drakonia lauschte ezekiels Worten, so viel Wahrheit lag in ihnen. Seit einer Ewigkeit, so schien es ihr, verfolgte sie der Schatten, der Traum, der Tod ihrer Schwester und immer wieder umklammerte er sie, wie die kalte Hand des Todes, seine Beute. Er verstand, was sie fühlte, doch fühlte er nicht die Angst, er fühlte nicht die Panik, die in ihr jedes Mal hinaufkroch. Ihr Herz in den Klammergriff nahm und zudrückte. Seine Worte beruhigten sie. Sicherlich, jeder hatte seine dunkle Seite, jeder versuchte sich ihr zu stellen, doch drakonias Kraft hatte mit den Jahren der Schuld nachgelassen. Sie schaute sich um, hilfesuchend. Doch jeder war mit seinem Tagewerk beschäftigt. Jeder ging seinen Aufgaben nach und so musste sie sich seinen Worten stellen.
Liebe war etwas positives, in allen Lebenslagen, doch drakonia hatte die Liebe in diesem Ausmass noch nie kennengelernt. Nervös spielte sie mit dem Stöckchen, den sie zuvor zum Stochern nutzte. Es war wie ein ewiger Kreis, der sich drehte. Immer wieder kam man an den Punkt, an dem man eingestiegen war. Sie war neugierig, was das Leben für sie bereit hielt und doch machte es ihr Angst, was passieren würde. In ihrem Herzen begehrte sie etwas – einen Moment der Stille, einen Moment ganz für sie allein. Wo sie einfach nach den Sternen greifen konnte, die Ewigkeit des Moments nutzen, das nicht an den Morgen denken müssen, für sie greifbar war. Durch die Nacht tanzen, den Regen auf der Haut spüren, sich einfach fallen lassen können. Doch immer wenn sie meinte, es gefunden zu haben, verlor sie diesen Moment, den sie zum Greifen nah gespürt hatte, an den kommenden Tag. Sie verlor ihre innere Ruhe, ihre innere Stimme, alles was sie ausmachte, wenn der Tag nahte, wenn die Sonne den Boden küsste.
Ein Windhauch strich ihr über die Wange. Sie hatte schon lange nicht mehr ihr Herz befragt – seit sie die Nacht in der Holzhütte verbracht hatte. Schweigend dachte sie über seine Worte nach, die Tränen trockneten salzig auf ihrer Haut, der Wind küsste die Feuchtigkeit fort und ezekiel nahm ihre Hand. Er blickte sie tief und eindringlich an, sie wollte wegschauen, ihm den Blick in ihr chaotisches Inneres verwehren und doch liess sie ihn wieder in sich blicken. War es wirklich nicht ihre Schuld? Sie hatte die Schwäche in ihren Körper gelassen, den Zusammenbruch gestattet und ezekiel hatte ihr geholfen, wie ein Freund es nun mal tat. Aber in ihrem Herzen stach dieses Gefühl. Ein bittersüsser Beigeschmack hatten seine Worte, denn sie hatte die Kälte gespürt, die in der Situation zwischen Rael und ezekiel herrschte. War es Eifersucht? Sie kannte solche Gefühle nicht, sie kannte Schmerzen, sie kannte Gefühlskälte, Ablehnung, Wut – aber Eifersucht? Nie wollte sie Auslöser für einen Streit sein, doch sie konnte auch nicht gegen die Gefühle, die sie für ezekiel in ihrem Herzen trug, ankämpfen. Die Freundschaft die sie für ihn empfand war grösser und gewichtiger, als alles, was sie bisher kennengelernt hatte. Ihre Gedanken schweiften in die dunkle Nacht. ezekiels Blick hatte sie getroffen, tief in der Seele berührt und ihr Kopf wurde leer. Frei für die Erinnerungen an Tage, die mit Freude erfüllt waren, diese Erinnerungen schoben sich in ihr Herz.
Er machte sich Sorgen um sie. Sein sonst so hartes Gesicht wurde durch ein mildes Schmunzeln aufgehellt. ezekiel gestand ihr eine Stärke zu, die sie selbst immer wieder aus ihrem Leben verbannte, die ihr zeigen wollte, dass es nichts gab, vor dem sie mit Angst zurückweichen musste. Er stand auf und ging zu Rael. drakonia blickte hinter ihm her. Aus der Stadt drangen Wortfetzen an ihr Ohr. Die Stadt hatte viele Geräusche, der Nachtwind trug die Kakophonie zu ihrem Lager und drakonia schloss die Augen. Ein Summen durchfuhr ihren Körper, sie wollte nur noch schlafen und doch gab es etwas das in ihrem Inneren revoltierte. Sie liess ihren Blick hinter ezekiel herschweifen, legte ihn auf Eomer und ihr Herz wollte sie lenken. Es wollte sie zu ihm locken und gab ihr zu verstehen, dass auch hier ein paar Worte fällig waren. Sie hatte zu lange geschwiegen, hing zu lange ihren Gedanken hinterher und doch war sie sich nicht sicher, was sie machen sollte. Sie blieb sitzen, ihr Licht, tief in ihr, war nur noch einer Glut gleich, es verkümmerte und sie wollte es wieder strahlen lassen.
Sie fasste sich ein Herz, stand auf und ging auf Eomer zu.
Eomer? Können wir einen Moment reden? Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen und sie hoffte aus tiefstem Herzen, dass er ebenfalls mit ihr sprechen wollte. Vertrauen lag in ihrem Blick. Vertrauen und die Fragen, die ihr durch den Kopf jagten.
Sei mindestens genauso ideen- und erfindungsreich in deiner Suche nach innerem Frieden, wie du es auch in der Welt des Wettkampfs und der Neurosen bist.
Die Anzahl unserer Neider bestätigt unsere Fähigkeiten. (Oscar Wilde)
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