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Der Weg in die Tiefe
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Beitrag #106
 
Den Spaß ließ sich die Kriegerin nicht nehmen. Sie setzte einen Fuß hinter den anderen, knickste und reichte ihm anschließend huldvoll die Hand. „Du bist noch nicht tot, oder? Somit hast du noch in keinem wirklichen Schlamassel gesteckt und ich habe mein Versprechen bis jetzt gehalten. Schimpf mich, wenn du im Sterben liegst.“
Gleich darauf wurde sie jedoch wieder ernst. Scherzen war hier eigentlich nicht angebracht, denn Gewendolas Erzählungen klangen nicht nach einem Spaziergang. Sie blickte den Elfen nachdenklich an, während sie überlegte, ob sie für den Abstieg in die Schlucht wirklich alles dabei hatten.

„Wir sollten alles überflüssige dalassen,“ überlegte sie plötzlich stirnrunzelnd. „Und ich glaube, es ist besser, wenn ich mein Bat`leth ebenfalls hier lasse. Es ist zu sperrig für Klettertouren.“ Babe sah sich in der Behausung der Hexe um. Ihr war bereits beim Eintritt eine Axt aufgefallen, die einmal einem Zwerg gehört haben muss, denn sie war kunstvoll geschmiedet und verziert worden. Gwendola schien ihre Gedanken erraten zu haben, denn sie kam ihre Frage nach der Axt zuvor und sagte: „Nimm Xadaks Axt. Ich fand sie am Rande des Spaltes, wo er sie verloren haben muss. Sie ist zwar bereits schartig und stumpf, aber man kann sie schärfen.“

Ecthelion seufzte, nickte dann und drehte sich um, um zu der Wand zu gehen wo die Axt hing. Nachdem er sich von Gwendola das passende Werkzeug geben hatte lassen, begann er Xadaks Axt zu schärfen, bis das Blatt wieder strahlte.
Währendessen überprüfte Babe ihre bereits zusammengepackte Ausrüstung: Die Seile hatten sie neu zusammengerollt und die Wasserflaschen waren aufgefüllt worden. Sie beschloss aber, die Rucksäcke, die sie mitgebracht hatten, bei Gwendola zu lassen – sie würden sie bei der Klettertour in die Tiefe nu behindern. Lediglich Brot, Käse und einige von Gewendolas selbstgebackenen Keksen packte sie noch ein.
Die Zeit, in der Ecthelion die Axt schärfte, nutzte Gwendola, um ihnen den Weg zu dem Spalt zu erklären.

„Ihr müsst den mittleren Weg nordwärts nehmen. Er führt abwärts, an großen Geröllhalden vorbei. Die Zwerge haben dort als letztes geschürft, wundert euch also nicht, wenn ihr auf Gerätschaften von ihnen stoßt. Nach etwa einer Stunde, in der ihr immer abwärts gegangen seid, kommt ihr ihn Hallkas Halle. Ein Fluss führt durch die Halle hindurch, den ihr überqueren müsst. Wenn ihr Glück habt, liegt noch ein Floß dort. Wenn nicht, müsst ihr hindurchschwimmen.“ Gwendola unterstrich den Vorschlag mit einer Armbewegung, die Babe mehr an die einer Ertrinkenden erinnerte. „Haltet euch anschließend Flussabwärts, bis er wieder im Berg verschwindet. Es gibt einen Durchgang, der direkt zum Spalt führt.“

Plötzlich wurde Gwendola nachdenklich. Sie starrte auf Ecthelion, der in diesem Moment mit einem Finger die Schärfe des Blattes prüfte. „Die Zwerge erzählten sich, dass es dort unten ein heimtückisches und gemeines Wesen gäbe, das Unvorsichtige in den Fluss zieht und ertränkt. Aber ich habe eigentlich nie daran geglaubt. Ihr wisst ja, wie Zwerge sind: sie übertreiben gerne und bauschen eine Geschichte von mal zu mal größer auf. Wahrscheinlich ist mal einer von ihnen in den Fluss gefallen und von der Strömung mitgerissen worden.“ Die Hexe zuckte mit den Schultern. „Und wenn es doch jemanden gibt, werdet ihr bestimmt mit ihm fertig werden.“

Die Kriegerin hatte sich bei den letzten Worten der Hexe zu ihr umgedreht. Auf ihrer Stirn war eine steile Falte erschienen. Anstatt der Hexe aber zu antworten, suchte sie den Blick des Elfens, der ähnliches zu denken schien: Er war wie sie auf weitere unliebsame Überraschungen nicht sonderlich erpicht. Er schüttelte als Antwort jedoch nur den Kopf und reichte anschließend Babe die Axt.
Anerkennend prüfte Babe das Axtblatt, das nun so scharf war, dass sie sich allein beim Hinüberstreichen in die Finger schnitt. „Wir werden sie wohl nicht brauchen, denn man kann nur Fleisch und Blut damit treffen, aber ganz ohne eine Waffe möchte ich auch nicht gehen. Danke.“

Sie lächelte Ecthelion kurz zu. „Gar nicht so unpraktisch, einen Waffenschmied bei sich zu haben. Ich sollte immer mit einem deines Standes reisen.“
Der Elf winkte lachend ab, legte sein Werkzeug auf den Tisch zurück und griff dann zu einer Seilrolle, um sie sich über die Schulter zu legen. Auch Babe nahm eine, wobei sie die kleinere und leichtere nahm. Nachdem jeder noch einen Wasserschlauch und Verpflegungsbeutel an seinen Gürtel schnallte, griffen sie zu ihren Waffen und verabschiedeten sich von Gwendola.

Die winkte ab, als sich Babe noch einmal bei ihr bedanken wollte. „Dankt mir, wenn ihr lebendig aus dem Berg wieder heraus seid. Noch ist es zu früh dazu.“ Zum ersten Mal seit vielen Stunden kicherte sie wieder heiser. „Eine Kriegerin und ein Elf machen sich auf, Nohanaiels Stein zu suchen. Die Zwerge würden sich im Grab umdrehen, könnten sie es. So aber werden sie sich ihre Nachkommen schwarz ärgern, wenn sie es erfahren. Was für ein Spaß.“
17.01.2006, 10:31
Ecthelion
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Beitrag #107
 
Grinsend wandte der Elf seinen Kopf um. “Alleine die Vorstellung ist das Abenteuer schon wert. Was will man als Elf denn mehr erreichen?“
Als die beiden die Kurve hinter sich gelassen, verschwand auch Gwendola aus ihrem Blickfeld, sie am Eingang ihrer Höhle gestanden hat. Komischweise machte sich ein mulmiges Gefühl im Elfen breit, als er daran dachte, dass sie jetzt wieder den Geistern schutzlos ausgeliefert waren. Auch wenn ihnen die Hexe nochmals versichert hatte, dass sie für die nächste Zeit ihre Ruhe vor den Untoten haben sollten. Mit einem zweifelnden Seitenblick hatte der Elf Babe angesehen, als Gwendola beschwichtigend mit den Händen in der Luft hantiert hatte.
Das mulmige Gefühl verstärkte sich, als sie die Höhle betraten, wo sie den Geistern das erste Mal begegnet waren. Doch diesmal schien alles ruhig zu sein und ungehindert konnten sie der Wegbeschreibung Gwendolas folgen. Der Gang, in dem sie sich befanden, schien noch verlassener zu sein wie die Gänge zuvor. Staub und Dreck hatten eine hohe Schicht auf dem Boden hinterlassen. Jeder Schritt verursachte Bewegungen, so dass der Eindruck entstand, dass Nebel über dem Boden schwebte. Ein leises Knistern lag in der Luft, wenn dicke Spinnweben in das Feuer der Fackel gelangten. Der Elf nieste mehrmals kräftig und rieb sich übers Gesicht.
“Das nächste Mal veranstalten wir ein Abenteuer im Wald. Ich bin ein Elf und trotz aller Vorurteile bin ich dann doch lieber dort, als hier Staubfänger zu spielen.“ murmelte er vor sich hin, als er im nächsten Moment sein Schienbein an einem zurückgelassenen Arbeitsgerät stieß. “Verdammt… fluchend sah der Elf sich in die zusammengefallene Schubkarre an und schüttelte den Kopf. Mit einer Hand fuhr er sich durch die Haare und sah dann die Kriegerin an, die ihn mit einem leicht belustigten Ausdruck in den Augen anschaute.
“Ich fühle mich noch immer nicht wohl bei dem Gedanken. Selbst jetzt, wo wir dieser Geister schon gesehen haben. Aber, dass hier einfach alles stehen und liegen gelassen wurde.“ der Elf rieb sich übers Schienbein, stand dann auf und achtete von nun an mehr auf die Umgebung.

Die alte Hexe hatte nicht Unrecht gehabt. Der eigentlich schmale Gang war an vielen Stellen verbreitert oder Stollen waren in die Wände getrieben worden, damit die Zwerge an die wertvollen Schätze der Erde gelangen konnten. An diesen Stellen türmten sich Schutt und Geröll, so dass die beiden Freunde nur beschwerlich ihren Weg durch den Gang fortsetzten konnten. Die Luft war warm und stickig und so war der Weg anstrengender, als vorher angenommen.
Der Elf atmete erleichtert durch, als hinter der letzten Biegung sich eine große Halle anbahnte.
„Das muss die Halle von Hallka sein.“ raunte Babe dem Elfen zu, der neben ihr stehen geblieben war, um einmal tief durchzuatmen. Nickend ging er hinter der Kriegerin her, bis sie beide in der großen Halle standen. Mitten durch die Halle schlängelte sich der Fluss, dessen Oberfläche dunkel und geheimnisvoll war. Der Strom war nicht sonderlich breit, aber eine Überquerung würde schon etwas Zeit auf sich nehmen. Wie Gwendola vermutet hatte, fanden sie dort ein Floß vor. Allerdings war sofort klar, dass sie das wenige, was noch übrig war, nur dazu benutzen konnten, um ihre Ausrüstung sicher ans andere Ufer zu bringen. Während er die Ausrüstungen zusammenlegte, kümmerte sich die Kriegerin darum, die verbliebenen, nicht verrotteten Holzstämme wieder fest zu vertäuen. Dann verstauten sie die Ausrüstung fest auf dem Floß und ließen es zu Wasser. Ecthelion, der seine Stiefel und sein Hemd ausgezogen hatte, watete ins Wasser und hielt das Floß fest.
“Dann wollen wir mal. Und ehrlich gesagt finde ich das mal eine willkommene Abwechslung. Jetzt noch ein Sternenhimmel und ich wäre versöhnt.“ schmunzelnd glitt der Elf ins Wasser und schob das Floß vor sich her. Das Wasser war kühl, was den Elfen aber nicht störte. Eher störte ihn, dass er nicht durch die Oberfläche sehen konnte. Das Wasser war klar, aber völlig dunkel und undurchsichtig. Schnell hatten sie die Mitte des Flusses erreicht. Die Strömung hatte sie nur leicht seitlich abgetrieben und es sollte kein Problem darstellen an das gegenüberliegende Ufer zu gelangen.

“Heh, lass das. Wir können uns gerne ein anderes Mal balgen.“ rief der Elf plötzlich hinter sich, als er eine Berührung an seinen Beinen spürte. Ecthelion hielt mit seinen Schwimmbewegungen inne und strampelte mit den Beinen, bis er die Berührung nicht mehr wahrnahm. Mit einem Schmunzeln drehte er sich um, wobei er überrascht feststellte, dass Babe seine Beine überhaupt nicht berühren konnte. Der Elf senkte seinen Blick auf die dunkle Oberfläche, die durch seine Armbewegungen aufgewühlt war. Mit einer Hand hielt er das Floß fest und wartete darauf, dass die Kriegerin ihn einholte.
“Wir sollten das Balgen wirklich verschieben. Es war wahrscheinlich nur ein Fisch, aber was sich alles in dieser undurchsichtigen Suppe tummelt will ich lieber nicht wissen.“ meinte er zu der Kriegerin und machte sich daran wieder das Floß vor sich herzutreiben.
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23.01.2006, 11:34
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Beitrag #108
 
„Balgen? Ich? In einem kaltem Wasser?“ Babe, die sich alles andere als wohl fühlte, blicke den Elfen empört an. „Und wovon träumst du nachts? Wenn ich mich in einem Wasser balgen wollte, dann an einem schönen Sommertag an unserem Waldsee und nicht in einer trüben Suppe wie das hier.“
Babe machte einige kräftige Schwimmzüge und holte damit Ecthelion auf. Sie hatte wie der Elf ihre Stiefel ausgezogen. Das Hemd hatte sie dagegen anbehalten, schließlich wollte sie ihren Begleiter nicht wieder in tiefste Verwirrung stürzen.

„Ich bin mir nicht sicher, ob es hier überhaupt Fische gibt,“ sagte sie, nachdem sie zu Ecthelion aufgeschlossen hatte. „Es ist zwar ein Fluss, aber irgendetwas stimmte nicht mit ihm.
Sie paddelte ein wenig mit ihren Füßen im Wasser umher. Die Ströhmung war an der Oberfläche kaum spürbar, im tieferen Wasser dagegen schon. Plötzlich merkte sie, wie etwas ihren nackten Fuß streifte.
„Ein Fisch zum Abendessen wäre mal etwas anderes.“ Babe versuchte das steigende unangenehme Gefühl in sich mit Galgenhumor zu bekämpfen. „Das wäre doch mal was anderes als das ewige trockene....“
Ihre letzten Worte gingen in einem Gugeln unter. Um ihre Fessel hatte sich etwas weiches gelegt und zog sie nun in die Tiefe. Wasser drang in ihren Mund und in ihre Nase, während es gleichzeitig über ihren Kopf zusammenschlug.

Das erste Gefühl war Panik, das sie mit den Armen schlagen ließ. Babe strampelte mit ihren Füßen, spürte aber nur, dass sie in etwas trat, das sich anfühlte wie weiche Butter. Es wich wie Butter auch zurück, wobei sich die Schlinge gleichzeitig um ihre Fußgelenk fester zog.
Einen Moment lang wusste Babe nicht, was sie machen sollte. Sie spürte nur, wie sie rasch tiefer gezogen wurde und die Welt um sie herum immer dunkler wurde. Die Luft in ihren Lungen wurde immer knapper und das panikartige Gefühl verstärkte sich.
Erst jetzt fiel ihr ihr Dk`tagh ein. Babe griff deshalb zu ihrem Gürtel und zog ihren Dolch aus seiner Halterung. Anschließend krümmte sie sich zusammen und versuchte mit der Klinge die Schlinge abzuschneiden. Ihre Finger tasteten nach ihrem Fuß und bekamen ein weiches Band zu fassen. Es war dick und zuckte zusammen, als sie den Dk`tagh hineinstieß. Ein scheidender Schmerz fuhr in ihre Haut, doch sie spürte, wie sich die Schlinge löste und ihren Fuß freigab. Sofort stieß sich Babe nach oben an die Oberfläche, die sie nach Luft japsend durchbrach.

„Ecthe...“ rief sie verzweifelt, konnte ihn aber im Schein der Fackel auf dem Floß nicht ausmachen. Zudem wurde sie ein zweites Mal in die Tiefe gezogen, da sich das Band wieder um ihren Fuß legte.
Dieses Mal war Babe jedoch vorbereitet. Sie umfasste ihren Dolch fester und rammte ihn in etwas, das sich wie ein Arm anfühlte.
Noch während sie in die Tiefe des Wasser glitt wurde ihr bewusst, dass sie Ecthelion erwischt haben musste.
24.01.2006, 10:17
Ecthelion
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Beitrag #109
 
Der Elf schaute die Kriegerin ein wenig gleichmütig an und meinte dann nur schulterzuckend. “Da ich nicht schlafe, träume ich auch nicht. Ich wüsste auch nicht wovon.“ Dann stahl sich aber ein typisches Grinsen auf seine Lippen.
“Ich frage mich aber, woran du jetzt nur gedacht hast.“
Ecthelion wartete, bis die Kriegerin neben ihm war und paddelte weiter mit dem Floß in Richtung Ufer. Er wollte lieber nicht wissen, was für ein Fisch das gewesen sein konnte. Die Worte von Gwendola gingen ihm durch den Kopf, aber sie hatte ja gesagt, dass das Wesen mehr in der Nähe zum Spalt zu finden. Wenn er sie richtig verstanden hatte, denn was die Übertreibungsfähigkeiten von Zwergen anging, da stimmte er mit der alten Hexe überein. So wandte er auch wieder besser gelaunt seinen Kopf in Richtung Kriegerin.
“Ja, mit zwei Köpfen, dann müssen wir uns darum nicht streiten und können….“ der Satz wurde nicht von ihm beendet, denn plötzlich wurde Babe in die Tiefe gezogen. Der Elf stieß sich vom Floß ab, dass nun langsam weiter in Richtung Ufer trieb. Währenddessen versuchte er zu erkennen, was die Kriegerin da in die Tiefe zog. Jetzt waren ihm die Worte Gwendolas deutlicher im Kopf und mit einem flauen Gefühl im Magen schwamm er auf die Stelle zu, wo sie verschwunden war.
Er wollte schon hinterher tauchen, als der Kopf der Kriegerin wieder über der Wasseroberfläche erschien. Bevor er aber etwas machen konnte, war sie schon wieder von dem unsichtbaren Angreifer in die Tiefe gezogen worden. Kurzentschlossen holte er tief Luft und durchbrach die trübe Oberfläche. Dunkelheit umfing ihn, denn selbst mit offenen Augen konnte er kaum die Hand vor den Augen sehen. Er nahm nur verschwommen eine Bewegung war und instinktiv griff er in diese Richtung. Kurz darauf ließ ein Schmerzensschrei seine Lippen, als sich die Klinge der Kriegerin in seinen Arm bohrte. Sofort glitt er wieder in Richtung Oberfläche, während Babe weiter in die Tiefe gezogen wurde.

Nach Luft ringend durchstieß er die Oberfläche und prustete einen Schwall Wasser vor sich her. Dann hob er seinen Arm hoch und konnte den ungewöhnlichen Schnitt sehen, den Babe Waffe hinterlassen. Erst jetzt wurde ihm klar, dass die Kriegerin dort unten weiter in der Tiefe gefangen war. Doch bevor er etwas unternehmen konnte, tauchte die Kriegerin unvermittelt neben ihm auf. Beide schauten sich nur fragend an, doch als Babe ihren Dolch aus dem Wasser streckte, war ihm klar, dass sie später auch das Wesen erwischt haben musste.
“Lass uns schnell ans Ufer, bevor… er spürte noch, wie sich jetzt etwas um seinen Fuß gelegt hatte, als er auch schon den Sog in die Tiefe verspürte.
Kurz darauf spürte er, wie sich ein schleimiger Tentakel um seinen Arm legte. Das Wesen musste das Blut im Wasser wittern können, was sich vom Arm des Elfen im Wasser verteilte. Mit den Füßen versuchte er das Wesen zu treffen, aber die Auswüchse waren lang genug, damit er den Körper nicht erreichen konnte. Er nahm nur eine Bewegung neben sich wahr und dachte schon, dass sich der Rest des Wesen näherte, als er plötzlich merkte, wie sich der Auswuchs um seinen Arm lockerte. Schnell riss er sich los.
Der Druck um seinen Fuß wurde jetzt stärker, als wenn das Wesen ihn zu sich ziehen wollte. Mit seiner letzen Luft ringend, sah er etwas aus der Tiefe hochkommen. Mit aller Verzweiflung trat er danach und spürte, wie sein freier Fuß in etwas Weiches traf. Er unterdruckte einen Würgereiz und versuchte an die Oberfläche zu gelangen. Das Wesen schien jetzt wütender an seinem Fuß zu ziehen und der Elf fand sich schon damit ab, dass er als Mahlzeit endete, als auch dieser Druck so plötzlich verschwand, wie er aufgetaucht war.
Er konnte nur vermuten, dass Babe erneut mit ihrer Waffe Erfolg gehabt hatte, denn so langsam wurde seine Luft knapp. Die Lunge schmerzte und kleine Sterne tanzten vor seinen Augen. Erst als er seine Lunge wieder mit Luft füllen konnte, legte sich das Gefühl. Eine Hand legte sich auf seine Schulter.
„Alles in Ordnung? Lass uns weg hier, es scheint sich zurückgezogen zu haben.“ in Ermangelung einer Antwort nickte er nur und machte sich daran das Ufer zu erreichen.

“Also ein einfaches Nein hätte auch ausgereicht. Dann hätte ich meine Finger bei mir behalten. Dafür hättest du mir nicht fast den Arm abschneiden müssen.“ meinte er ohne jeglichen, ernst gemeinten Vorwurf in der Stimme, als er sich neben der Kriegerin auf den Boden fallen ließ. Er versuchte erst mal nicht weiter, einen dummen Kommentar über die Begegnung zu machen. Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, dass das Floß etwas weiter Flussabwärts ans Ufer getrieben war.
Durchnässt und noch mitgenommen gingen sie zum Floß und schafften ihre Sachen weiter vom Ufer weg. Erneut ließ sich der Elf nieder und blickte die Kriegerin an, während er ein Hemd in Streifen zerriss.
“Danke, ohne dein Eingreifen wäre ich wohl Fischfutter geworden. Hast du noch etwas abbekommen?“ sein Blick glitt über die Kriegerin, der aber bis auf etwas Farbe im Gesicht nichts weiter zu Fehlen schien.
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25.01.2006, 00:29
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Beitrag #110
 
Schwer atmend stand Babe neben dem Elfen und pumpte Luft in ihre Lungen. Nur ein guter Beobachter hätte gesehen, wie ihr Hand zitterte, als sie den Dk`tagh an seinen Platz zurücksteckte.
„Mein Fuß,“ sagte sie schließlich. „Ich habe mich wohl selbst geritzt.“ Sie bückte sich, um ein dünnes Rinnsal Blut an ihrem Knöchel abzuwischen. Der Kratzer dort war jedoch nichts im Vergleich zu der Wunde, die sie Ecthelion zugefügt hatte.
„Ist die Wunde tief?“ Babe blickte etwas betretend, als sich der Elf selbst verarztete. „Es....es tut mir leid. Ich habe nicht gesehen, wohin ich die Klinge hineinjagte.“

Die Kriegerin atmete noch einmal tief durch und versuchte damit sowohl den Fluss als auch ihre Schuld hinter sich zu lassen. Anschließend nahm sie ihre Sachen vom Floß wieder an sich und nahm die Fackel, die zu ihrem Glück vom Wasser nicht gelöscht worden ist.
„Das erste Hinderniss haben wir überwunden,“ meinte sie mit einem zaghaften Lächeln. „Lass uns weitergehen.“
Sie wartete noch, bis Ecthelion seine Sachen an sich genommen hatte und ging dann weiter Flussabwärts. Schon nach wenigen Minuten verjüngte sich die Halle und man konnte erkennen, wie auch der Fluss enger wurde. Ein Rauschen und Gurgeln war nun zu hören, das von den Wänden aufgenommen und um ein vielfaches verstärkt wurde. Die Luft um sie herum spürte sich feuchter und kälter an, was Babe nach ihrem unfreiwilligen Tauchgang frösteln ließ.

Die Flamme der Fackel flackerte, als sie sich dem Ord näherte, in dem der Fluß wieder in den Berg verschwand. Der Fluss, vom Regen bis zu seinem Ufer angefüllt, wurde mit einer gewaltigen Kraft unter den Berg gesogen. Es staute sich an seinem Rand, warf Wellen und tiefe Strudel und wurde so für jeden, der hineinfallen sollte, zu einer tödlichen Falle.
Wieder fröstelte Babe, die stehengeblieben war, um das Naturereignis zu betrachten. Wären sie vom Sog mitgerissen worden, hätten sie und Ecthelion hier ein nasses Ende gefunden. Ihre Gedanken wurden jedoch vom erneuten Flackern ihrer Fackel abgelenkt. Sie trat deshalb vom Ufer zurück und suchte im kleinen Lichtschein dir Ursache für den Luftzug.
Echtelion wies sie daraufhin auf einen schmalen Spalt zwei Meter über ihren Köpfen. Er war in den flackernden Schatten, die die Wände zurückwarfen kaum zu erkennen, so dass Babe seine Größe kaum abschätzen konnte.
„Das wird knapp für uns.“ Sie zog ihre Augenbrauen nach oben. „Du passt hindurch, weil du schmal bist und ich, weil ich klein bin. Aber nun zeigt es sich, dass es Sinn hatte, Ufo und Kjaskar zurückzulassen. Der Nordmann wäre mit aller Wahrscheinlichkeit nach steckengeblieben.“
Babe konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie konnte sich dem Bild, das sich vor ihrem inneren Auge aufbaute, nicht verwehren und was sie sah, entbehrte nicht eine gewisse Portion Slapstick

Sie verdrängte das Bild, indem sie ihren Rucksack abnahm und Ecthelion die Fackel reichte. „Da müssen wir einzeln durch. Ich zuerst und dann reichst du mir die Rucksäcke.“
Kurz darauf stieg sie an der Wand entlang und schlüpfte durch den Spalt. Dunkelheit empfing sie und ein Geruch, der sie an Pilze erinnerte. Bevor sie jedoch die dahinterliegende Höhle weiter in Augenschein nahm, drehte sie sich zu dem Elfen um, der geduldig auf der anderen Seite wartete. So zwängte sie ihren Arm durch und nahm sowohl ihre als auch Ecthelions Rucksack und Waffen entgegen.
„Jetzt du,“ meinte sie anschließend. „Aber Achtung, schlag dir nicht den Kopf an.“
31.01.2006, 10:30
Ecthelion
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Beitrag #111
 
“Ich werde es schon überleben. Es muss dir nicht leid tun.“ murmelte der Elf leicht undeutlich vor sich hin, als er den Verband mit den Zähnen festzog. Dann stand er auf, nahm die Ausrüstung wieder an sich und folgte schließlich der Kriegerin flussabwärts.
Mit einem Stirnrunzeln sah er sich den Spalt an, nachdem er die Rucksäcke durch die Öffnung gereicht hatte. Das dieser nicht sonderlich breit war, war nicht das Problem. Aber der Elf musste ganz schön den Kopf einziehen, damit er sich nicht mehrmals den Kopf stieß. Schließlich hatte er sich hindurchgezwängt und stand neben der Kriegerin in der andere Höhle. Ein pilzähnlicher Geruch drang ihm in die Nase und nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er auch erkennen, dass die Wände und teilweise der Boden durch die feuchte Luft mit Pilzbewuchs überzogen waren. Der Boden war leicht glitschig und der Elf verzog kurz das Gesicht, als er auf einen der Pilze trat. Eine kleine Wolke aus Sporen tanzte eine Weile auf Höhe seiner Knie, bevor diese funkelnd zu Boden rieselte. Fasziniert beobachtete er eine Weile das Schauspiel, bis ihn das Räuspern von Babe aus den Gedanken riss und in die Wirklichkeit zurückholte. Der Elf fragte sich, ob das Babe das Schauspiel auf gleiche Weise sehen konnte, unterließ es dann aber nachzufragen und hielt lieber etwas Abstand, damit er vom Fackellicht nicht geblendet wurde.

So durchquerten der Elf und die Kriegerin die Höhle und gelangten in einen kleinen Gang, der sich durch den Berg schlängelte. Nach einer ganzen Weile schaute Ecthelion schon fragend in Richtung Babe, aber dann bemerkte er, wie sich der Gang verbreitete und die Luft frischer wurde. Schon musste er an die ersten Erlebnisse hier im Berg denken, als der Gang abrupt endete. Vor ihnen tat sich ein riesiger Quergang auf, in dessen Mitte ein breiter Spalt verlief. Mit einem missmutigen Gesicht stellte der Elf fest, dass es sich wohl um den gleichen Spalt wie bei der Hängebrücke handelte. Nur hier zeugte nur noch ein vereinzelter, vor sich hinfaulender Holzpflock von einer einstigen Brücke. Ein leichter Wind wehte durch die Schlucht, wodurch ein leises Heulen durch den Spalt hallte.
Mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck betrachtete Ecthelion die Szenerie und beschloss, dass dieses für lange Zeit seine letzte Kletterpartie werden sollte. Mit einem flauen Gefühl im Magen trat er hinter Babe hervor und ging bis auf wenige Schritte an den Abgrund heran.
Wie auch schon zuvor tat sich eine gähnende Leere vor ihm auf, auch wenn er diesmal wusste, dass sie keine andere Wahl hatten. Irgendwo dort unten musste sich Xadak Streithammer befinden und bei ihm der Stein. “Oder was noch von dem Zwerg übrig ist.“ ging es ihm durch den Kopf. Eine innere Stimme in seinem Kopf drängte ihn, einfach von dem Spalt zurück zu treten und den Stein, Stein sein zu lassen.

Einige Haarsträhnen wehten ihm ins Gesicht, als er sich weiter vorbeugte. Als er sie sich aus dem Gesicht strich, bemerkte er die Kriegerin, die sich zu ihm gesellt hatte. Der Elf zog seine Stirn in Falten, als er ihrem Blick begegnete und sah dann erneut in die Tiefe. Ein hörbares Schlucken begleitete seinen Blick. Ob die Kriegerin darauf mit einem Grinsen oder mit einem ähnlichen Blick reagierte, nahm der Elf nicht wahr. Ihn beschäftigte vielmehr der Ausblick auf einen tiefen Fall. Abwesend nahm er das Seil von seiner Schulter und blickte sich um. Er schien erst ziellos durch die Gegend zu starren, bevor er sich mechanisch in Bewegung setzte. Ohne diesmal in den Abgrund zu sehen ging der Elf am Rand des Spaltes entlang und hielt auf eine Gruppe von Felsen zu.
“Ich glaube ich gehe vor. Dann läufst du wenigstens nicht Gefahr, dass ich dich bei einem Absturz treffe und mit in die Tiefe reiße. Das wird wohl das Beste sein.“ meinte er mit monotoner Stimme und kniete sich neben einer der Felsen. Prüfend zog er mehrmals am Seil, dass er an dem Felsen befestigt hatte und nickte der Kriegerin dann zu.
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01.02.2006, 18:17
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Beitrag #112
 
„Mal den Teufel nicht an die Wand,“ murmelte Babe, trat aber zurück, um Ecthelion den Vortritt zu lassen. Sie würde es niemals zugeben, aber auch ihr Magen zeigte beim Anblick in die Tiefe Unbehagen. Der Grund lag an dem unausweichlichen – hatte man einmal den Halt verloren, dann fiel man, bis man irgendwo aufplatzte. Bei einem Kampf konnte man sich wenigstens auf seine Fähigkeiten verlasen oder darauf, dass der Gegner Mitleid hatte. Aber bei einem Felsen...
Babe wartete, bis der Elf einige Meter vor ihr in die Tiefe gestiegen war. Erst dann löschte sie die Fackel und steckte das warme Holz in ihren Rucksack. Es war noch heiß und Babe spürte, wie ihr ein Teil ihrer Haare versengt wurden. Der Geruch von verbrannten Haaren stieg in ihre Nase, was sie mit einem leisen Fluch quittierte. Gleich darauf zuckte sie mit den Schultern. Wenn das einzige, was sie hier verlor, ein paar Locken waren, dann konnte sie sich glücklich schätzen. Mit diesem Gedanken legte sie ihre Hände um das Seil, nahm es anschließend zwischen ihre Beine und stieg langsam nach unten.
Das Seil spannte sich und gab ein Geräusch von sich, dass die Kriegerin an ihre eigenen, zum Zerreißen angespannten Nerven erinnerte.
Unwillkürlich biss Babe die Zähne zusammen, während sie sich mit ihren Füßen langsam an der Wand hinuntertastete, immer auf der Suche nach einem kleinen Vorsprung, auf dem sie sie absetzen konnte.

Nach wenigen Metern riskierte sie einen Blick nach unten. Im Halbdunkel konnte sie erkennen, wie Ecthelion am Seil baumelte. Seine Füße mussten an der Wand abgerutscht sein weshalb er er nun in der Luft hing, nur von seinen kräftigen Händen gehalten, die sich um das Seil klammerten. Entsetzt stieß Babe den Namen des Elfen aus, worauf dieser mit einem gequälten Stöhnen antwortete.
Die Kriegerin spürte, wie das Seil unter ihren Händen vibrierte. Ecthelion musste mit seinen Füßen verzweifelt nach einem Halt suchen, denn es schlingerte hin und her, so dass auch sie um ihren Stand fürchtete.
„Vorsicht!“ rief sie hinunter. In ihrer Kehle wurde es eng und ihre Augen versuchten, das Dunkel unter ihr zu durchdringen. „Und ruhig, bleib ruhig – nicht hektisch reagieren. So machst du es nur noch schlimmer.“

Wieder hörte Babe Ecthelion stöhnen, dieses Mal allerdings mit einer Spur Erleichterung darin. Gleich darauf wurde das Seil wieder ruhig und das leichte Rucken daran ließ sie erkennen, dass Ecthelion wieder nach unten stieg.
Erleichtert folgte Babe, deren Hände bereits zu schmerzen begannen. Zwar waren ihre Hände voller Schwielen vom Tragen und Führen ihrer Waffe, doch den Ansprüchen einer Bergwanderung waren sie nicht gewachsen.
Dies zeigte sich noch mehr nach einer halben Stunde. Babe hatte das Gefühl bereits seit Stunden nach unten geklettert zu sein. Der obere Rand war nur noch als schmaler Spalt zu sehen, wobei der Grund noch lange nicht erreicht zu sein schien. Der einzige Trost war das diffuse Licht, das ab einer gewissen Tiefe aufgetaucht war.
Zuerst konnte sie sich die Ursache des Schimmers nicht erklären, dann erkannte sie, dass es am Gestein selbst liegen musste. Es leuchtete von innen heraus, als wären Leuchtkäfer darin eingefangen worden. Zwar schenkte es kaum Helligkeit, doch Babe konnte wenigstens die Wand und das Seil vor sich sehen. Auch der Schopf Ecthelions war erkennbar, wenn auch nur dann, wenn sie nahe genug an ihn rangekommen war.
Gerade, als sie sich fragte, wie lange das Seil eigentlich war, dass ihnen die Hexe gegeben hatte und wie lange die offensichtliche Magie darin anhielt, spürte sie, es unter ihr am Seil ruhiger wurde. Gleich darauf hörte sie Ecthelions Stimme, der ihr sagte, dass er auf einem Felsvorsprung stand, der breit genug für sie beide sein musste.

„Endlich,“ seufzte Babe. „Länger hätte ich es nicht ausgehalten.“
Sie hangelte sich weiter nach unten und spürte wenig später die Hände Ecthelions an ihren Beinen, der sie auf den Vorsprung zog.
Das Gesicht des Elfs tauchte plötzlich vor ihrem Gesicht auf, das gleich von seiner Brust verdrängt wurde, als sie festen Boden unter ihren Füßen zu spüren bekam.
„Den Göttern sei Dank.“ Sie murmelte die Worte nur, aber selten hatte sie es so abgrundtief herzlich gemeint.

Die leuchtenden Steine tauchten die Umgebung in ein sanftes, fast unirdisches Licht. Babe sah, dass sie auf einem Felsvorsprung von ca zwei Meter Breite standen. Der Vorsprung selbst führte wie ein Weg an dem Fels entlang weiter in die Tiefe. Offensichtlich war ihre Klettertour erst einmal zu Ende.
Ihr Blick fiel auf das Seil, dessen Ende Ecthelion in der Hand hielt. Es hatte gerade bis zu diesem Vorprung gereicht, so als wusste Gwendola, wie weit sie klettern mussten.
„Den Rest können wir wohl auf unseren Füßen abwärts gehen,“ mutmaßte Babe. Anstatt jedoch gleich abwärts zu gehen, setzte sie sich hin und nahm ihren Rucksack ab.
„Ich habe jedes Zeitgefühl verloren. Lass uns erst eine Pause machen.“
Ecthelion stimmte zu und setzte sich neben sich. Babe meinte zu erkennen, dass er etwas blass um die Nase war, so dass sie schwieg und ihm lieber ein Stück von dem Brot reichte, dass ihnen Gwendola mitgegeben hatte.
Immer noch schweigend saßen die beiden Krieger auf dem Vorsprung. Um sie herum schimmerte es und schenkte ihnen so viel Licht, dass sie einige Meter weit sehen konnten. Dahinter herrschte allerdings tiefste Finsterniss, die alles und jedes verschluckte.
07.02.2006, 17:04
Ecthelion
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Beitrag #113
 
“Die Götter haben damit wenig zu tun. Wenn überhaupt war es Glück.“ Gab der Elf leise von sich. Auch wenn er wieder festen Boden unter den Füßen hatte, so beschäftigte ihn der Abstieg noch immer. Nicht viel hätte gefehlt und er hätte eindrucksvoll das Vorurteil widerlegt, dass Elfen Flügel besitzen würden. So hatte er auch keine Einwände, als Babe eine Rast vorschlug. Wortlos nahm er das Brot an und kaute darauf herum. Erst nach einer Weile nahm sein Gesicht wieder Farbe an und er fand zwischen den Bissen die Zeit, seinem Unmut über die Kletterei Luft zu machen.
“Sollten wir hier mit heiler Haut davonkommen, dann werde ich sogar auf das Klettern von Bäumen verzichten. Egal was die Leute sagen, ich gehöre auf den Boden und nicht in irgendwelche Höhen, wo man ständig vor Augen hat, dass man gleich einen knochenzermalmenden Aufprall vor sich hat. Nicht, dass Jemand auf mich warten würde. Aber es reicht schon völlig aus, dass ich mich teilweise auf festen Untergrund ungeschickt genug anstelle. “
Er nahm einen tiefen Schluck aus dem Schlauch und atmete durch. So langsam fielen auch die letzten Schatten der Kletterei von ihm ab.
“Danke, dass du mir am Abgrund Mut gemacht hast.“
Der Elf nickte der Kriegerin kurz dankbar zu und verschlang dann den Rest seines Essens. Für einen kurzen Zeitraum herrschte wieder Stille und beide hingen ihren eigenen Gedanken nach. Als der letzte Bissen vom kargen Mahl gegessen war, setzte sich der Elf grade auf und blickte in die Dunkelheit hinunter. Seine Augen funkelten und verengten sich, als er den Vorsprung entlang starrte.

“Wir sollten weiter. Gwendola meinte zwar, dass die Geister eine Weile lang beschäftigt wären, aber ich will den Aufstieg hinter mich wissen. Selbst bei dem Gedanken ist mir gleich wieder Unwohl.“
Ecthelion konnte nicht genau sagen, ob Babe leichte grinste oder nur beim Gedanken an die Geister den Mund verzog. Die Kriegerin stimmte ihm aber zu und so waren sie kurz darauf daran, den schmalen Weg entlang zu laufen. Nach einigen Schritten, die sie nebeneinander gingen, spürte die Kriegerin einen Arm um ihre Hüfte, der sie zur Seite zog.
Ein „Hey!“ kam aus ihrem Mund, bevor der Elf sie nur entschuldigend ansah und ihre Positionen vertauschte, so dass er an der Wand entlang gehen konnte.
“Keine Sorge, ich will nur nicht am Rand gehen. Ich bin zu neugierig, um nicht in die Tiefe zu sehen.“
Meinte der Elf dann mit leicht verzogenem Mund und setzte seinen Gang so nah wie möglich an der Wand fort. So konnte er auch nicht die Reaktion der Kriegerin erkennen, die leicht versetzt hinter ihm ebenfalls ihren Weg fortsetzte. Das schwache Leuchten in der Wand spendete ihnen genug Licht, so dass sie auf eine Fackel verzichten konnten. Schweigsam gingen ihr ungefähr eine Stunde weiter in die Tiefe hinab, bis der abschüssige Weg unvermittelt in der Schlucht endete. Ecthelion ließ seinen Blick kurz um sich schweifen und er konnte erkennen, dass vor ihnen wirklich die Schlucht lag. Die hellen Adern im Gestein waren jetzt auf der Höhe seines Kopfes. Das Licht, dass sie von sich gaben reichte knapp bis zum Boden, so dass die beiden Freunde vor unliebsamen Überraschungen gefeit waren.

“So gefällt es mir schon besser. Zwar noch immer unter Tage, aber zumindest wieder festen Boden unter den Füssen.“
Der Elf stampfte demonstrativ kurz mit einem Fuß auf und setzte den Weg weiter fort. Nach einer Weile, die sie in der Dunkelheit schweigend nebeneinander verbracht hatten, tippte ihn die Kriegerin auf die Schulter.
„Weißt du überhaupt wohin wir gehen müssen und wieweit es noch ist?“
Ecthelion zuckte kurz mit den Schultern. Gwendola hatte nichts Genaues gesagt, aber so wie das Seil genau ausgereicht hatte, ging er jetzt auch davon aus, dass die alte Hexe eingerechnet hatte, dass sie nicht ewig durch die Schlucht gehen mussten.
“Warte mal.“ Meinte er dann plötzlich und blieb stehen. Seine Augen fixierten sich auf einen Punkt vor ihnen. Er konnte schwören, dass er dort ein schwaches Leuchten ausmachen konnte, dass sich von dem Leuchten in der Wand unterschied.
“Dort, da ist etwas. Wir haben wohl die letzten Überreste von Xadak gefunden.“
Er streckte einen Arm aus und deutete auf den Punkt, auch wenn er nicht wusste, ob Babe es in der dunklen Umgebung erkennen konnte. Erleichtert, dass sie vielleicht bald diesen Ort verlassen konnten, beschleunigten sie ihre Schritte und näherten sich dem Leuchten, bis sie ein Skelett und die Quelle erkennen konnten.

“Typisch Zwerge…“ Murmelte der Elf vor sich hin, als er sich neben das Skelett kniete. Vorsichtig streckte er eine Hand nach dem Stein aus, von dem ein sanftes Leuchten ausging.
“…..selbst im Tod können sie sich nicht von ihren Schätzen trennen.“
Die Stimme des Elfen nahm einen grimmigen Klang an. Dann schüttelte er die Hand, die noch immer den Stein umklammert hielt. Ein Knirschen erklang, fast so als wenn man trockenes Holz zerbrach, als der Elf mit einem Ruck die Hand vom Gelenk trennte. Staub und Knochensplitter rieselten zu Boden, als er die Finger entfernte, die sich förmlich in den Stein gekrallt hatten. Als sich seine Hand endlich um den Fluch Xadak Streithammers gelegt hatte, spürte er ein Pulsieren, das sich vom Stein in seinen Unterarm und weiter in den Rest seines Körpers ausbreitete. Das Licht des Steins schien sich dem Rhythmus anzupassen und tauchte die Umgebung kurz in ein helleres Licht.
Der Blick des Elfen war völlig auf den Stein fixiert. Selbst als die Kriegerin ihn ansprach, wandte er nur kurz seinen Kopf. Sein Blick war abwesend und schien durch Babe hindurchzugehen. Wortlos legte sich sein Blick wieder über den Gegenstand in seiner Hand. Der Elf nahm den Stein in beide Hände und kniete sich mit beiden Knien neben den Überresten des Zwerges, die er aber keines Blickes würdigte.
Das pulsierende Licht des Steines tauchte die Umgebung in ein flackerndes Licht und die helle Hautfarbe des Elfen wirkte jetzt fahl und unheimlich. Dass sich eine Hand auf die Schulter legte und ihn kräftig schüttelte nahm er nicht wahr. Seine Aufmerksamkeit galt dem Stein Nohanaiels, der vor langer Zeit dem Elfen zu großen Siegen verholfen hatte und sich jetzt wieder in den Händen eines Elfen befand.
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13.02.2006, 20:36
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Beitrag #114
 
„Jetzt haben wir den Salat.“ Nun war es an Babe, mit den Augen zu rollen. Ecthelion schien sich ausgerechnet jetzt daran zu erinnern, dass er ein Elf war. Eine Tatsache, die er normalerweise entweder verdrängte oder als Last zu empfinden schien. Aber nun starrte er auf den Elfenstein in seinen Händen, als wäre er ein kostbarer und unermässlicher Schatz – was er in den Augen der Elfen wahrscheinlich auch war.
Nicht allerdings in ihren – sie machte sich nichts aus Steinen, egal wie schön oder selten sie waren. Babe bückte sich deshalb und entriss Ecthelion kurzerhand den Stein.
„Ich nehme ihn besser an mich,“ kommentierte sie ihren Diebstahl. Rasch ließ Babe den Stein in ihren Ausschnitt fallen, wo er an ihrem Busen vorbeirutschte und im Bund hängenblieb. Und so wie sie den Elfen kannte, verlor er damit jede Lust an dem Stein.
„Nun so schnell wie möglich zurück,“ meinte sie anschließend. „Deine Verwandten werden bald hier auftauchen und ehrlich habe ich keine Lust, einen Onkel von dir kennenzulernen, mag er im Leben noch so nett gewesen sein.“
Die Kriegerin blickte noch einmal kurz zu dem Zwergenskelett hinunter. Seine Knochen schimmerten weiß und seine leeren Augenhöhlen wirkten in der Düsternis irgendwie bedrohlich. Babe konnte nicht verhindern, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief. Sie schüttelte sich daraufhin und meinte: „Auf Elf! Mir nach...“

Noch während ihren Worten packte sie Ecthelion am Arm und zog ihn unsanft hoch. Anschließend drehte sie sich um und rannte den Weg zurück, von dem sie gekommen war. Sie wusste zwar nicht, ob ihr Freund ihr folgte, doch sie wusste, dass sie sich beeilen mussten, jetzt wo der Stein wieder erwacht war. Sie eilte deshalb den Hang wieder hinauf, ohne in den Abgrund zu blicken, der neben ihr gähnte und der mit jedem Schritt tiefer wurde.
Schwer atmend, mit schmerzenden Beinen und einer Lunge, die zu platzen drohte, blieb Babe erst stehen, als sie das Ende des Seiles erreicht hatten. Sie legte bereits ihre Hand an das Seil, als sie bemerkte, dass Ecthelion verschwunden war.

„Verdammt...“ fluchte sie leise. „Wo steckt er? Er war doch eben noch da...?

Einen weiteren Fluch ausstoßend, ließ Babe das Seil wieder los und ging einige Schritte den Weg zurück, den sie eben noch hinaufgerannt war. Dass er ihr gefolgt war, wusste sie ganz bestimmt, denn sie hatte während des Sprints sein Schnaufen und sein leises, unterdrücktes Schimpfen im Ohr. Er musste deshalb erst vor wenigen Minuten vom Erdboden oder vom einem Spalt verschluckt worden sein.

„Ecthelion?“ Ihre Stimme klang seltsam verloren in der Schlucht, als sie seinen Namen rief. „Wo steckst du?“
23.02.2006, 15:13
Ecthelion
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Beitrag #115
 
Ecthelion hatte den Eindruck, als wenn eine leise Stimme in seinem Kopf zu ihm sprach. Zuerst nur flüsternd, dann immer deutlicher. Diese Stimme sprach von vergangenen Taten und der Möglichkeit, diese Taten erneut zu vollbringen. Der Elf starrte weiter gebannt auf den Stein in seiner Hand, bis sich plötzlich eine Hand in sein Blickfeld schob. Mit einem unterdrückten Knurren sah er nur noch, wie der Stein im Ausschnitt der Kriegerin verschwand und ihre Stimme die Stimme in seinem Kopf ersetze. Für einen kurzen Moment meinte er zu hören, dass er den Stein trotzdem an sich nehmen solle und sein Blick suchte das schwache Leuchten unter dem Hemd der Kriegerin. Aber mit einem Kopfschütteln brachte er wieder Klarheit in seine Gedankengänge. Jeder hatte seine Rolle zu spielen und das er einmal aus seiner herausfallen würde, war mehr als unwahrscheinlich.
Viel weiter kam er in seinen Überlegungen nicht, denn Babe verlor keine Zeit und zog ihn hinter sich her, als wenn sich die Tore der Hölle hinter ihnen geöffnet hätten. Seine lauten und leisen Proteste verhallten natürlich ungehört, so dass er sich bald auf dem Hang wieder fand. Irgendwann hatte Babe die Führung übernommen, weil ihm zwischen den Flüchen die Zeit zum Luftholen fehlte. Als er sich grade verärgert über die Tatsache beschweren wollte, verfehlte sein Fuß die Kante des Hanges und trat in der Luft. Kurz darauf fand sich der Elf am Hang wieder, wo er sich noch grade mit einer Hand festhalten konnte.

“Uff..“ War alles was er danach von sich geben konnte. Noch grade konnte er verhindern, dass sein Blick in die Tiefe unter ihm glitt. Stattdessen legte er seine andere Hand um die Kante und zog sich langsam hoch. Als er sich mit beiden Armen abstützen konnte, hörte er auch die Stimme der Kriegerin.
“Hier.“ War die miesepetrige Antwort, als er sich langsam aufrappelte und sich den Staub von der Kleidung klopfte.
“Ich hätte fast eine kleine Abkürzung genommen.“ Ein reichlich zerschrammter Elf stand nun vor Babe, die ihn mittlerweile wieder erreicht hatte. Mit einem zerknirschten Blick betrachtete er sich, bevor sein Blick sich kurz auf die Kriegerin legte.
“Lass es uns endlich hinter uns bringen. Ich habe so langsam keine Lust mehr auf Abhänge und Schluchten. Das reicht locker für die nächsten hundert Jahre.“
Mit schnellen Schritten gingen sie den Weg wieder hinauf, bis sie das Ende des Seils erreicht hatten. Während Babe die Festigkeit prüfte, blickte Ecthelion die kahle, schwache leuchtete Felswand hinauf. Sein Kehlkopf bewegte sich kurz, aber er unterdrückte ein hörbares Schlucken.

Stattdessen bedeutete er wortlos der Kriegerin, dass er ihr den Vortritt ließ, um dann kurz darauf selber den Weg nach oben anzutreten. Dieses Mal war es nicht so schlimm, da er seinen Blick an Babe vorbei auf das Ende der Schlucht fixierte und damit auch auf das Ziel dieser Klettertour.
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24.02.2006, 21:12
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Beitrag #116
 
Dunkelheit umfing Babe, als sie das Ende der Schlucht erreicht hatten. Sie griff deshalb wieder zu der Fackel, reichte sie dem Elfen und begann dann in ihrem Rucksack nach Feuerstein und Zunder zu kramen. Beides fand sie nach einigem Suchen. Nach einigen Versuchen im Dunklen, in dem die Funken des Feuersteins hell aufleuchteten, schaffte sie es eine kleine Flamme zum Leben zu erwecken, mit dem sie die Fackel wieder zum Brennen brachte. Sie nahm sie anschließend Ecthelion wieder ab, damit dieser seinen Bogen zur Not nehmen konnte und ging ihm voran, wobei sie den Weg zum Fluss einschlug. Ab und an blickte sie zu Ecthelion zurück, ob dieser noch bei ihr war – der Schreck, der ihr beim am Abgrund hängenden Elfen in die Glieder gefahren war, steckte noch in ihr. Sie mochte nicht ausdenken, was gewesen wäre, wenn er in die Tiefe gerutscht wäre. Sie lächelte ihm deshalb aufmunternd zu, als sie vor dem Durchgang stand, der zum Ufer des Flusses führte.
„Ich bin froh, dass du dabei bist, Ecthelion,“ sagte sie in einem Ton, der unverzagt klingen sollte. „Alleine hätte ich wohl Probleme gehabt.“

Sie wartete eine Antwort seinerseits nicht ab, sondern schlüpfte durch den Durchgang auf die anderes Seite. Dort aber blieb sie erschrocken stehen, denn am anderen Flussufer stand Nohanaiel Thoa mit seinen Elfen und starrte sie an.
Der Mund der Kriegerin formte sich zu einem erschrockenen „oh“, bevor sie zu Xadaks Axt griff, die immer noch an ihrem Gürtel hing. Gleichzeitig spürte sie, wie der Stein an ihrem Bauch warm zu werden begann. Ein helles Leuchten begleitete die Wärme, das selbst den alten Leinenstoff ihres Hemdes durchdrang.

Babe schluckte. „Nun fangen die echten Probleme an,“ murmelte sie. „Untote am Ufer, ein Monster im Fluss und Waffen, die niemanden erschlagen können. Wir hätten in der Schlucht bei Xadak bleiben sollen.“

Ecthelion war noch nicht durch die schmale Öffnung gestiegen, aber sie konnte hören, wie er dazu ansetzte.
26.02.2006, 14:37
Ecthelion
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Beitrag #117
 
Stumm war der Elf hinter der Kriegerin geblieben und hing seinen eigenen Gedanken nach, während sie sich weiter von der Schlucht entfernten. Mit jedem Schritt fühlte sich Ecthelion wieder sicherer auf den Beinen und bald war das dumpfe Gefühl in seiner Magengegend verschwunden. Allein der Stein übte noch immer eine gewisse Faszination auf ihn aus, aber da Babe vor ihm lief, konnte er keinen Blick mehr auf das schwach leuchtende Kleinod werfen. Doch bevor er sich weiter Gedanken darum machen konnte, kamen sie an die Stelle, wo sie den schmalen Spalt durchqueren musste. Babe war schnell durch die Öffnung verschwunden, so dass er an der Reihe war.
Während sich der Elf durch die schmale Öffnung schob, die ihm der Spalt bot, vernahm er einige Stimmfetzen. Er schrieb diese aber der Tatsache zu, dass Babe wohl so schnell wie möglich den Stein zu seinem Bestimmungsort bringen wollte und er sich beeilen solle. So prallte er auch fast in den Rücken der Kriegerin, die kurz vor dem Spalt stehen geblieben war. Erst er fluchend einen Zusammenprall vermeiden konnte, sah er die schimmernden Gestalten die sich vor ihnen aufgebaut hatten. Lautlos glitten diese über das dunkle Gewässer und blieben einige Schritte vor ihnen stehen.
Ein verächtlicher Laut kam aus der Kehle des noch lebenden Elfen, als er die einstigen Elfen betrachtete. Er konnte kaum nachvollziehen, wie sie ein unsterbliches Leben gegen diese Existenz eintauschen konnten. Ob wissentlich oder nicht. Mit einem Schritt stellte er sich schräg hinter die Kriegerin und blickte die Untoten an. Kein Laut drang aus ihnen und auch die beiden Freunde schwiegen.
Als die Stille langsam unerträglich wurde, schwebte der Anführer, der einstmals Nohanaiel gewesen war, näher heran. Es war ein leises, trockenes Flüstern. Die bleichen Lippen verzogen sich kaum als er das Wort an sie richtete.

“Gebt mir den Stein, der mein Eigentum ist. Er wurde mir geraubt von den gierigen Zwergen, jetzt ist es an der Zeit, dass er wieder zu seinem rechtmäßigen Besitzer zurückkehrt. Widersetzt euch mir und euer Leiden wird lang sein.“
Die Gestalt schien sich weiter auf den Elfen und die Kriegerin zu bewegen, verharrte dann aber plötzlich. Irritiert legte Ecthelion den Kopf leicht schief. Weniger wegen den Worten, aber die Stimme klang wie ein Echo, dass in einem langen Gang verhallte. Als die Worte langsam davongetragen wurden, entstand wieder eine Stille.
Erst jetzt nahm er wieder ein schwaches Flüstern in seinem Kopf war, dass dieses Mal schnell zu einem deutlicher Botschaft wurde. Während sich die beiden Parteien noch immer regungslos gegenüberstanden, schüttelte er den Kopf. Doch diesmal konnte er die Stimme nicht so leicht vertreiben, obwohl er nicht mehr im Besitz des Steins war. Babe musste die Veränderung, die vom Stein ausging auch spüren, denn ihr Blick ruhte plötzlich auf dem Elfen. Dieser starrte doch noch mit leerem Blick durch die für ihn scheinbar nicht vorhandenen Untoten hindurch. Erst als sie ihn an der Schulter anstieß blickte er sie an, wobei sein Blick an ihr herunter zum Stein glitt.
Ob er wollte oder nicht, er wurde magisch von dem Kleinod angezogen. Wie für einen kurzen Moment nahm er weder Babe noch die Untoten war, sondern starrte nur auf den Stein, der in einem immer helleren Licht pulsierte.

Plötzlich bewegten sich die Gestalten, die nicht länger auf den Stein warten wollten und griffen an. Die Stimme im inneren seines Kopfes lenkte ihn ab, so dass er nur zu sehen konnte, als die Klinge des Anführers den Stoff von Babes durchschnitt. Doch der Untote hatte es nur auf den Stein abgesehen, der nun aus dem kurzen Schnitt aus dem Leinenhemd fiel und ein Stück davonrollte. Mit einem deutlichem Fluch stürzte sich der Elf zwischen die Beiden, doch seine Aufmerksamkeit galt dem Stein. Die innere Stimme drängte ihn dazu, den Stein an sich zu nehmen. Doch bevor er ihn erreichen konnte, stand er dem untoten Nohanaiel gegenüber, der sich von Babe entfernt hatte und ebenfalls den Stein an sich nehmen wollte. Ohne weiter zu überlegen zog Ecthelion sein Schwert und hieb auf die schimmernde Gestalt ein, die keine Probleme damit hatte die Angriffe abzuwehren.
Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass einer der Untoten zischend zurückwich. Ein tiefer Schnitt durchzog das schwache Leuchten der Schulter. Es war kein Blut zu sehen, nur die sich dahinter abzeichnende Schwärze der Hölle. Scheinbar war die Axt des Zwerges in der Lage gewesen, die Wesen aufzuhalten. In diesem Moment verspürte er einen stechenden Schmerz in seiner Seite, als ihm die Klinge des einstigen Elfenfürsten einen Schnitt zuführte. Ecthelion konnte das warme Blut spüren, dass aus der wunde trat und von seinem Hemd aufgenommen wurde. Gleichzeitig spürte er eine beißende Kälte an der Schulter, als er von dem Untoten weggestoßen wurde.

Ecthelion presste die Zähne aufeinander und warf sich nach vorne, um den Stein zu erreichen.
“So einfach mache ich es dir nicht.“
Stieß er hervor, als sein Körper unter dem der schimmernden Gestalt hindurch rutschte. Vor seinen Augen tauchte das Leuchten des Steins auf und kurz drauf schlossen sich seine Finger darum. Ein Vibrieren durchlief zuerst seinen Arm und dann den Rest seines Körpers.
“Endlich.“
Die Stimme des Elfen klang entschlossen, als er sich aufrichtete und kalten Blick auf den Untoten vor sich warf. Nohanaiel verharrte in seiner Bewegung, während im Hintergrund das Klirren von Waffen weiter zu hören war. Aber kurz darauf verstummte der Kampfeslärm. Langsam, mit auf seinen Gegner gerichteter Klinge, erhob sich der Elf. Zwischen den Versprechungen des Steines, die in seinem Kopf hallten, hörte er unklar die Stimme der Kriegerin. Aber der Elf warf ihr nur einen undurchsichtigen Blick zu und widmete dann seine Aufmerksamkeit wieder auf den untoten Elfen vor ihm. Seine kalte Stimme durchschnitt kurz darauf die Stille.
“Jetzt wird deine Suche und deine unnatürliche Existenz bald ein Ende haben.“
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01.03.2006, 21:10
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Beitrag #118
 
Ihr warnender Ruf an Ecthelion verhallte ungehört. Es war, als würde er nur noch sich, den Elfenfürsten und den Stein warnehmen. Babe fluchte und warf die Fackel weg, die sie mehr behinderte, denn nützte. Mit einer raschen Bewegung legte sie ihren Rucksack ab, bevor sich ihre beider Hände um die Axt legten, auf die offensichtlich ein Zauber lag.
Babe warf einen raschen Blick zu Ecthelion, der immer noch wie gebannt auf Nohanaiel starrte. Für ihn schien nichts mehr außer den Elfenfürsten und der Stein, der zwischen ihnen beiden stand, zu existieren – im Gegensatz zu Babe, die sich plötzlich einer Horde untoter Elfen gegenüberstand, und die ihr mit jeder Sekunde näherrückten.
Die Kriegerin fluchte leise. Gleichzeitig stellte sie sich in Abwehrhaltung auf. Breitbeinig, voll gespannt und mit leicht vorneüber gebeugten Oberkörper wartete sie darauf, dass die Untoten den Fluss überquert hatten.

So angespannt waren ihre Sinne, dass sie nicht bemerkte, wie die Fackel altes und trockenes Stroh ansteckte, das vor Urzeiten einmal dort abgelegt worden war. Es rauchte erst, bevor eine Flamme erschien und sich im Boden festfraß. Etwas in dem Gestein nahm die Flamme auf und gab sie weiter, fütterte sie und hielt sie am Leben.
Keiner der Gefährten hatte Zeit, sich wegen der plötzlichen Helligkeit zu wundern. Ecthelion schien in einem stummen Wortgefecht mit dem Elfenfürsten festgebannt zu sein und Babe hob die Axt, um einen ersten Schlag auszuführen.

Schon immer hatte Babe die Zwerge oder auch Kjaskar dafür bewundert, wie sie ihre Axt im Kampf führten. Es war, als wären sie mit ihrer Waffe verbunden, egal, ob sie das Blatt gegen die Knochen krachen ließen oder ob sie sie warfen. Babe dagegen hatte eine Axt vor allem zum Holzhacken benutzt. So sah sie sich der Aufgabe gegenüber, rasch aus dem zu lernen, was sie bislang nur gesehen hatte.
Ihre erster Angriff gegen die Untoten war deshalb ein Fehlschlag. Der Elf wich zurück, während er gleichzeitig ihren Schlag abwehrte. Wieder fluchte die Kriegerin und sie sprang vor, um dem Elf nachzusetzen.
Diesesmal traf sie ihn in der Höhe der Hüfte – ein tödlicher Schlag für einen lebenden Menschen. Für den Untoten aber ein Weg zurück in die Hölle, aus der er gekommen war. Er stieß einen Ruf aus, der an das Jaulen eines Wolfes erinnerte. Seine Gestalt begann sich aufzuösen und in dem Dunkel zu verschwinden, dass sie mit der Axt aufgerissen hatte.

„JA!“ Aus der Kehle der Kriegerin kam ein erleichterter Schrei. Ihre Locken wirbelten bei der folgenden Drehung herum und ein entschlossener Gesichtsausdruck legte sich auf ihre Miene.
Die Axt Xadaks wog schwer in ihren Händen. Babe musste ihre ganze Kraft aufwenden, um sie hochzuheben. Schweiß stand ihr auf der Stirn und rann ihr das Gesicht entlang. Gleichzeitig erfasste sie ein Gefühl der inneren Hitze und einer Kraft, wie sie es nur selten erlebt hatte. Zu allem entschlossen sprang Babe zu dem nächsten Elfen, durchschnitt seinen rauchigen Körper mit einem Axthieb, der ihm das letzte Leben kostete, welches in ihm steckte.
Ein ungleicher Kampf entbrannte. Babe sah sich einer Übermacht entgegen, die sie mit einer herumwirbelnder und auf alles zielender Axt zu entgegnen versuchte. Dabei war ihr, als würde sich die Streitaxt Xadaks mit Leben füllen und als würde sie von alleine die Elfen durchschneiden. Xadaks Axt schien nur darauf gewartet zu haben, in die Hand von jemanden genommen zu werden, der gegen sie antrat. Ihr Blatt blitzte golden auf und brachte die Umgebung zum Glühen.

Letzteres brachte Babe dazu, einen Moment lang die Axt sinken zu lassen und sich umzuschauen. Erst jetzt bemerkte sie, dass die halbe Höhle in Flammen stand. Grünlicher Rauch quoll am Boden entlang, ließ die Sicht auf den Boden unter ihnen verschwinden und drohte den Lebenden den Atem zu nehmen.

„ECTHELION!“

Ihr Ruf hallte in der Halle wieder und brachte den Elfen dazu, aufzusehen. Er blickte auf eine Babe, deren Hemd von ihrem eigenen Blut durchtränkt war und der die Haare vor Nässe am Kopf klebten. In ihrer Hand wog die Axt Xadaks, die die Kriegerin bereits wieder gegen das Schwert eines Untoten entgegenschmetterte.
Der letzte Schlag zwang Babe in die Knie. Ihre Arme zitterten und ihr Atem ging schwer. Ein Zweiter aus dem Gefolge Nohanaiels kam hinzu und ließ sein Schwert auf sie hinuntersaußen. Es würde ein tödlicher sein, denn ihre Arme hatten keine Kraft mehr, die schwere Streitaxt zu führen.
05.03.2006, 10:06
Ecthelion
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Beitrag #119
 
Der Elf fixierte den Untoten mit seinem Blick, während er langsam wieder auf die Beine kam. Nohanaiel schien in der Luft zu verharren und seine Augen waren nur auf den Stein gerichtet.
“Gib ihn mir, du kannst ihn weder kontrollieren noch beherrschen.“
Wieder war das leise Echo zu hören, dass der Stimme des untoten Elfenfürsten folgte. Aber Ecthelion dachte überhaupt nicht daran den Stein wieder herzugeben. Die Einflüsterungen in seinem Kopf waren stetig dabei ihm Versprechungen zu machen und der Satz des Untoten ging fast in diesem Hintergrundrauschen unter. Langsam schritt er mit auf seinen Gegner gerichtete Klinge vorwärts, bis die Spitze vor der Brust des Untoten ruhte. Ein leichtes Zittern ging durch den Arm des Elfen, was durch die Anwesenheit des Steins in seiner anderen Hand nur noch verstärkt wurde. Der Ausdruck in seinen Augen war kalt und entschlossen, doch den Untoten schien es nicht zu beeindrucken. Ein grausames Lächeln umspielte dessen Lippen, als vorwärts glitt und die Klinge des Elfen in seiner Brust verschwand.
Aber kein Rauch oder Blut zeigte sich, die Klinge glitt wirkungslos hindurch.
“Ich sagte schon, dass ihr mir nichts anhaben könnt. Gebt auf, sonst werdet ihr beide den Tod finden.“
Grimmig blickte Ecthelion auf seine wertloses Waffe und umfasste den Stein stärker. Die Knöchel an seiner Hand wurden weiß, als er dem Untoten den Stein vors Gesicht hielt.
“Ihr werdet ihn nie wieder besitzen. Eure Zeit ist vorbei. Bald werdet ihr Ruhe finden, falls euch sowas überhaupt vergönnt ist.“
Der lebende Elf machte keinerlei Anstalten aufzugeben und auch das beide hatte er kaum wahrgenommen. Seine Aufmerksamkeit war auf den einstigen Elfenfürsten gerichtet, und weder der Kampf um ihn herum noch der sich vermehrende Qualm konnte ihn ablenken. Zu laut war die Stimme in seinem Inneren und die Gefahr, den Stein wieder an seinen vormaligen Besitzer zu verlieren.

Ein hämisches Lachen war die Antwort des Untoten, als er den Schritt überwand und jetzt direkt vor Ecthelion stand. Ohne Vorwarnung schnellte seine Hand hervor und packte den Elfen an der Kehle.
“Dann werde ich ihn mir eben holen, über eure Leiche.“
Die Finger strahlten eine tödliche Kälte aus, als sie sich um den Hals legten. Verbissen versuchte Ecthelion die Hand abzuschütteln, aber wie sein Schwert, welches zu Boden gefallen war, ging seine Hand durch die schimmernde Erscheinung hindurch. Die Kälte kroch ihm durch Mark und Bein. Je weiter sie fortschritt, desto leiser wurden die Verheißungen des Steins, der merkte, dass sein ehemaliger Besitzer dicht bei ihm war. Ein Keuchen drang aus der Kehle des Elfen, als der Untote seinen Griff verstärkte. Kleine Punkte tanzten vor seinen Augen und mit einiger Verzweiflung hielt er die Faust mit dem Stein direkt mit dem Stein in den Arm Nohanaiels. Der Untote schrie plötzlich schrill auf und zog seine Hand zurück.
Ecthelion würgte kurz und holte dann tief Luft, doch kurz darauf versagten seine Beine den Gehorsam und der Elf ging in die Knie. Als er seinen Blick wieder nach oben richtete, sah er, wie der untote Fürst sein Schwert zog. Mit einem kalten, metallischen Geräusch richtete er die Klinge auf den knienden Elfen. Der untote Elfenfürst fühlte sich seinem Ziel nahe, denn nur sehr langsam hob er die Klinge über den Kopf.
“Jetzt werdet ihr sterben und eure Gefährtin mit euch.“

Erst jetzt, als die Stimme in seinem Kopf wieder verstummt war, drang der Schrei der Kriegerin an sein Ohr. Er wusste nicht, ob sie schon länger gerufen hatte, aber ihr Anblick rief dem Elfen unmittelbar ins Bewusstsein, dass er nicht alleine in der Höhle war. Auch konnte er erkennen, dass sie dem Schwerthieb nicht mehr ausweichen könnte. Aber sie war zu weit entfernt, als das er hätte eingreifen können. Zudem sah er sich selber einem Angriff gegenüber, dem er nichts entgegenbringen konnte.
Erneut erklang das hämische Lachen des Elfenfürsten, als dieser die Klinge hinter seinem Kopf erhob. Erst durch das Lachen wandte Ecthelion wieder seinen Blick ab. Sein Blick fiel auf die fahle Klinge, die sich ihm nun unaufhaltsam näherte. In diesem Moment konnte er wieder die Stimme des Steins hören, die nun aber ebenso hämisch wie des untoten Elfenfürsten klang. Verzweifelt blickte er nochmals wieder zur Kriegerin herüber, dann streckte er seine Hand nach vorne. Kurz bevor die Klinge auf seine Finger treffen konnte, öffnete er sie und der Stahl traf auf das Kleinod.
Ein lautes Knirschen erklang in der Höhle, kurz darauf vom Geräusch zerberstenden Glases. Ein lautes, wütenden Heulen ertönte dazwischen, als Nohanaiel erkannte, was er getroffen hatte. Kurz darauf ging ein Zittern durch seine Gestalt und in einem blendenden Licht zerstob die Gestalt des Untoten. Nur Staub, vermischt mit dem des Steins rieselte langsam zur Erde.
“Das hat uns die alte Hexe nicht gesagt…“
Murmelte der Elf leise vor sich hin. Erschöpft legte er sich die Hand vor den Bauch und kippte fast vorne herüber, als ihm wieder der Anblick der Kriegerin vor Augen geführt wurde. Ruckartig litt sein Kopf herum, als erneut ein Geräusch in der Höhle zu vernehmen war.

Ein Wind brauste auf und fuhr pfeifend durch die Höhle. Die letzten Überreste der untoten Elfen wurden mitgerissen und ihre Gestalten lösten sie unter Heulen auf. Auch der Rauch wurde fortgetragen, so dass das Atmen wieder leichter wurde.
Mühsam rappelte sich der Elf auf und torkelte halb zu Babe herüber. Erleichtert konnte er feststellen, dass sich ihre Gegner aufgelöst hatten, bevor sie den tödlichen Streich hatten ausführen können.
“Alles in Ordnung?“
Müde ließ sich der Elf neben der Kriegern und presste seine Hand auf seine Seite. Ein hustete mehrmals und rieb sich dann die Kehle. Langsam wanderte sein Blick musternd über die Kriegerin, um mögliche Verwundungen zu erkennen.
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05.03.2006, 20:11
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Beitrag #120
 
Den tödlichen Schlag vor Augen, seufzte Babe kurz auf. Hier würde sie also sterben – weit weg von ihren Waldläufern und von ihrem Wald.. An der Seite eines Elfes, den sie zwar über alles schätzte, aber der dennoch ein Elf und kein Nordmann war. Sie hatte eine Zwergenaxt in der Hand und nicht ihr Bat`leth und vor allem in einem Kampf gegen Wesen, die bereits tot waren. Eine grausame Ironie des Schicksals, wie Babe trocken feststellte.
Bruchteile von Sekunden später spürte sie, wie das Schwert durch ihre Schulter fuhr und darin eine Kaskade von Schmerzen auslöste. Der Schmerz hielt noch an, als sich ihr Peiniger samt Waffe auflöste und vom Wind davongetragen wurde.
Blut quoll zwischen ihren Händen hindurch, als ihre Hand zu ihrer Wunde fuhr. Es durchtränkte ihr Hemd noch tiefer und ließ es an ihrem Körper kleben. Mit jedem ihrer Pulschläge pochte der Schmerz in ihr und drohten ihr die Sinne zu nehmen. Nur schwach hörte sie, wie Ecthelions Stimme an ihr Ohr drang.
„Ja...“ flüsterte sie mühsam. „Ja, ich glaube schon..“
Ihre Hand öffnete sich und Xadaks Streitaxt fiel klirrend auf den Boden. Babe griff danach und zerrte sie mühsam hoch, während sie selbst unter Schmerzen aufstand.
„Wir müssen weiter,“ krächzte sie, „bevor die Halle ganz in Flammen steht.“
Babe stolperte in Richtung des Flusses, unsicher, ob ihre Beine sie auch tragen würden. Der Wind hatte zwar den Rauch einen Moment davongefegt, das Feuer aber auch Nahrung gegeben. Es fraß sich weiter die Wand entlang und drohte ihnen den Weg zum Fluss abzuschneiden.
Beide Krieger fielen mehr in den Fluss, als dass sie hineinsprangen. Das kalte Wasser drohte Babe den Atem zu nehmen, unterband aber auch für einen Moment den Schmerz in ihrer Schulter. Um sie herum färbte sich das Wasser rot, bevor es davongetragen wurde und in dem Berg verschwand.
Der Weg an das andere Ufer erschien Babe unendlich. Jede ihrer Schwimmstöße bereitete ihr Schmerzen. Die Axt, die sie sich an ihren Gürtel gesteckt hatte, drohte sie in die Tiefe zu ziehen und wäre nicht Ecthelion gewesen, der ihr mit jedem Meter half, hätte sie es nicht geschafft. Aber so schleppten sie sich an das andere Ufer, erschöpft, dem Tode näher als dem Leben.

Ein Grollen, das aus der Tiefe des Berges zu kommen schien, rief den Freunden ins Bewusstsein, dass dieses Abenteuer noch nicht hinter ihnen lag.
„Rasch,“ rief Babe, die sich wieder hochrappelte. „Etwas passiert hier...“
Das Feuer, das inzwischen die Decke erreicht hatte und Stücke davon in den Fluss schleuderte, drohte inzwischen auf das diesseitige Ufer anzustecken. Qualm füllte die Höhle, untermalt von dem Zischen, wenn die Flammen ins Wasser fielen. Die Helligkeit wies ihnen aber auch gleichzeitig den Weg und so rannten sie den Gang entlang, der aus der Halle und durch den Berg führte.
Ein weiteres Grollen, zu dem sich ein Beben dazugesellte, ließ die Kriegerin kurz innehalten und zurückblicken: die Halle stand nun völlig in Flammen und fühllte den Berg mit Rauch. Fallende Feuerbälle ließen erahnen, dass sie einzustürzen drohte, unterstützt von dem Beben, das immer näher zu kommen schien.
Babe spürte, wie Ecthelion an ihrem Arm zerrte und sie zum weitergehen aufforderte. Sie wandte sich deshalb um und folgte Ecthelion unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte. Hitze, Qualm, Blutverlust und herabstürzende Steine, wenn der Berg erbebte, brachten Babe jedoch bald dazu, erneut stehenzubleiben.
„Lass mich hier,“ flüsterte sie unter Mühen und unterbrochen vom Husten. „Lauf du weiter, du bist schneller ohne mich.“
Wieder spürte Babe, wie Ecthelion sie unter dem Arm fasste und weiterzerrte. Verschwommen und mit einem Anflug von Verwirrung sah sie nun eine zweite Gestalt, die ihnen vorraneilte und ihnen so den Weg wies.
„Die Hexe...“ dachte Babe erleichtert. Und plötzlich liefen ihre Beine fast von alleine an der Seite des Elfes, der sie stützte und vorwärtstrieb, bis sie an der Behausung von Gwendola ankamen. Aber auch dort fielen Steine von der Decke und lösten sich von den Wänden – sie mussten den Berg so schnell wie möglich verlassen.
07.03.2006, 09:32