Wüstenland
Gemächlich zog die kleine Karawane durch die unendlichen Weiten der Wüsten. Vorbei an schroffen Gebirgen und Steinfeldern, die den Pferden und Kamelen die Füße aufzuschneiden drohten. Sie überquerten Sandfelder, die die Kriegerinnen staunen ließen und ertrugen die unbarmherzige Hitze des Tages und die Kälte der Nacht.
Um sich vor der Wüste zu schützen, hatten sich die Frauen und Eomer der Gegebenheiten der Wüste angepasst: So trugen sie unter einem weißen, weitem Obergewand, der ihren Körper bis zu den Knöchel vor der Sonne schützte und einem langen Tuch, welches ihre Köpfe und ihre untere Gesichtspartie gänzlich vor der Sonne verhüllte, eine weite Pluderhose und ein leichtes Oberhemd. Lediglich die Stiefel erinnerte sie an ihre römische Herkunft, da sie diese als Schutz vor den Steinen anbehalten haben. Genauso wie ihre Waffen, von denen sie sich weder trennen wollten, noch konnten und die sie wie gewohnt nah an ihrem Körper trugen. So ausgestattet ritten sie der Händlergruppe hinterher, die Eomer für sie aufgetrieben und die ihm zugesagt hatten, sie bis zur nächsten, größeren Stadt jenseits der Wüste mitzunehmen.
Babe, der bereits am frühen Morgen bereits zu heiß war, zog ihr Tuch von der Nase, in der Hoffnung, so Kühle zu erlangen. Aber die Sonne war bereits zu weit fortgeschritten – heiße Luft brannte in ihrer Nase und in den Lungen und ließ sie husten. Mit einem gequälten Gesichtsausdruck zog sie den Stoff deshalb wieder hoch, so dass nur noch ihre Augen zu sehen waren.
Eine Bewegung neben ihr ließ sie ihren Kopf wenden. Asil, genauso gekleidet und vermummt wie sie, sackte einen Moment lang auf ihrem strauchelnden Pferd zusammen. Ein leises Fluchen ertönte unverständlich hinter ihrem Mundschutz, was Babe grinsen ließ. Beide hatten bisher klaglos die Wüste und deren Strapazen ertragen und beide hatten sich bisher die neugierigen bis abfälligen Blicke der Händler gefallen lassen. Frauen, noch dazu welche, die sich in ihren Augen nicht als solche benahmen, waren ihnen anscheinend suspekt, was Babe mehr als einmal zu einer scharfen Bemerkung hingerissen hätte, wenn Eomer sie nicht mit einem warnenden Blick zugeworfen hätte. Es war somit nicht verwunderlich, dass sie eher unter sich blieben und bei einer Rast jedes Mal ihr Zelt abseits der Händler aufschlugen. Das garantierte ihnen zugleich auch eine gewisse Privatsphäre, was vor allem den Frauen wichtig war.
Genug Privatsphäre hatten sie auch am Ende der Karawane. Zwar zogen die Kamele ihren Gestank wir ein Tuch hinter sich her und nicht nur Babe konnte den schwankenden Hintern des Tieres vor ihnen kein Wohlwollen mehr abringen, doch so konnten sie sich in aller Ruhe unterhalten oder sich die Gegend besehen. Letzteres verlor jedoch mit jedem Tag seinen Reiz und die Augen der Kriegerinnen sehnten sich nach einem Stückchen Grün. Jedes Grasbüschel, das so unvorsichtig war, ihren Weg zu kreuzen, wurde von den Kamelen ausgerupft, so dass für ihre Pferde nur das trockene Heu blieb, das sie zu ihrer Versorgung mitgenommen hatten.
Die Kriegerin klopfte ihrer Stute auf den Hals. Das Fell war trotz der Hitze trocken, ein Zeichen dafür, dass sie zu wenig Wasser bekam. Zwar teilte Babe ihre Rationen mit dem Pferd, doch war es für beide zu wenig und so konnte Babe dem Pferd nachfühlen, wie ihr zumute sein musste: mit trockenem Hals und einer Zunge, die am Gaumen klebte. Irgendwann schwitzte man nicht einmal mehr, da jeder Wassertropfen vom Körper absorbiert und aufgebraucht wurde.
„Gutes Pferd,“ murmelte sie, das schwarze Tier immer noch streichelnd. Die Stute rang ihr ihre Anerkennung ab und sie bewunderte sie wegen ihrer Zähigkeit. Nie hätte sie ihr die zugetraut, da sie ihr als zu klein und zierlich erschien, doch bereits am dritten Tag war sie eines besseren belehrt worden.
Asils Pferd hatte sich inzwischen wieder gefangen und trottete weiter neben dem ihren her. In diesem Moment kam Eomer ihnen entgegengetrabt, der bis zur Spitze der Karawane geritten war, um nach dem heutigen Rastplatz zu fragen. Sein knappen Worte trieben Babe einen erleichterten Ausruf über die Lippen.
„Eine Oase? Noch vor dem Abend? Den Göttern sei Dank....“
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