tao die bald verschwunden war.

"Lass mich nur schnell das Pferd anbinden..."

Gesagt getan, ging er zu den anderen Pferden um seines anzustricken und ihm lobend, wie jeden Abend auf den Hals zu klopfen und ihm einige nette Worte zu sagen. Er merkte dass Sturmbraut schon angestrickt war und Rael sich aufmachte um Holz zu suchen, doch es glich einem kleinen Rückzug, einer Flucht. Vieleicht würde sie sich ja wieder fangen...

Er schritt ruhig zu Drakonia die schon auf nem umgefallenen Stamm hockte und beobachtete dabei kurz die Gruppe. Asil, Traumtänzer, Eomer, K... bisher war jeder ruhig und schien gelassen.

"Hier bin ich und laufe auch nicht weg."

Schmunzelnd setzte er sich neben die Vergessene und verfolgte wie sie fein säuberlich arbeitete. Doch noch bevor sie fertig war, sprach er es dann doch an...

"Was ist los? Was bedrückt dich derart?"

Er wusste gleich dass sie ihm einen dieser Blicke schenken würde und sich herausreden würde...

"Und ich meine nicht heute, sondern seit dem Tag an dem ich diese Wunde trage."

Er sah deutend auf seinen Unterarm.

"Ist es wegen Eomer? Ihr sprecht seit dem Tag kaum mehr miteinander... Er ist noch jung, versucht die Gruppe zu schützen und ist sich unsicher was jegliche Gefühle in einer solchen Situation wie der unseren betrifft. Geh einfach auf ihn zu... oder ist es was anderes?"

Er sprach ruhig und gelassen, dabei leise genug als dass es niemand wirklich hätte hören können wenn er sich nicht gleich neben die zwei gesetzt hätte. Sein Blick wanderte kurz zur Seite um zu sehen wo Rael dran war... Sie würde er auch noch ansprechen... Hinzukam dass es ihm nicht gefiel wie sich die Gruppe trennte. Wenn die Wachen das Tor nicht öffneten, konnte dies auch bedeuten dass Nachts hier im dunkeln Gefahren lauern konnten...
19.08.2007, 19:44
Sabeth
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Beitrag #189
 
drakonia befestigte Nachtmahr, klopfte ihm zart die Schulter, küsste den Hals und füllte eine Schale mit Wasser und Nachtmahr trank. Corax landete krächzend auf Nachtmahrs Sattel, er schien sich an dem Fleisch der Toten gelabt zu haben und vergrub müde seinen Kopf unter dem Flügel. drakonia lächelte, das erste Mal seit dem Überfall. Es waren viele Gedanken in ihrem Kopf gerast und sie wusste nicht genau wie sie sich verhalten sollte. Babe hatte sie normal behandelt, als sie losgeritten sind. Der Streit am Lagerfeuer schien vergessen und doch nagte er an drakonias Seele.

Sie wollte sich konzentrieren, doch schlichen sich die Gedanken der letzten Zeit immer wieder in ihren Kopf, verwurzelten sich dort und liessen die junge Frau grübeln. Sie hockte sich auf einen Baumstamm und stocherte mit einem Stock auf dem steinigen Boden, als die Dunkelheit sie umwob. Sie hob den Blick und ezekiel stand, schmunzelnd vor ihr. "Hier bin ich und laufe auch nicht weg." und drakonias Herz tat einen Sprung. Sie nickte, lächelte und legte sich seinen Arm, auf den Schoss. Sie hatte eine kleine Zange aus der Tasche geholt um die Fäden zu öffnen und zog sie vorsichtig aus der Naht. Es hatte sich dank der Salbe nicht entzündet und drakonia strich mit vorsichtigen Fingern die Salbe erneut auf die Stellen an denen sie die Fäden aus der Haut gezogen hatte. Es waren noch einige Knoten zu lösen.

Ich hoffe, es tut nicht weh sagte sie und schaute ezekiel an. er erwiederte den Blick und wollte von ihr wissen, was mit ihr los sei. Erschrocken zuckte sie zusammen. Sie überlegte kurz was er meinte, doch sie musste nicht lange auf des Rätsels Lösung warten. Er hatte bemerkt, dass sie mit Eomer geflirtet hatte, hatte die Blicke gesehen, die sich die beiden zuwarfen und auch bemerkt, dass sie nicht mehr miteinander sprachen, doch was war wirklich passiert? drakonia schluckte, wollte sich auf die Naht konzentrieren, seinem Blick ausweichen, doch er hielt sie gefangen. Sie konnte nicht wegschauen. Gefesselt von seinen Augen blickte sie sein Gesicht an, folgte mit den Augen seinen Konturen und hielt seinen Arm auf ihrem Schoss.

ezekiel, ich weiss nicht was los ist, ich habe mich auf etwas eingelassen, das hier in diesem Land gefährlich ist. Ich war abgelenkt, meine Träume verfolgen mich - Gestalten aus meinen Träumen scheinen real und ich habe Angst, nachts zu schlafen. Ich würde gerne wissen, warum mich der Schatten aus meiner Vergangenheit so aufwühlt. Warum sich die Bilder in meinen Kopf schieben. Ich habe versucht sie zu verdrängen, habe versucht einfach nicht hinzuschauen. Ich habe versucht mich abzulenken, doch meine Ablenkung bringt Gefahr für die Gruppe. K' hat mit mir geschimpft, weil sie glaubt, ich hätte dich zusammen mit Rael dazu gebracht weggehen zu wollen. Aber das habe ich nicht. sie flüsterte, die Worte kamen stockend und sie rang mit den Tränen. Sie wollte nicht weinen und doch füllten sich ihre Augen mit der glitzernden Flüssigkeit. Sie wischte sich eine Träne mit dem Handrücken weg.

Sie schluckte erneut, blickte ezekiel an. Es liegt nicht an Eomer, ich mag ihn gern. Doch Liebschaften sind in diesem Land - in diesem Krieg - einfach egoistisch. Man bringt mit Unachtsamkeit der Gruppe gegenüber alle in Gefahr und ich will nicht das Leben von einem Gefährten auf dem Gewissen haben. Etwas verloren schaute sie ezekiel an, lächelte und strich ihm sanft über den Arm. Die Fragen hatten sie wieder aufgewühlt und sie musste sich eingestehen, dass sie ezekiel tief in ihrem Herzen trug. Er berührte sie, ohne die Hand über ihren Körper zu streichen. Sie mochte seine Blicke, sogar die mürrischen und die junge Frau war unendlich dankbar, dass sie ihn Freund nennen durfte. Sie wusste, dass er ihr helfen würde, egal was passierte. Doch sie wollte auch nicht Rael und ihm im Weg stehen. Sie hatte bemerkt, dass sich die beiden gut verstanden und Rael ihn sehr mochte.

Ich mache das schnell zu Ende und dann sag du mir, was zwischen dir und Rael passiert ist. Du bist so gut zu mir, hörst mir zu, hilfst mir bei meinen Sorgen und du bist selbst in einem Konflikt. Wenn du reden magst, ich höre dir zu. Du weisst, was mit mir los ist, welche Sorgen mich quälen, was mein Herz bewegt und ich möchte, dass du weisst, dass ich auch für dich da bin.

Vorsichtig kniff sie die Knoten der Nähte weiter auf, zog die Fäden und strich die Salbe weiter auf den Arm. Sie lächelte ezekiel an, als sie fertig war und küsste ihm die Wange. Ihr Blick lag auf ihm und sie nickte ihm zu Danke! Für alles. Sie lies seinen Arm auf ihrem Schoss liegen und wartete ob er ihn sofort wegzog.
Sei mindestens genauso ideen- und erfindungsreich in deiner Suche nach innerem Frieden, wie du es auch in der Welt des Wettkampfs und der Neurosen bist.

[Bild: 1537jac.jpg]


Die Anzahl unserer Neider bestätigt unsere Fähigkeiten. (Oscar Wilde)
19.08.2007, 20:35
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Beitrag #190
 
ezekiel, der harte körperliche Arbeit verrichtete im Alltag und sie auch suchte, der auch das Kämpfen gewohnt war, kannte das unwohle Gefühl der Müdigkeit nicht wirklich gut... doch es drang immer mehr durch ihn, liess in leicht Schlapp werden. Diese Einöde, diese stumme Gruppe, dieses nur auf dem Pferd hocken... er spürrte jeden erlebten Zyklus in sich, fühlte sich alt. Wenn er es genauer betrachtete, war er alt. Älter als er aussah auf alle Fälle.
Sein Blick lag musternd auf Drakonia die ihm die Fäden zog und überhörte die hoffenden Worte. Ihm schmerzte vieles, doch die Fäden bemerkte er kaum, ausser ein kleines Ziehen und Kitzeln. Er hatte seine Fragen auch aus einer gewissen Müdigkeit heraus gestellt. Lange Umwege waren nicht seine Art, er wollte der Sache auf den Grund gehen und hatte sich nur deshalb überwunden dieses Thema anzusprechen. Es war nicht der Moment sich melancholisch in den Schatten an einen Baum zu lehnen oder sein eigenes Ding zu machen. Die Gruppe erschien ihm schwächer denn je.
Nach einem Zögern, während dem sie doch seinen Arm noch auf ihrem Schoss liegen lies, ging sie dann schlussendlich auf seine Fragen ein. Es dauerte nicht lange und die ersten Tränen kullerten über die naiven Wangen des Mädchens. Wie schwer es sich doch jeder machen konnte. Sein Blick blieb recht trocken doch hatten etwas verstehendes, etwas väterliches. Neutralität die die Worte nicht verdrehen sollten. Dennoch bemerkte er wie sie ihm halb abwesend über den Arm fuhr. Er versuchte jedes Wort zu erhaschen um auch darauf eingehen zu können. Sie wirkte immer jünger wenn sie ihre Sorgen aussprach.

"Dein Traum wird dich so lange verfolgen bis du erkennst, dass es dein Traum ist, deine Welt, du dich nicht fürchten musst vor dir selbst. Jeder hat eine dunkele Seite, doch sie ist ein Teil. Ein Teil beherrscht nicht, sondern bildet ein Ganzes. Wer nicht jede seiner Facetten kennt und annimmt, sie in seiner Selbst einbindet, wird immer flüchten.
Der Schatten hat keine Macht über dich, nicht wirklich.

Was Liebe angeht, so ist sie zu jeder Zeit positiv anzuerkennen, auch wenn es einem schwer fällt ab und an. Wieso sollte es die Gruppe gefährden? Nicht die Gefühle an sich gefährden uns, sondern was wir aus ihnen machen. Ja, wenn man aufzupassen hat, sollte man nicht turteln... Doch seit wann hindert Liebe einen daran richtig zu handeln? Ernst zu sein?
K' hatte sicherlich ihre Gründe, hatte ihre Eindrucke, doch du bist nicht der Grund weshalb ich an dem Tag gegangen bin."


er nahm ihre Hand in die seine und sah ihr eindringlich in die Augen.

"Verstehst du das? Es war nicht deine Schuld!
Es war... nur ein Missverständnis in einem schwachen Moment.

Dein Handeln sollte nie nur aus dem Kopf oder nur aus dem Herzen kommen. Gehe den Weg deines Herzen konzentriert."


er lies von ihr und lehnte sich leicht zurück, stützte sich mit beiden Armen nach hinten ab und sah kurz in Richtung Rael.

"Wir sind alle verschieden und jeder hat seine Art um mit sich umzugehen... Ich danke dir für dein Angebot und vieleicht werde ich darauf zurück kommen. Doch momentan trift das Wort Quälen nicht zu. Ich mach mir eher Sorgen um euch, da ihr es euch so schwer macht. Es liegt eine speziele Spannung in der Luft..."

Sein Blick wandte sich wieder ganz dem ihren zu.

"Ihr, du auch, seid viel stärker als ihr es euch weiss machen wollt."

Er schmunzelte sie an, was seinem meist hartem Gesicht eine bizarre milde gab, bevor er aufstand und zu Rael marschierte. Was wollte er genau bei ihr? Er wusste es selbst nicht, doch er folgte seinem Drang, lies sich darauf ein und stand bald ein wenig Abseits der Gruppe bei ihr und räusperte sich um auf sich aufmerksam zu machen, doch sie hatte ihn sicherlich schon lange bemerkt.

"Rael..."

Seine Stimme schien rau und trocken, doch heute schien alles weicher an ihm zu sein...
Er hatte ihre flüchtigen, fast ängstlichen Blicke bemerkt und verstand ihren Grund nicht wirklich.

"Rael, sieh mich an..."

... ohne gleich wieder wegzusehen, dachte er den Satz fertig. Tief sah er ihr in die Augen, diese grossen traurigen Augen. Wie hatte er dies fertig gebracht in seiner Unachtsamkeit? Er war blind was zwischenmenschliches anbelangte. Er hatte bestimmt nur einen kleinen Prozentsatz dieser Blicke bemerkt nach denen sie sich immer derart abrupt abwandte.

"Was ist los?"

Jeder Satz schien eine Pause zu beinhalten.

"Mir wäre es schon fast lieber dich fluchen zu hören wie diese Stille, diese bizarren versteckten Blicke, diese Reaktionen..."

Ein leicht sorgenvoller Blick fiel auf ihre Hand, die halb Blau war... bevor er sich ihrem Blick wieder zuwandte...
20.08.2007, 20:24
Rael_Steinbrecher
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Beitrag #191
 
Rael atmete tief durch, hob immer mal wieder dürres Geäst vom Boden auf und bemühte sich das Feuerholz vor dem Bauch zu stapeln. Sie hing ihren Gedanken nach, obwohl immer wieder ungewollt ihre Augen zu Ezekiel und Drakonia wanderten. Seufzend lud sie die erste Fuhre im Lager ab und machte sich auf weitere zu sammeln. Die Nacht war lang und sie würden mehr Feuerholz brauchen. Sie atmete abermals tief durch und ihr Blick wanderte suchend auf dem Boden umher. Sie entfernte sich nicht weit von der Gruppe, suchte nach abgebrochenen Ästen, Zweigen, die man verwenden konnte. Als sie abermals aufblickte und ihr Blick zur Gruppe wanderte, war Ezekiel auf dem Weg zu ihr und ihr Blick bekam etwas Gehetztes. Wohin? Doch wollte sie überhaupt fliehen? Nein, eigentlich wollte sie in genau die entgegen gesetzte Richtung und das war ihr Problem. Sie bemühte sich weiterhin fleißig trockenes Holz einzusammeln, als er sie direkt ansprach. Seine Stimme ließ einen Schauer über Raels Rücken gleiten und sie schluckte trocken.

Sie blickte kurz auf, blickte in sein Gesicht, um sich wieder dem Holz zuzuwenden und ihren Blick über das Lager schweifen zu lassen. Ihre Knie waren weich und sie verspürte eine Angst in sich, die sich schon lange nicht mehr kannte. Sie schluckte abermals, als er sie bat ihn anzuschauen. Langsam hob sie den Blick und ihre Augen wanderten über sein Gesicht. Tasteten es ab, streichelten es mit dem Blick. Tief atmete sie ein und aus und räusperte sich. Die Frage, die er ihr stellte, erschütterte sie bis ins Innerste. Was ist los? Was war los? Sie war verdammt, verloren und kurz davon sich zu vergessen. Sie ließ den Kopf in den Nacken gleiten und richtete für einen Moment den Blick Richtung Sterne, als sie ihn wieder zu Ezekiel hinab gleiten ließ und seine Augen festhielt.

Sie lächelte etwas gezwungen, als er ihr sagte, dass er sie lieber fluchen hörten, als diese Stille, ihre Blicke und ihre Reaktion. Sie senkte den Blick. Hatte er es also doch bemerkt. Sie hatte sich so viel Mühe gegeben, zu verbergen, wie es um sie stand und doch war er aufmerksam genug gewesen, dies zu bemerken. Rael blickte auf ihre Schuhe hinab und ihre Augen suchten nach etwas, was sie fixieren konnte. Doch nicht einmal ein Käfer tat ihr in diesem Moment den Gefallen aufzutauchen. Sie räusperte sich, suchte ihrer Stimme Kraft und Elan zu geben, den sie gerade nicht verspürte. Sie hatte Angst, sie hatte …Ja was hatte sie? Sie hatte nichts mehr zu verlieren, denn ihre Reaktion, ihre Wut, ihr Feuer hatte bereits Ezekiel wortwörtlich in die Flucht geschlagen.

“Ich bin dumm, weißt Du? Ich sitze auf diesem Zossen hinter Dir und das seit Tagen. Ich atme Deinen ureigenen Duft ein, der mich benebelt, betört und mir Versprechungen ins Ohr flüstert. Ich spüre Deinen Körper, Deine Wärme und wünschte mir, dass Du mich in dem Arm nehmen würdest, dass ich Deinen Körper spüren dürfte. Mein Herz klopft dann mit Deinem im gleichen Takt und ich spüre, wie tief in mir ein Feuer brennt. Ein Feuer, dass sich nach Dir verzerrt. Ich wünschte mir, dass Du… !“, sprach sie heiser mit leiser Stimme. Sie blickte auf, blickte ihm einmal ins Gesicht, um den Blick wieder abzuwenden. Sie schüttelte den Kopf, stieß den Atem aus. “Ich bin dumm. Wirklich dumm…Dumm, weil ich mir Dinge zu wünschen, die … die…“ Abermals schüttelte sie den Kopf und eine tiefe Röte legte sich auf ihre Wangen.

Da belastete sie Ezekiel doch wirklich mit ihren Empfindungen. “Tut mir leid, ich wollte Dich nicht damit belasten oder belästigen. Ich bin echt ein Trottel, dass ich Dir das erzähle. Wir sind hier, um einen Krieg zu führen und Du hast zu allem Übel auch noch so eine dumme Frau am Hals. Tut mir leid… ich… ich gehe besser weiter nach Holz suchen. Mach Dir keine Gedanken, ich schaffe das schon!“ Ihre Stimme wurde immer leiser, aber bestimmter, bis sie brach. Sie wandte sich ab. Sie würde es schaffen. So schaffen, wie sie bisher jeden Angriff auf ihr Herz überlebt hatte. Es würde sie verändern, doch so war es nun einmal.
[Bild: 6_rael1132.jpg]
Temperament ist ein vorzüglicher Diener, doch ein gefährlicher Herrscher.
20.08.2007, 21:21
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Beitrag #192
 
Die Amazone lächelte, doch derart gezwungen dass sich ihr Gesicht eher verzog, als etwas ausstrahlte. Hatte diese Frau wirklich nur schlimmes im Leben erlebt als dass er sie nie wirklich entspannt freudig erlebte? Er kannte sie aber auch nicht wirklich außerhalb Askareels, doch der Gallier hatte nicht das Gefühl dass Askareel das Fundament ihrer Sorgen bildete.
Sie hörte nicht auf ihn und sah in nicht direkt an, etwas was dem Holzfäller äußerst missfiel. Nicht weil er es gefragt hatte, nein er mochte es einfach nicht wenn jemand den Blick versuchte vom Geschehen von der Diskussion abzuwenden. Meist wandte er sich dann nur verärgert ab, verärgert dass er auch nur einen Schritt auf jemanden zu machte der ihn nicht mal ansehen wollte. Raels Lächeln war zwar gezwungen, doch dazu gab es einem den Eindruck als würde sie einen bedauerlich ansehen, wie eine Mutter ihr kleines dummes Kind. Ezekiel rief sich selbst zur Ruhe und sagte sich dass sie sicherlich etwas zu sagen hatte.
Was folgte lies langsam aber sicher das Blut in seinen Kopf schießen, lies ihn die Kiefer aufeinander pressen, doch noch hörte er zu. Als sie fertig war, wusste er nicht ob er sie bedauern oder wütend über sie sein sollte. Er hätte sie in den Arm genommen, doch dieses sture Ding drehte sich ab als wäre er Luft und sein nächster Gedanke war ihr eine zu...
Flink griff seine Hand nach ihrem Arm und lies nicht mehr so schnell von ihr, lies die zwei drei Stückchen Holz zu Boden fallen. Seine Stimme gewann an Kraft, während er sie so von der Seite ansah und sie ihn nicht mal anblickte.

“Ich mach mir aber Gedanken!
Ist Sturheit und Selbstbezogenheit eine der Aufnahmebedingungen bei den Amazonen???“


Er dreht sie so dass sie direkt auf ihn sehen konnte und lies dann von ihr ab.

“Glaubst du wirklich dass du die Einzige hier mit Sorgen bist? Austeilen wie ein wildgewordener Stier, sich aber verstecken wie ein Eichhörnchen?
Glaube ja nicht dass ich es dir so einfach machen werde!

Du sprichst von liebe, als müsse sie dir einfach zufallen, doch ausser dich gegen sie zu wehren tust du nichts. Und dieses Selbstbemitleiden wird dir sicherlich nichts bringen. Weder jetzt noch im restlichen Leben.
Ich lebe nicht? Ich frage mich wen du zu dem Zeitpunkt angesprochen hast? Dich selbst?
Ja, ich lebe vielleicht nur halb, aber wenigstens versuche ich es.

Hast du deine Tochter so erzogen? Mit gesenktem Blick durch Leben zu laufen? Dass ein Mann nur dann eine Frau in den Arm nimmt wenn er sie liebt?

Ich frage mich wirklich wieso ich mir die Mühe gebe, wenn eh alles schon entschieden ist, jedenfalls sagst du mir das! Wieso sollte ich Interesse an dir haben, ich frage es mich selbst und doch weis ich wenigstens dass welches vorhanden ist. Wieso rede ich mir überhaupt den Mund trocken, gebe meine Waffen her, lasse mich Niederreden?

Wenn du jemanden lieben willst der dir schöne Augen macht, dir Blumen schenkt und am ersten Tag Gedichte vorträgt, dann such dir einen solchen aus. Ich hatte weder dieses Leben, noch habe ich dieses Gemüt!“


Ezekiel sagte viel mehr als ihm selbst lieb war, doch die Wut schien eine richtige Quelle. Wieso ging er eigentlich dauernd auf jene zu die sich selbst zerstörten? Die die ihm sein ganzes Leben lang immer wieder Schläge erteilt haben? Diese Amazone hatte eine Wut auf sich, die sie irgendwann selbst zerstören würde... soll sie ihn doch anschreien, ihn schlagen. Wenigstens kam es dann raus...
21.08.2007, 15:54
Rael_Steinbrecher
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Beitrag #193
 
Rael wandte sich ab, und versuchte ihre innere Stabilität zurück zu gewinnen, versuchte dem Angriff ihres Herzens zu widerstehen und sich zu schützen. Doch er ließ sie nicht weit kommen, er hielt sie am Arm fest und Rael schluckte. Sie hatte Angst vor der folgenden Reaktion, die sie jedoch mehr überraschte als alles andere. Als er fragte, ob Sturheit und Selbstbezogenheit eine Aufnahmebedingung bei den Amazonen war, kroch das Feuer ihr Rückrad hinauf zu ihrem Herzen. Es tobte dort ein Kampf des Schmerzes. Diese Worte waren tödlicher als manch ein Stich in genau diese Gegend. Raels Augen weiteten sich, die Pupillen verengten sich und ihr Atem beschleunigte sich. Sie wollte etwas sagen, wollte ihm etwas Verletzendes entgegen schleudern. Doch schwieg sie dieses eine Mal in ihrem Leben. Reden ist Silber, schweigen ist Gold. Sie sollte ihn jedoch aussprechen lassen, er sollte sagen, was er zu sagen hatte. Ebenso wie er sie hatte ausreden lassen. Viel zu lang.

Er drehte sie zu sich, so dass sie ihn anschauen musste. In ihren Augen funkelte es, sie blickte diesen Mann an, der ebenso gut mit Worten umzugehen wußte, wie sie selbst. Bei seinen folgenden Worten schüttelte sie den Kopf, denn er hatte nicht Recht. Sie war kein Eichhörnchen, sie versteckte sich nicht. Doch der Keim war gesät und in ihrem Hirn arbeitete es. Hatte sie sich versteckt? Hatte sie sich vor ihren Gefühlen versteckt? Vor ihm? Die Wut ob seiner Worte verrauchte so schnell wie sie gekommen war und wich der Scham. Sie hatte sich versteckt, war regelrecht geflüchtet. Sie schluckte und blickte ihn weiterhin an. In seinen Augen brannte nun das Feuer der Wut und Rael war erstaunt, wie viel Glut in diesem Mann schwärte, die er nun auf sie lenkte. So kannte sie ihn nicht und sie wäre in einer stillen Sekunde begeistert gewesen, dass er nicht alles hinnahm und auch Kontra gab.

Und wieder haute er ihr Dinge um die Ohren, die sie nachdenken ließ. Sie wehrte sich gegen die Liebe? Ja, sie wehrte sich und zwar mit jeder Faser ihres Körpers. Sie wußte worauf so etwas hinauslief und sie hatte Angst davor. Sich zu verlieben, sich zu verlieren hieß meist Verlust. Sie hatte zwei Männer abgöttisch geliebt, war zu einem Teil eines Ganzen geworden und beide Männer hatte sie verloren. Beide waren in ihren Armen gestorben, von beiden hatte sie die kalte Hand gehalten und nie wieder loslassen wollen, als das Leben bereits lange den Körper verlassen hatte. Sie wehrte sich? Ja, denn sie hatte Angst, panische Angst abermals so etwas zu erleben. Doch hatte sie die schönen Seiten der Liebe vergessen. Das Kribbeln der Haut bei einer Berührung, das Lächeln welches das Herz schneller schlagen ließ, ein gehauchtes Wort welches wohlige Wärme im Körper ausbreiten ließ. Doch vor allem das Gefühl vollständig zu sein und zu leben. Lieben hieß zu leben und sie hatte ebenfalls lange Zeit nicht wirklich gelebt. Sie hatte versucht zu überleben, es jedoch mehr schlecht als recht geschafft. Ja, vielleicht hatte sie ihre Worte auch an sich selbst gerichtet.

Seine folgenden Worte ließen sie erröten und der Zorn kroch zurück in ihren Leib. Sie hatte ihre Tochter nicht zu einer Duckmäuserin erzogen. Mireya würde immer hoch erhobenen Hauptes durchs Leben gehen. Doch wieso hatte sie selbst sich nicht mehr an ihre Lektionen gehalten? Wieso hatte sie sich derart einkriegen lassen? Weil die Leere, die in ihr seit einigen Jahren herrschte nicht zu ertragen war und es war, als würde sie eine Bürde, eine Last tragen, die sie nicht zu tragen vermochte. Das Gesicht von ihm und von Malek verfolgte sie in die Träume und die Stille, die Ruhe, die Leere die sie empfand, fraß sie von ihnen heraus auf. Natürlich gab es Freundschaften zwischen Mann und Frau, Freunde die wiederum ihre Freunde umarmten, wenn ihnen danach war. Und doch hatte Rael so etwas eher selten erlebt. Sie war meist diejenige gewesen, die auf die Menschen zugegangen war, die umarmt hatte. Doch selten hatte jemand sie um ihretwillen umarmt. Sie drückte den Rücken durch und blickte Ezekiel offen an, scheute die Konfrontation nicht, auf die er aus war.

Eine zaghafte Röte kroch in ihre Wangen, als er sein Verhalten erklärte. Ihr sagte, warum er ihr die Waffe gab, warum er das Gespräch nun mit ihr suchte und ihren Ausbruch gar als gegeben ansah. Rael schluckte und ihre Augen begannen zu glänzen. Von Wut war keine spur mehr zu spüren, nur noch pure Freude. Er empfand ähnlich! Sie spürte eine zarte Wärme sich in ihrem Körper ausbreiten und fast hätte sie dankbar gelächelt. Er wollte sie wachrütteln, wollte sie auf gewisse Dinge aufmerksam machen. Sie war nun jedoch wach, hellwach und sie war endlich wieder bereit das Leben zu lieben und zu leben. Den Kopf zwischen den Schultern und nicht auf der Brust. Es gab so viel wofür es sich lohnte zu leben und zu kämpfen und die Liebe zählte nun einmal dazu. Es half nichts diese auszuklammern, ihre Existenz zu leugnen und sich davor zu versperren. Ja, sie hatte sich verliebt und hatte sich das eingestanden, doch hatte sie nicht wie früher einmal den Weg nach vorne versucht. Sie hatte versucht, zu fliehen.

Die Wut in seinen Worten, in seinen Gesten und seiner Mimik ließ Rael fast lächeln. Er hatte in so vielem verdammt recht und dies war keine schöne Erkenntnis und doch war er jemand, der ebenso ein Feuer in sich trug, wie sie. Vielleicht nicht so verzehrend oder gar verletzend und doch spürte sie die Leidenschaft in seinen Worten. Er gefiel ihr, wie er so wütend vor ihr stand und sie nickte. “Du hast in vielem was Du gesagt hast Recht. Ich habe zwei Männer geliebt und bin fast daran zugrunde gegangen, als sie mir genommen wurden. Beide habe ich auf dem Feuer der Götter in den Kreislauf der Natur zurückgegeben und bei beiden war ich kurz davor selbst in dieses Feuer zu gehen. Ich habe Angst, Ezekiel.“, sprach sie mit leiser, jedoch bestimmter Stimme. Es war immer etwas anderes, die Ängste auch auszusprechen. Häufig verloren sie dann sogleich an Kraft, doch diese Angst war tief in Rael verwurzelt und doch zog der Mann vor ihr sie magisch an. Sie trat einen Schritt nach vorne und umfasste sein Gesicht mit beiden Händen, zog es dichter. Ihr Blick suchte seinen, suchte nach Bestätigung, suchte nach etwas, dass hieß, dass er ihr verzieh, dass er sie verstand.
[Bild: 6_rael1132.jpg]
Temperament ist ein vorzüglicher Diener, doch ein gefährlicher Herrscher.
21.08.2007, 18:06
Sabeth
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Beitrag #194
 
drakonia lauschte ezekiels Worten, so viel Wahrheit lag in ihnen. Seit einer Ewigkeit, so schien es ihr, verfolgte sie der Schatten, der Traum, der Tod ihrer Schwester und immer wieder umklammerte er sie, wie die kalte Hand des Todes, seine Beute. Er verstand, was sie fühlte, doch fühlte er nicht die Angst, er fühlte nicht die Panik, die in ihr jedes Mal hinaufkroch. Ihr Herz in den Klammergriff nahm und zudrückte. Seine Worte beruhigten sie. Sicherlich, jeder hatte seine dunkle Seite, jeder versuchte sich ihr zu stellen, doch drakonias Kraft hatte mit den Jahren der Schuld nachgelassen. Sie schaute sich um, hilfesuchend. Doch jeder war mit seinem Tagewerk beschäftigt. Jeder ging seinen Aufgaben nach und so musste sie sich seinen Worten stellen.

Liebe war etwas positives, in allen Lebenslagen, doch drakonia hatte die Liebe in diesem Ausmass noch nie kennengelernt. Nervös spielte sie mit dem Stöckchen, den sie zuvor zum Stochern nutzte. Es war wie ein ewiger Kreis, der sich drehte. Immer wieder kam man an den Punkt, an dem man eingestiegen war. Sie war neugierig, was das Leben für sie bereit hielt und doch machte es ihr Angst, was passieren würde. In ihrem Herzen begehrte sie etwas – einen Moment der Stille, einen Moment ganz für sie allein. Wo sie einfach nach den Sternen greifen konnte, die Ewigkeit des Moments nutzen, das nicht an den Morgen denken müssen, für sie greifbar war. Durch die Nacht tanzen, den Regen auf der Haut spüren, sich einfach fallen lassen können. Doch immer wenn sie meinte, es gefunden zu haben, verlor sie diesen Moment, den sie zum Greifen nah gespürt hatte, an den kommenden Tag. Sie verlor ihre innere Ruhe, ihre innere Stimme, alles was sie ausmachte, wenn der Tag nahte, wenn die Sonne den Boden küsste.

Ein Windhauch strich ihr über die Wange. Sie hatte schon lange nicht mehr ihr Herz befragt – seit sie die Nacht in der Holzhütte verbracht hatte. Schweigend dachte sie über seine Worte nach, die Tränen trockneten salzig auf ihrer Haut, der Wind küsste die Feuchtigkeit fort und ezekiel nahm ihre Hand. Er blickte sie tief und eindringlich an, sie wollte wegschauen, ihm den Blick in ihr chaotisches Inneres verwehren und doch liess sie ihn wieder in sich blicken. War es wirklich nicht ihre Schuld? Sie hatte die Schwäche in ihren Körper gelassen, den Zusammenbruch gestattet und ezekiel hatte ihr geholfen, wie ein Freund es nun mal tat. Aber in ihrem Herzen stach dieses Gefühl. Ein bittersüsser Beigeschmack hatten seine Worte, denn sie hatte die Kälte gespürt, die in der Situation zwischen Rael und ezekiel herrschte. War es Eifersucht? Sie kannte solche Gefühle nicht, sie kannte Schmerzen, sie kannte Gefühlskälte, Ablehnung, Wut – aber Eifersucht? Nie wollte sie Auslöser für einen Streit sein, doch sie konnte auch nicht gegen die Gefühle, die sie für ezekiel in ihrem Herzen trug, ankämpfen. Die Freundschaft die sie für ihn empfand war grösser und gewichtiger, als alles, was sie bisher kennengelernt hatte. Ihre Gedanken schweiften in die dunkle Nacht. ezekiels Blick hatte sie getroffen, tief in der Seele berührt und ihr Kopf wurde leer. Frei für die Erinnerungen an Tage, die mit Freude erfüllt waren, diese Erinnerungen schoben sich in ihr Herz.

Er machte sich Sorgen um sie. Sein sonst so hartes Gesicht wurde durch ein mildes Schmunzeln aufgehellt. ezekiel gestand ihr eine Stärke zu, die sie selbst immer wieder aus ihrem Leben verbannte, die ihr zeigen wollte, dass es nichts gab, vor dem sie mit Angst zurückweichen musste. Er stand auf und ging zu Rael. drakonia blickte hinter ihm her. Aus der Stadt drangen Wortfetzen an ihr Ohr. Die Stadt hatte viele Geräusche, der Nachtwind trug die Kakophonie zu ihrem Lager und drakonia schloss die Augen. Ein Summen durchfuhr ihren Körper, sie wollte nur noch schlafen und doch gab es etwas das in ihrem Inneren revoltierte. Sie liess ihren Blick hinter ezekiel herschweifen, legte ihn auf Eomer und ihr Herz wollte sie lenken. Es wollte sie zu ihm locken und gab ihr zu verstehen, dass auch hier ein paar Worte fällig waren. Sie hatte zu lange geschwiegen, hing zu lange ihren Gedanken hinterher und doch war sie sich nicht sicher, was sie machen sollte. Sie blieb sitzen, ihr Licht, tief in ihr, war nur noch einer Glut gleich, es verkümmerte und sie wollte es wieder strahlen lassen.

Sie fasste sich ein Herz, stand auf und ging auf Eomer zu.

Eomer? Können wir einen Moment reden? Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen und sie hoffte aus tiefstem Herzen, dass er ebenfalls mit ihr sprechen wollte. Vertrauen lag in ihrem Blick. Vertrauen und die Fragen, die ihr durch den Kopf jagten.
Sei mindestens genauso ideen- und erfindungsreich in deiner Suche nach innerem Frieden, wie du es auch in der Welt des Wettkampfs und der Neurosen bist.

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Die Anzahl unserer Neider bestätigt unsere Fähigkeiten. (Oscar Wilde)
21.08.2007, 19:12
Anonymous

Gast

 
Beitrag #195
 
Eomer war am Ende des Zuges geblieben und hatte seine Aufgabe als Nachhut sehr ernst genommen. Mehr als einmal hatte er sich weit zurückfallen lassen und ein paar einzelne Marodeure zur Strecke gebracht, die ihnen gefolgt waren. Doch waren es ihrer wenige und sie waren unvorsichtig genug, ihn direkt anzugreifen. So stellten sie keine wirkliche Gefahr dar, sondern dienten eher als Mahnung an die Wachsamkeit des Germanen. So lies er seine Augen über die Landschaft schweifen und zog den ledernen Kinnriemen seines Helmes fester. Ein Zeichen, dass unter den Männern seines Stammes als Zeichen für unbedingten Kampfeswillen und absolute Bereitschaft stand, sich sofort jedem Gegner zu stellen. Doch bis dato hatten sich die Kampfhandlungen in Grenzen gehalten. Aber des Kriegers heißes Blut sehnte sich wieder danach, in eine Schlacht zu reiten und dort zu wüten. Das Schwert wieder zu führen, bis die Lunge brennt und das Atmen schwer fällt, so wie in den alten Tagen bei der Kavallerie. Den Frust und die Ungewissheit abschütteln und mit einem klaren Ziel vor Augen und Geist gegen etwas greifbares, sterbliches vorzugehen. Genau das war es, was ihm lag. Nicht dieses Umherziehen, wie ein rastloses Tier. Es war zwar sicherlich die bessere Strategie und auch das einzige was Sinn machte, aber es lag dem Germanen nicht, doch fügte er sich der Gruppe und vollführte keine Einzelgänge, denn dafür lag ihm das Wohl der Gruppe zu sehr am Herzen. Nur das Überleben der anderen würde das seine rechtfertigen. So wurde es ihm beigebracht und so würde er es auch halten.
Tu, was du kannst, um deinen Männern zu helfen. Tu, was du musst, um deine Männer zu schützen. Tu, was du willst, um deine Männer zu töten. Verteidige sie mit deinem Schwert und schütze sie mit deinem Schild. Erst wenn sie alle sicher sind, darfst du es auch sein. Erst wenn sie das Schlachtfeld verlassen haben, darfst du es verlassen. Immer und immer wieder ging er in Gedanken die Leitwörter durch, die er als Hauptmann auferlegt bekommen hatte und an die es sich seitdem hielt.

Das Lager vor der Stadt war Eomer ganz Recht. Zwar saßen sie hier, wie auf dem Servierteller, aber er konnte hier weiter sehen, als in einer der kleinen Gassen der Stadt und er konnte hier als Reiter seinen vollen Vorteil ausspielen, während er in den engen Straßen und Häusern absolut unbrauchbar war. Freie Ebenen und Platz genug um ein Pferd zu wenden... Mehr brauche ich nicht um einen Gegner zu besiegen. Keine engen Räume und unübersichtlichen Wege. Doch musste er wohl oder übel am nächsten Tag in den sauern Apfel beißen und durch die Tore der Stadt treten. Es war ihm schon jetzt unangenehm, denn der Anderthalbhänder war eben eine Waffe für den Kampf zu Pferde und mit Platz zum Ausholen. Die lange Klinge würde sich im Häuserkampf nur als sperrig erweisen und sich in Holz oder Stein bohren. Stürme mit Kavallerie niemals eine Stadt...

Aufmerksam kümmerte sich der Reiter um sein Ross und versorgte es mit Wasser und Futter, so gut es ihm möglich war. Er streichelte den Hals von Ricos und tätschelte ihn sanft, als Zeichen dafür, dass er mit den Leistungen, die der Wallach bis jetzt erbracht hatte, sehr zufrieden war. Ausdauernd, folgsam und ruhig war er gewesen und hatte nicht einmal vor einer schreienden Meute gezuckt, sondern sich voll und ganz auf den Menschen verlassen, der im Sattel saß. "Vielleicht hast du keine Ausbildung, als Streitross erhalten, aber deine Seele ist die eines solchen.", flüsterte Eomer lächelnd und band Ricos fest, bevor er sich zu den anderen begab. Doch dort angekommen, schien sich niemand sonderlich für ihn zu interessieren, oder ihn zu brauchen, so setzte er sich in Ruhe hin und kontrollierte seine Waffen. Zuerst das Schwert, welches aus der Scheide gezogen, auf Rost und Scharten geprüft, geschärft und dann mit einer dünnen Schicht aus Öl benetzt wurde. Die gleiche Prozedur durchliefen der lange Dolch am Wehrgehänge, das kleine Messer, das an der Scheide des Schwertes hing, sowie der Dolch im Stiefelschaft. Vor allem letzteres - die Angewohnheit, die er von seinem Großvater übernommen hatte - hatte ihm schon ein paar mal das Leben gerettet und wurde von dem Germanen umso gründlicher vollzogen. Zuletzt verstaute er das kleine Fläschchen mit dem wertvollen Öl, das kleine Werkzeug und die Schleifsteine wieder in den Sattel- und Gürteltaschen. Erst sind die Waffen kampfbereit zu machen, bevor man etwas isst, trinkt oder sich Schlafen legt. Man kann nie wissen wann man sie einsetzen muss.

Nach einer kurzen Stärkung machte er es sich etwas bequem und versuchte zu schlafen, doch es wollte ihn keine angenehme Müdigkeit ereilen. So ging ein wenig auf und ab, als wollte er durch das Lager patrouillieren, doch beherrschte er sich. Seufzend bleib er stehen und blickte starr über die Ebene, bis er eine Stimme neben sich vernahm, deren Kommen er geahnt hatte. Nickend bedeutete er Drakonia, sich zu setzen. Ihm genau gegenüber. Als sie beide auf dem Boden saßen, musterte er sie freundlich und begann mit freundlicher und ehrlicher Stimme: "Ich empfinde etwas für dich, Drakonia. Aber du musst wissen, dass ich Soldat war und Soldat bin. Ich wurde als Krieger erzogen und halte diese Erziehung hoch, denn sie hält mich am Leben." Kurz hielt er inne und sah an ihr vorbei. "Im Krieg bin ich ein anderer Mensch... Alles in mir richtet sich danach, zu überleben, zu schützen und zu kämpfen. Bis zu dem Zusammentreffen mit diesen Bestien hast du den normalen Eomer erlebt, aber seit diesem Zeitpunkt bin ich im Krieg. Gelegentlich verdränge ich diese Tatsache, wie jetzt und bin ruhig und freundlich, aber solange wir in akuter Gefahr sind, wird dies nicht alltäglich sein." Bei den letzten Worten sah er ihr in die Augen. "Vor allem dein Wohl liegt mir sehr am Herzen."
23.08.2007, 00:55