Schmiedegesellen gesucht – Gladiatoren bevorzugt – Auch Frauen willkommen
Guter Lohn für Gute Arbeit
Welch nobles Gefängnis hatte uns Maximus geschaffen. Außen ist kaum ein Unterschied zum Kerker der Palastwache erkennbar. Innen wurden Ketten und Bänder gegen Hammer und Zange vertauscht. Das Schmiedefeuer glüht schon hitzig, während wir unser Material bereitlegen. Ziel heutiger Arbeit soll ein erstes Exemplar einer vollkommen neuen Art von Schwert sein. Noch bleibt uns Zeit für Experimente. Bald schon soll hier eine große Produktion anlaufen, weshalb wir draußen am Eingang einen Anschlag aufgehängt haben, um Personal anzuheuern. Einen einzigen Mann konnte Maximus entbehren. Immerhin jemand mit Erfahrung, aber auch jemand, der wohl mehr dazu da war, uns auf die Finger zu schauen. Was wir brauchen, sind Verbündete. Diesen Prediger dort oben auf dem Platz darauf ansprechen? So recht trauen wir dem auch nicht über den Weg. Können seine Gesinnung, seine Ziele nicht wirklich einschätzen. Wir hörten, er plane Arenaduelle gegen ausgewählte Prätorianer. Als wenn sich Maximus auf solche Spielchen einlassen würde. Vermutlich will sich der alte Prediger nochmal im Kollosseum feiern lassen, bevor er endgültig von dieser Welt abtritt. Eine legitime Motivation, aber nicht unsere.
Uns motiviert das Schwert. In Form und Material Ausdruck höchster Schmiedekunst. Kein römischer Gladius, das klassische Kurzschwert der Römer, auch kein klobiger Zweihänder, wie es viele Gladiatoren in der Arena verwenden, sondern ein schlankes leichtes Langschwert, trotzdem stabiler als alle anderen. Grundlage dieser Klinge ist Damast, geschmiedet aus vielen verschiedenen Metallschichten, und zwar so, dass die Klinge ein kunstvoll verschnörkeltes, organisches Muster trägt. Rohmaterial und erste Dolchklingen hatten wir schon mehrfach gefertigt. Doch nun sollte endlich das Schwert entstehen, welches uns schon so lange im Kopf herum spukte.
Das Holzfeuer glüht weiß und Funken sprühen. Wir legen unsere lederne Schürze um und schützen die Hände mit derben Handschuhen. Flammen züngeln um das Metallbündel, als wir es mit einer Zange in die Glut führen. Endlich geht’s los. Erwärmen, Hämmern, Schmieden, Drehen, Stauchen, Abkühlen und wieder erwärmen – in so einem Damastschwert steckt sehr viel Arbeit. Mindestens zwei Wochen wird es dauern, bis das erste Schwert mit allem drum und dran fertig ist. Deshalb werden einige Gehilfen daran arbeiten müssen, um den Ausstoß an Waffen zu steigern. Zuerst werden nur Damastrohlinge hergestellt, die müssen mehrfach gedreht und wieder mit den anderen Rohlingen verschweißt und flach ausgeschmiedet werden, bevor am Ende Schneidleisten angebracht werden und der Feinschliff beginnt. Viel Geduld, Planung und Ausprobieren sind gefragt, um das Bild im Kopf und die Güte des Eisens am Ende genau zu treffen.
Das rotglühende Metallpäckchen ist nach vielen Schlägen auf dem Amboss schmaler, dünner und vor allem länger geworden. Eine Metallstange, etwa einen Zentimeter breit und hoch, dafür vielleicht 30 bis 40 Zentimeter lang: Das Ergebnis mühevoller körperlicher Arbeit und nur ein kleiner Schritt auf dem Weg zum fertigen Schwert. Zufrieden betrachtet Eusebius sein Resultat. Das wird sein ganz großes Ding und vielleicht wird er ja noch richtig berühmt, unser Schmied. Schöpfer des römischen Langschwerts – und Befreier Roms?