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Gefährliche Liebschaften
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Beitrag #16
 
Babe glaubte Asil nun lange genug zu kennen um sich sicher zu sein, dass es mit diesen kleinen Metallstück etwas besonderes auf sich haben musste. Sie musterte deshalb die Kriegerin, während erst Osthar und dann Lando wilde Vermutungen und Vorschläge anbrachten.

Stumm nahm Babe den Dk`tagh wieder an sich und steckte ihn zurück an seinen Platz. Ihr prüfender Blick hing dabei an Asils Gesicht, so als würde sie daraus die Fragen ablesen können, die ihr plötzlich auf dem Herzen lagen. Bevor sie jedoch damit herausplatzte, nahm sie ebenfalls ihre Bestellung auf und lehnte sich zurück.

"Der Kleidung nach stammte der Tote nicht von hier, " sagte sie schließlich. "Auch hatte er eine dunkle Haut und schwarze Haare, die kurz geschnitten waren."

Da in diesem Moment die Bedienung kam und ihnen ihr Frühstück brachte, beendete Babe ihre Ausführung und widmete sich den Spiegeleiern. Ihr verschlug es aber relativ bald den Apetitt, als sie Asil immer noch auf das Metallstück in der Hand starren sah. Seufzend schob sie ihren Teller weg, beugte sich leicht vor und lächelte Asil an.

"Wer ist Marcus, Asil?"
02.04.2006, 21:27
asil
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Beitrag #17
 
Asil nahm kaum wahr, das die Bedienung nun das komplette Frühstück auf den Tisch gestellt hatte. Nach wie vor starrte sie auf den kleinen Brustpanzer und in ihrem Inneren rollten die Bilder der Vergangenheit an ihr vorbei. Noch ganz genau konnte sie sich an die letzte Situation erinnern, in der sie Marcus gesehen hatte. Der Tag bevor er verschwand. Und mit ihm auch Thomas. Beide waren zusammen in die Nacht verschwunden und hatten die damals noch blutjunge asil zurückgelassen. Es kam ihr in dem Moment wie gestern vor und Tränen bildeten sich in ihren Augen. Noch nicht einmal verabschiedet hatten sie sich von ihr. Das stimmte zwar nicht ganz, denn beide hatten sie am Tag zuvor öfters umarmt als normal war und erst viel später war ihr bewusst geworden, warum sich die beiden jungen Männer an dem Tag mehr als gewöhnlich mit ihr befasst hatten.

Erst Babes Frage riss die Kriegerin aus ihren Gedanken und asil starrte sie verständnislos an.
„Wer das ist fragst Du? Marcus...“

Erst in dem Augenblick als sie die Frage aussprach wurde ihr bewusst, das sie noch keinem von ihrer Vergangenheit erzählt hatte. Warum auch... schliesslich lag sie weit hinter ihr, als asil Babe und viele andere kennen und schätzen gelernt hatte. Zu dem Zeitpunkt war sie schon lange unter Axos Obhut in Rom und hatte ihr früheres Leben verdrängt.

“Marcus ist mein älterer Bruder. Ich habe ihn nicht mehr gesehen seit er damals in die Nacht verschwand. Irgendwann kam mal eine Nachricht von ihm. Aber in dieser stand nur, das er sich zur Zeit sein Geld als Matrose verdienen würde. Wohin ihn das Schiff gebracht hatte, das weiss ich nicht.
Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört....“


In asils Hals hatte sich ein dicker Kloss gebildet und sie schluckte trocken. Mit dem rechten Handrücken wusch sie sich über die Augen, um die kleinen Tränenseen wegzuwischen, die sich gebildet hatten. Asil schniefte leise und starrte wieder auf den kleinen Miniaturbrustpanzer. So viele Jahre war es her... Immer wieder hatte sie an Marcus und auch an Thomas gedacht und schon oft hatte sie den Wunsch verspürt, sie zu suchen. Aber nie hatte sie gewusst, wo sie anfangen sollte und so hatte die Kriegerin ihre Sehnsucht nach ihren Brüdern tief in ihrem Herzen vergraben. So tief, das sie noch nicht einmal Lance von ihnen erzählt hatte.

Und nun? War der tote Mann dort am Ufer des Flusses ihr Bruder? Sollte Marcus nach Rom gekommen sein? Und war es wirklich ihr Schicksal, ihrem Bruder nach all den Jahren in sein totes Antlitz blicken zu müssen? Aufgequollen und nach Unrat stinkend? Wohlmöglich noch ermordet von irgendwelchen Tagedieben?
War das der Wille der Götter?
Asil schnaufte wütend. Sie hatte dieser Gottesanbetung noch nie etwas abgewinnen können und bei dem Gedanken, das es der Wille dieser Götter war, ihr Wiedersehen so zu gestalten, wurde sie rasend vor Zorn. Und doch zog sich ihr Herz vor Schmerz zusammen, als sie daran dachte, das der Tote tatsächlich Marcus was.

Asils Gesicht reflektierte ihre Gefühle nur zu gut und auch ihre sich immer wieder verkrampfenden Hände zeugten von ihrem inneren Kampf, sich zu beherrschen - nicht vor Wut und Trauer aufzuschreien.

Hilfesuchend blickte sie Babe an – die beiden Männer beachtete sie gar nicht, sie waren Fremde, denen sie sicherlich nicht ihre Gefühle offenbahrte – auch, wenn das offensichtlich in der Situation nicht möglich war.
“Wo ist die Leiche, Babe? Wo?
Ich muss wissen, ob es Marcus ist. Oh....“


Asil verstummte, denn zu entsetzlich war die Vorstellung, das diese Leiche tatsächlich ihr Bruder war. Das durfte einfach nicht sein.... nicht nach all den Jahren so ein Wiedersehen!

Angst schnürte der Kriegerin die Kehle zu und am liebsten würde sie aufstehen und davonrennen. Davonrennen zu Lance, um sich dort zu verkriechen vor der eventuell bitteren Wahrheit. Aber das konnte und durfte sie nicht. Sie musste wissen, was mit ihrem Bruder war.

Ihr Blick richtete sich auf Babe.
“Zeigst Du mir die Stelle, an der Du die Leiche an Land gezogen hast?“
[Bild: 99406b20f47226c138be3f8462bd84800.319213..._girls.gif]

Der Teufel lehrt die Frauen, was sie sind, oder vielmehr:
sie lehren es dem Teufel, falls er es noch nicht wissen sollte.
03.04.2006, 18:03
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Beitrag #18
 
Erschütterung waraus der Stimme der Kriegerin zu hören, als sie sagte: „Die Stelle wird dir nicht viel nutzen, denn er ist dort nur angespült worden. Wenn, dann muss er weiter flussaufwärts in das Wasser gefallen oder hineingeworfen worden sein.“
Babe überlegte kurz. Sie hatte die Leiche bei einem Mann der Wache gelassen. Diese waren dafür verantwortlich, die Tibeufer wenigstens von den Toten freizuhalten, wenn sie schon nicht vermeiden konnten, dass sie im Fluss landeten. Die Seuchengefahr in einer Stadt wie Rom war zu groß, um zuzulassen, dass die Ufer von Toten überhäuft werden.
„Aber ich wette, wir finden die Leiche in der Halle am niederen Fluss.“
Sie versuchte ein aufmunterndes Lächeln. Unterhalb der Stadt – da wo die Gerber ihr Viertel hatten – führte ein flaches Flüsschen in den Tiber. Dort war auch einer der Friedhöfe, in dessen Erde all die namenlosen bestattet wurden. Unter anderem diejenigen, die man aus dem Fluss gefischt und die man nicht identifizieren konnte. Babe wusste, dass kurz nach Mittag ein weiterer Graben gezogen wurde, in denen man drei oder vier Tote bestattete. „Wenn wir uns beeilen schaffen wir es, bis sie ihn in die Erde senken. Vielleicht ist es...“

Weiter sprach sie nicht. Asils Tränen, ihr Entsetzen ließ keinen weiteren Gedanken zu. Und Babe vermutetete, dass sie diese erst abschütteln konnte, wenn sie einen Blick auf den Toten hatte werfen können.
Die beiden Männer hatten inzwischen ihr Frühstück verspeist – sie ließen sich anscheinend von keiner Frauenträne daran hindern – und blickten nun zwischen Asil und Babe hin und her. Ihr selbst ist der Apetitt vergangen und Asil hatte ihr Frühstück nicht einmal angerührt.
Die Kriegerin griff in den Sack, zog einen kunstvoll verzierten Dolch heraus und legte diesen auf den Tisch. „Ich zahle – der Preis, den der Wirt dafür bekommt, würde selbst für ein Mittagessen reichen. Aber so kommen wir am schnellsten hier weg.“
Sie schon geräuschvoll ihren Stuhl zurück, nahm Bat`leth und Sack an sich und schulterte sich beides wieder auf. In Gedanken war sie bereits bei den Hallen am niederen Fluss – sie mussten dazu die ganze Stadt durchqueren, und das zu einer Zeit, in der Rom erwachte und in denen sowohl Fuhrwerke als auch Händler und Käufer die Straßen verstopften.
Babe wandte sich deshalb an Osthato. Er schien ihr einer zu sein, der Rom wie seine Westentasche kannte, wenn er denn eine gehabt hätte.
„Du kennst dich doch bestimmt aus – wie gelangt man am schnellsten ins Gerberviertel?“
04.04.2006, 16:24
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Beitrag #19
 
Geräuschvoll aß der Alte seine Frucht. Die Schale riss er mit seinen zu langen Fingernägeln auf, bevor er seine Zähne in das Fruchtfleisch trieb. Der Saft floss seinem Kinn hinab, tropfte auf den Boden.
Fertig mit dem gesunden Teil seines Frühstückes, klaubte er die Hammelkeule auf und verschlang auch diese, aus den Augenwinkeln immer die beiden Frauen beobachtend.

Es hatte sich eine sehr emotionale Szene abgespielt beziehungsweise spielte sich immer noch ab, der Osta unter keinen Umständen beiwohnen wollte. Er hatte für Tränen nicht viel übrig, diesen Ressort überließ er zu gerne den Anderen.

Nichtsdestotrotz spitze er seine Ohren bei jedem Wort das gesprochen wurde, um sich später seinen Teil denken zu können.
So entging ihm nicht, das es sich hier um eine verschollene Person, die irgendwie mit Asil verwandt sein musste, handelte. So genau hatte er dann doch nicht gelauscht.


Nachdem Osthato sein Mahl beendet hatte, einen kleinen Rülpser mit einbegriffen, und es sich gerade auf seinem Stuhl bequem machen wollte, sprach ihn die Frau mit dem seltsamen Namen an. Auf deren Frage überlegte er kurz und antwortete:

„Ihr mögt recht haben. Ich kenne da einen schnellen Weg ins Gerberviertel, doch solltet ihr euch darauf gefasst machen, das die Gassen an manchen Stellen so eng werden, das ihr glauben mögt, die Dächer würden über euch den Himmel verschließen. Auch stinken wird es dort sehr. Ein sehr unschöner Weg, wenn ihr mich fragt!“

Osthato Chetowä blickte abwartend in K`Ehleyr’s Augen, hoffte, diese Begebenheiten würden sie abschrecken, denn er wollte selbst nur sehr ungern diese Schattenseite von Rom betreten. Als sie jedoch weiterhin darauf drängte, den schnellsten Weg zu nehmen, blieb dem Alten nichts anderes übrig, als sich zu erheben, K`Ehleyr war bereits am Bezahlen, und die Taverne zu verlassen.
Warme Sonnenstrahlen empfingen ihn. Der Tag hatte begonnen.

Ohne lange abzuwarten, die Frauen schienen es tatsächlich eilig zu haben, lief er einen Großteil des Weges zurück zu dem Brunnen, und tauchte plötzlich kurz vorher in den Schatten eines Hauses. Ein grässlicher Geruch von Urin, Verwesung und allerhand anderem, traf sie wie ein Schlag ins Gesicht.
Der Alte drehte sich angewidert um, ein verzogenes Lächeln auf den Lippen:

„Willkommen in meinem zu Hause“, rief er noch, ehe er in der extrem engen Gasse verschwand, und die drei Fremden durch ein wahrhaftes Labyrinth zu führen begann, welches wohl keiner von ihnen ohne Ostas Hilfe hätte verlassen können. Schon nach wenigen Minuten hatten sie die Himmelsrichtung so oft gewechselt, das einem schwindlig werden konnte.

Nicht so Osthato Chetowä, welcher in Rekordzeit durch die Gässchen huschte und nach einiger Zeit im Gerberviertel ankam, die drei Fremden im Gepäck.
06.04.2006, 14:42
asil
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Beitrag #20
 
Ja, sie musste den Toten sehen, auch, wenn sich alles in ihr dagegen sträubte. Aber was nutzte es, der Wahrheit aus dem Weg zu gehen? Der Gedanke an den Toten würde sie nie wieder loslassen, wenn sie jetzt nicht zu dieser Halle gehen würde.

Tausend Gedanken schossen der Kriegerin durch den Kopf, doch keinen davon konnte sie halten. Angst und Hoffnung vermischten sich und brachten asil völlig durcheinander.
Und sowar sie froh, als Babe die Initiative ergriff und Osta nach einen Weg zu der Leichenhalle fragte. Dankbar drückte sie kurz mit ihrer eiskalten Hand die tröstlich warme Hand von Babe und stand auf, um dem Bettler zu folgen, der schon durch die Tavernentür verschwunden war.

Die Gruppe ging nur ein kurzes Stück des Weges zurück, bis das Osta in eine Gasse eingebog, die man leicht übersehen konnte, wenn man sie nicht kannte. Asil war gerade ein paar Schritte in die schmale Gasse eingebogen, als ihr der Gestank nach Urin, Fäkalien und anderem Unrat in die Nase stieg und sie zum Würgen brachte. Es war schon erbärmlich, in welch Zuständen hier so manch Bürger wohnte.

Kurz wandte asil den Blick nach hinten, um zu sehen, ob Babe und Lando sie nicht verloren hatten und lief dann schnellen Schrittes Osta hinterher, der wie ein Hase im Zickzack durch die Gassen Roms lief. Nach kurzer Zeit schon erreichten sie das Gerberviertel und dann dauerte es nicht mehr lange, bis das sie vor der Leichenhalle standen.

Wenn der Gestank in den Gassen nicht schon schlimm gewesen wäre, in der Leichenhalle wurde er noch viel schlimmer. Der Geruch von verwesenden Körpern hing schwer in der Luft. Zusätzlich standen auf dem Boden noch Pfützen, von denen asil lieber nicht wissen wollte, woher sie stammten. Die Leichen waren mit leichten Tüchern abgedeckt, die jedoch nicht verhindern konnten, das man die Umrisse der Körper nur zu deutlich sehen konnte. Teilweise waren die Leichentücher blutdurchtränkt, teilweise konnte man sehen, das bei der ein oder anderen Leiche ein Bein oder Arm fehlte. Mit Schaudern wandte asil ihren Blick von den Körpern ab und suchte nach jemanden, der sich für die Halle verantwortlich fühlte.

Je tiefer die Gruppe in die Halle ging umso mehr verstärkte sich der Verwesungsgestank und asil schob sich den Ärmel über ihren Mund, um sich ein wenig davor zu schützen. Asils Blick ging von Osta zu Lando und von ihm zu Babe. In ihren Augen lag mehr als das blanke Entsetzen über diese Ansammlung an Gewaltopfern, die hier lagen.

Im hinteren Teil der Halle fanden sie endlich einen Mann, der sehr beschäftigt aussah und dem der Gestank wohl nichts ausmachte. Er pfiff ein fröhliches Liedchen vor sich hin während er einige benutzte Leichentücher in einen Sack stopfte.

Asil schüttelte angewidert mit dem Kopf und trat auf den Mann zu, der erstaunt die Augenbrauen hochhob.

„Oh, ich habe Gäste! Das kommt aber selten vor. Und noch nicht einmal von der Stadtwache. Sagt, was führt euch zu mir?“

Fragend blickte der Mann die kleine Gruppe an und Babe schob sich nach vorne, um ihm zu erklären, was sie suchten. Sie war die einzige, die die Leiche genauer beschreiben konnte und dem Mann sagen konnte, wo die Leiche gefunden wurde. Nach einer Weile zeigte sich Erkenntnis im Gesicht des Mannes und er nickte.

„Ja, die Wasserleiche wurde vor noch nicht allzu langer Zeit hier angeliefert.
Seid Ihr sicher, das ihr sie sehen wollt?
Dann folgt mir...“


Skeptisch blickte der Mann einen nach dem anderen an und ging dann durch ein paar Reihen hindurch, in denen eine Bahre nach der anderen mit Leichen lag.
Asil achtete tunlichst darauf, sie weder anzublicken oder gar noch zu berühren. Amliebsten wäre sie so schnell es ging davon gerannt. Der Gestank machte ihr schwer zu schaffen und der Gedanke, nun ihrem toten Bruder ins Gesicht sehen zu müssen, quälte sie sehr.

Endlich standen sie vor einer zugedeckten Leiche und der Mann schaute noch mal einen nach dem anderen an.

„Seid ihr wirklich sicher, das ihr das sehen wollt?“
Zuerst bewegte sich keiner, aber dann kam von jedem ein kurzes Nicken und der Mann hob das Leichentuch hoch und zog es von dem Gesicht herunter.

Währenddessen schob asil ihre Hand in Babes und drückte sie fest. Etwas, was sie sonst nie getan hätte, aber sie brauchte jetzt einen Halt und sei er noch so klein. Langsam richtete asils Blick sich auf das Gesicht des Leichnams und ihre Augen wurden gross vor Entsetzen.

Kein Wort kam aus ihren Mund, nur Babes Hand wurde unbewusst noch um einiges fester gedrückt und es dauerte nur einen Moment, bis das asil sich herumdrehte und im hohen Bogen ihren Mageninhalt entleerte.

Es dauerte eine Weile, bis das sie sich im Stande fühlte, sich wieder herum zu drehen und sie spürte die fragenden Blicke der anderen auf sich.

“Nein, er ist es nicht...“, kam es so leise über ihre Lippen, das man sie kaum verstand. Mit dem Ärmel wusch asil sich über den Mund und spuckte noch mal aus. Angewidert verzog die Kriegerin das Gesicht und blickte zu Babe.
Noch einmal schüttelte sie mit dem Kopf. Nein, es war nicht ihr Bruder. Diese Erkenntnis befreite sie zwar von einem gewissen Druck, aber nicht vor der Sorge um ihn.

Wenn er es nicht war, wie kam dieser Mann dann an den kleinen Brustpanzer? Hatte er Marcus umgebracht und den Schmuck an sich gerissen?

Asil stöhnte leise auf.
Mit der Beantwortung der einen Frage stellten sich sofort tausend neue Fragen.
Wo war Marcus?
Wer war dieser Mann?
Wo kam er her?
Wer hatte ihn getötet?

“Ich will hier raus...“, flüsterte asil leise, blieb aber stehen und blickte fragend zu den Männern und Babe....
[Bild: 99406b20f47226c138be3f8462bd84800.319213..._girls.gif]

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07.04.2006, 11:14
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Beitrag #21
 
Lando hatte einige Antworten auf seine Fragen bekommen, doch nicht immer ganz so, wie er es gewollt hatte. Er wusste nun, dass es um den Bruder von Asil ging und dachte an seinen Bruder zurück, der bei einem Jagdunfall ums Leben kam.

Der Bär, den sie in den Wäldern gejagt hatten, hatte ihn tödlich verletzt. Bei seinem Volk war es üblich, dass auch die Kinder bereits ihren Mut bewiesen und mit auf die Jagd gingen.
Sein Bruder war der ältere gewesen und dafür auserkoren, die Nachfolge als Führer seines Volkes anzutreten. Ihn hatte all das nie interessiert. Auch nachdem Tode seines Bruders hatte er lange in seinem Schatten gestanden. Lando war 4, Ottokar war 6. Nie zuvor hatte ein sechsjähriger einen Bären erlegt. Selbst nach seinem Tode wurde er als Held gefeiert, Lando hingegen meist verspottet, wegen seinem Desinteresse an allem. In seiner Heimat war der Tod nicht immer ein Zeitpunkt zum trauern. Man stieg, wenn man große Taten vollbracht hat, zu den Kriegern der Ahnen auf und das war das größte, was man im Leben erreichen konnte.

Jäh wurde er aus seinen Gedanken herausgerissen, als Osta sich vom Tisch erhob und jemand etwas vom Gerberviertel sagte. Lando hatte kaum etwas gegessen gehabt, zu tief wogten die Gefühle in ihm, die von Asil auf ihn überschwappten. Als auch die anderen zu gehen schienen, wusste Lando, dass es heut nichts mehr mit dem Frühstück werden würde und er packte alles an Essen, das er und die anderen verschmäht hatten, ein, um dann sogleich den anderen zu folgen.

Osta war schon um die erste Ecke gebogen, als Lando vor die Taverne trat und auch Asil war gerade dabei, es ihm gleich zu tun. Er hatte Mühe mit den anderen wieder aufzuschließen. Warum er eigentlich mitging, wusste er gar nicht. Sie hatten mit ihm gefrühstückt, mehr nicht. Er kannte sie so gut wie gar nicht und doch berührte ihn das Schicksal der hübschen Dame von der Stadtwache. Es schien ihm unter die Haut zu gehen und es bildete sich eine Gänsehaut auf seinen Armen. Ob die nun von dem Mitgefühl oder dem Gestank in den Gassen herrührte, vermochte er im Nachhinein nicht mehr zu sagen.

Jämmerlich war das Wort, das Lando in den Sinn kam, als er die Gassen sah und den Geruch wahrnahm. Selbst ihn seinem Dorf mitten im Wald, das nicht all die technischen Errungenschaften der Moderne hatte, für die sich diese Stadt so rühmte, gab es mehr Hygiene als hier. Nirgends im Dorf lag Kot oder anderer Abfall auf den Straßen rum. War es doch der Ort, an dem man Leben musste.

Sie waren nun recht bald, durch ihr hohes Tempo bedingt, man hätte auch glaube können, sie hätten was gestohlen, so rasten sie durch die engen Gassen und es war ein Wunder, dass sie niemanden umgerannt hatten, an einer Halle angekommen.

Lando hatte erwartet, das in so einem Gebäude zumindest die Luft atembarer wäre. Doch er kam vom Regen in die Traufe. Statt nach Urin roch es nach verwesendem und verfaultem Fleisch. Es war eine Halle voller Leichen, die sie betraten. Lando war der Geruch nicht fremd. Oft hatte es auf Schlachtfeldern ähnliche Gerüche gegeben, die die Luft schwängerten. Jedoch war dies eine große Stadt und er hatte nichts von einem Krieg in der Stadt mitbekommen. Verwundert darüber, folgte er den anderen dreien.

In seinem Dorf, in den Wäldern des Nordens wurden die Leichen zum verbrennen aufgebahrt. Das Eigentum der Toten ging an die, die es brauchten und wurde meist im ganzen Dorf verteilt.

Von seiner unbändigen Neugier getrieben, hob er einige der Tücher ab und blickte auf die sterblichen Überreste der Leute. Unter dem Tuch verbarg sich eine hübsche noch recht junge Frau. Sie war entkleidet und hatte eine tiefe tödliche Wunde quer über ihren Körper. Lando bemerkte, dass an ihrer Hand ein Ring war und nahm ihn, ganz nach der Sitte seines Volkes, an sich. Bald hatte er einige mehr oder weniger brauchbare Sachen von den Toten an sich genommen, als er plötzlich unter dem Tuch einen Mann sah, der noch einen Pfeil in seiner Brust hatte. Er hatte eindeutig die Brandmale der Stadtwache auf der Schulter und schnell entsann sich Lando an das Zusammentreffen mit diesem Mann. Rasch lies er das Tuch fallen und schloss zu den anderen auf, die inzwischen mit einem Mann sprachen.

Der Mann hatte sie bereits zu einer bestimmten Leiche gebracht und hob nun das Tuch. Er konnte die Anspannung an Asil sehen und ihm entging auch nicht der Händedruck mit K’Ehleyr. Er wollte zu ihr gehen und ihr auch beistehen, als sich umdrehte und das Frühstück vor ihm auf den Boden beförderte.

Ich glaube, es ist besser, ihr bringt sie an die frische Luft, sagte Lando zu Osta und K’Ehleyr, aber damit meine ich nicht diese ätzenden Gassen der Stadt.
Während die drei sich langsam auf den Weg nach draußen machten und Asil dabei fast stützen mussten, und auch der Mann wieder an seine Arbeit ging, fiel der Blick von Lando auf den Haufen neben den Toten. Dort wurden seine Sachen aufgebahrt, die man an ihm noch gefunden hatte. Es war nicht viel mehr, als seine Kleidung und der blutige Dolch, der ihn ihm gesteckt hatte. Der Dolch enthielt komische Schriftzeichen, die noch nie zuvor gesehen hatte. Er dachte an die Sammlung von Sachen, die er zu Hause hatte, die von den fernsten Orten der Erde stammen mussten. Dort würde sich der Dolch sicher gut machen.

Er nahm den Dolch in die Hand und jonglierte ihn mit der Spitze auf seinem Finger, während er wieder einmal der letzte war und die anderen schon am Ausgang der Halle wieder auf ihn warteten.
08.04.2006, 14:52
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Beitrag #22
 
Asil an der Hand verließ Babe die Halle. Die Grünfläche, an die die Halle angrenzte, war bedeckt mit langgestreckten Hügeln, die sich über die ganze Fläche estreckten. Auf einigen war bereits wieder Gras gewachsen, andere waren erst eingesäht worden und bei manchen konnte man sehen, dass die Erde erst aufgeschichtet worden war. Dorthin führte Babe Asil und die Männer. Unter einer Weide, deren Zweige bis auf den Boden gingen, blieb die Kriegerin schließlich stehen. Sie drückte noch einmal Asils Hand und ließ sie dann erst los.

"Es ist nicht dein Bruder und das zu wissen ist schon mal gut. Aber wer auch immer dieser Mann ist - er muss mit ihm Kontakt gehabt haben. Wir sollten also herausfinden, von wo er ist....hey, was hast du da?"

Ihr Blick fiel auf Lando, der mit einem Dolch herumspielte. Ihr war sofort klar, dass er ihn von dem Toten hatte, weshalb sie ihn streng ansah.
"Du wirst hier doch wohl keine Leichen fleddern? Lando, das mag ja bei euch üblich sein, in Rom ist es das jedenfalls nicht."

Trotz ihrer Worte nahm sie dem jungen Mann den Dolch aus der Hand und betrachtete ihn. Er trug einige schön geschwungene Schriftzeichen darauf - und sie kannte sie. In Silva Romae waren zwei ehemalige Wüstenfüchse bei ihr und Babe hatte mehr als einmal die Schrift bewundert, die sie kannten.

"Die Schrift wird im Orient verwendet. Ich habe zwar keine Ahnung, was sie bedeutet, aber in den Wüsten Arabiens ist sie gang und gäbe."

Geistesgegenwärtig reichte sie den Dolch an Asil weiter, die ihn ebenfalls studierte. Ein leichter Wind war aufgekommen, der den Geruch des Gerberviertels zu ihnen wehte und der dafür sorgte, dass Babe die Nase kraus zog.
"Lasst uns von hier weggehen. Aber dieses mal nehmen wir uns die Zeit und umgehen das Gerberviertel - noch einmal muss ich mir das nicht antun."

Die Kriegerin suchte in den Gesichtern der Umstehenden nach einem Blick der Ablehnung und als sie diese nirgendwo lesen konnte, drehte sie sich um und trat auf die Straße. Während die vier den Weg zurück zur Stadt nahmen, schlug Osthato vor, zum Hafen zu gehen und sich dort bei den anliegenden Schiffen nach dem Mann zu erkundigen. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen, weshalb sie gegen Mittag den Pier betraten, der am Ufer des Tibers gemauert worden war.

Unzählige Schiffe säumten das Flussufer. Auf der Straße lagen große Ballen, die Seide, Nahrungsmittel aus aller Welt, Hölzer und andere Dinge hielten, die den Reichen Roms das Leben verschönerten. Matrosen, Krieger, Händler, Dirnen, Kinder oder einfache Bürger belebten den Hafen und machten den Ort zu einem der lautesten von Rom. Ein Geruch von Fisch, gemischt mit Unrat lag in der Luft und verband sich mit dem Gestank, der vom Fluss ausging.
Lando, der den Hafen anscheinend noch nie betreten hatte, blickte sich mit offenem Mund um. Auch Babe ließ ihre Augen schweifen, allerdings, um jemanden ausfindig zu machen, der ihnen weiterhelfen konnte. Es war aber Osthato, der sie auf ein Schiff am Ende des Kais aufmerksam machte. Die Galeere, die dort lag, war einfach gezimmert, die Segel gerafft und der Steg hochgezogen. Einige Männer in Kaftanen standen jedoch vor ihr und unterhielten sich angeregt. Ab und an trat einer von ihnen hervor und sah die Straße hinab - es war offensichtlich, dass er auf jemand wartete.
09.04.2006, 20:12
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Beitrag #23
 
Vorsichtig und mit größtem Respekt betrat Osthato Chetowä das Totenhaus. Hier waren all jene untergebracht worden, denen es nicht vergönnt war ihr Leben voll auszuschöpfen oder die bereits zu alt waren, um für Gott von nutzen zu sein. Deshalb hatte er sie zu sich geholt.

Den Gestank nahm der Alte nicht so sehr wahr, einerseits war er daran gewöhnt, andererseits wanderten seine Gedanken in die Vergangenheit. Die vielen Leichen erinnerten an die Jahre in seinem Leben, auf die er nicht stolz war, Taten, die er versucht hatte zu vergessen. Sie waren zurückgekehrt, im schwarzen Gotteshaus.
Osta schossen Bilder durchs Gedächtnis, die ihm eine Gänsehaut verursachten. Er versuchte sie abzuschütteln und folgte den Fremden mit raschem Schritte.

Der Dialog mit dem Totengräber schien zunächst fruchtlos, weshalb die Vier das Gebäude verließen, was Osthato ganz recht kam. Seine Vergangenheit hatte er nur all zu oft aufgearbeitet, die ihn begrüßenden Sonnenstrahlen würden ihn von den grauen Gedanken befreien.

Seine Begleiter nicht beachtend bewegte er sich einige Schritte weg und hielt das längliche Lederbündel vor seine Augen. Er strich mit den Fingern darüber, küsste es und drückte es anschließend an seine Stirn. Er sprach einige Worte, gen Himmel und lauschte dann anderen Worten in seinem Rücken. Dieser Lando und eine der Frauen hatten anscheinend einen kleinen Disput, weshalb sich der Bettler zu ihnen umdrehte, um die Situation in Augenschein zu nehmen.

Ihrem Gespräch lauschend fiel sein Blick auf eine Waffe, die gerade die Runde drehte. Zuerst verengten sich seine Augen, als sie jedoch die Schrift sahen und sofort erkannten, da riss er selbige weit auf. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Hastig drehte er sich nach allen Richtungen um. Doch niemand zu sehen.

Sich wieder unter Kontrolle bringend, bejahte er mit Freuden K’Ehleyr’s Vorschlag. Er brauchte unbedingt frische Luft, die er am Besten am Hafen bekommen würde, weshalb er im selben Atemzug den Vorschlag machte eben dorthin zu gehen.



Es dauerte eine ganze Weile bis im Hafen waren, das Gerberviertel lag nicht in unmittelbarer Nähe, doch dort angekommen, waren die grauen Wolken ins Osthatos beinahe vertrieben, als sie auf eine harte Art und Weise zurückkehrten.

Osta hatte sich ganz ungewollt im Hafen umgesehen, wie er es immer tat, als er am Ende des Kais ein ihm nur all zu bekanntes Segel erblickte. Schwarz, mit einem gelben Halbmond, gekreuzt mit einem silbernen Krummschwert. Eine orientalische Flagge.

Obwohl es ihm widerstrebte, wusste er doch ganz genau, das nur dieses Schiff ihr Ziel sein konnte. Langsamen Schrittes bewegte sich die Gruppe darauf zu, Osta langsamer als die Anderen, um zurückzufallen. Seine Hände wurden rutschig, sein Mund zuckte gefährlich bei dem Anblick der vier Araber vor dem Segelschiff.

Mit Krummschwertern an ihrer Seite, heller und leichter Kleidung. Kapuzen.
Osta blieb nach zwei Dritteln des Weges stehen.
11.04.2006, 20:57
asil
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Beitrag #24
 
Solche Schriftzeichen hatte asil noch nie gesehen und sie schüttelte bedauernd den Kopf. Ob ihnen dieser kleine Hinweis helfen würde, ihren Bruder ausfindig zu machen?

asils Hoffnung sank immer mehr, Marcus jemals zu finden und so trottete sie nur still neben Babe und Lando her und lenkte ihre Schritte zum Hafen. Tatsächlich lag am Kai ein Schiff, das aus dem Orient stammen könnte. Zumindest schloss die Kriegerin dies aus der Flagge, die dort am Mast hing und an den seltsam gekleideten Männern, die vor dem Schiff standen.

Der Gestank nach Fisch und Unrat reizte die Kriegerin erneut zum Würgen und nur mit Mühe konnte sie Schlimmeres verhindern. Sie drehte sich nach hinten um und wunderte sich, das der Bettler sich immer weiter zurückfallen liess. Ob er keine Lust mehr hatte, mit ihnen zu gehen?

asil zuckte mit den Schultern. Warum sollte er auch noch länger bei ihnen bleiben, er war ja nur ein Fremder, der weder was mit asil noch mit Babe zu tun hatte. So wandte die Kriegerin ihren Kopf wieder nach vorne und blickte auf die kleine Gruppe orientalischer Männer.

"Komm, wir gehen zu ihnen und zeigen ihnen den Dolch. Vielleicht kennen sie ihn ja wirklich und können uns sagen, wem er gehörte. Eventuell hilft uns das ja weiter?"

Gemeinsam traten die drei auf die Männer zu. Osta war ein ganzes Stück hinter ihnen zurückgeblieben und asil sprach einen der Männer an:

"Verzeiht die Störung, Herr. Könnt Ihr mich verstehen?"
fragend blickte asil den Mann an, der sie etwas ärgerlich anschaute, als ob er sauer über die Unterbrechung war. Das es im Orient unmöglich war, das eine Frau einen Mann ansprach, konnte die Kriegerin nicht ahnen.
Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm sie Lando den Dolch ab und legte ihn in ihre offene Handfläche. Nicht, das die Männer sich bedroht fühlen würden.

Mit einem Schlag verstummten die Gespräche der Männer und sie starrten auf den Dolch, als hätte asil eine lebende Schlange in der Hand. Ein seltsam beunruhigendes Gefühl machte sich in ihrer Magengegend breit und asil warf Babe einen warnenden Blick zu. Allerdings schien es ihr nicht anders zu ergehen wie ihr, denn asil sah, das sich Babes Hände vorsichtig ihrem Bath`leth näherten.

"Kennt Ihr den Dolch? Könnt Ihr mir sagen, wem er gehört?"
Als ob asils Stimme die Männer aus ihrer Starre gerissen hätte, plapperten diese nun wild drauf los und gestikulierten hektisch. Zu gern hätte die Kriegerin gewusst, worum es sich in dem Gespräch handelte.
Jedoch hatte sie keine Zeit mehr, nochmal nachzufragen, denn plötzlich zogen die Männer ihre Krummsäbel und versuchten, sie am Handgelenk zu packen.
asil schrie auf und entriss dem Mann ihre Hand, so gerade noch konnte sie einen schnellen Satz nach hinten machen und ihre rechte Hand legte sich um ihr Schwert.

"Pass auf, Babe!", schrie sie entsetzt, als sie sah, das einer der Männer mit seinem Säbel auf die Kriegerin zielte und zuschlug.
[Bild: 99406b20f47226c138be3f8462bd84800.319213..._girls.gif]

Der Teufel lehrt die Frauen, was sie sind, oder vielmehr:
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15.04.2006, 16:01
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Beitrag #25
 
Es waren weniger die heftigen Worte denn der Gesichtsausdruck der Männer gewesen, was Babe ihr Bat`leth hatte ziehen lassen. So aber stand sie genau im richtigen Zeitpunkt parat, als der Säbel auf sie niederfuhr. Die Schneide ihres Bat`leths parierte so die des Säbels, was den Mann erstaunt zurückfahren ließ. Er hatte wohl mit keiner großen Gegenwehr von ihr gerechnet.
Aus dem Augenwinkel heraus sah Babe, wie Asil nach ihrem Schwert griff. Auch Landos Hand fuhr zu seiner Waffe und so entstand innerhalb kürzester Zeit ein heftiger Tumult, der schon kurze Zeit später zu Ende war, da weitere Männer aus dem Schiff sprangen und somit eine Übermacht darstellten, die sie zu dritt selbst bei heftiger Gegenwehr nicht gewachsen waren.

Es dauerte deshalb nicht lange, bis Asil, Babe und Lando wie Pakete verschnürt unter Deck gebracht und zwischen einigen Fässern abgelegt wurden.
„Verdammt...“ Babe fluchte lauthals. „Da fragt man nur einmal und nun das...“ Sie wand sich in der Hoffnung, so die Fesseln abstreifen zu können, scheiterte aber an der Knotenkunst der Fremden. Schmerzen von einem Fausthieb und einer Stichwunde im Arm hinderten sie außerdem zusätzlich. „Lasst uns bloß von hier verschwinden.“

Von Asil kam ein unterdrückter Laut und auch Lando stöhnte. Er hatte zuvor einen handfesten Schlag gegen die Schläfe einstecken müssen, der ihn niedergestreckt hatte wie ein Baum, den man gefällt hatte. Beide schienen keine Kraft oder Möglichkeit gehabt zu haben, sich gegen ihre Gefangennahme wehren zu können, so wie Babe es hatte aufgeben müssen, wollte sie nicht ein Blutbad anrichten.
Mit schmerzendem Kopf lehnte sich Babe erschöpft an das Fass, an das sie gelegt worden war. Sie befanden sich im Lagerraum der Galeere, Fässer Säcke und Kisten lagerten um sie herum – sie schienen gefüllt zu sein, denn der Geruch von Äpfel, Gewürze und anderen Nahrungsmittel mischten sich mit dem Gestank der Bilge, der aus den Tiefen des Schiffes heraufdrang.
„Osthato..“ Entweder Asil oder Lando hatten den Namen des Bettlers gemurmelt, Babe wusste es nicht zu sagen. „Er ist noch draußen.“
Einen Moment lang bemühte sich Babe vorzustellen, wie der Bettler sich durch die Männer an Deck kämpfte, sie heldenmutig befreite und dann von Bord brachte. Doch allein bei der Vorstellung, wie Osthato versuchte, an Bord zu kommen, brachen ihre Gedanken ab. Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit erfasste sie, der sie mit einem gequältem Aufstöhnen Luft zu machen versuchte. „Bei den Göttern,“ murmelte sie. „Nun hilft nur noch ein Wunder.“
15.04.2006, 22:15
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Beitrag #26
 
Erschrocken und doch fasziniert folgte Osta dem kurzen, aber intensiven Gerangel. Sein Körper hatte sich mittlerweile beruhigt, er stand zweihundert Meter von den Abendländern entfernt, genug Abstand um gegebenenfalls den Rückzug anzutreten.
Nach einem kurzen Kräftemessen, dem seine Gefährten nicht standgehalten hatten, wurden die drei auf das Schiff gebracht, die fremden Angreifer machten Anstalten den Kai nach Zeugen abzusuchen, was Osthato Zwang, sich langsam aber bestimmt zu entfernen.

Der Alte rechnete jede Sekunde damit, von hinten angehalten zu werden, doch es geschah nichts dergleichen, bis er in das Zentrum des Hafens gelangte und sich unter die Menschen mischen konnte. Ein Blick zurück ließ das Schiff und sein Segelwappen noch bedrohlicher erscheinen. Die Sonne hatte sich hinter weißen Wolken verkrochen.

Osthato Chetowä wandelte solange ziellos durch den Hafen, bis er sich selbst zur Ruhe zwang. Er ließ sich auf einem Tau, nahe des Wassers, nieder, sein Blick verlor sich am Horizont.
Seine Gefährten würden höchstwahrscheinlich dort festgehalten werden und auch nicht wieder in Rom freigelassen werden. Er hatte schon viele Geschichten von abendländlichen Sklaven und Gefangenen gehört. Keine von ihnen war gut ausgegangen.
Osta ging seine Möglichkeiten durch, musste allerdings recht schnell feststellen, das sie äußerst begrenzt waren. Er würde den Teufel tun, alleine zu den Kriegern zu gehen, und nach den Dreien fragen. Zu aller Wahrscheinlichkeit würden sie ihn genauso einsacken.
Der Kaiser würde ihm in dieser Gelegenheit kaum mehr zuhören als der Papst. Eine Chance in den nächsten Wochen vorgelassen zu werden, war nicht vorhanden.
Geld für Söldner hatte er nicht, doch irgendwas musste der Alte doch tun.

Er kratze sich nachdenklich am Kinn, gute Ideen waren oft aussichtslos in solchen Situationen. Eine Möglichkeit wäre es vielleicht, dem Schiff zu folgen, und seinen Gefährten später zu helfen, wenn man versuchte sie im Morgenland auf den Sklavenmärkten zu verkaufen. Dadurch würden sie zwar lange auf dem Schiff verweilen müssen, doch was sollte er auch tun!?

Von der Idee gepackt und nicht wieder losgelassen erhob sich Osta und eilte zu dem größten Gebäude um Hafen. Dem Sitz des Hafenmeisters, der für allerlei Dinge wie Anlegesteuer und ähnliches zuständig war.

Das schlichte Haus wurde von einer römischen Stadtwache bewacht, welche ihn auf Grund seiner ärmlichen Kleidung zwar zweifelnd musterte, ihm aber dem Eintritt nicht verweigerte.

Im Inneren war es deutlich kühler als auf den Straßen, eine erfreuliche Abwechslung für den Alten.
Der Eingang mündete in einen kleinen Vorraum, der sich in zahlreichen Gängen und Türen verlor. Ohne Pläne welche er wählen sollte, folgte der Bettler dem breitesten Gang und war nach wenigen Kurven vor einer massiven Holztür angelangt. Im Gegensatz zum Eingang war sie nicht bewacht. Osta wusste zwar nicht, was ihm im Innern erwarten würde, doch vielleicht konnte man ihm sogar weiterhelfen und zu dem Hafenmeister führen. Er klopfte leise und wartete bis er eine ärgerliche Stimme vernahm:

„Komm rein Ramirez, wie lange soll ich denn noch warten?“

Verdutzt aber nicht verschreckt öffnete Osthato die Tür und schloss sie wieder vorsichtig. Er befand sich in einem dreißig Quadratmeter großem Raum, vollgestopft mit Schränken voller Akten, Papieren und vereinzelten Geldsäcken. Ein peinlich aufgeräumter Schreibtisch stand im Zentrum. Ein kahler Mann war auf ihm gelehnt, sitzend auf einem groben Holzstuhl.

„Tritt näher Ramirez“, begann der auf die Papiere starrende Hafenmeister,“ ich habe endlich ein Mittel gefunden, wie wir der verdammten spanischen Handelskogge mehr Gold abknüpfen können. Diesem fetten Kapitän von einem Spanier werden die Augen ausfallen und wir haben endlich wieder Ruhe im Hafen. Laut ungewissen Zeugenaussagen sollen sie sogar an Mordopfern von letzter Woche beteiligt gewesen sein. Stell dir das mal vor. Unsere eigenen Männern von Fremden niedergestochen. In unserem Hafen. Wenn ich diese Schweine erwische, werde ich die gesamte Kogge im Meer versenken!“

Der Hafenmeister lachte dreckig und schaute zum ersten Mal auf seinen bislang stummen Gast. Osta konnte nicht genau sagen, ob er Überraschung, Zorn oder Beides auf dem Gesicht seines Gegenübers erkennen konnte, doch die Ader an seiner Schläfe war gewachsen.

Brüllend sprang er auf:

„Eh du“, sein Finger schien sich in Ostas Brustkorb bohren zu wollen, so energisch zeiget er auf diesen,“ verdammt Mann, du bist nicht Ramirez. Wo zum heiligen Bar’tu steckt der Taugenichts?! Und was willst du in meinem Arbeitszimmer? Ich habe weder Essen noch Gold für dich Bettler. Also antworte!“

Einige Meter zurückweichend entgegnete Osta:

„Keine Sorge, Herr, ich bin nicht hier um mir Gaben zu erbetteln.“ Osthato redete bewusst untertänigst, wusste er doch, das solche eingebildeten Menschen dies oft mit Befriedigung wahrnahmen.“ Es sollte mir wahrlich leid tun, wenn ich Euch gestört haben sollte, doch ich bin auf der Suche nach dem Hafenmeister von Rom. Ich brauche ein paar dringende Informationen.“

„Der Hafenmeister steht bereits vor euch, Mann, doch was für dringende Informationen könnten das sein?“

„Ich brauche so schnell wie möglich Informationen über eines der hier liegenden Schiffe. Könntet ihr mir diese gewähren.“

„Hm...“, der Hafenmeister schien eine ganze Weile nachzudenken, bevor er energisch fortfuhr“, NEIN! Mir ist es nicht gestattet Informationen über hier liegende Schiffe an Fremde weiterzugeben. Da kann ich nichts für euch tun.“ Der Hafenmeister machte ein gespielt entschuldigendes Gesicht und fügte rasch an:“ Und nun raus aus meinem Zimmer, ich habe wichtigere Sachen zu erledigen.“

„Aber“, stammelte Osta, damit hatte er nicht gerechnet. Rasch tastete er seine Kleidung ab, oft waren solch Beamte bestechlich und wenn Osta all sein Geld zusammenkratzen würde...
„ ich kann euch diese Bronzestücke geben, Herr, bitte, ich brauche diese Informationen wirklich.“

Der Hafenmeister beäugte die Stücke zunächst näher, fing jedoch kurz darauf an lauthals zu lachen:“ Wollt ihr mich etwa bestechen Bettler? Da müsst ihr schon mit mehr kommen, als mit diesen Krümeln, doch wie ich sehe liegt euch da tatsächlich was auf dem Herzen. Lasst doch mal durchblicken um welches Schiff es sich handelt.“

„Nun, es handelt sich um die Galeere dieser Morgenländler. Ich muss wissen, wohin sie von hier aus fährt. Diese Art von Information muss man doch schließlich als Kapitän hier bei Euch angeben.“

„Ah“, das Gesicht des Hafenmeisters hatte sich erhellt“, es handelt sich also um diese Wüstenratten. Ich denke da kann ich eine Ausnahme machen. Dieser zerknitterte Araber wollte nicht einmal meine Hafengebühr nach dem Anlegen zahlen. Hätte ihn natürlich zerquetscht, wenn nicht die Stadtwache zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen wäre und die Sache geregelt hätte. Diese Hundesöhne sind mir schon lange ein Dorn im Auge.“ Mit den letzten Worten erhob sich der dickliche Mann und watschelte zu einem der zahlreichen Schränke, nahm eine schwarze Akte heraus. Er blätterte kurz in ihm herum, bis er die richtige Seite gefunden zu haben schien, fuhr mit den Fingern durch das Buch und ließ es mit einem lauten Knall wieder zuschnappen. “Sidon“, sagte er an Osta gewandt,“ ihr Ziel ist Sidon, sie haben allerlei teures Rüstungszeug, sowie hochkarätige Waffen geladen. Eine heiße Fracht, wenn ihr mich fragt. Wahrscheinlich setzen sie genau diese Waffen in den nächsten Kriegen gegen uns ein. Wäre ich Kaiser, dürften die hier gar nicht erst anlegen, geschweige denn Waffen kaufen.“

„Da bin ich genau Eurer Meinung, Herr,“ beschwichtigte Osta,“ und danke Euch für diese kostbaren Informationen.“ Mit einem Nicken verschwand Osta aus Raum und Gebäude. Der Nachmittag machte langsam dem Abend platz.

Nun, nachdem er das Ziel kannte, würde er Möglichkeiten suchen müssen, um vor seinen Gefährten in Sidon einzutreffen, um sie dort abzufangen und ihnen zu helfen.
24.04.2006, 18:20
Anonymous

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Beitrag #27
 
Als sie vor die Halle kamen, nahm K’Ehleyr ihm den Dolch weg, über den er sich so gefreut hatte. Statt sich zu bedanken, schimpfte sie ihn sogar an.

Sie begutachtete ausführlich die Zeichen auf dem Dolch, ohne ihn jedoch zurückzugeben. Wartend auf sein Eigentum, folgte er den beiden Damen und dem Bettler, die ihren Weg in Richtung Hafen fortsetzten. Auch Asil begutachtete nun den Dolch. Ihnen schien offenbar die Zeichnung auf dem Dolch etwas zu sagen, doch Lando hatte keine Augen dafür. Er betrachtete mit offenem Mund die großen Schiffe. Für die anderen schienen sie alltäglich zu sein, doch Lando hatte noch no sie große Schiffe gesehen.

Vor einem Schiff, das anders war als die anderen, hielten sie plötzlich an. Mit großer Mühe konnte Lando verhindern, nicht in die beiden stehenden Damen zu rennen.

Hier im Hafen roch es zwar anders, doch war es genauso schlimm. Männer mit weiten Gewändern und krummen Schwertern waren überall an und um das Schiff herum.

Die beiden Frauen gingen auf einen der Männer zu und zeigten ihm den Dolch. Der Mann reagierte anders als erwartet, denn er rief einige Worte und im Nu stürzten sich einige Männer auf sie und Lando. Lando war noch immer ganz von den Schiffen angetan und so merkte er nicht, was vorging. Als er wieder zu seinen beiden Begleiterinnen blickte, langte er sofort nach Seiner Axt, doch ehe er was machen konnte, spürte er nur einen Schlag an seinem Kopf und danach wurde es dunkel.

Mit einem Stöhnen erwachte er wieder. Was war geschehen? Er war einfach so zu Boden gegangen, noch bevor er sich wehren konnte und nun war er verschnürt in einem Laderaum wieder aufgewacht. Er erblickte auch Asil und K’Ehleyr, die ebenso wie er gefesselt waren. Seine Axt und seine Armbrust waren weg, auch von dem Dolch, den ihm die beiden schuldeten war nix zu sehen. Auch von dem Bettler war keine Spur zu sehen, das bemerkt er aber erst, nachdem jemand seinen Namen geflüstert hatte.

Er blickte sich um, konnte jedoch kaum auf dem Boden herumrobben, so gut war er verschnürt worden. Sie hatten nicht mit dem Seil gegeizt. Er war zwischen einer Kiste und einer Stütze gelegen und an der Stütze erblickte er was. Es schien so, als stünde dort ein Nagel ein bisschen vor.

Es war eine gewaltige Anstrengung, aber er robbte erstmal hinter eine Kiste, von wo aus ihn weder die anderen noch eine Wache sehen konnte und mit viel Fingerspitzengefühl kam er mit den Händen an den Nagel. Da seine Hände auf den Rücken gebunden worden waren, konnte er den Nagel nicht sehen, während er versuchte mit ihm die Fesseln zu durchtrennen. Am Ende waren seine Finger und Hände ganz zerstochen und Blut quellte aus ihnen heraus, aber er hatte es geschafft, seine Hände zu befreien. Nach für ihn ewig langer Zeit, war er endgültig befreit.

Unbemerkt von den beiden Frauen schlich er durch den Laderaum und entdeckte am hinteren Ende eine Tür. Bewacht von einem dieser Männer mit den krummen Schwertern. Er warf einen seiner Sandalen in eine Ecke und flugs schaute der Mann dorthin, was Lando die Gelegenheit gab, den Mann mit einem Schlag ins Land der Träume zu versetzen. In dem kleinen Raum schien jetzt niemand zu sein und zu seinem Glück fand, er dort seine beiden Waffen wieder, auch die seiner beiden weiblichen Begleiterinnen, aber nicht den Dolch. Er steckte sie alle ein und suchte denn weiter nach einem Ausweg. Er wollte so schnell wie möglich von dem Schiff runter, denn das ständige Geschaukle des Bodens behagte ihm nicht sonderlich. Er wagte sich soweit vor, dass er den Kontakt mit jeglichen Personen vermied.

Irgendwann erreichte er auch das Deck des Schiffes, aber was er dort sah, gefiel ihm gar nicht. Das Schiff schien bereits abgelegt zu haben! Das bedeutete, er konnte nicht fliehen. Es gab keine Küste in sichtweite und seine Schwimmfähigkeiten hielten sich in Grenzen.

Ihm blieb also nichts anders übrig, als wieder unter Deck zu gehen und zu warten, bis das Schiff in einem Hafen angekommen war. Er versteckte sämtliche Waffen unter der Kiste, neben der er gefesselt worden war und legte die Reste der Seile notdürftig um seinen Körper, so dass es möglichst wieder so aussah, als wäre er immer noch gefesselt. Er robbte, oder zumindest tat er so, näher zu den beiden anderen hinüber und erzählte ihnen, dass das Schiff abgelegt hatte. Sie schienen sehr erstaunt über seinen Ausflug zu sein, offenbar hatten sie nichts bemerkt gehabt. Er sagte ihnen auch, dass sie die Gefangenen spielen sollten, so lange es sein musste und er sie ihm Fall der Fälle jederzeit befreien könnte.
24.04.2006, 23:16
asil
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Beitrag #28
 
Kurz, aber heftig war der Kampf, den die drei gegen die Übermacht der dunkelhäutigen Männer führten. Ehe sie sich versahen, lagen sie wie Pakete verschnürt im Laderaum des Schiffes.
Es war stickig unter Deck und die Luft schien förmlich zu stehen, kein einziger Windhauch fuhr durch den Raum. Verzweifelt versuchte asil, sich von den Fesseln zu befreien, achtete dabei erst mal nicht auf ihre beiden Mitstreiter.

Jedoch blieb jeglicher Versuch ohne Erfolg und irgendwann gab die Kriegerin auf; schweissgebadet und erschöpft. Ihre Augen konnten sich nur schwer an die Dunkelheit gewöhnen und erst nach einer Weile wurde ihr bewusst, das der Bettler nicht dabei war. Jetzt erst wurde sie sich bewusst, das Osthato sich ja hatte zurückfallen lassen, als sie sich auf das Schiff zubewegt hatten.

Warum nur? Hatte er gewusst, was auf sie zu kommen würde? Kannte er die Männer etwa? Und wenn, warum hatte er sie nicht gewarnt?

Ein schabendes Geräusch war plötzlich zu hören und asil spitzte die Ohren. Allerdings konnte sie das Geräusch nicht genau zuordnen. Kurz darauf war ein Geräusch zu hören, als ob etwas gefallen wäre und dann dauerte es nur wenige Augenblicke, als ein dumpfer Aufschrei zu hören war. Danach war wieder Stille. Ausser dem leisen Trippeln, die durch die Mäuse und Ratten verursacht wurden, war nichts zu hören.

“Babe? Lando? Alles in Ordnung? Seid ihr verletzt?“
asil selber hatte nur kleinere vereinzelte Schnittwunden an ihren Armen, die nur leicht bluteten – soweit sie dies im Dunkeln hatte feststellen können. Von Babe kam eine kurze Information, die asil mit einem erleichterten Aufatmen quittierte. Also war auch Babe nicht allzu schwer verletzt. Nur von Lando war nichts zu hören.

„Lando? Alles in Ordnung? Bist Du verletzt?“, wiederholte asil ihre Fragen und wartete vergebens auf eine Antwort. Mühselig versuchte asil, sich aufzurichten und lehnte sich schwer atmend gegen ein Fass. Sie wollte gerade erneut nach dem jungen Mann rufen, als dieser auf sie zugerobbt kam und ihnen erzählte, was er soeben getan hatte.

Erstaunt hob asil die Augenbrauen – welch verborgene Talente in dem weltfremden Mann verborgen waren! Aber gut zu wissen, das ihre Waffen ganz in der Nähe waren – jedoch war es fraglich, ob sie ihnen gefesselt etwas nutzen würden.

Wieviel Zeit mittlerweile vergangen war, wusste wohl keiner der kleinen Gruppe zu sagen.
Asils Magen knurrte schon eine Weile, aber das war nicht so schlimm wie der Durst, der sie quälte. Immer wieder leckte die Kriegerin sich die trockenen Lippen und und schluckte trocken. Der salzige Geschmack auf ihren Lippen trug auch nicht gerade dazu bei, ihren Durst zu stillen.

Igendwann schreckte die Kriegerin hoch; sie musste wohl eingenickt sein. Ein quälender Husten löste sich und sie stöhnte leise auf.
“Ein Königreich für etwas Wasser...“, flüsterte sie mit fast tonloser Stimme und versuchte, den Zustand ihrer beiden Mitgefangenen im Dunkeln auszumachen.

Plötzlich waren laute Rufe und schnelle Schritte auf dem Deck zu hören. Die Männer schienen aufgeregt zu sein. Zu gern hätte asil gewusst, was nun los war, aber sie verstand nicht ein Wort von dem, was sich die Männer da oben zuriefen.
Mit einem Mal wurde die Falltür zum Lager aufgerissen und helles Sonnenlicht strahlte von oben auf sie herab. Die Shilouette eines Oberkörpers wurde sichtbar, der sich über die Luke gebeugt hatte.
Asil blinzelte vorsichtig nach oben, konnte jedoch nichts erkennen durch das plötzliche Sonnenlicht.

Der Mann, der sich über die Falltür gebeugt hatte, fing mit einem Mal an zu brüllen und gestikulierte wild.

“Was will er?“, flüsterte asil ratlos.
[Bild: 99406b20f47226c138be3f8462bd84800.319213..._girls.gif]

Der Teufel lehrt die Frauen, was sie sind, oder vielmehr:
sie lehren es dem Teufel, falls er es noch nicht wissen sollte.
26.04.2006, 18:49
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Beitrag #29
 
Geblendet schloss Babe die Augen. Sie fühlte sich müde und zerschlagen. Ohne einer Möglichkeit, ihrer Seekrankheit Herr zu werden hatte sie mehr tot als lebendig unter Deck gelegen und darauf gewartet, dass die Schaukelei endlich ein Ende nahm. Sie war deshalb nur erleichtert, als die Klappe hochging und sich ein Mann in dem Licht zeigte
„Den Göttern sei Dank...“ flüsterte sie heiser. Ihre Zunge klebte am Gaumen und ihr Magen schmerzte, da er bereits seit Stunden trotz intensivem Würgen nichts mehr hergab. „Ich brauche frische Luft.“

Nachdem der Seemann keine Antwort von ihnen bekommen hatte, verschwand er für einen kurzen Moment, um dann mit einem Eimer nach unten zu ihnen in den Laderaum zu steigen. Mühsam rappelten sich Babe, Asil und Lando zum Sitzen auf. Schmerzen und Erschöpfung stand ihnen ins Gesicht geschrieben, auch wenn Lando etwas frischer als die Frauen zu sein schien.

„Wasser...?“ flüsterte Asil wieder und dieses Mal nickte der Mann. Er griff zu einem Schöpfer, der an dem Eimer hing, tauchte ihn in den Eimer und gab jedem von ihnen eine Kelle voll zu trinken. Anschließend überprüfte er die Fesseln von Babe und ging dann wieder nach oben um wenig später die Luke mit einem Knall zurückfallen zu lassen.
„Was ein Glück,“ murmelte die Kriegerin, die bereits spürte, dass sich ihr Magen des Wassers gleich wieder entledigen wollte, „dass er nicht bei Lando nachgesehen hat. Ich würde ungern mitten im Meer ausgesetzt werden.“

Lando antwortete nicht, aber Babe konnte sehen, dass er seine Arme bewegte. Nun funkelte sie ihn finster an. „Wenn du uns nicht sofort befreist, dann wirst du das bereuen, sobald ich wieder Land unter den Füßen habe.“
Weitere Schimpftiraden gingen in einem Würgen unter, den sie mit einem Stöhnen beendete. Sie fühlte sich überall jeder Gefahr gewappnet – es sei denn, sie befand sich auf einem Schiff. Dort erwischte sie die Übelkeit, sobald sie sich nur länger als eine halbe Stunde darauf aufhielt. Es sei denn, sie konnte auf das Meer hinausblicken, eine Ingwerwurzel kauen und wurde abgelenkt. Doch hier unten im stickigen Laderaum war sie ihrer Seekrankheit hilflos ausgeliefert.

„Ich sterbe bestimmt gleich...“ flüsterte sie in einem Anflug von Selbstmitleid. „Und das ausgerechnet jetzt..“
02.05.2006, 18:30
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Beitrag #30
 
Sehnsüchtig starrte Osthato Chetowae auf das vor sich liegende Panoramabild. Die Sonne war vor einigen Stunden untergegangen und wenige Kilometer vor ihnen lag Sidon in einer idyllischen Bucht. Tausend Lichter schwebten wie eine Scharr Glühwürmchen an der Küste.

Sanft strich der Wind durch Osthatos schütteres Haar. Vor genau zwölf Tagen waren sie in Rom aufgebrochen. Ohne Gold hatte der Kapitän der Sturmwind ihn nur gegen gewisse Entgegenkommen, die sich in niederen Arbeiten wiederschlugen, mitgenommen. Die ganze Überfahrt war geprägt von Arbeit und weniger Ruhe, doch das Ergebnis ließ sich sehen. Die Sturmwind hatte einen cleveren Weg entlang der Küste genommen und war so den größeren Stürmen ausgewichen. Daher konnten sie nun drei Tage früher als geplant an Land gehen.


Laute Befehle rissen den Bettler aus seiner Starre. Der Kapitän gab letzte Anweisungen um ein problemloses Einlaufen zu gewährleisten. Der Hafen war fast vollständig ausgestorben, kein Wunder bei dieser Uhrzeit. Außer zwei Beamten fiel die Begrüßung eher mager aus.
Osta ergriff die Gelegenheit, um über einen sprachkundigen Matrosen nach einer Galeere mit schwarzem Segel aus Rom zu fragen, doch die Beamten verneinten. Aus dem Abendland sei schon lange kein Schiff mehr eingetroffen.

Erschüttert nahm Osthato die Information auf. Entweder hatte die Galeere ein falsches Ziel beim Hafenmeister angegeben oder aber sie hatten das Schiff überholt, immerhin waren sie nur wenige Stunden nach ihnen aufgebrochen.
Falls dem tatsächlich so war, dann musste Osta unbedingt Vorkehrungen treffen, was auf Grund seiner Lage nicht einfach war. Ohne Gold und ohne Unterkunft stand er ziemlich schlecht da. Dazu kam, das die Sturmwind am nächsten Tag schon wieder Richtung Alexandria ablegen wollte.
Dann stand er allein dar. In einem ihm zwar nicht unbekannten Land, aber allein.
04.05.2006, 20:50