Während Rael losmarschierte, hielt der Bauer Tirgatao kurz auf. “Mädchen, Du hast meiner Frau geholfen und auch wenn die Begrüßung nicht herzlich war, scheinst Du ein ehrlicher Mensch zu sein. Wenn ihr wirklich Askaarel helfen wollt, dann braucht ihr jetzt Reittiere, nicht wahr?“ Tirgatao nickte nur und blickte den Bauer fragend an. “Einen halben Tag von hier, weiden ein paar Tiere von mir. Ackergäule, Reittiere und auch Maultiere. Ich habe sie vom Dorf weggebracht, versteckt, damit sie niemand stiehlt. Pferde sind nun einmal teuer und rar in Askaarel. Lasse mir die Tiere hier, die Wildpferde, denn dann reite ich sie zu und verkaufe sie weiter. Nimm Dir an Tieren, die Du brauchst. Wie gesagt, sind aber nicht nur Reitpferde, sondern auch Ackergäule und Maultiere. Lass mir die Wilden und ich gebe Dir die anderen. Ich will Askaarel frei sehen und Du warst gut zu meiner Frau!“ Tirgatao nickte und der Bauer wies ihr den Weg, den sie zu gehen hatte. Er wollte bei seiner Frau bleiben und diese pflegen und seine Söhne konnte er auf dem Feld nicht entbehren. Sturmbraut würde ihr aber bleiben.
Es dauerte nicht lange, da lief Tirgatao ihnen hinterher und hielt Rael und Ezekiel kurz an. Der Bauer berichtet davon, dass etwas weiter weg in einem Versteck scheinbar weitere Pferde oder zumindest Pferde, Ackergäule und Maultiere zu finden sind. Er hat diese aus Angst vor Pferdedieben versteckt. Er wird uns diese gegen die Wilden eintauschen. Sturmbraut wird aber mein bleiben. Rael lächelte ihre Schwester an, lachte und drückte diese herzlich. “Na das sind ja prima Nachrichten. Super. Du holst also die Pferde und folgst uns dann, die zu Fuß vorgehen. Himmel, das ist klasse. Doch pass bitte auf Dich auf und komm` zurück, wenn es nicht funktioniert ja?“, sprach Rael erleichtert und auch leicht besorgt, während sie abermals die Amazone fest an sich drückte. Tirgatao griff in ihren Stiefel, reichte ihr wortlos das Stiefelmesser, welches Rael sich nun in den Hosenbund schob. Sie deutete in die Himmelsrichtung, in welches es demnächst gehen würde. Sie nickte, lächelte und flüsterte Tirgatao noch leise etwas ins Ohr. “Du machst das schon.“, flüsterte sie und griff den Führstrick, um nun endgültig Richtung Dorf zu laufen.
Ihr Blick wanderte zu Ezekiel, der irgendwie niemals zu lächeln schien und sie fragte sich, ob er Grübchen hatte, wenn er lächelte. Dieser ernste Blick reizte sie langsam dazu, diesen Mann genauer zu ergründen. War doch schließlich nicht normal, dass er permanent ernst war und nur brummte. War es möglich, dass man so schweigsam sein konnte? Ja, gut, es war anscheinend möglich, aber gefiel ihr das? Hatte sie jedoch das Recht darüber zu urteilen, ob der schweigsame Wesenszug eines Menschens richtig oder falsch war? Sicher nicht, denn das würde ja jedem das Recht geben ihre Redseligkeit oder manche Verwirrtheit von ihr als richtig oder falsch anzusehen. Raels Blick wanderte immer mal wieder zu dem Engel neben ihr und es dauerte nicht lange, da hatten sie in ihren Überlegungen das Dorf erreicht.
Er hatte nicht auf ihre Bitte mit dem „Du“ oder dem „Euch“ geantwortet und so hielt Rael Ezekiel kurz am Arm fest und drückte diesen. “Ach weißt Du was, vergiß was ich gesagt habe.“ Sie lockerte den Griff, nickte ihm noch einmal lächelnd zu und wandte sich dann der alten Frau zu, zu der Babe sie gewunken hatte. Sie hörte sich die Geschichte an und staunte. Ein Ring, die Schwester, die Hüterin, all das fand Rael überaus faszinierend und hörte staunend zu. Mit einem Seufzen blickte sie den Ring an und sie schluckte. Er war schön, schlicht, aber doch schön gefertigt. Mit einem Mal vermisste sie die Ringe an ihren Fingern und ihre Hand fuhr den Ringfinger entlang, wo der Ring eine Furcht hinterlassen hatte, die erst einmal wieder verschwinden mußte.
Rael war noch in Gedanken bei dem Ring, als Taktiker von einer Aura erzählte, die sich schnell entfernte. Die Bedeutung der Worte der Alten wurden umso bedeutungsschwerer. Sie mussten hier weg. Allein zum Schutze der Dorfbewohner war ein schnelles vorankommen von Nöten. Je schneller und weiter sie vom Dorf weg waren, umso besser war es für alle. Rael schluckte, als sie an die Wildpferde dachte und sie war froh, dass Tirgatao mit den anderen Pferden nachkommen würde. Doch bedeutet dies erst einmal weiter zu laufen, vorerst mussten die drei Pferde einmal reichen. Ihr Blick wanderte zu Ezekiel und sie kaute einen Moment auf der Unterlippe, wandte sich dann jedoch der neuen Kriegerin zu. Die hatte zum Glück aller immerhin ein Pferd.
“Hallo, ich bin Rael. Schön, dass uns noch jemand unterstützt. Prima ist, dass Du ein Pferd hast. Oh Rael, wie klasse. Das klingt mal super intelligent, die glaubt wahrscheinlich nun, dass Du schon ein paar mal was auf den Kopf bekommen hast. – Ach halte doch die Klappe. Rael seufzte und lächelte freundlich, während sie zu Babe ging und sie kurz beiseite nahm, um ihr von den Pferden zu berichten.
Temperament ist ein vorzüglicher Diener, doch ein gefährlicher Herrscher.
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