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Geburt des Schlichters
Anonymous

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Geburt des Schlichters
Die Schreie hallten über die kahlen Ebenen, über die hunderte von Schatten liefen. Metall prallte auf Holz, splitterte Knochen, tränkte den Boden mit dem roten Lebenssaft. Jeder Schritt wurde schwer, die Stiefel sanken in den Matsch aus Erde und Blut ein. Der gerüstete Gallier stand vor der Schlacht und beobachtete mit ausdrucksloser Miene das wilde Treiben, langsam hob er seine Waffe vor sich. Dunkel warf die Klinge einen Schatten über seine rechte Gesichtshälfte.




Die ersten Sonnenstrahlen krochen über den Horizont und fielen durch die kahlen Baumkronen auf den breiten Rücken des Schmiedes. Die ruhige Idylle wurde durch das Fauchen von zwei großen Blasebälgen unterbrochen. Immer wieder, immer im gleichen Rhythmus bewegten die zwei Männer die Lederbeutel und pumpten auf diese Weise gleichmäßig Luft in die glühenden Kohlen, welche von den Lehmmassen umgeben waren.
Dieser so genannte Rennofen war vor genau drei Tagen mühselig aufgebaut worden und seit der Inbetriebnahme nicht mehr erloschen. Der Schweiß lief dem Gallier über den Rücken und wurde vom Leinenhemd in dunklen Laachen aufgesogen. Er versuchte seit Stunden einen Unterschied im Klang des Knisterns und Fauchens zu erkennen, doch erkennen konnte er keinen. Der Meister dagegen, schüttelte bei jedem Blick ezekiels nur wieder den Kopf und meinte ruhig.

„Noch nicht.“

Zwar stellten viele Schmiede ihren eigenen Stahl her, jedoch wollte er dieses eine Mal wirklich das ganze Potenzial des Erzes ausschöpfen. Takuo, ein kleiner, achtzig Zyklen alter Mann, war ein Meister des Rennofens. Seine Familie lebte seit Generationen von diesem seltenen Handwerk, das nur wenige auch wirklich beherrschten. Takuo bezeichnete das Lehmgebilde als Tatara-Schmelzofen und musste von dem Schmied während Wochen überzeugt werden einen speziell und nur für ihn aufzubauen. Der alte Mann hielt nicht viel vom westlichen Stahl, doch ezekiel wollte sein eigenes Eisenerz Umwandeln. Am Ende der Wochen, in welchen er sich nicht hatte abwimmeln lassen, sagte der Weise unter zwei Bedingungen zu. Aus einem Teil des erzeugten Stahles, müsste der Gallier ihm ein Messer schmieden, zudem musste er selber helfen den Ofen aufzubauen, zu betreiben und abzureißen. Glücklich über diese Wendung hatte ezekiel zufrieden angenommen.

Dass das Erzeugnis von genau fünf Tagen und ezekiels Erzhäufchens nur für knapp zwei bis drei Schwerter ausreichen würde, hatte der alte Mann ihm wohlwissend verschwiegen. Für ein Kilo Klinge, brauchte man gut drei Kilo Stahl. Für genau jene drei Kilo verbrauchte man gut zwölf Kilo des Eisenerzes. Dabei hatte der Gallier anfangs, als er rund sechzig Kilo des teuersten und reinsten Eisenerzes gekauft hatte, geglaubt er habe mehr als genug des Grundmateriales.

Plötzlich, vollkommen in Gedanken versunken, hörte ezekiel nur noch seinen eigenen Blasebalg. Als er seine trägen Augen fragend zu Takuo wandte, grinste dieser ihn nur an. Erst langsam verstand sein müder Geist, bevor er mit einem lächeln nach hinten auf den Boden sinken lies.
Nachdem das Lehmgebilde gebaut worden war, hatten sie es mit Holzkohle gefüllt nachdem sie ein kleines Feuer entfacht hatten. Es handelte sich um faustgroße Eichen- und Pinienholzkohlebrocken. Kaum war auch jene Kohle heiß, wurde die erste Ladung Erzsand draufgeschichtet und gleich wieder mit Kohle zugedeckt. Nun, so erklärte der Meister dem Lehrling, würde jede dreißig Minuten die gleiche Prozedur erfolgen und dies während der nächsten zweiundsiebzig Stunden.
Hier und jetzt spürte er jede einzelne Stunde und schlief ein…

Die Augen liessen sich nur schwer öffnen, als wollte sie der schwarze, traumlose Schlaf nicht freigeben. Blinzelnd kämpfte er gegen Müdigkeit und Tageslicht, bevor er erkennen konnte wo genau er lag. An einen Baumstamm gelehnt, sah er nun wie Takuo und sein Sohn anfingen den Lehmofen mit Pike und Hacke einzureißen. Da auf nicht viel geachtet werden musste, zogen sie bald darauf den Metallkern heraus, der nicht wirklich wertvoll aussah. Dieser so genannte Luppen, bestand nicht nur aus hochwertigem Stahl, sondern auch fast zur Hälfte aus Eisen oder sprödem Stahl. Dennoch war der tatsächliche Wert dieses Gebildes sehr Hoch. Schmunzelnd freute sich der Schmied schon auf die Arbeit, die noch auf ihn wartete. Es dauerte noch einige Stunden, bis der Meister den Block in kleine Teile aufgebrochen hatte und jene in Häufchen einteilte. Während Takuo ihm erklärte was die Unterschiede jedes Häufchens waren und wie er sie verarbeiten sollte, musste ezekiel wieder einmal erkennen, dass er selbst, wie die meisten Schmiede, das Grundmaterial zu wenig kannten und es so zu grob bearbeiteten. Zufrieden über seine Sturheit sich nicht vertreiben haben zu lassen, wuchs die Zuversicht weiter an, dass sein Vorhaben wirklich funktionieren könnte.

Die Abenddämmerung des fünften Tages verscheuchte die wenige Mittagshitze, während der Gallier sich nach vielen Danksagungen verabschiedete. Der alte Mann hingegen lächelte nur und erinnerte ihn an die Abmachung. Schnaubend wartete Krezip ungeduldig an den Karren geschnallt und schabte mit dem rechten Vorderhuf den Boden auf. Ezekiel klopfte ihm beruhigend auf den kräftigen Rücken.

Ja doch.

Takuo-san, ich danke Ihnen für Ihr Wohlwollen und Ihre Gedult mir gegenüber. Ich habe viel gelernt und hoffe meine Schmiedefähigkeiten reichen aus um es Euch wiederzuzahlen.


Er verneigte sich, um dann auf den Karren zu springen, auf dessen Ladefläche einige Holzkisten standen. Die Zügel in die Hand nehmend, sprach ezekiel nur ein Wort aus und das eingespielte Team ratterte los um die einfache Berghütte und die einfache Familie hinter sich zu lassen…




Ein Pfeil schoss nur wenige Meter an ihm vorbei, durchbohrte knackend den Brustkorb eines Lanzenträgers. Düster stiegen die Rauchwolken von brennenden Strohballen gen Himmel, bildeten mit dem leichten Dunst aus Blut und Schweiß eine Mischung deren Geschmack gestandene Männer verstören konnte. Seine Königin stand etwas vor ihm zu seiner Linken, die kleine Gruppe an Waldläufern hinter ihnen. Ihre Mission galt der Verteidigung einer benachbarten Provinz. Sollten jene die Freiheit raubten erkennen, dass es nicht nur Unterdrückte in diesen Regionen gab. Freiheit zu wahren war der einzige Grund der ihr Erscheinen auf dem Schlachtfeld rechtfertigte. Er, der einst selbst führte, folgte Ihr blind, weichte bei Gefahr nicht von ihrer Seite. Er senkte die Waffe und nahm eine Position ein, die einem als unvorbereitet und entspannt erschien. Doch nur ein geschultes Auge erkannte, dass es die Stellung der Leere war, an nichts gebunden, offen für alles. Seine Mimik wirkte steinern, während nur seine Augen aufmerksam von links nach rechts wanderten. Plötzlich schoss ein Schatten aus der Rauchschwade einige Meter vor ihnen …




Mühselig hatte er die Stahlsplitter zusammen geschweißt. Sein Leinenhemd klebte schweißgetränkt an seinem Oberkörper, während seine schwarz-roten Tätowierungen hindurch schimmerten. Nun lagen endlich fünf Rechteckige Stahlblöcke vor ihm und spiegelten das Sonnenlicht in ihren eigenen Farben. Silbrig neutral die zwei Selbsthergestellten, leicht bläulich der Elbenstahl, matt dunkelgrau der Stahl der Dunkelelben und Orks, zu guter letzt der rötliche Zwergenstahl… Es war nicht so, als hätten die Metalle einfach eine andere Farbe, man musste sie schon gegen das Licht halten und fast parallel dazu die Struktur des Gefüges betrachten. Die farblichen Unterschiede schimmerten dann erkennbar in jenen Farben. So ohne weiteres konnte man nur an den Blöcken erkennen dass ein kleiner Unterschied bestand. Fast verträumt stand er vor ihnen, merkte sich jedes Detail. Ja es hatte ihn Jahre gekostet die besten Stähle des Imperiums zusammen zu schaffen.
Nur seinem Aufenthalt in DiesIrae hatte er es zu verdanken, dass er den dunklen Stahl hat beschaffen können. Veschka und seine Allianz hatten ihren Namen unter den dunklen Horden, sowie einige Verbündete. So schaffte er es einige eroberte Plattenrüstungen zu tauschen… Die Dunkelelben hatten eine Ausstrahlung, die sogar den kampferprobten Krieger beeindruckte. Sie waren auf der anderen Seite aber auch besonders hartnäckige Händler… Als sie fertig waren hatte der Gallier neben den Rüstungen auch noch einige der Sklaven zurück lassen müssen. Zu jener Zeit war der ehemalige Legionär wenig zimperlich mit Anderen gewesen.
Die Zwerge hingegen waren nur schwer zu überzeugen gewesen. Sie schätzten vor allem Gold und Diamanten… doch dies hatte ihnen nicht gereicht. Nein das kleine Volk hatte ihn durch das Gold in ihr Reich, das der Zwergenschmiede, gelassen, doch erst als er sich mit ihnen angefreundet hatte, *schenkte* man ihm den Stahlblock. Was anfreunden hieß war klar… Seine Leber schmerzte noch heute bei dem Gedanken an jene Zeit. Aber es war ein herzliches Volk wenn sie einen erst akzeptierten. Es dauerte halt nur einige Wochen und das ein oder andere Abendteuer und Gold besaß man nachher sicherlich keines mehr.
Die Elben hingegen waren ganz anders in ihrem Umgang. Die Namen: Elvenkiss, Ecthelion und sogar Babe hatten ein gewisses Gewicht gehabt. Dies und das Wappen von Silva waren Grund genug für das weise Volk, wenn es auch ezekiels raues Äußeres hochnäsig mit Missfallen betrachtete, ihm den Stahl sowie zwei armlange Holzstücke mitzugeben. Zum Holz hatte man ihm erklärt es sei das stabilste und widerstandsfähigste in ganz Rom. Perfekt für Axtstiele. Den Tipp, das musste er zugeben, hatte ihm ein Zwerg namens Thungdil vom Stamm der Axtschwinger zugezwitschert.

Die wahre Schmiedearbeit fing jedoch jetzt erst an. Der wichtigste Gedanke lag nun darin zu wissen, was man genau schmieden wollte und wie die Klinge genau aufgebaut sein sollte. Lange hatte der ehemalige Legionär sich hierüber Gedanken gemacht, überlegt welche Waffe oder Waffen wirklich sinnvoll wären.




…Antrittslos bewegte sich nun auch der Leibwächter nach vorne, wo sich aus dem Schatten die gerüstete Siluette eines Infanteristen schälte. Dessen Blick galt nur einer Person, der Anführerin der Waldläufer. Doch der Gallier stand kaum einen Augenschlag später, zwischen den Beiden. Ein zynisches Lächeln zierte seine Mundwinkel, als freue er sich auf die Konfrontation. Sein Gegenüber hingegen schwang bedrohlich eine Streitaxt mit beiden Händen, während ezekiel ein massives Holzschild am linken Arm trug, sowie seine jungfräuliche Klinge in der Rechten. Es war als durchströme ihn ein sonderbares Gefühl, als triebe ihn die Waffe an. Beide Kontrahenten sahen sich eindringlich und abschätzend an, suchten eine Lücke, just bevor sie aufeinander losstürmten…




Die Blasebalgen fütterten die Flammen mit Sauerstoff und brachten so den Kern des Kohlehaufens zum glühen. Der gelbe schwefelige Rauch der frischen Kohlen verschwand langsam durch den Kamin, bis das schwarze Gold rauchfrei eine Art Kuchen bildete, so dass im Innern der Stahl geschützt vor der Luft an Temperatur gewinnen konnte.
Nachdem er die Stähle der verschiedenen Völker noch mal geteilt hatte, band er die verschiedenen Stahlsorten mit dünnem Draht zusammen. Im Feuer erhitzte er den zusammengeschnürten Block vorsichtig und langsam bis jede einzelne Platte im Bündel Gelb strahlte. Danach muss alles schnell gehen, eine Mischung aus feinem Sand und Holzkohlestaub in die Fugen schütten, dies muss im richtigen Moment passieren, und dann nur noch sehr kurz, und schnell, das Material praktisch bis zum Schmelzpunkt erhitzen. Jetzt gilt es das Bündel zu einem einzigen Block zu verschweißen. Schnelle nicht zu feste Schläge müssen genau platziert gesetzt werden, so dass die flüssige Schlacke zwischen den einzelnen Platten raus befördert wird und die Stähle zu einem Einzigen fusionieren. Da ezekiel diese Technik oft benutzt waren die Bewegungen eingespielt, doch schon bei der ersten so genannten Feuerverschweißung merkte der Schmied, dass die Stähle weit mehr Kraft benötigten als gewohnt, als strebten sie sich gegen die Verbindung. Wie die Völker, schienen sich die Stähle nicht wirklich zu mögen… Doch die Geschichte lehrte uns, wenn sich die Kräfte verbanden wuchsen sie über sich hinaus. Die Kunst lag darin sie zu vereinen, so auch hier. Jeder Schmied wusste, dass nicht jeder Stahl sich leicht verschweißen ließ, bei Einigen war es sogar fast unmöglich. Die Verbindung war nur dann geglückt wenn sie fehlerfrei war, so brauchte ezekiel nun auch sein gesamtes Können und der Schweiß rann aus jeder Pore seines Körpers. Das Werkstück brauchte höhere Temperaturen und mehr Kraft als gewohnt, doch die Kraftanstrengung schien sich zu lohnen… wenn auch viel langsamer als ihm lieb war.
War das Metall erstmal verbunden, schmiedete man es länglich aus. Dies bei tieferen Temperaturen, d.h. wenn der Block hellrot leuchtete. Jetzt steckte man den Stahl jedes Mal nach dem Schmieden und vor dem Erhitzen kurz in ein Fass in dem ein Stroh-Lehm-Gemisch war. Es sollte das Material vor der Luft schützen. War der Stahl gestreckt worden schlug man eine Kerbe in die Mitte mit Hilfe eines Abschrotters. Man faltete das Material erneut und verschweißte es daraufhin. Dieser Vorgang wiederholte sich immer und immer wieder. Es gab beim Falten einige Unterschiede, so konnte man das Material Längs oder Quer ausziehen. Der Gallier hatte sich dafür entschieden abwechselnd beide Varianten zu nutzen. Dies würde am Ende ein Schwertexperte auch auf der Klinge erkennen können, wenn er sein Handwerk wirklich verstand.
Es dauerte einige Wochen bis ezekiel die Stähle oft genug gefaltet hatte. Er hatte nun nur noch zwei Arten vor sich liegen. Jene die er mit dem weichen Stahl und jene die er mit dem harten, selbst hergestellten Stahl geschmiedet hatte.

Er hatte sich für drei Waffen entschieden… Zwei Kriegsbeile die seine zwei Jetzigen ersetzen sollten. Sie waren sicherlich noch immer gebrauchsfähig, doch ezekiel hatte einige Schlachten verloren in denen man sie ihm abgenommen hatte und er Monate gebraucht hatte um sie wieder zu bekommen. So hatten sie gelitten. Zudem hatte er so viele Jahre, seit seiner Jugend, mit ihnen gekämpft, dass er einige Verbesserungen an ihnen vornehmen wollte. Doch sie umschmieden kam nicht in Frage!
Die dritte Waffe hingegen war ein Knackpunkt. Die Kriegsbeile waren flink, doch hatten auch Nachteile. Ein Schwert hingegen war nicht die Art Waffe die zu ezekiel passte. Lange hatte er gegrübelt um auf eine Form zu kommen. Er wollte Schwert und Axt in einer Waffe verbinden.




Die Streitaxt raste überraschend schnell auf ihn zu und zwang ezekiel dazu den Schlag mit dem Schild abzufangen. Die Wucht der schweren Waffe, zeigte dem Leibwächter wieso er sich selbst eine kräftigere Waffe zugelegt hatte, doch eine solche Streitaxt war seiner Meinung zu träge für eine ganze Schlacht. Das Schild seitlich wegstoßend, brachte er seinen Gegner aus dem Gleichgewicht, zugleich war so sein Oberkörper auch in der Drehung um mit der Klinge den Gegner zwischen Hüfte und Achseln tödlich zu treffen. Der Stahl glitt förmlich durch das Fleisch. Als er die Waffen wieder zu sich zog, fiel der Gegner nach einem letzten Lebenshauch tot zu Boden.




Der Griff fiel sechzig Zentimeter lang aus, während die Klinge etwas Kürzer als bei einem gewohnten Anderthalbhänder wurde. Die Spitze wurde wie bei einem Katana geschliffen werden, die Schneide jedoch sollte fast gerade sein, zudem war die Klinge gut doppelt so breit wie bei einer asiatischen Ausgabe. Der Schwerpunkt lag, einem Schwert eher ungewohnt, in der Klinge und nicht im Griff, wodurch man sich die Waffe nur dann auch wirklich zum Verteidigen eignete wenn man sie mit beiden Händen führte, doch die Durchschlagskraft war natürlich im Gegenzug wirkungsvoller.
Die Formen im Kopf, musste nun nur noch der letzte Aufbau der Klingen geschmiedet werden. Die weichere Mischung sollte die Harte umgeben… Die Härte war wichtig um eine wirklich scharfe Schneide zu erhalten, die es dann auch blieb. Der weichere Mantel hingegen schützte das gesamte Gebilde vor Bruch. Diese Technik wandten die wenigsten Schmiede im römischen Imperium an, nur die Könige und Adlige im Osten besaßen Schwerter dieser Art. Kriegsbeile hingegen kannte man nicht in dieser Form, die Zwerge benutzten ihre eigenen Stähle und Härteten nur die vordere Schneide, was zu einem ähnlichen Ergebnis führte.

Nach dieser letzten Feuerverschweißung, kamen die letzten Schritte auf den Schmied zu…
Das Ausschmieden vom Rohling zur Kling, das Härten sowie der Schliff. Letzteres würde er von einem Meister seines Faches machen lassen.

Das Ausschmieden von einer viereckigen Stange zu einer wirklichen Klinge mit Angel, Schneide und Spitze verlief problemlos, als hätte die Stahlmischung ihr Schicksaal akzeptiert. Der Waldläufer begann mit der Spitze und arbeitete sich langsam von Oben nach Unten zur Angel. Die Form immer wieder kontrollierend, hielt er nach einem langen und heißen Tag hinter der Esse und dem Ambos, die fertig geschmiedete Klinge in der Hand. Ein Schmunzeln zierte die müden Gesichtszüge, behutsam erhitzte er das gute Stück noch einmal Gleichmäßig um dann die Luftzufuhr zu stoppen und die Klinge in den noch warmen Kohlen langsam abkühlen zu lassen. Dies bezeichneten einige Schmiede als Weichglühen und war eine Voraussetzung für ein erfolgreiches Härteverfahren. Langsam legte er seine Lederschürze auf den Ambos, strich sich mit den großen Händen durch das verschwitzte Haar und zog sich zurück. Er wusch sich nur kurz die Hände und das Gesicht bevor er sich todmüde ins Bett fallen lies und sofort in die Welt der Träume abtauchte.

Die Müdigkeit saß tief in den Knochen, die Arbeit hatte ihn ausgelaugt, doch schon der Gedanke an die Klinge spornte ihn an aufzustehen. Es verlangte ihn endlich das fertige Schwert in der Hand zu halten. Da er noch angezogen war, verschlang er nur schnell einige Scheiben Brot bevor er wieder in den Schuppen schlenderte um sein Werk zu vollenden. Geschwind säuberte der einsame Schmied die Esse um bald ein neues Feuer, mit neuen Kohlen, anzufachen. Die Klinge hingegen bearbeitete er mit einer Stahlbürste, befreite sie von Schlacke und Zunder. Danach rührte er eine Lehm-Sand-Mischung zusammen, die er dann mit großem Augenmerk auf die Klinge auftrug. An der Schneide hingegen, ließ er den Stahl nach einem Wellenmuster frei. Hier würde der Stahl schneller abkühlen und somit auch eine andere Härte erhalten. Während diese Ummantelung nun trocknete, bereitete ezekiel das Feuer vor. Die Kohlen mussten richtig angefacht werden, so dass keine gelben Flammen mehr zu sehen waren, sondern nur noch kleine blaue Flämmchen. Kurz kontrollierte er noch einmal dass ein mit Wasser gefülltes Fass in direkter Nähe stand, bevor er die Klinge in die glühenden Kohlen legte. Der Klingenrücken dabei nach unten gerichtet, damit die dünnere Schneide nicht zu schnell an Temperatur gewann. Behutsam den Blasebalg manipulierend erhitzte ezekiel nun langsam das gesamte Schwert. Immer wieder bewegte er die Waffe in der länglichen Esse, damit sie auch wirklich homogen die gleiche Temperatur annahm, bis sie dunkel Orange glühte. Sobald dieser Punkt erreicht war, drehte er die Klinge um und fachte das Kohlen noch mal etwas an, damit die Schneide ein wenig heißer als der Rest wurde. Er war dabei so konzentriert, dass er nicht gemerkt hätte wenn jemand in den Raum getreten wäre. Nun ging betete er innerlich, dass ihm Hephaistos wohl gesinnt war. Der kritischste Moment war gekommen. Jetzt würde sich zeigen ob sich die viele Arbeit gelohnt hatte oder nicht. Flink zog er die vor Hitze strahlende Klinge aus den Kohlen und steckte sie gekonnt in das Wasserfass. Dampf schoss zischend nach oben und füllte den Raum, während der Gallier die Klinge hin und her drehte. Er hatte nichts knacken gehört, was ihn leicht beruhigte… denn es war normal, dass bei etwa jedem vierten Versuch die Klinge zersprang… Tief durchatmend und dem Götterschmied dankend, zog er die nun abgekühlte und gehärtete Waffe aus dem Nass und putzte den Lehmmantel ab. Mit dem Hammer schlug er einmal leicht auf den Klingenrücken und ein für ihn bezaubernder Klang lies ihn erkennen, dass aus den Elementen Erde, Luft, Feuer und Wasser ein Schwert entstanden war…




Wie in Trance hob er die noch namenlose Waffe vor sich, verfolgte wie der rote Lebenssaft abperlte, als miede er den perfekt geschliffenen Stahl. Wie angenehm ihr Gewicht doch war, leicht vorderlastig ähnlich einem Schmiedehammer, zudem ermöglichte ihm der lange Griff die Reichweite während des Hiebes zu variieren. Auf der Klingenbreite spiegelte sich die düstere Umgebung, sein eigenes Gesicht. Sein Blick verfolgte den weißlichen Schimmer, der so genannte Hamon, der parallel zur Schneide verlief. Langsam wandte er sein Haupt, begegnete dem Blick seiner Königin, die sich nicht bewegt zu haben schien. Dass sie es nicht zu tun hatte, sah der raue Waldläufer als seine Aufgabe an. Sie hatte ein Schmunzeln das ihm bewies, dass sie die weisere war und wahrscheinlich ohne ein Wort seinerseits wusste was dieser Moment für ihn bedeutete. Sie wartete nur einen Augenblick, der scheinbar alles sagte, um dann den Befehl zum Angriff zu geben…
06.05.2007, 16:16