Beitrag #2
Der Elf saß noch immer in einer der kargen Kammern, die für die Duellanten bereitgestellt wurden. Seine Augen waren auf die ihm gegenüberliegende Wand gerichtet, doch sein Blick ging durch die Wand hindurch und schweifte ins Leere. Er war mit seinen Gedanken nicht bei dem Duell, sondern noch immer bei den Ereignissen der letzten Stunden. Innerlich zufrieden wischte er die Gedanken beiseite und bemerkte grade noch rechtzeitig, wie einer der Bediensteten vor ihm stand. Der gute Mann musste wohl schon einen längeren Zeitraum auf ihn einreden. „…Ist euch nicht gut? Soll das Duell verschoben oder gar abgesagt werden.“ Mit einem freundlichen Kopfschütteln hob der Elf dankbar die Hand. „Nein, es ist alles in Ordnung. Ich werde mich sofort auf den Weg machen. Habt Dank.“
Langsam erhob sich Ecthelion und richtete sich auf. Prüfend legte er sein Kettenhemd an und vergewisserte sich, dass in der langen Ruhephase, in die Rüstung nicht mehr als ein Ausstellungsstück war, nicht irgendwelche Fehler im Material aufgetreten waren. Die einzelnen Ringe glänzten noch immer mattschwarz und kein Makel war zu finden. Das vertraute Gewicht lastete wieder auf den Schultern und prüfend zog der Elf dann seine beiden Klingen. Sie waren in Öltüchern aufbewahrt worden und mit einem Lächeln machte er sich gedanklich eine Notiz, dass er dafür noch Jemanden danken musste. Er steckte die Klingen wieder in die Scheiden und verstaute diese gekreuzt auf seinem Rücken. Ein letzter Blick zurück und dann ging er den schmalen Gang hinauf, der vor dem eisernen Tor endete, welches Einlass in die Arena gewährte. Mit einem entschlossenen Gesichtsaudruck drückte Ecthelion das Tor auf und stand nach langer Zeit wieder in der Arena.
Er hielt seine Hand im ersten Moment schützend vor die Augen, da sich seine Augen erst wieder an die durch den Sand und Sonne hervorgerufene Helligkeit gewöhnen mussten. Sein Blick suchte das Podium und mit einem Grinsen nahm er die Ankündigung entgegen. Er trat direkt unter die Brüstung und richtete seine Worte an das Trio. „Wollt ihr nicht auch mal wieder hierher runter kommen? Ihr seht mir ein wenig eingerostet und gelangweilt aus. Ein oder zwei Runden wären sicher nicht verkehrt. Kann ja nicht sein, dass die Schiedsrichter dieser Arena noch kaum wissen, wie herum sie ihre Waffen halten müssen oder geschweige denn sie noch heben können.“ Spätestens jetzt würde zumindest er sich öfters in der Arena wieder finden.
Mit einem mehr oder weniger unterdrückten Lachen blickte er nochmals hoch und steckte dann seine Kette unter die Rüstung, wo diese sicher den Kampf überstehen würde. Er hatte keine Lust, dass die Kette oder gar das daran befestigte Tuch Schaden nahmen. Da setzte er sich lieber wie jetzt mit einem ehemaligen Drachenanbeter auseinander, als mit der Drachin, von der das Tuch stammte. Und die gewohnten Anspielungen, was denn wohl ein Elf mit einem Seidentuch machte, konnte er geflissentlich überhören. Mit einem Lächeln wandte er sich wieder zum Eingang und wartete ab. Die Zuschauer auf ihren Ränken und ihr Grölen und Johlen nahm der Elf nicht wahr. Er hatte seine eigene Meinung über Leute, die zum Zeitvertreib bei Kämpfen zusahen, aber selber niemals eine Waffe in der Hand gehalten hatten. Sein Gegner ließ noch auf sich warten und Ecthelion zog kurz seine Stirn in Falten und hoffte, dass es nicht an der Tatsache lag, dass Pyromania wieder eine Waffenkammer geplündert hatte und diese nun in die Arena schleppte. Bei dem Gedanken und den imaginären Anblick, der sich grade vor dem inneren Auge des Elfen aufbaute, trat ein breites Grinsen auf die Züge des Elfen. Belustigt griff er an Griff seines längeren Schwertes und zog es bedächtig hervor. Er wusste noch nicht, ob er mit einer oder zwei Klingen kämpfen würde. Er hatte sich noch immer nicht wieder vollständig an beidhändigen Kampf gewohnt. Er würde abwarten und auch die Waffenwahl seines Gegners berücksichtigen. Dann ging er in die Hocke und legte das Schwert über seine Oberschenkel. Pyromania würde sicher nicht lange auf sich warten lassen.
In the end, all things betray you.
Honor. Ideals. Heroism.
Allies. Comrades. Lovers.
Your eyes. Your limbs. Your heart.
And in the end, you betray yourself.
And that is the greatest betrayal of all.
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