Beitrag #1
zum verrückten Waldläufer
Zwischen all den Häusern aus Stein, die alle mehr oder weniger stabil aussahen, hatte man innerhalb kürzester Zeit ein neues errichtet, das genau so aussah, wie man es von seinen Bebauern erwarten würde:
Es war vollkommen aus Holz.
Gute, silvaromaesche Eichenbohlen bildeten die Wände des zweistöckigen Gebäudes, dessen gleichmäßiges Erscheinungsbild nur von den Fenstern unterbrochen wurde. Das Dach dagegen war mit vielfach geschichtetem Stroh abgedeckt worden, das jedoch irgendwann von dem Efeu überwuchert werden würde, den man rund um das Haus in den Boden gepflanzt hatte. Vom Dachfirst selbst baumelte ein glänzend poliertes Holzschild und ließ den Namen der Taverne erkennen:
zum verrückten Waldläufer
Nicht Efeu, sondern grüne Farbe verwandelte unter dem Schild jetzt schon die schwere Eichentür in einen Farbtupfer, der den Betrachter an dunkle Tannen erinnern sollte. Betrat man dann diese Tür, kam man in einen Raum, dessen Boden vollkommen mit einem hellen Fichtenholz belegt worden war. Selbst die Tische, Stühle und Wände waren mit dem Naturrohstoff hergestellt worden, nur dass das Interieur die ganze Baumvielfalt von Silva Romae wiederspiegelte: So konnte ein rötlicher Kirschholzstuhl neben einem dunklen Tannentisch stehen und der wiederrum einen Hocker aus sehr hellem Buchenholz verdecken. Auch all die anderen Stühle und Tische sahen aus, als hätte man sie wahllos zusammgewürfelt und sogar den Tresen, die sich im hinteren Teil des Raumes befanden, konnte man ansehen, dass die Waldläufer das Bearbeiten von Holz in jeder Art beherrschten: Er bestand aus alten Weinfässern, (abgesehen von einem gemauerten Herd) auf die eine glatt gehobelte Holzplatte aufgeschraubt worden war.
Neben dem Herd war auch der Kamin in diesem Haus gemauert worden. Dieser lag groß und überdimensional an der Seite der Wand zwischen einer nach oben führenden Treppe auf der einen und einem schmalem Türchen auf der anderen Seite. Er war noch sauber und unbenutzt, doch ein sauber geputzter Spieß ließ erahnen, dass man hier ab und an mal ein Schwein braten wollte.
An dem rechts vom Kamin liegendem Türchen hing ein kleines Schild (aus Holz) und klärte den Besuchern der Taverne auf, dass man hier ein gewisses Örtchen finden konnte, sofern man eines benötigen sollte. Ein Stuhl, der ebenfalls neben dem Kamin stand, war für einen bestimmten Schamanen reserviert - an ihm würde man nicht vorbeikommen, sollte man diesen Ort aufsuchen müssen.
Hinter dem Tresen hatten hilfreiche Hände ein Schild aufgehängt, auf dem selbst ein augenschwacher Bauer die Speisekarte würde ablesen können. Die Auswahl an den Gerichten konnte von einem missmutigem Gast vielleicht als etwas einseitig bemäkelt werden, doch waren die Betreiber der Taverne darauf bedacht, vor allem einheimische Produkte zu verwenden.
Spiegelei mit Bratkartoffeln
Kartoffelgratin mit Käse überbacken
Bratkartoffeln mit Speck
Kartoffelbrei mit Rindfleischgulasch
Bouillonkartoffeln
Schinkenkartoffeln aus dem Ofen
Kartoffelpfannkuchen
Kartoffelpuffer mit Apfelmus (Äpfel aus heimischem Anbau)
Grillkartoffeln an Spießchen
Ofenkartoffeln mit Quark
gespiegelte Eier mit gebratenen Kartoffeln
Eine Getränkekarte würde der Gast nicht finden, aber man konnte davon ausgehen, dass man wie in jeder Taverne Bier und Met bestellen konnte. Zudem würde jeder, der an den Tresen ein Getränk verlangte, als Zusatz einmal eine besondere Spezialität von Silva Romae dazugestellt bekommen: ein Gläschen von dem im Wald gebrannten Kartoffelschnaps.
Hinter den Tresen stand nicht weniger als die Cheffin des Waldes, um höchstpersönlich ein ordentliches Tavernenleben zu garantieren. Sie würde in Windeseile an dem Herd die Gerichte zaubern. Gleichzeitig würde sie dafür sorgen, dass der dienstbare Waldläufer, der zum Kartoffelschälen abkommandiert worden war, auch seiner wenig dankbaren Arbeit nachkam. Als Bedienung war Tiyara, ihres Zeichen Waldprinzessin, verpflichtet worden. Ein weiteres Schild an der rückwärtigen Wand (auch aus Holz) verkündete, dass man nur von ihr den Kakao beziehen konnte, den sie aber mit einem besonders nettem Lächeln servieren würde.
|