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Der Schäfer des Chaos
Andreus
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Der Schäfer des Chaos
Schreie gellten durch die Nacht. Andreus drückte sich an die Mauern des Hauses hinter ihm. Die ganze Stadt war in Aufruhr. Er hörte es. Sah es. Und spürte es. Diesen Zorn. Diese Wut, die die Bürger von Rom so lange mit sich herumgetragen hatten. Und den er hatte kommen sehen. Seit Wochen schon.

Immer mehr drückte sich Andreus an die Mauer. Sie war noch warm. Die Steine strahlten selbst jetzt, kurz nach Mitternacht, noch die Hitze des Tages aus. Wie eine Glocke hing sie über der Stadt, peitschte die Stimmung in den Straßen noch mehr an und trieb die Menschen in einen Wahnsinn aus Blut und Tod.

Schweiß stand auf der Stirn von Andreus. Eine Mischung aus Ausdünstung und Angst, die an ihm haftete wie Harz an einer Amphore. Der Patriarch begann zu zittern. Seine Hände krallten sich in das raue Mauerwerk hinter ihm. Er spürte nicht, wie seine Haut von dem rauen Mauerwerk aufgerissen wurde. Oder wie ihm der Schweiß den Rücken hinablief. Alle seine Sinne waren auf die Stimmung innerhalb Roms gerichet.

Wieder schrie ein Mensch. Im nächsten Moment hörte Andreus Sandalen auf dem Pflaster heraneilen. Das leise Klatschen, wenn die Sohlen das Pflaster berührten, näherte sich ihm unaufhörlich. Bis es nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war.

Andreus starrte in die Dunkelheit.

Um die Ecke des Hauses eilte eine Frau. Ihre Haare waren aufgelöst, ihre Tunika an den Schultern verrutscht. Beinahe wäre sie mit Andreus zusammengestoßen, erst im letzten Augenblick stoppte sie ihren Lauf. Einen Moment lang blieb ihr wirrer, von Angst gezeichneter Blick an dem Patrizier hängen. Dann keuchte sie tief auf, drehte sich um und nahm ihre Flucht durch die Gasse wieder auf. Erst da löste sich die innere Starre von Andreus. Sie fiel von ihm ab wie ein steifes Kleid und er trat aus dem Schatten des Hauses, um den Imperator zu warnen.

Sein Weg führte ihn über den Tiber. Das schwarze Wasser des Flusses floss ruhig und träge unter der steinernen Brücke hindurch. Der vertraute Geruch nach Fäulnis und Abwasser hing über ihm, aufgestaut von der Hitze der Nacht. Aber hier, auf der Via Aurelia, fühlte sich Andreus sicher. In der Masse der Flüchtenden und denen, die über den Fluss drängten, hoffte er nicht weiter aufzufallen. Leicht vorne über gebeugt, eilte Andreus so über die Brücke. Bis eine Unregelmäßigkeit auf der Oberfläche des Wassers seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Trotz der Hitze der Nacht lief ein Schaudern über den Rücken des Patriziers. Er wusste, was dies zu bedeuten hatte. Und obwohl er sich bereits sicher war, beugte er sich über die Brüstung, um seinen Verdacht bestätigt zu wissen. Ein Körper glitt unter dem Brückenbogen vorbei. Der Mond beschien ein fahles Gesicht. Dann schimmerte ein heller Lendenschurz kurz im Wasser auf. Ein Sklave nur. Aber auch ein Mensch. Ein Opfer der beginnenden Revolution. Neue Schweißperlen traten auf Andreus Stirn. Die Hände auf die Brüstung gestürzt, blickte er dem Toten nach. Beobachtete, wie er an dem steinernen Bogen hängen blieb, bis ihn die Strömung erfasste und mit in die Tiefe zog. Leises Gurgeln folgte ihm.

Andreus wandte sich ab. Da erregte eine weitere Bewegung stromaufwärts zum zweiten Mal seine Aufmerksamkeit. Aus den Fluten des Tibers stieg ein neuer Körper, der Kleidung nach eine Frau. Ihr folgte ein weiterer und diesem wieder einer. Ein Toter nach dem anderen erschien in seinem Blickfeld. Sie folgten der Strömung unter der Brücke hindurch, wie Fische auf dem Weg ins Meer.

Andreus schloss die Augen. Wochenlang hatte er dem Imperator zum Handeln genötigt. Jetzt war es zu spät. Das Morden hatte begonnen....
13.10.2013, 01:26
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Schwarze Witwe
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Beitrag #2
RE: Der Schäfer des Chaos
Es war bereits nach Mitternacht. Das nächtliche Treiben in Rom nahm langsam sein Ende. In einigen wenigen Tavernen brannte noch Licht und es war ein seltsamer Singsang zu vernehmen, welcher durch unrhythmisches Klirren von Krügen begleitet wurde.

Die Wolken, die kurzzeitig über die Hauptstadt gezogen waren, lichteten sich und gaben einen hellen Sternenhimmel frei. So mancher konnte erkennen, dass der neue Tag bereits eine Stunde alt war.
Eine Zeit, in der sich eine junge Frau nicht ausserhalb eines Hauses aufhalten sollte.
Doch diese Frau schien nur äußerlich jung.
Sie war noch nicht lange in dieser großen Stadt. In den dunkelsten Ecken rund um Rom hatte man es munkeln hören.
Die Hauptstadt war dem Untergang geweiht.

Die schwarze Witwe war dem Ruf von Vernichtung und Tod gefolgt. Wobei auch sie beides zu bringen vermochte.

Neugierde hatte sie getrieben. Lust auf das Leben in der Stadt und trainierte Krieger in der Nacht.
Es war ihr ein leichtes, zu bekommen, was sie wollte.
Die Untote war zwar sehr groß, hatte aber ebenmäßigen, blassen Teint, stechend blaue Augen und hellbraune lockige Haare, welche sie oft mit einem Haarband bändigte.
Oft trug sie darüber eine weite, schwarze Kapuze, welche in einem bodenlangen schwarzen Mantel endete.

Die schwarze Witwe war bereits einige Nächte in der Stadt der Städte. Das sanfte Rauschen des Tibers führte sie wieder auf eine der vielen Brücken. Abermals zerriss ein Schrei die Stille. Nächte zuvor hatte sie wieder und wieder dieses Leid gehört - Leid, welches sie nicht verursacht hatte.
Dieses Mal nicht.

Doch was sie nun zu sehen vermochte, verschlug ihr die Sprache. Untote, wie sie, jedoch scheinbar ohne Verstand und wie Marionetten gelenkt, entstiegen dem Fluss. Erst eine Frau, dann ein Mann und ein weiterer Mann...

Die Untote starrte neugierig auf dieses Geschehen. In all den Jahrhunderten hatte sie so einen Fluch über keine Stadt kommen sehen.
Rom roch nach Tod...
14.10.2013, 09:31
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Andreus
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Beitrag #3
RE: Der Schäfer des Chaos
Als Andreus seine Augen wieder öffnete und sich zur Seite wandte, blieb ihm für einen Moment das Herz stehen. Unbemerkt hatte sich ganz in seiner Nähe eine großwüchsige junge Dame ganz in schwarz gekleidet ebenfalls an die Brüstung gelehnt. Sie stach ihm trotz seiner Eile sofort ins Auge, weil ihre Körperhaltung äußerst gerade war und ihre Haut im Dunkeln zu leuchten schien.

Was machte so eine zarte Dame ganz ungeschützt mitten in dieser mordlüsternden Menge? Und wieso umspielte ein verzücktes Lächeln ihre Mundwinkel? Erst nach einigen Augenblicken wurde ihm bewusst, dass er sie anstarrte.

Eine Berührung von hinten lenkte ihn von dem Anblick der faszinierenden Frau ab. Andreus fuhr erschrocken herum. Die Hände zur Abwehr erhoben, nahm er im Halbdunkel eine schmale Gestalt war. Von einer vorbeigetragenen Fackel beleuchtet, konnte er einen Jüngling erkennen. Der junge Mann entschuldigte sich mit einem Murmeln. Dann rappelte er sich wieder auf, um gleich darauf in der vorbeihastenden Menge zu verschwinden. Der Rempler brachte Andreus seinen Auftrag in Erinnerung. Er riss sich von dem Anblick der Lady los, murmelte noch ein "My Lady...", und suchte dann ebenfalls in der Dunkelheit der Straßen Schutz.

Sein Weg führte von der Tiberbrücke weg direkt hinein in die Stadt. Immer darauf bedacht, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, eilte er durch die spärlich beleuchteten Straßen. Hinauf in Richtung des Palatins. Die Toga gerafft, lief er durch das nächtliche Rom. Von überall her waren Schreie zu hören. Fackeln leuchteten in der Stadt auf, Menschen eilten über das Pflaster. Auf der Höhe des alten Brunnens wurde er von einer ihm entgegenkommenden Gruppe gezwungen, in einem Hauseingang Schutz zu suchen. Die kleine Meute junger Männer zog an ihm vorbei. Halb hinter einem Blumenkübel versteckt sah er zu, wie sich der Mob an einem Passanten vergriff. Das hilflose Schreien des Unglücklichen drang in Andreus Ohren. Es wurde lauter, als zwei Männer den Mann an den Beinen packten und ihn unter Lachen über das holprige Pflaster zerrten.

Andreus trat erst beim verstummen des Lachens und Wimmerns aus seinem Eingang hervor. In der Gasse herrschte wieder Stille. Sie wirkte nach dem Vorfall bedrohlicher als zuvor. Gleichzeitig machte sie Andreus die Dringlichkeit seiner Warnung klar und er raffte wieder den Stoff seiner Toga an sich, um seinen Gang zum Imperator zu beschleunigen.
15.10.2013, 17:46
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Schwarze Witwe
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Beitrag #4
RE: Der Schäfer des Chaos
Eine Weile noch blickte die Untote auf die scheinbar schlafwandelnden Marionetten, die aus dem Tiber stiegen.
Plötzlich lief ihr ein Schauer über den Rücken. Starrte sie jemand an? Die schwarze Witwe verweilte noch einen Augenblick in ihrer Haltung und lauschte in sich hinein. Sie schien nicht in Gefahr zu sein, gleichwohl alles um sie herum in Aufruhr und teilweise sogar auf der Flucht war.
Wieder hörte sie diese für menschliche Ohren entsetzliche Schreie.
Nun war es an der Zeit zu sehen, wer sich für sie interessierte.

Die Untote wandte sich um, konnte aber nur noch einen Schatten vorbei huschen sehen. Ein leises "My Lady..." hing noch in der Luft.

So so, dachte sich die schwarze Witwe. Ihre Aufmerksamkeit war geweckt.

Der ihr unbekannte Mann bewegte sich anders als die restliche Menge. Er schien sich vor etwas zu verstecken.

Ein markerschütternder Schrei und das folgende Platschen im Tiber lenkte die Untote ab. Der dem Tode geweihte Mensch konnte nicht schwimmen und schlug somit hilflos mit dem Armen das Wasser neben sich auf.

Als die schwarze Witwe wieder in Richtung der Stadt blickte, war der unbekannte Mann, der zuvor neben ihr gestanden hatte, verschwunden. Doch noch hatte sie seinen Duft in der Nase.

Zielstrebig ging sie zu dem Ort, an dem sie ihn zuletzt wahrgenommen hatte.
Zwei Männer gingen lachend an ihr vorbei. Ein jeder hatte ein Bein in der Hand, an dem der arme Besitzer hing und desen Kopf über das Pflaster geschleift wurde. Eine rote Spur aus Blut ließ erkennen von woher sie kamen. Die Übergriffe wurden brutaler. Die armen Todgeweihten hatten noch nichts verstanden. Und immer wieder waren diese Schreie zu vernehmen.

Die Untote folgte dem blutigen Pfad und konnte seinen Geruch riechen. Sie stoppte ihren schnellen Schritt und hielt inne. Aus einer Gasse eilte ein Schatten. Die schwarze Witwe wusste, dass er es war.

Zielstrebig nahm sie ihre begonnnene Verfolgung auf. Sie ließ sich nicht von der Gewalt, dem Tod und Schmerz um sich herum beirren.
15.10.2013, 20:15
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Andreus
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Beitrag #5
RE: Der Schäfer des Chaos
Der überschwängliche Duft von Blumen und Pinien verriet ihm nach einiger Zeit, dass er den Hügel der Kaiser erreicht hatte. Die Hand an die raue Rinde einer Pinie gelegt, hielt Andreus inne. Sein Atem ging schwer und in seinen Ohren rauschte das Blut. Die Schreie klangen noch in ihm nach. Aber hier, zwischen den Gärten der Reichen und den Mauern der Paläste, drang von der Stadt kein Laut mehr herauf. Leises Zikadenzirpen und die im Wind rauschenden Blätter waren die einzigen Geräusche der Nacht.

Doch ein drückendes Gefühl von Dunkelheit lag ihm im Nacken und er blickte angespannt wie ein gebogenes Sägeblatt um sich in der Erwartung, bereits ein Messer aufblitzen zu sehen.

Andreus atmete erleichtert auf. Niemand war in der starken Dämmerung zu sehen oder zu hören. Nach einiger Zeit straffte er sich, legte die Falten seiner Toga zurecht und betrat den Weg, der ihn direkt zum Palast des Imperators führen würde. Heute Nacht würde es sich zeigen, ob der Imperator die Stärke eines wahren Kaisers hatte. Und ob er, Andreus, einen guten Berater abgeben würde.
16.10.2013, 22:54
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Schwarze Witwe
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Beitrag #6
RE: Der Schäfer des Chaos
Die Schreie, das Morden und Schänden ließen sie hinter sich. Es wurde ruhiger, zumindest für das menschliche Gehör.
Lautlos folgte die schwarze Witwe dem Patrizier, wie sie es sonst tat, wenn sie auf der Jagd war.
Die Untote hatte erst in der Nacht zuvor getrunken. Junge, ihrer Art, wurden oft vom Durst übermannt und tranken aus Unerfahrenheit oft zu viel und zu schnell.

Zu einem Hügel führte der Unwissende die schwarze Witwe. Er hielt inne und auch sie blieb im Schatten einer Stadtvilla stehen.
Interessierte blickte sie sich um. In diese noblen Gegend hatte es sie bisher noch nie verschlagen.

Plötzlich drehte sich der Verfolgte um und blickte genau in ihre Richtung. Die Untote drückte sich wieder näher in das Zwielicht. Sie hätte sich ohrfeigen können, dass sie vor lauter Staunen so unvorsichtig gewesen war. Angespannt lauschte sie.

Doch schon wandte sich der Sterbliche ab und ging den Hügel weiter hinauf. Ein einzelner Weg führte ihn an sein Ziel. In wenigen Augenblicken würde der Patrizier in den Gemäuern verschwunden sein.
Die schwarze Witwe schlich sich schneller an. Sie konnte ihn riechen, den roten Saft beinahe schmecken.
21.10.2013, 20:22
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Andreus
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Beitrag #7
RE: Der Schäfer des Chaos
Trotz der vorgebrachten Dringlichkeit seines Anliegens führte man Andreus in ein kleines Atrium, in dem man ihn für längere Zeit warten ließ. Unruhig ging der Patrizier auf dem mit kleinen Steinen ausgelegten Innenhof auf und ab. Jeder seiner Schritte brachte ein leises Knirschen hervor, was Andreus noch unruhiger werden ließ. Trotzdem schaffte er es nicht, ruhig stehen zu bleiben. Immer wieder ging er in dem Hof auf und ab. Dann endlich kam ein Diener mit einer Öllampe heran geeilt, und eröffnete ihm, dass der Imperator nun zu sprechen sei.

"Endlich." Andreus überprüfte den Sitz seiner Toga und verließ das Atrium, um dem Diener zu folgen.

"Der Imperator hat bereits geschlafen." Die Stimme des Dieners ließ Andreus spüren, was er von Leuten hielt, die die Impertinenz hatte, die Nachtruhe des Kaisers zu stören.

Andreus antwortete nicht. Einem Sklaven war er keine Antwort schuldig, auch dann nicht, wenn es der persönliche Sklave des Imperators war. So sprach der Patrizier erst wieder, als er vor dem Imperator stand und sich sicher war, mit ihm alleine zu sein.
27.10.2013, 21:40
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Imperator
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Herrscher des Reichs

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Beitrag #8
RE: Der Schäfer des Chaos
"Das Volk hat sich erhoben, Cäsar." Andreus deutete ein ehrerbietiges Kopfnicken an. "Wie ich schon seit Monaten sagte, lassen sie ihren Unmut nun...." Er stoppte, denn der Imperator hatte die Hand erhoben und ihm damit das Wort verboten. Dem Patrizier blieb daraufhin nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie der alleinige Herrscher missmutig zu einem Fenster trat, um hinauszusehen. Seine schmale Gestalt hob sich scharf vor dem Mondlicht ab. Die blonden, kurzgeschnittenen Haare standen wirr nach allen Seiten ab und sein ungepflegter, stoppeliger Bart war selbst im fahlen Licht des Mondes gut zu sehen. Nicht zum ersten Mal wurde Andreus bewusst, wie jung sein Herrscher im Vergleich noch war.

Eine unheilvolle Stille hing in dem Raum. Das leise Plätschern eines Wasserspeiers waren die einzigen Geräusche der Nacht. Andreus wagte nicht zu atmen. Minuten vergingen, bis sich der Imperator wieder zu ihm umwandte. In seinen Augen glitzerte wie so oft dieses neue Funkeln, ein unheilvolles Leuchten. Etwas grausames, fremdes.

"Was schlägst du vor?" Seine Stimme klang tonlos. Nichts in seinen Worten deutete darauf hin, wie es in ihm selbst aussah. "Sendet Boten aus, Cäsar." Erleichtert trat Andreus näher. "Verhandelt mit den Menschen. Sie verlangen ein Rom, in dem zu leben es sich lohnt. Doch wenn ihr wissen wollt, was sie umtreibt, müsst Ihr Euch mit ihnen an einen Tisch setzen. Nur das kann ihren Unmut und ihren Zorn stoppen.... Vorerst jedenfalls..."
In der höchsten Gefahr kennt die Furcht in der Regel kein Mitleid.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.10.2013, 09:08 von Jalina. )
27.10.2013, 21:48
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Falballa
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Göttin der Lüste
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Beitrag #9
RE: Der Schäfer des Chaos
Dieser Quintus meldet sich nicht. Hält mich hin. Ich sage euch, Geduld ist wahrlich nicht meine Stärke. Welche Möglichkeiten bleiben mir sonst, Caesar nah zu sein? Wenn ich doch nur einmal mit ihm sprechen könnte, er mich sehen könnte! Wohl ist mir zugetragen worden, dass der Imperator krank sei, oftmals nicht ansprechbar. Jähzornig und unberechenbar. Ich glaube jedoch, es fehlt ihm allein das richtige Weib, das ihn mit Hingabe umsorgt und ihn mit schönen Dingen umgibt, wenn er abends heim kommt. Nachdem Senatoren ihn mit ungelösten Problemen vollgestopft haben oder die Offiziere seine Legionen an der Kriegsfront verzehren. Dann wäre ich so gern da, um ihn die Last des Tages vergessen zu lassen, ihn zu umgarnen und zu verwöhnen. Sein treusorgend liebendes Weib. Und mein verdienter Lohn dafür wäre ein Leben mit allem Luxus. Jawohl, das habe ich verdient.

Während ich langsam einige Tropfen Parfümoel zwischen meinen Handflächen verrieb, um meine Füsse damit zu massieren, dachte ich intensiv nach, was ich tun sollte und schließlich hatte ich die Idee. Warum mir das nicht gleich eingefallen ist? So viele Senatoren gehen in meiner Therme ein und aus und erholen sich dort. Tanken neue Kraft für ihre ach so wichtigen Aufgaben. Wie dem auch sei – warum nicht auch der gute gestresste Caesar? Ich sollte ihm eine Nachricht von mir zukommen lassen. Genügend Senatoren hatte ich an der Hand, die mir für eine kleine Intensivmassage helfen würden, dem Imperator meine Message zu überbringen. Oder etwa nicht? Ich musste es versuchen. Unverfänglich musste es sein. Ohne das der wahre Hintergrund ersichtlich wäre. Oder besser noch – ich übergebe die Tafel Maximus, dem Kommandeur der Palastwache. Der würde keine Fragen stellen und hätte sicher nichts dagegen, wenn auch der Imperator selbst meine Therme besuchen würde. Also dann, auf zum Tafelschreiber. Wie gut, wenn man überall seine Finger im Spiel hatte, was bei mir durchaus wörtlich zu nehmen war. Genauso wie eine Spinne nicht ohne Netz satt wird.

Dem Tafelschreiber diktierte ich schon wenig später folgende Worte:
“Sehr verehrter Imperator. Ich hoffe inständigst, dass meine kurze Nachricht Euch erreicht. Ich hörte mit großer Sorge, dass Ihr Euch oftmals nicht gut fühlt und Eure Sorgen um Rom Euch plagen. Ich führe ein bescheidenes, doch wohl gepflegtes Badehaus – gar nicht so fern vom Forum des Senats – in der viele Eurer Senatoren sich erholen und ihre müde Muskulatur auffrischen lassen. Dazu habe ich talentierte gut aussehende Mädchen. Aber Euch, Caesar, würden selbstverständlich nur meine eigenen Hände berühren. Wenn Ihr es wünscht, bekommt Ihr mich und meine Therme ganz für Euch allein und ich verspreche Euch, danach wird es Euch sehr viel besser gehen, denn ich vermag es, Körper und Geist gleichermaßen zu erquicken. Ich habe eine Menge Informationen und Kontakte in Rom und um Rom herum, so das ich Stunden mit Euch plaudern könnte, ohne das es Euch langweilig wird. Falballa´s Therme wird wie ein Jungbrunnen auf Euch und durch Euch auf ganz Rom wirken. Gebt mir die Chance, es Euch zu beweisen. Ihr werdet es nicht bereuen - Eure Falballa.“

Der Tafelschreiber war ein feister Kerl, der dauernd schwitzte. Alles andere als attraktiv. Ich ließ ihn meinen Busen begrapschen und einmal tief einatmen. Da war der schon fix und fertig. Leichter gehts nicht. Wer so begehrt ist wie ich, braucht kein Gold. Aber noch schöner ist beides! ;-)
Männer umschwirrn mich - wie Motten das Licht,
doch wenn sie verbrennen - dafür kann ich nicht!
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.11.2013, 16:04 von Falballa. )
06.11.2013, 11:46
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Imperator
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Herrscher des Reichs

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Beitrag #10
RE: Der Schäfer des Chaos
Verhandeln..., ja. Früher hat das öfters mal funktioniert...

Unter des Imperators Füßen zerbröselten die Marmorfliesen, das Mosaik zersplitterte in eine Milliarde tödlicher Geschosse. Ein Schwall unerträglicher Hitze überwältige ihn und zerzauste seine Gewänder, als sich unter ihm das Inferno aus Feuer und Glut offenbarte. Er war hier schon oft. Und jedes Mal zerriss unbändige Angst seine Eingeweide. Dies war die Hölle, abseits dieser Welt - das Ende. Sein Ende.

Er begann zu fallen, wie immer. Und er schrie und ruderte mit den Armen, während er immer schneller in die Tiefe stürzte - wie immer. Doch für ihn gab es keinen Rückzug auf den Posten eines Beobachters. Eines Analytikers. Er wusste jedes Mal, dass er nicht nur sterben würde. Nein, er würde in alle Ewigkeit die grässlichsten Qualen aller erdenklichen Welten erleiden. Der Tod wäre eine unerreichbare Erlösung, ein Wunsch, größer noch als der nach Liebe oder dem Leben selbst.

Immer schneller wurde sein Fall in den weit aufgerissenen Schlund Luzifers. Und er hörte sie wieder lachen. Gellend laut und voller Hohn und Hass. Ihr Gelächter zerstach ihm das Herz, während es ohnehin langsam verbrannte, ohne dass es ihm das Leben nahm. Sie lachten über das, was er war, was er tat und was er geschaffen. Ihr Hohn zerrte all seine Fehler nach außen, auf dass sie ihn vollständig bedeckten und nichts anderes mehr zu sehen war. Ihr Hass galt nicht nur ihm, sondern allem was ihn ausmachte. Allem was ihn umgab. Allem. Er war eine Witzfigur in einem verfaulten Puppentheater.

Sein Kreischen wurde zu einem Krächzen. Er blickte auf seine Hände und sah, wie sich die Haut von den Fingern schälte, die Fingernägel sich aberwitzig aufrollten und an den Gelenken die Sehnen seiner Gelenke dampfend zerrissen. Seine Zunge begann zu schmoren und verstopfte seine Atemwege; röchelnd warf er einen letzten Blick über die Schulter durch die verbrennenden, zurückbleibenden Überreste seines Körpers nach oben.

Dort stand Andreus mit ernstem Gesicht. Er schien vollkommen unbeeindruckt, lediglich sanfte Sorge umspielte seine Züge. Hatte er nicht gerade noch mit ihm gesprochen? Der Imperator runzelte die Stirn, welche sofort zu Asche zerfiel. Wo war er? Fiel er noch? Unvermittelt wandte er den Blick wieder nach vorn, und...


Ein unmerkliches Zucken durchfuhr den Imperator, während sich sein Blick klärte und Andreus fixierte. Er räusperte sich und betrachtete beiläufig seine Hände. Ein scheinbar erleichtertes Aufatmen folgte, während er den einen oder anderen Ring auf seinen manikürten Fingern zurechtschob.

"Sie werden mich bekommen. Früher... oder später. Du wirst sehen... du wirst es sehen..."

Er schob das Gefühl beiseite, entfernte es gewaltsam aus seinem Geist. Und riss sich zusammen, straffte die Schultern.

"Verhandeln, sagst Du?" er zog die Augenbrauen in die Höhe und musterte Andreus von unten nach oben. Dann drang ein schallendes Lachen in seine Kehle und er ließ es heraus, während er die Hände in die Luft warf und sich wieder zum Fenster drehte. Bei den Göttern...

Er zog die Vorhänge beiseite. Eine undurchdringliche Dunkelheit hatte sich über die Stadt gelegt, doch hinter den Feuern der Residenz und der Wachposten auf den Mauern war der Fuß des Hügels seines Palastes von einem Meer aus kleinen und großen Feuern bedeckt. Rauch wallte durch die Häuser, die Bäume und den tief stehenden Mond. Der schwache Wind transportierte verzerrte Geräusche von vielen aufgebrachten Stimmen, Musik und auch Kampfeslärm zu ihnen herüber.

"Hast Du mal nach draußen geschaut, Du Held?" Der Imperator wies mit ausladender Geste zum Fenster und wandte den Blick wieder Andreus zu, der nun etwas verunsichert wirkte.

"Sehen diese Leute da aus, als würden sie reden wollen?" Er lachte erneut und schüttelte den Kopf, wandte den Blick wieder nach draußen.

"Nein, mein Freund. Die Menschen, die reden wollten, sind nicht mehr. Ihnen sind die Worte ausgegangen. Jetzt ist die Zeit derjenigen gekommen, die mit Waffen sprechen wollen." Er seufzte tief und schüttelte leicht den Kopf, den Blick unverwandt auf die Welt jenseits des Glases gerichtet. "Doch hätte ich nicht gedacht, dass es so schnell geht. Es sind so viele. Es ist doch nicht so, dass ich nicht mit ihnen geredet habe, nicht wahr? Mein ganzer verdammter Hof hat sich bei diesen Leuten die Münder wund palabert! Doch was nützt es, wenn der einzige Wille, der diese Menschen treibt, Gier, Dummheit und unendliche, frevelhafte Naivität ist?"

Er warf den Vorhang zurück, griff nach einem Weinkelch und schenkte sich selbst ein. Die Diener hatte er bereits bei Andreus' Ankunft herausgescheucht. Auch ihnen konnte er nicht mehr trauen...

Gelächter... Beißender Gestank von verbranntem Fleisch... Bald... bald...

Fast hätte er den Wein verschüttet. Vorsichtig stellte er den Krug beiseite und leerte seinen Kelch in einem langen Zug. Mit neuer Sturheit in der Stimme und zusammengebissenden Zähnen fuhr er fort.

"Ich weiß, was mein Volk umtreibt, Andreus. Ich verstehe wirklich nicht, wie Du mir dieses Unwissen zutrauen kannst! Auch müsstest Du von den Bemühungen wissen, die ich bereits betrieben habe, um diesen Wilden ihr widersinniges Handeln bewusst zu machen! Freiheit? Was bedeutet schon Freiheit?? Und was bringt es ihnen tatsächlich, abseits von ihren vernebelten Träumen von Reichtum und Titten?" Verärgert knallte er den Kelch auf einen Tisch. "Ich bin es, der ihnen ihr Leben ermöglicht! Ich allein, ihr Herrscher! Ohne meine allwärtige Macht gäbe es keine Ordnung, keine Gerechtigkeit und keinen Frieden! Alle Menschen, die dort draußen nun blind den verdrehten Worten von Träumern und Halunken lauschen, wurden geboren, gebähren und leben nur, weil es Herrscher wie mich gibt! Sie verschließen die Augen vor der zerstörenden Welt, die mein Reich umgibt! Das müssen sie verstehen, endlich verstehen!!"

Er fasste Andreus ins Auge und trat dicht vor ihn hin. "Ich habe geredet und sie haben mich nicht verstanden. Ich bin gezwungen, die Wahrheit und das Richtige in dieser Welt an diese Menschen zu bringen. Wenn meine Worte sie nicht erreichen..." er schüttelte traurig den Kopf und seine Stimme wurde rauh. "... dann müssen es Angst und Gehorsam für mich tun."

Der Imperator richtete sich auf und blickte auf Andreus herab. "Ich habe es entschieden, es wird nicht mehr geredet." So zügig er sich gestrafft hatte, so zügig sackte er auch wieder in seine gewohnte Haltung zurück und ließ sich auf seinen Divan fallen. Andreus war inoffiziell sein engster Vertrauter, zumindest was persönliche Dinge anging. Ihm fiel es schwer, sein öffentliches Gebaren bei seinem Freund fallen zu lassen. Er bedeutet Andreus, sich ebenfalls zu setzen, was dieser nach kurzem Zögern auch tat, worüber der Imperator sich freute.

"Man hat mir zugetragen, dass viele meiner getäuschten Lämmer einem alten Gladiatoren folgen, der sich seit einigen Wochen wieder in meiner Stadt aufhält. So unglaublich es auch klingen mag, dieser Mann war einst ein hoch geschätzter Akteur in meinen Arenen und hat es weit gebracht. Doch statt die eingelöste Freiheit zu ehren und einer Familie ein Standbein zu sein, hat sich dieser Alte entschieden, dem Volk meine unvergleichbare Leistung an diesem Reich schlechtzumachen." Er warf sich eine Weintraube in den Mund und fuhr kauend fort. "Da viele seine Fähigkeit als Kämpfer aus reiner jungfräulichkeit mit seinen gewandten Worten in Verbindung bringen, geht von ihm eine gewisse..." er wedelte mit der Hand, auf der Suche nach einem guten Wort, "... Gefahr aus." Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. "Es gab mal Zeiten, da waren Gefahren so groß wie Heere und Seeflotten, nicht wahr...? Und nun dieser klapprige Alte! Bei den Göttern!" Er stöhnte und warf sich eine weitere Traube in den Mund.

"Wie dem auch sei... es kommt noch besser. Dieser abgelaufene Clown hat mich doch tatsächlich öffentlich dazu aufgefordert, einen Champion meiner Wahl oder eines jeden der Senatoren gegen einen Gegner aus den Reihen des allgemeinen Volkes antreten zu lassen.." er kicherte jetzt, als würde er einen besonders schändlichen Witz erzählen, "... um den Respekt wiederzuerlangen, den wir angeblich so leichtfertig verspielt hätten...! Kannst Du das glauben? Verlorener Respekt! Respekt, Ha Ha!" Lachend klopfte sich der Imperator nun auf die Schenkel, doch sogleich wurde er wieder ruhig. "Mal abgesehen von diesem... ekelhaftem Frevel, dieser kindlichen Spielerei auf Kosten des Volkes...", er setzte sich auf dem Divan auf und blickte Andreus in die Augen. "... es ist eine Gelegenheit, diesem Greis näher zu kommen. Ich werde seinem Vorschlag entgegenkommen - und ich erwarte ihn als Gast auf meiner Empore während der Kämpfe. Den Augenblick, in welchem in seinen Augen die Träumerei der Wahrheit weicht möchte ich ganz nah miterleben!"

Und dafür werde ich schon sorgen... so wahr ich jede Nacht in der Hölle schmore...
In der höchsten Gefahr kennt die Furcht in der Regel kein Mitleid.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.11.2013, 12:07 von Jalina. Grund: Zu spät für korrekte Grammatik :P)
13.11.2013, 00:44
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Falballa
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Göttin der Lüste
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Beitrag #11
RE: Der Schäfer des Chaos
Geschwind und aufgeregt wie eine junge Frau vor ihrem ersten Mal lief ich die weitläufigen Stufen zum Palast empor. Ihr müsst wissen, dass Maximus so etwas wie mein großer Bruder ist. Wir kennen uns seit den Tagen, als römische Legionen Gallien eroberten. Nein, nicht ganz Gallien. Ein ganz klitzekleines Dorf blieb bis heute unbesiegt. Daher komme ich und bin Maximus bis heute dankbar, dass er mich aus dieser Hinterwelt befreit hat, gerettet vor diesen Kindsköpfen, deren tägliche Sorge es allein war, ob der Fisch frisch ist oder ob am Abend genügend Wildschwein auf den Teller kommt. Dort würde ich wohl noch heute Ställe ausmisten oder Fisch ausnehmen, wenn ich als kleines Mädchen nicht davongelaufen wäre. Mitten hinein ins Lager der Römer, wo der Kommandeur mich in seine Obhut und mit nach Rom nahm. Seitdem ist er wohl der einzige Kerl auf dieser Welt, der nicht davon träumt, mit mir das Bett zu teilen. Selbst die vom anderen Ufer begehren meine sanften Hände, meine Sinnlichkeit und mein Wissen um alles, was schön macht.

Dieser Maximus! Nahm mich einfach bei der Hand und meinte, er wäre sowieso auf dem Wege zum Imperator. Dann sollte ich doch gleich mitkommen. Wie bitte? Ich hatte nicht einmal die Zeit, mich zurecht zu machen oder mir etwas passendes anzuziehen. Dieser verrückte Kerl. Trotzdem war ich einfach zu neugierig und gespannt, als mir diese Chance entgehen zu lassen. Falballa in Caesars Palast. Mein Traum wurde wahr. So nah am Ziel! Lachend und scherzend begleitete ich den großen Kommandeur durch den riesigen Marmorbau und laberte ihm vermutlich ein Ohr ab, während er mich ständig maßregelte und bedauerte, mich mitgenommen zu haben. Selbst Schuld! Er sollte mich besser kennen. Wer sonst? Auch wollte er mir partout nicht sagen, was es mit diesem schön gemusterten Säbel auf sich hatte, den er bei sich trug. So ein Metall wie diese Klinge hatte ich noch nie gesehen. Würde sich sehr schön mit einer Schleife drum als Wanddekoration machen. Naja, war wohl ein Geschenk für Caesar. Das könnte ich dann immer noch an die Wand hängen, wenn ich hier wohnen würde.

Ich warf noch einen kritischen Blick auf meine Fuß- und Fingernägel und sah mich dann um, während Maximus irgendwelche Diener um Audienz bei Caesar ersuchte. Irgendwie enttäuschend diese Einrichtung, dachte ich. So kühl wie in einem Museum. Nichts Gemütliches oder Kuscheliges. Hier fehlte eindeutig die heimelige Note einer Frau, meine Note! Mit meinem ganzen Klimbim würde das hier schon viel ansprechender und wohnlicher aussehen. Maximus kam auf mich zu und packte mich sanft an den Schultern. Ein väterlich ernster, doch freundlicher Blick traf mich, als er zu mir sprach: „Ich sehe es in Deinen Augen. Du willst das wirklich durchziehen und Caesar in Dein Badehaus einladen. Verspreche Dir nicht zuviel davon, meine kleine Schwester und gräme Dich nicht, wenn er Dich nicht sprechen will. Kannst Dich glücklich schätzen, wenn er Deine Nachricht beachtet. Nun benimm Dich und warte hier auf mich. Fass nichts an, bis ich zurück bin.“

…..fass nichts an, bis ich zurück bin! Paaah!! Ich machte eine Grimasse und äffte seine besorgten Worte nach. Da war der Meister aber auch schon abgedreht, trug dieses Dingsda und meine Tafel mit der Nachricht und lief schnellen Schrittes davon. Kaum dass ich die Worte ausgesprochen, hielt ich mich an einem goldenen Nasenring eines der hässlichen steinernen Kreaturen fest, als sich daraufhin krächzend eine Türe mitten in der steinernen Wand auftat. Hilfe, was ist denn das? Ein Geheimgang? Ein Tor zur Unterwelt Roms gar - hinab in die sagenumwobenen Katakomben? Egal, besser ich folge Maximus. Meine Neugier erlaubte es nicht, einfach nur hier zu warten. Ich musste wissen, was dort gesprochen wurde. Das war weit wichtiger als dieser blöde Geheimgang in der Wand.

Zum Glück waren wir vorbei an allen Wachen und Dienern. Niemand, der mich hätte aufhalten können. Auf leisen Sohlen erreichte ich das Vorzimmer zum großen mächtigen Imperator. Ich sah niemanden, doch hörte ich, dass noch wer außer Maximus und Caesar anwesend war. Dessen Stimme kam mir nicht bekannt vor. Der Kommandeur durfte nun sprechen und ich lauschte angespannt.

„Ich habe gute Nachrichten in dieser Angelegenheit, mein Caesar. Der beste Schmied Roms fertigte dieses neuartige Schwert, mit dessen Hilfe wir den alten Gladiator und seine Schergen in die Schranken weisen können. Ich konnte mich selbst von der Durchsetzungskraft dieser Waffe überzeugen mein Caesar und biete meiner selbst an, gegen den Champion der Gladiatoren anzutreten. Darüber hinaus habe ich noch diese Nachricht für Euch, mein Caesar. Sie stammt von einem Mädchen, welches ich einst aus Gallien hierher nach Rom mitbrachte und die heute wie eine Schwester zu mir steht. Ihr könnt ihr absolut vertrauen. Sie macht sich wohl Sorgen um Euer leibliches Wohl mein Caesar. Sie ist gelehrt in vielen Dingen, die das Leben erleichtern und führt ein angesehenes Badehaus. Wenn ihr mögt, lest ihre Nachricht und sprecht mit Ihr. Sie weilt hier im Palast. Wenn nicht, nehme ich sie sofort wieder mit.“

Schön gesprochen mein Großer. Nun, da ich gespannt Caesars Antwort erwartete, juckte mein Näschen wie verrückt. Aber ich hatte natürlich auf die Schnelle kein Tuch zur Hand. So presste ich denn Daumen und Zeigefinger gegen beide Nasenflügel, in der Hoffnung, jetzt nicht niesen zu müssen. Doch dann drang doch ein ersticktes „Haaaaatschiii“ durch meine Finger. Na hoffentlich hatte das jetzt keiner von denen da drinnen gehört.
Männer umschwirrn mich - wie Motten das Licht,
doch wenn sie verbrennen - dafür kann ich nicht!
14.11.2013, 11:32
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Andreus
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Beitrag #12
RE: Der Schäfer des Chaos
Andreus verstand sich ausgezeichnet darauf, seine Mimik unter Kontrolle zu halten und seine Gedanken zu verbergen. Besser noch, er konnte seiner Umwelt des öfteren im Glauben lassen, etwas zu fühlen, was nicht der Fall war. Diese Fähigkeit hatte ihm den Ruf eines Weisen, ja, eines Unberechenbaren eingebracht. Jedenfalls, wenn man von seinen Kollegen in der Politik sprach. In privaten Angelegenheiten brachte diese Eigenschaft nur Probleme hervor, besonders seine weiblichen Kontakte würden dies frustriert bestätigen. Es war ihnen häufig nicht möglich, zu seinen wahren Gefühlen vorzudringen. Andreus kam daher unweigerlich nur selten in den Genuß von Vertrauen und der inneren Erleichterung, die einem widerfuhr, wenn man sich jemandem gegenüber "ausschüttete".

Es war ein fester Bestandteil von ihm, diese Art und Weise der Abkopplung von der Außenwelt. Er konnte es nicht ablegen. So auch jetzt, als sich sein Herz vor Sorge und Alarmierung verkrampfte. Ihm war keinesfalls die Angst entgangen, die für einige Momente in den Augen des Herrschers entflammt war. Ebensowenig die Momente der geistigen Abwesenheit, aus denen sein alter Freund stets gelähmt zurückkehrte. Diese Augenblicke hatte er schon vorher vereinzelt an ihm beobachtet, doch in letzter Zeit häufigten sich die Vorfälle. Hinter Andreus' eiserner Maske eines leicht besorgten aber treuen Freundes rasten Gedanken. War sein Freund geistig verwirrt, hatte er eine Alterskrankheit, zum Beispiel die des steten Vergessens oder Wahnvorstellungen? Aber woher sollten diese kommen und warum jetzt? Drohte ihm jemand, eine Macht, die stärker war als er? Täuschte sich Andreus vielleicht auch einfach nur und der Imperator machte lediglich eine schwere Zeit durch, die mehr seiner gedanklichen Aufmerksamkeit erforderte...?

So viele Fragen, und er würde sie nicht stellen können. Sie bezeichneten sich unter der Hand zwar als Freunde, doch die Grenzen zwischem dem Herrscher und seiner Umwelt galten auch für Andreus. Er würde auf keinen Fall derlei Fragen stellen können, ohne seinen Kopf zu riskieren. Daher behielt er seine Maske auf und beobachtete weiter aufmerksam. Eines Tages würde er Antworten finden, er war es seinem Freund schuldig. Und jenen, die von ihm abhängig waren, nämlich niemand Geringerem als dem Volke Roms.

Ihre private Audienz wurde jäh unterbrochen, als Maximus eintraf. Andreus zog sich unauffällig zurück, um das Gespräch nicht so offensichtlich zu belauschen und bediente sich zurückhaltend am Wein. Von Maximus hatte er keine großartige Gutmütigkeit zu erwarten, sie beide waren viel zu unterschiedlich, um jemals ein ansprechendes Gespräch gestaltet zu haben. Maximus war ein Soldat durch und durch, Humor oder schöne Worte kamen ihm einer Duellforderung gleich. Besser man beließ es dabei, stets zu bestätigen, dass er "seine" Stadt gut im Griff hatte.

Natürlich redete er von einem außerordentlichen Schwert und bot sich im Duell gegen die Gladiatoren des alten Mannes an, von dem Caesar soeben noch so verächtlich gesprochen hatte. Andreus rollte mit den Augen. Doch als von dem Mädchen die Rede war, runzelte er - professionell leich besorgt aussehend - die Stirn. Sie machte sich Sorgen um den Herrscher? Ein niederes Mädchen? Maximus lehnte sich ziemlich weit aus dem Fenster, eine solche Bitte an den Imperator heranzutragen. Angespannt beobachtete er die Reaktion Caesars, doch ein ungewohntes Geräusch störte seine Aufmerksamkeit. Es kam aus dem Gang hinter der Tür, neben welcher er gerade stand. Es klang wie... ein Niesen. Niemand vom Hof des Herrschers würde sich eine solche Störung der Ruhe an diesem Ort erlauben.

Neugierig wie Andreus war, verbeugte er sich leicht, was niemand bemerkte, und entschwand lautlos durch die Tür. Als er die Tür auf der anderen Seite wieder schloss, erblickte er im Vorzimmer stehend eine fremde Frau. Sie war erstaunlich leicht bekleidet und wirkte, als wäre sie soeben auf frischer Tat ertappt worden. Andreus sah genauer hin. Irrte er sich, oder...

"Kennen wir uns, MyLady?" fragte er, unfähig, zumindest einen Blick über ihren Körper streifen zu lassen. Er zwang sich, Augenkontakt aufzunehmen. "Ihr müsst wissen, dass ihr hier nicht ohne Begleitung sein dürft. Habt ihr euch vielleicht verlaufen? Kann ich euch einen Diener mitgeben, der euch etwas...", er wedelte mit einer Hand in ihre Richtung, "... mit Kleidung versorgt und zum Ausgang geleitet?"

Während er sprach, spähte er bereits nach einem Diener, wurde jedoch enttäuscht. Stattdessen fiel ihm an einer Wand ein gähnend schwarzes Loch auf, ein... Geheimgang...! Andreus' Unterkiefer klappte nun doch nach unten, auch wenn dies professionell aussah.

"Äh..."
23.11.2013, 23:29
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Falballa
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Beitrag #13
RE: Der Schäfer des Chaos
Stille! Ich lauschte angestrengt, doch es kam keine Antwort. Weder von Caesar noch von diesem anderen Mann, den ich anfangs noch hatte reden hören. Stattdessen leise Schritte und wenig später stand er da. Ich tippelte etwas nervös von einem Fuß auf den anderen und tat gänzlich unbeteiligt. So als wäre ich eine Marmorfigur, die hier so ganz zufällig in der Halle herumsteht. War das nun Caesar oder dieser andere Mann? Bei Jupiter, wenn das nun der Imperator ist!? Erst jetzt wurde mir bewusst, das ich ihn immer nur von sehr weit weg gesehen hatte. Ein seriöser älterer Herr mit Bart, eben genau so einer wie der, der jetzt in respektvollem Abstand vor mir stand und – mich ansprach.

Also gut, ich war eben doch keine Statue. Das hatte er wohl gleich gemerkt. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe und versuchte, Besonders auszusehen. Ganz so wie die Dame des Hauses. Kopf nach oben, Kinn vor und beim reden galant mit den Händen jonglierend. „Kennen wir uns Mylady!“ Also wirklich! Selbst hier in den kaiserlichen Gefilden fallen den Männern offenbar keine besseren Anmachsprüche ein und mein Mund formte sich unwillkürlich zur Schnute, der ich aber sogleich ein vornehmes Kichern folgen ließ. Schließlich wollte ich ihn ja nicht erzürnen. Meine Güte, wenn das nun Caesar war!? Konnte aber nicht sein, oder doch? Hirn, denk schneller. Ich brauche eine Lösung. Der Typ blickte mich irgendwie schüchtern an und vermied es, mir ständig auf die Titten zu glotzen, wie es alle anderen Männer tun. Ich vermisste bei ihm diesen typisch gierigen Ausdruck in den Augen, den meine Anwesenheit üblicherweise beim anderen Geschlecht hervor ruft und ich muss zugeben, das verunsicherte mich – etwas. Das wurde bei seinen folgenden Worten auch nicht gleich besser.

Was laberte der da von Kleidung? War ich etwa zu freizügig angezogen? Ich blickte kurz an mir herab, konnte aber nichts unanständiges erkennen. Hätte mir Maximus ja auch sagen können, wenn ich hier was keuscheres hätte anziehen sollen. Aber schließlich wollte ich Caesar ja beeindrucken. Außerdem hatte er mir jetzt eine Trumpfkarte zugespielt, denn ich war schließlich nicht allein hier. Also konnte ich jetzt endlich selbst zu Wort kommen. Fröhlich und frei konterte ich mit der mir angeborenen Unbeschwertheit und Frohsinn.

“Oh nein sehr verehrter Herr. Ihr seid doch nicht Caesar, oder etwa doch? Nein, ich glaube, dann hättest Du mich anders angesprochen, oder? Verzeih, ihr wollte ich sagen, ihr hättet mich dann anders angesprochen. Natürlich. Was wollte ich sagen? Ach, ja. Nein, wir sind nicht allein hier. Ganz und gar nicht. Ich bin Falballa, die kleine Schwester von Maximus. Und ich verlaufe mich nur ganz selten. Meistens wenn ich allein bin und keinen so weisen und gut aussehenden Mann an meiner Seite habe, wie ihr einer seid.“

Huch! Hoppala Falballa. Nicht zu dick auftragen. Immer dieses lose Mundwerk, plappert einfach drauf los ohne sein Gehirn um Erlaubnis zu fragen. Doch was war das? Endlich! Die erwartete – und gewohnte – männliche Reaktion meines Gegenübers trat ein. Seine Kinnlade rutschte ihm bis zu den Knien und seine Augen weiteten sich voller Gier und Bewunderung für....................Was? Warum schaut der mich nicht an? Starrt einfach an mir vorbei. Ich drehte mich um und sah den wahren Grund seines Erstaunens. Schien so, als sähe er diese Geheimtür zum ersten Mal. Oha! Ein Indiz dafür, das er nicht der Hausherr war, denn der sollte seine Türen schließlich kennen.

Beinahe wäre mir ein „Das war ich nicht“ entfleucht, doch ich vermochte es hinunter zu schlucken. Stattdessen spielte ich die vollkommen Unschuldige und Nichtwissende, was mir nicht ganz sooo schwer fiel, während ich gleichzeitig darüber nachdachte, wie Falballa denn diese Art Mann weich kochen könnte. Letztendlich hatte mir noch jeder zu Füssen gelegen. Möglich, das es sich hier um ein zähes Exemplar handelte, doch ich würde gewiss noch herausfinden, ob er mir nützlich war oder nicht.

“Schaut aus wie eine Türe, nicht wahr? Was ist so erstaunlich daran, guter Mann? Wie war noch gleich Ihr Name?“

Fiel mir erst jetzt auf, das der Typ sich mir noch gar nicht vorgestellt hatte, wie es sich gegenüber einer Lady gehört. Hat mich ja auch als Lady angesprochen. Ob der schon mal in meiner Therme war? Irgendwie sehen diese alten Bartträger sich alle ähnlich. Ich muss mal näher ran an den Kerl. Schnurstracks lief ich auf ihn zu.
Männer umschwirrn mich - wie Motten das Licht,
doch wenn sie verbrennen - dafür kann ich nicht!
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.11.2013, 09:17 von Falballa. )
25.11.2013, 09:17
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Andreus
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Beitrag #14
RE: Der Schäfer des Chaos
Fast spürte er die kalte Luft im Nacken, die sicherlich aus diesem Loch strömte. Die finsteren Schatten schienen herauszukriechen und das Licht im Raum zu vernebeln.

"Mein.. mein Name? Ich bin Andreus Markatius, ehemaliger Senator und nun beratender ...", er unterbrach sich. Andreus konnte nur schwer den Blick vom Geheimgang lösen, doch wandte sich nun wieder dieser Falballa zu. Alarmiert stellte er fest, dass sie sich ihm bereits genähert hatte. Ungebührlichend nah.

"Jemand sollte... ich meine... diese Tür, eine mögliche Gefahr...!" Sie war nun nahe genug, um mit ihrem Parfum und dem Glanz ihrer großen Augen direkt auf ihn einzuwirken. Andreus seufzte, ließ die Schultern und den Kopf hängen und atmete tief durch. Wäre er jünger gewesen, hätte er nun ohne Zweifel gegen eine heiße Erregung ankämpfen müssen. Doch heutzutage... Als er den Blick wieder hob, wirkte er wieder gefasster und in seinem Blick lag etwas Forschendes.

"Wo denkst Du hin, mein Kind. Ich bin natürlich nicht Caesar. Obwohl mir diese Verwechslung natürlich schmeichelt...", er schnaufte leise und schüttelte den Kopf. "Du solltest wirklich nicht hier sein. Maximus hat Deine Idee vorgetragen und es sollte genügen, wenn er diese Unverschämtheit ausbadet. Du für Deinen Teil bist besser im Badehaus aufgehoben, um zu hoffen, dass die Institution beim nächsten Sonnenaufgang noch existiert."

Andreus musterte ihr Gesicht etwas genauer. "Ja, ich kenne Dich.", murmelte er daraufhin und er legte etwas mehr Freundlichkeit in seine Gesichtszüge. "Aber ich kann wohl nicht erwarten, dass Du mich ebenfalls wiedererkennst. Das verhielte sich vielleicht anders, wenn ich Dir statt meinem Gesicht meine verspannten Beine gezeigt hätte."

Er ging um sie heraum zur Geheimtür und spähte hinein. Es war nichts weiter zu erkennen, doch sein Gesicht wurde prompt von dicken Spinnenweben eingehüllt. Angewidert wischte er sie fort und machte Anstalten, die Tür wieder zuzuwerfen, als er ein Geräusch wahrnahm. Für sein Alter hatte er in der Tat ganz gute Ohren, doch es war die Art des Gehörten, die ihn innehalten ließ. Es war ein Trippeln.... wie tausend kleine Beinchen auf Stein. Dazu ein unmerkliches Wispern, unverständliches Seufzen. Im nächsten Augenblick jedoch war es verstummt. Einen Augenblick noch verharrte er lauschend, dann zuckte er mit den Schultern, zog die Tür so weit zu, wie er es vermochte und wandte sich mit erhobenen Augenbrauen zu Falballa um.

"Ich hoffe, dass Du nicht durch diesen Gang hierher gelangt bist? Und wie kommst Du eigentlich auf diese Idee, unserem Herrscher in Unterstellung von leiblichem Unwohlsein einen Besuch in einem lüsteren, niederen Badehaus nahezulegen?"
04.12.2013, 12:05
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Imperator
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Herrscher des Reichs

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Beitrag #15
RE: Der Schäfer des Chaos
Er hatte sich wieder dem Fenster zugewandt und Maximus' Worte ohne etwas zu erwidern oder einzuwenden über sich ergehen lassen. Bis dahin hatte er dem Hauptmann keines Blickes gewürdigt.

Champion... was für ein mächtiges Wort für den kümmerlichen Rest eines gefangenen und verlorenen Mannes, geboren und vergangen im Staub meiner Arena...

Er seufzte leise und drehte sich dann zu Maximus um, der ihm bereits eine Schrifttafel hinhielt. Er ignorierte sie, sodass Maximus sie auf den niedrigen Tisch zu seiner Seite legte.

"Unter den Gladiatoren gibt es keinen solchen Mann, wie Du ihn nennst, Maximus. Doch Du kannst ihn haben, wenn es Dich so sehr danach giert. Ich wünsche lediglich, dass es nicht zu schnell geht." BLUTE. BLUTE!

Er blinzelte, um diese plötzliche Anwallung von Hass zu verdrängen. Seine innere Wut verbergend füllte er seinen Becher nach und leerte ihn ungeniert.

"Du vergisst stets, dass es ein Spiel mit dem Tod ist, kein Wettlauf. Ich möchte sie spielend besiegen, nicht kämpfend." Sein Blick bohrte sich nun in Maximus' Kopf. "Gib' ihnen, was sie wollen, sie sollen lange an ihren Sieg glauben, damit sie tief fallen können. Wir nehmen hier keine Herausforderung an, sondern wir spielen nur ihr Spiel. Ich verlasse mich auf Deine Fähigkeit, nicht im Suff des Kleingeistes dieser Leute zu ertringen, Maximus! Du bist das Schwert...!"

Sein Blick fiel auf die eingewickelte Waffe. "Zeige mir diese Wunderwaffe, die uns so viel Gold gekostet hat und seinem Erschaffer ohne Zweifel die glücklichste Zeit seines Daseins beschert." Doch noch bevor Maximus an den Leinen zu fingern begann, überkam Caesar eine unerklärliche Angst. Sie ging unbestreitbar von dem aus, was in dem Leinen verborgen war. Ihm war sogar, als würden dunkle Schatten durch die Falten des Stoffes herausdringen und nach ihm greifen...

Sie werden Dich kriegen... werden Dich aufschlitzen und verbrennen... Er! Er will Dich blutend, sterbend... durch dieses Schwert... Stich'! Stich' zu!

Maximus! Er war es! Er würde ihn hintergehen, hier und jetzt, das war es! Welchen besseren Vorwand für eine Waffe in seiner Nähe gäbe es an diesem Ort?

Alle Farbe wich aus des Imperators Gesicht und er stolperte zwei Schritt rückwärts, die Augen ungläubig aufgerissen.

"Du, Maximus?! Ausgerechnet Du...!!" Er sprang vor, riss mit der einen Hand am Bündel mit dem Schwert und sucht mit der anderen, Maximus Hals zu packen. "Du wirst mich nicht umbringen, Du Bastard!!" schrie er dabei, während in seinen Augen die nackte Wut stand.

Ja...! Ja!! Töte ihn! Er ist es! Ist es!
In der höchsten Gefahr kennt die Furcht in der Regel kein Mitleid.
04.12.2013, 12:38
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