Beitrag #2
Und wieder war es soweit... wieder einmal hatte ich törichterweise eine mir unbekannte Person auf den Straßen Roms angesprochen, um gegen sie in einem Duell anzutreten. Es war ja nur zu klar gewesen, dass ich es wieder einmal bereuen würde.
Dennoch hatte mir mein letztes Duell etwas mehr Selbstvertrauen gegeben, etwas mehr Routine in den Ablauf der Vorbereitungen gebracht und mir etwas mehr Angst genommen.
Diese Gedanken schwirrten mir durch den Kopf, als ich in dieser kalten, ungemütlichen, aber immerhin schön dunklen Zelle saß, aus der man mit hereinrufen würde in die Arena, sobald die Schiedsrichter dem Volk bekanntgegeben hatten, was sie an diesem Abend erwartete.
Vielleicht war es ein wenig ungerecht, dass der Kampf in den Abend verlegt worden war, vielleicht war es ein Vorteil für mich, dass es draußen schon dunkel war, vielleicht. Aber wahrscheinlich erhellten die Fackeln das Kolosseum genug, um Misty, oder wie meine Gegnerin noch gleich hieß, eine klare Sicht zu ermöglichen.
Sorgfältig und darauf bedacht, auch ja nichts falsch zu machen, legte ich über meine enge, schwarze Kleidung den ebenfalls schwarzen Lederüberwurf an, der noch den tiefen Kratzer vom Duell gegen Marcus Lama besaß, zog die leichten, ebenfalls ledernen - und ja, auch ebenfalls schwarzen Stiefel an. Ich gebe es ja zu, ich habe ein Faible für schwarz, wie so viele andere, aber sollte das ein Grund sein, mich anzuklagen? Ich bin eben ein wenig anders...
Auf dem langärmeligen Oberteil aus Stoff, das ich unter dem Lederpanzer trug, prangten auf den Ärmeln je zwei weiße Streifen, die von den Schultern herunter zum Handgelenk führten - das Zeichen für meine Gegner, dass ich sie im Ernstfalle nicht töten würde, es ging mir nur ums Kämpfen, denn was nützte mir ein Kontrahent, der tot war? Für die Beine erachtete ich einen weiteren Lederschutz nicht für notwendig, der Stoff reichte vollkommen aus.
Nur über die Hände zog ich mir ein Paar Handschuhe, ebenfalls mit den Streifen versehen.
Bevor ich meine Waffe in die Hand nahm, mein zweihändiges Schwert, dass ich schon einige Zeit bei mir trug - und das dummerweise noch Spuren von zwei unterschiedlichen Sorten Blut an seiner Spitze hatte, weil ich es nie gesäubert hatte, worüber ich mich heute noch ärgern könnte, griff ich nach der hölzernen Nadel, die auf dem Boden lag, und steckte mir mit ihr mein langes, lilanes Haar hoch, sodass es mich beim Kämpfen nicht stören würde.
Als ich fertig war, kam auch schon ein Sklave, der mich in das Rund der Arena geleitete. Vor dem schweren Gitter angekommen, blieb ich kurz stehen und betrachtete in Ruhe das Spektakel, das die lodernden Fackeln und ihre Schatten in der Arena veranstalteten und somit die Zuschauer nicht mehr wie die blutgeile Menge erschienen ließ, sondern eher wie Mönche im Fackelschein bei einer Andacht - denn so ruhig war es in diesem Moment auch, in dem das Gatter hochgezogen wurde und ich das sandige Rund betrat.
Langsam ging ich auf die Mitte des Kampfplatzes hin, während mein Blick aufmerksam die Umgebung musterte. Dem Schattentaenzer hätte es hier wohl gefallen...
In der Mitte angekommen, blieb ich stehen, grüßte die Richter mit einem Kopfnicken - ich hielt es für unangebracht, Babe jovial zuzuwinken - und wartete darauf, dass Misty auch endlich eintrat.
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