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Hochmut kommt vor dem Fall
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Hochmut kommt vor dem Fall
Mit raschen Schritten eilte Rufus durch Roms Gassen, während der Tag sich dem Ende zuneigte, mit einem Sonnenuntergang, der den Himmel blutrot erschimmern liess. Geistesabwesend, doch immer mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen, erwiderte er die respektvollen Grüsse der Bewohner Roms, die seinen Weg kreuzten. Mit 30 Jahren befand sich Rufus im besten Mannesalter, seine vierschrötige Gestalt war für die meisten beeindruckend und wollte ganz und gar nicht zu seinen sanften Gesichtszügen passen, ein Gesicht, in dem blaue Augen mit engelsgleicher Unschuld die Welt musterten. Trotz seiner massigen Statur bewegte sich Rufus mit grossem Geschick und fast lautlos, dies hatten schon einige seiner Soldaten mit Erschrecken feststellen müssen, als plötzlich die leise Stimme ihres Zenturios hinter ihnen erklungen war...

Seine Gedanken wanderten gen morgigen Tag, jenen besonderen Tag, an dem er in der Arena auf den Nubier treffen würde, der als der Schwarze Koloss bekannt war und jeden seiner Kämpfe bisher siegreich beendet hatte, so wie er selbst nun seit 365 Tagen jeden Tag in der Arena einem Gegner gegenübergestanden hatte. Seine Gegner blieben leblos im Staube der Arena zurück, während ihn die kreischende Zuschauermenge frenetisch feierte- und dem Kampf des kommenden Tages entgegenfieberte. Nicht einen Kratzer hatten ihm seine Gegner bisher beibringen können. Sein zernarbter Körper schien eine andere Sprache zu sprechen, doch alle Narben rührten von jenen Verletzungen her, die er sich selbst rituell zu Beginn eines jeden Kampfes selbst beigebracht hatte, um dann seinen Blick gen Zuschauer zu richten, mit den Worten: "Mein Blut fliesst nur für euch, weil ich es will- und nicht, weil mein Gegner mich verletzen könnte! Dessen Blut werde ich Euch zu Ehren fliessen lassen!" 365mal hatte er dieser Ankündigung auch Taten folgen lassen...

Morgen würde es der 366te Kampf sein- sein letzter Kampf in der Arena. Morgen würde er den Rekord jenes Gladiators übertreffen, den man den Prediger nannte, weil dieser seinem Gegner immer ein Gebet gewidmet hatte, bevor er diesem dann den Todesstoss versetzte. Täglich hatte dieser einen Arenenkampf bestritten, 365 Tage hintereinander verliess der Prediger die Arena als Sieger, nur um nach dem letzten Kampfe vor allen Göttern zu schwören, dass er mit diesen seinen Händen niemals wieder eine Waffe gegen einen Menschen erheben würde. Noch heute war der Prediger eine Legende, obwohl dessen letzter Kampf vor 20 Jahren stattgefunden hatte. Rufus fragte sich, ob der Prediger noch unter den Lebenden weilen mochte, falls ja, müsste er wohl heute 60 Jahre alt sein. Für einen kurzen Moment ergötzte sich Rufus an der Vorstellung, der Prediger wäre unter den Zuschauern des morgigen Kampfes und würde ihm zu seinem Erfolg gratulieren, doch schüttelte er diese Gedanken ab. Niemals wieder hatte jemand etwas vom Prediger gehört, und bald würde er, Rufus, eine lebende Legende sein, der Prediger dagegen dem Vergessen anheim fallen...

Das Tageslicht war schon der Dämmerung gewichen, als Rufus sein Ziel, die Taverne "Zum Schlafenden Drachen", erreichte. Seit vier Wochen war er hier jeden Abend zu Gast, seit jenem Tage, an dem ihm zugetragen wurde, in dieser Taverne würde eine Tänzerin auftreten, eine exotische Schönheit, deren Darbietungen unvergleichlich wären. Er hatte diese Schilderungen zuerst als die üblichen Übertreibungen abgetan, doch eines Abends beschlossen, sich mit eigenen Augen zu überzeugen. Welch ein grandioser Abend war dies gewesen. Sein Puls begann schon ob der Erinnerungen zu rasen- atemberaubend war Saphiras Schönheit, jede ihrer tänzerischen Darbietung liess ihn in Sinnlichkeit versinken. Seit jenem Abend war er jeden Abend in der Taverne zu Gast gewesen, verzaubert von Saphira und doch wie gelähmt. Er, der vor Selbstbewusstsein strotzte, dem viele Frauen Roms sich zu Füssen werfen würden, verwandelte sich in Saphiras Nähe zu einem schüchternen Knaben, dem die Zunge am Gaumen klebte, der in Gedanken Worte stammelte, die er an sie richten wollte, doch diese wieder verwarf und niemals aussprach, sondern nur mit brennenden Blicken ihrem Tanze folgte. Saphira schien nicht nur ihn zu verzaubern, sondern alle Besucher der zum Bersten mit Anwesenden gefüllten Taverne- und alle bedachte Saphira gleichermassen mit verführerischem Lächeln, ob den Jüngling, in dessem Gesicht sich kaum der erste zarte Bartpflaum zeigte, oder den Veteranen der Legion oder ihn, den Zenturio, oder den sabbernden Priester der Minerva, der sich jeden Abend in der Taverne betrank und unverständliche Worte in seinen verfilzten Bart brabbelte.

Die Taverne war schon voll bis auf den letzten Platz, doch hatte der Wirt dienstbeflissen für den Zenturio dessen Stammplatz freigehalten und begrüsste Rufus überschwenglich. Unruhe breitete sich unter den Gästen aus, als Amthes und dessen zehn Soldaten in voller Rüstung sich um Rufus herum verteilten und freundlich, aber bestimmt andere Besucher zurückdrängten. Es war nicht Rufus Idee gewesen, seinen vertrautesten Dekurio und dessen Mannen mitzunehmen, doch hatte Amthes darauf bestanden, ihn zu begleiten, mit den Worten: "Zenturio, mit allem Respekt, ich muss darauf bestehen. Denkt an den morgigen Tag. Ihr werdet ganz sicher mit irgendwelchen betrunkenen Raufbolden fertig, doch ich will nicht, dass Ihr irgendwelche Blessuren davontragt, nur weil das Glück einem Tölpel mit einem Messerchen hold ist. Geniesst den Abend und überlasst Euren Schutz uns!" Rufus setzte sich, die junge Bedienung, an deren Namen er sich nicht erinnern konnte, brachte ihn mit einem verführerischen Lächeln sein gewohntes Getränk. Mit freundlicher Stimme bedankte er sich wie üblich höflich, in ungeduldiger Erwartung von Saphiras Auftritt.

Ein tiefes Seufzen schien durch die Anwesenden zu gehen- sie war erschienen, mit ihrem zauberhaften strahlenden Lächeln, den vergnügt funkelnden Augen, in einer Bekleidung, die mehr enthüllte, als sie verbarg. Ihre heutigen Darbietungen wurden von einer Flöte begleitet, ihr Tanz ähnelte den Bewegungungen einer Schlange. Wie alle Anwesenden folgte Rufus gebannt Saphiras Tanze, doch irgendetwas erschien ihm heute abend anders zu sein, sein Puls begann zu rasen, konnte es sein- es schien, als gelte Saphiras Tanz heute nur ihm, ihm alleine, er wollte es nicht glauben, doch schon kam sie näher, auf ihn zu, ihr betörender Duft hüllte ihn ein, während ihr Flüstern ihn erreichte "Heute ist ein besonderer Tag, ein Tag, an dem Ihr, Zenturio, mir eine Bitte erfüllen könntet..." Rufus schluckte, sein Herz klopfte ihm bis zum Halse, wollte schier zerspringen, gebannt blickte er auf Saphira, die ihm aufgeregt erschien, ihr Busen wogte vor seinen Augen, die seinem Gefühl nach gerade aus ihren Höhlen zu treten schienen, er rang nach Worten, um letztendlich mit heiserer Stimme zu antworten: "Welch immer auch Euer Wunsch, Werte Dame, er sei mir ein Befehl!"

Ein himmlisches Lächeln der Tänzerin war die Belohnung für seine Worte, diese drückte ihm einen raschen Kuss auf die Wange, um dann freudestrahlend auszurufen: "Ihr alle, hört her, heute ist ein besonderer Tag, denn ich habe den Mann meines Lebens gefunden, die Hochzeit soll sogleich hier und jetzt stattfinden, der ehrenwerte Priester Minervas soll uns trauen- und dieser tapfere Zenturio, Held zahlreicher Arenenkämpfe... wird der Trauzeuge sein!"
Rufus Blick löste sich voller Unglauben von Saphiras tiefem Ausschnitt, während ringsherum das Stimmgewirr der begeisterten Gäste anschwoll, stand er hastig auf, wandte sich Saphira zu und stammelte: "Wer... Wer... Wer ist denn... dieser... Glückliche?" Saphira widmete ihm einen koketten Blick, dann deutete sie auf einen jungen unscheinbaren Mann, wohl kaum 20 Jahre alt, der ob der Aufmerksamkeit des Zenturios mitnichten beglückt schien und verlegen seine derben Hände ineinander verschlang. Die Tänzerin murmelte in Rufus Ohr: "Das ist Aleppo, er ist Bauer und sehr schüchtern, aber von sanftem Wesen. Er hat das Herz auf dem rechten Fleck, er ist all das, was ich mir erträume, er wird immer mein Traumprinz sein...!"

Voller Unglauben musterte Rufus diesen Aleppo, der so unscheinbar wirkte, wie es einem tumben Bauern anstand. Brodelnd wallte der Zorn in den Zenturio auf, ein rascher Schritt brachte ihn vor Aleppo, der aschfahl zur Wand zurückwich, während Rufus Hand zum Griff seines Gladius wanderte- nur um plötzlich festzustellen, dass eine Hand fest sein Handgelenk umklammerte. Rufus wandte den Blick, begegnete dem entschlossenen Blick seines Dekurios, der ihm zuraunte: "Zenturio, nicht hier! Wir sind hier im Schlafenden Drachen- hütet Euch, Selbigen zu erwecken. Hier verkehren Mitglieder der Palastwache, deren Aufmerksamkeit Ihr auf diese Weise besser nicht auf Euch ziehen solltet!"
Rufus erstarrte Hand löste sich vom Schwertgriff, er holte tief Luft, zwang sich zu einem freundlichen Lächeln, um dann mit sanfter Stimme den zitternden Aleppo anzusprechen: "Werter Aleppo, Ihr seid der Bräutigam von Saphira, und meine Wenigkeit soll Trauzeuge sein. Ich bin den Göttern verpflichtet, eine solch bezaubernde Dame wie Saphira soll nur jenen ehelichen, der ihre Ehre zu verteidigen weis. Beweist Eure Eignung, morgen in der Arena, als Gegner wird Euch meine Wenigkeit zur Verfügung stehen. Wenn Ihr gegen mich obsiegt, seid Ihr gewiss ein geeigneter Ehemann!"

Rufus übersah bewusst mit innerlicher Genugtung das sich auf der Tänzerin Gesicht abzeichnende Entsetzen, mit Befriedigung stellte er fest, dass Aleppos Zittern sich vehement zu verstärken schien und dieser mit wächsernem Gesicht wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft rang. Ein sanftes Plätschern erreichte seine Ohren, sein Blick wandte sich nach unten, um voller Ekel das Rinnsal zu betrachten, das sich zwischen des Bauern Füssen bildete. Mit einem verächtlichen Schnauben wollte der Zenturio sich schon abwenden, als eine knochige Hand mit schlaffem Griff die seinige Hand packte. Verblüfft starrte er den Besitzer der Hand an, einen tattrigen Greis in schmutziger Robe, der mit keifender Stimme auf ihn einbrabbelte: "Zenturio, lästere nicht die Götter! In Minervas Namen soll ich die beiden trauen, und das werde ich tun, und Du wirst der Trauzeuge sein, selbst wenn ich Dir den Hintern versohlen muss, um Dich zur Vernunft zu brinen! Das schwöre ich in Minervas Namen! Und den Hintern versohle ich Dir in der Arena, der Jüngling ist für Dich kein Gegner, aber wenn Du einen Gegner suchst, dann hast Du in mir einen gefunden! Ha!!"

Unwillkürlich trat Rufus einen Schritt zurück, der Alte verströmte einen Geruch aus ungewaschenem Körper und alkoholgeschwängertem Atem, musterte dessen in Eifer brennenden Gesichtsausdruck- und lachte laut auf, bevor er mit verächtlicher Stimme antwortete: "Das Jüngelchen kann sein Wasser nicht halten, aber eine Waffe kann er vermutlich heben. Du Tattergreis hebst höchstens noch Dein Trinkgefäss, und dies sicher nicht nur einmal, wie ich nur allzugut erschnuppern kann!" Mit Verblüffung stellte der Zenturio fest, dass auf des Priesters Stirn die Adern vor Zorn anschwollen, während dessen Hände einen Holzscheit ergriffen, den er er langsam anhob und ausgestreckt vor sich hielt, um mit sich überschlagender Stimme zu brüllen: "Zenturio, siehst Du diesen Holzscheit? Schau genau hin, wie ich diesen hebe, wie ich diesen ausgestreckt halte...". Rufus schüttelte schmunzelnd seinen Kopf ob des Alten Irrsinns, als plötzlich in seinem Unterleib Schmerzen explodierten- während der Zenturio sich mit scharf eingezogenem Atem zusammenkrümmte, fuhr des Alten Stimme mit triumphierenden Unterton fort: "... Hast gut hingeschaut? Hättest mal besser auf mein Knie geachtet! Dir kann ich noch was beibringen, Freundch...". Des Alten Stimme erstarb in einem Gurgeln, miit schmerzverzerrten Gesicht richtete Rufus sich auf- und erblickte den Greis, den drei Soldaten seines Dekurios auf den Boden gedrückt festhielten.

Rufus holte tief Luft, danach wandte er sich an Amthes: "Dekurio, der Priester soll seinen Willen haben. Schafft ihn in die Arena, in einer der Zellen für Gladiatoren kann er die Nacht meditieren. Wascht ihn und nüchtert ihn aus, morgen mag er Waffen für den Kampf in der Arena wählen, wie es ihm beliebt. Dem Jüngelchen leisten zwei der Eurigen Gesellschaft, nicht, dass diesen plötzlich der Ruf seiner Felder ereilt und er hastigst aufzubrechen gedenkt- ich möchte ihn morgen abend hier noch vorfinden!" Sein Blick wandte sich Saphira zu, und er führ mit sanfter Stimme fort: "Werte Saphira, sollte dieser Priester mich besiegen, müsst Ihr leider auf mich als Trauzeugen verzichten. Sollte ich obsiegen, wovon ich ausgehe, werde ich gerne als Trauzeuge zur Verfügung stehen, Ihr braucht dann nur noch einen neuen Priester zu organisieren, der Euch traut- doch das Recht der ersten Nacht mit Euch gebührt in diesem Falle mir, damit Ihr erfahrt, wo der Unterschied zwischen Mann und einem bäuerlichen Jüngelchen besteht. Zwei meiner Leute stehen Euch als Ehrengarde zur Verfügung- mit allem Respekt, wie es Euch gebührt! Ich werde Euch morgen abend sicher hier noch antreffen, nicht wahr? Andernfalls heiratet Euer Bräutigam die Löwen in der Arena!"

Rufus wandte sich zum Gehen, das Schluchzen von Saphira überhörte er geflissentlich, mit Befriedigung vernahm er die wie üblich effizienten Anweisungen seines Dekurios an dessen Mannen. Das zeternde Gekeife des alten Priesters, den vier Soldaten aus der Taverne schleppten, ignorierte er... sein Herz war zersprungen, und all jene, die ihm das angetan hatten, würden feststellen müssen, dass sie alle... alle.... einen bitteren Preis dafür bezahlen würden müssen!
12.05.2008, 15:34
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Die Sonne brannte heiss vom Himmel, als Rufus barfüssig in die Arena schritt, wie üblich gkleidet in einen Lendenschurz, eine lederne Weste, bewaffnet mit Gladius und Dolch, war er doch einer jener seltenen Begabten, die mit beiden Händen gleichermassen geschickt Waffen zu führen wussten. Das Gebrüll der frenetischen Menge war ohrenbetäubend, während er den Gladius hob, sich mit diesem hocherhoben um die eigene Achse drehte- um sich dann mit einen tiefen Schnitt im rechten Unterarm zuzufügen, das Gleiche wiederholte er mit dem Dolche am linken Unterarm, gefolgt von seinen üblichen Ansprache an das Publikum:

"Mein Blut fliesst nur für euch, weil ich es will- und nicht, weil mein Gegner mich verletzen könnte! Dessen Blut werde ich Euch zu Ehren fliessen lassen!"
Das Gebrüll der Menge steigerte sich, und Rufus verzog verächtlich seine Mundwinkel- wenn diese armen Narren wüssten! Er erinnerte sich genauestens der Worte der Kräuterhexe Zenturio, zuerst müsst Ihr euch gegen das Gift immunisieren, es also Euch selbst in ständig zu steigernder Dosis verabreichen! Befolgt genau meine schriftlichen Anweisungen. Imprägniert Eure Waffen danach mit meinem Gifte, wenn es Euch nichts mehr anhaben kann, fügt Euch mit diesen vor dem Kampfe Verletzungen zu, damit täuscht Ihr den erfahrensten Zuschauer in der Arena- und spielt mit Eurem Gegner wie die Katze mit der Maus! Das Gift fällt nicht Euren Gegner auf der Stelle, er wird nur ein Brennen verspüren, dass er der Wunde an sich zuschreiben wird. Doch des Giftes Wirkung verleitet diesen zu Grössenwahn, berserkerhaft wird er danach trachten, Euch anzugreifen, um jeden Preis in grandioser Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten, auf die eigene Deckung nicht mehr achtend, und in seinen Halluzinationen Euch mehrfach zu erblicken. Während Ihr ruhig Blut bewahrt, werdet Ihr Euren Gegner nach Belieben zu jedem Zeitpunkt Eurer Wahl "schlachten" können! Ich bin jene, die Euch dazu verhilft, einme Legende der Arena zu werden... und der Preis sei nur, sofern dieses Ziel erreicht ist... eine Nacht mit Euch, ein Kind von Euch, ein Kind, das ich mir von meiner grossen Liebe ersehnte, diese aber nicht um diesen Gefallen zu bitten wagte...
Rufus schüttelte es, als er sich den Anblick dieser alten Vettel vergegenwärtigte. Ihre Ratschläge waren effizient, dies liess sich nicht abstreiten, so effizient wie ihre Mixturen, doch allein die Vorstellung, mit dieser alten Schachtel eine Nacht verbringen zu müssen, erzeugte noch jetzt Brechreiz in ihm. Sein getreuer Dekurio Amthes hatte- nicht zum ersten Male- dann auch in diesem Falle das Problem effizient beseitigt, dessen Meldung vor Wochen hatte kurz und knapp "Die alte Hexe brannte wie Zunder, ihre Asche wird Euch nicht mehr behelligen, Zenturio!" gelautet. Auf Amthes war Verlass, wenn es um das Beseitigen von Problemen ging...

Ein leicht veränderter Unterton im Gebrüll der Menge veranlasste Rufus, seine Aufmerksamkeit der Gegenwart zu widmen. Der Priester- sein Gegner- war erschienen, bekleidet mit einer schmutzigen Robe, mit beiden Händen mühseligst eine hölzerne Keule über den Arenaboden mit sich schleifend. Rufus rollte mit den Augen- das durfte doch nicht wahr sein, womit hatte er solch Schmach und Elend verdient? Sein Blick wanderte zur Loge des Imperators, fand diese wie üblich unbesetzt- der Imperator schien den Duellen in der Arena nichts abgewinnen zu können-, schweifte weiter zur Empore der Schiedsrichter für diesen Kampf- und stutzte. Er hatte auch hier Leere erwartet, aber bei der kartoffelsackähnlichen Gestalt dort dürfte es sich um den Bauern in der Palastwache handeln- was hatte diesen zu diesem Zeitpunkt in das Kollosseum getrieben?

Mit einem Stirnrunzeln und instinktivem Argwohn musterte Rufus seinen Gegner. Sollte es hier sich um eine geschickte Verschwörung handeln, ihn zu Fall zu bringen? Dieser Priester sah so aus, als könne er seine hölzerne Keule nicht einmal heben- sollte das aber alles eine Falle sein? Rufus schmunzelte innerlich, danach tänzelte er leichtfüssig, auf Alles vorbereitet, auf seinen Gegner zu. Dieser zerrte immer noch seine Keule durch den Arenasand und wankte auf Rufus zu- um die Keule dann fast ansatzlos gen Rufus Haupt zu schwingen, mit einer Schnelligkeit, die Rufus beinahe einen bewundernden Pfiff entlockt hätte- doch war Rufus rasch ausgewichen. Des Priesters Robe zierten am Rücken zwei frische Schnitte, die sich rasch rot färbten, Treffer mit Gladius, Treffer mit Dolch, Rufus sonnte sich in der Gewissheit, dass das Gift bald seine Wirkung entfalten würde- nur um mit einem Fluch zurückzuweichen, als der Priester mit fast unmenschlicher Schnelligkeit herumwirbelte und dessen Keule ihm mit Sicherheit den Schädel gespalten hätte, wäre er nicht so weise und schnell gewesen, sich zu ducken. Rufus sprang zur Sicherheit zurück und musterte seinen Gegner, mittlerweile überzeugt, dass dieser Kampf ganz gewiss nicht zufällig war. Mit einem schrillen Schrei stürmte der Priester mit erhobener Keule auf ihn zu, wieder war Rufus überrascht ob dessen Schnelligkeit, der Keule Schlag, gerichtet gegen sein Haupte, verfehlte ihn haarscharf- er selbst verfehlte mitnichten des Gegners Rücken, den frisch blutende Wunden zierten.

Rufus musterte seinen Gegner, der schwer atmend, seine Keule in den Sand der Arena gestützt, gebeugt zu verharren schien. Das Gift müsste mittlerweile seine Wirkung entfaltet haben, nur passte seines Gegners Verhalten dazu gewiss nicht- der alte Priester sollte mittlerweile mit Schaum vor'm Munde auf ihn zustürmen, statt in gebeugter Haltung zu verharren! Vorsichtig näherte sich Rufus seinem Gegner, vernahm dessen unverständliches Gemurmel, näherte sich weiter- und verstand des Priesters Sermon: "O Minerva, wie und wo habe ich derart gesündigt, dass Du mich mit einem Hexenschusse derart strafst- zu einem Zeitpunkt, an dem ich ohne Zweifel einen eingebildeten, hochmütigen, arroganten, überheblichen Zenturio hätte Ehrerbietung mit der Keule einbleuen können!"

Mit aller gebotenen Vorsicht näherte sich Rufus seinem Gegner, der allerdings in seiner gebeugten Haltung verharrte- nur dessen Augen rollten wild umher, mit einem sehr grimmigen Ausdruck. Bedächtig steckte Rufus Gladius und Dolch in ihre jeweiligen Scheiden, wandte sich dem Priester zu, umfasste mit beiden Händen dessen Keule- und murmelte diesem lächelnd zu: "Lass mich Dir behilflich sein, Alter Mann!"

Rufus Augen traten voller Verblüffung aus den Höhlen, seine Armmuskeln schwollen an, als er versuchte, des Priesters Keule anzuheben. Seinen überraschten Gedanken Das ist nie im Leben eine Keule aus Holz! folgte des Priesters zischelnde Stimme "Bester Stahl, mein Freund- der Schein trügt, hölzern ist nur das Brett, das Du vor Deinem Haupte trägst!", um seine Handgelenke schlossen sich mit eisenhartem Griff des Priesters Hände, gemeinsam erhoben sie die Keule hoch nach oben- bis des Priesters Hände um des Zenturios Handgelenke die stählerne Keule ruckartig nach unten zwangen...

Der Zenturio öffnete weit den Mund zu einem schrillen Schrei, während des Priesters Keule seinen rechten Fuss zu einem blutigen Brei zermalmte. Die Keule, um deren Stiel seine Hände sich verkrampft hatten, seine Handgelenke immer noch von des Priesters Griff umklammert, bewegte sich mit Schwung nach oben und traf mit ihrem schmalen Ende des Griffes des Zenturios Kinn äusserst schwungvoll- Rufus schmeckte im Munde nur noch Blut, während des Priesters Stimme zischte "Verzeihung- zertrümmerte ich Euer Kinn? Danach stand mir nicht der Sinn- ich wollte eigentlich treffen Euren linken Fuss, dem jetzt gilt mein Gruss!" Die stählerne Keule bewegte sich erneut ruckartig nach unten, unsäglicher Schmerz durchzuckte Rufus, verbunden mit der erstaunlich nüchternen Erkenntnis, dass er keine Füsse mehr haben würde, auf denen er sich hätte fortbewegen können. Ein Tritt gegen seine Beine liess Rufus das Gleichgewicht verlieren, langsam, gehalten von des Gegners eisenharten Griff, sank Rufus auf den Rücken gen Boden der Arena. Verschwommen sah er über sich des Priesters Gesicht, nur mit Mühe verstand er dessen Worte "Wer auf ein Weib vertraut, und drum ihr einen Tempel baut, und glaubt, das wär sein Meisterstück, erlebt ein schweres Bauunglück. Leicht fällt jedem das Exempel- auf Weiber baue keine Tempel!"
Rufus wimmerte mit schmerzverzerrtem Gesicht vor sich hin, seine Hände, die er kaum noch spürte, waren wie Marionetten in des Priesters Griff und umklammerten immer noch den Griff der Keule, die sich mittlerweile so hoch über seinen Kopf erhoben hatte, wie seine Arme reichten. Mit Entsetzen nahm er des Priesters Gesicht wahr, das sich veränderte, ein Gesicht, das er nur aus Beschreibungen kannte, ein Gesicht, dass sich der tobenden Zuschauermenge zuwandte und mit kraftvoller Stimme intonierte:

Sei nicht besorgt, arme kleine verlorene Seele
Fürchte ja nicht, dass ich Dich mit böser Absicht quäle
Bedenke beruhigt, es ist nie zu spät
Für ein erlösendes letztes Gebet
Du brauchst Dich wirklich nicht ob der Erkenntnis zu schämen
Denn schon immer hiess es "Geben ist Seliger denn Nehmen"
Und nun empfange demütig meine Keule
Auf dass Dir spriesse nicht nur eine Beule!

Es bedurfte nicht des plötzlich frenetisch anschwellenden Gebrülls der Zuschauer, um Rufus erkennen zu lassen, dass er gewiss nicht jener wäre, der des Predigers Rekord überbieten könnte- denn das Letzte, was der Zenturio in seinem Leben zu Gesicht bekam, war des Predigers hölzern erscheinende Keule, die sein Gesichtsfeld immer mehr ausfüllte, gehalten von seinen eigenen Händen, die der Prediger führte- sein letzter Gedanke war der Erinnerung an seines alten Ausbilders Worte Dich wird nur eines zu Fall bringen- Dein eigener Hochmut!- gnädige Dunkelheit umhüllte den Zenturio, als die Keule seinen Kopf zermalmte...
12.05.2008, 15:37
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In der Taverne "Zum Schlafenden Drachen" schien es dunkel und leer zu sein. Gänzlich Dunkel? Gänzlich leer? Mitnichten- an einem Tisch sassen zusammen ein sehr jung erscheinender Mann von unscheinbarem Äusseren, eine äusserst gelangweilt wirkende attraktive Schönheit und ein alter Mann in verschmutzt wirkenden Roben. Hinter der Theke war die junge Bedienung, ihnen als Miriam bekannt, damit beschäftigt, ihnen zu Diensten zu sein. Aleppo, dessen linke Hand mit weit gespreizten Fingern auf dem Tische lag, während seine rechte fast geistesabwesend ein sehr scharfes Messer mit irrwitziger Geschwindigkeit in den Zwischenräumen der Finger seiner linken Hand tanzen lies, warf ab und zu sehr beunruhigt werdende Blicke gen Barmaid, hatte diese ihm doch sehr freundlich versichert, für den Fall, dass er mal wieder eine Spinne aus ihrem Haar mit einem Wurfmesser zu entfernen gedenke, würde sie ihm sehr dankbar Spiegeleier servieren- erjagt mit Hilfe von zwei Backsteinen, an jener Stelle, die er in seinem Schritt gerne noch einmal begutachten könne, zum Abschied! Auch Saphira war unter der Barmaids stechenden Blick förmlich zusammengeschmolzen, denn diese hatte Saphira sehr anschaulich erläutert, wie aus üppiger Oberweite mittels durchaus feuriger Hilfsmittel genau das wird, zu dem Fettgewebe unter grosser Hitzeeinwirkung sich zu verändern pflegt...

Der Dritte im Bunde schien unbeindruckt von diesen Sticheleien, sondern wandte sich Aleppo zu, die Augenbrauen fragend erhoben. Der Jüngling räusperte sich dezent, um dann zu berichten: "Mein Jammern, Bitten, Betteln, Flehen hat die beiden Legionäre, die mich bewachten, nicht sonderlich beeindruckt, erst als ich ihnen von den Juwelen und Geschmeide erzählt habe, das sich Saphire zusammengehurt hat, schienen sie höchst interessiert zu sein!" Aleppo ignorierte wohlweislich Saphiras sengende Blicke, doch der alte Mann tat dies nicht, sondern erhob seine fragenden Blicke gen Saphira. Die Tänzerin präsentierte ihren besten Schmollmund, ein Unterton der Empörung schlich sich in ihre Stimme: "Dieser schmierige Dekurio hat sein Schwertspitze an meinem Unterleib angesetzt, drohte damit, mich zu pfählen, mit gar lüsternem Unterton, wenn ich nicht sofort verriete, wo sich mein Schatz befinden würde. Ich bin weinend zusammengebrochen, habe mich anerboten, ihn und die Seinigen zu führen, wenn sie nur mir und meinem geliebten Aleppo nichts zuleide tun würden..."

Aleppo grinste, dann übernahm er die weitere Schilderung: "Amthes und die Seinigen führten Saphira und mich gefesselt durch Roms Gassen, sofern man dies gefesselt nennen kann. Diese Fesseln sind eine Beleidigung für Saphiras und meine Künste, dieser Dekurio hat wohl noch nie von unseren Darbietungen gehört, sonst hätte er nicht nur mich, sondern erst recht Saphira in Ketten gelegt!" Aleppo räusperte sich, als er des alten Mannes ungeduldigen Gesichtsausdruck bemerkte, um etwas hastiger fortzuführen: "Wir führten den Dekurio und seine Legionäre zu jenem riesigen Holzschuppen, in dem jene grossen Ölamphoren eingelagert waren- und in denen Saphira ihre Schätze versteckt haben soll. Ich hatte den Dekurio darauf hingewiesen, dass wir einige Amphoren zertrümmert hatten, damit in dem dunklen Schuppen niemand auf die Idee kommt, sich in Morpheus Arme ölduftenden Träumen hinzugeben oder gar mit Fackeln diesen Schuppen nach verwertbaren Dingen absuchen zu wollen. Der schlaue Amthes hatte abblendbare Laternen mitgenommen, der Ölgestank machte ihn und die Seinigen aber ziemlich nervös. Ihre gierigen Blicken galten den unbeschädigten Amphoren, den über ihnen schwebenden Marmorblock am Flaschenzug haben sie gar nicht wahrgenommen, genausowenig hörten sie, wie die schweren Balken das Schuppentor aussen verriegelten. Sehr geschickt, diese Prätorianer, selbst ich konnte es kaum hören. Im Herzschlag eines Augenblicks entledigten wir uns unserer Fesselung, umgriffen beide das straff gespannte Seil, ich ergriff das dort deponierte Messer, durchschnitt das Seil- wir wurden nach oben gerissen, der Marmorstein war auf seinem Wege nach unten und zertrümmerte wohl beim Aufprall weitere Amphoren. Wir sind dann durch die Dachluke auf das Dach des Schuppens geschlüpft, wo..."

Saphira fiel Aleppo mit einem seligen Lächeln der Erinnerung ins Wort: "ein sehr stattlicher und netter Prätorianer mir mit den Worten Etwas Licht gefällig, werte Dame? eine Laterne reichte. Ich ungeschicktes Dummerchen habe diese aber fallen lassen, genau über der Dachluke, und vor lauter Wut ob meiner Ungeschicktheit habe ich auch alle weiteren um die Dachluke aufgestellten brennenden Laternen der ersten hinterhergeworfen!" Aleppo grinste, um dann fortzufahren: "Die Stichflamme war beeindruckend, sie schien sogar durch die Dachluke springen zu wollen. Dieser Prätorianer meinte, es wäre eine sehr gute Idee, nun den Standort zu wechseln, dieser Empfehlung folgten wir mit grösster Bereitwilligkeit. Wir kehrten Zum Schlafenden Drachen zurück, die Schreie aus dem brennden Lagerschuppen waren nun keine musikalische Darbietung, die wir uns bis zum Ende anhören wollten..."

Neugierig musterte Saphira den Prediger: "Und Deine Geschichte, Alter Mann?" Der Prediger holte aus den Tiefen seiner Robe ein zerknittertes Pergament hervor: "Eine Botschaft meiner Schwester. Sie beginnt mit den Worten Mein Geliebter Bruder, wenn Du dies liest, weile ich nicht mehr unter den Lebenden....Sie beschrieb genauestens die Dienste, die sie dem Zenturio Rufus geleistet hatte. Mit meinem Aussehen alleine wäre ich nie in des Imperators Palast gelangt, doch mein Name öffnete mir Türen, die anderen verschlossen bleiben. Jener Palastwächter, dem ich die Botschaft meiner Schwester zu Lesen gab, war der Ansicht, der Imperator werde sicher nicht glücklich sein, müsste er erfahren, dass einer seiner Zenturios, als Arenakämpfer berühmt, sich mittels Gift seine Siege verschaffe. Der Rest ist schnell erzählt. Des Zenturios Vorliebe für exotische junge Schönheiten waren bekannt, der Ruf Eurer Darstellertruppe ebenfalls, ihr wurdet engagiert, der Schlafende Drache wieder zum Leben erweckt, der Zenturio bekam nur noch Gegner in der Arena, die den Tod wirklich verdient hatten, und war damit ohne sein Wissen dem Imperator noch treu zu Diensten. Frühere Stammgäste des Schlafenden Drachen, Mitglieder eurer Darstellertruppe und einige verschwiegene Prätorianer ergaben eine gute Mischung an Gästen zur Belebung dieser Taverne... das wäre das Wesentliche."

Aleppo hüstelte: "Keine Beleidigung beabsichtigt, ehrwürdiger Priester. Aber wenn Du den Kampf gegen Rufus verloren hättest..." Der Prediger lächelte:" Dann hätte der Nubier, der als sein eigentlicher Gegner vorgesehen war, den Zenturio zerschmettert. Der Nubier war informiert und gegen das Gift immunisiert worden. Man wird von diesem Manne sicher noch aus der Arena hören..." Aleppo spitzte seine Lippen zu einem tonlosen Pfeifen, neigte sein Haupt, sah den Prediger an: "Eine letzte Frage, Prediger. Wieso hast Du vor 20 Jahren Deine Arenalaufbahn abrupt beendet?"

Der Prediger starrte lange Zeit ins Leere, um dann mit tonloser Stimme zu flüstern: "Für meine Schwester war ich immer ihr kleiner geliebter Bruder, wie sehr sie mich liebte, habe ich erst durch ihr Schreiben nach ihrem Tode erfahren. Aus Angst um mein Leben hatte sie damals dafür gesorgt, dass ich gegen die meisten Gifte gefeit war, die man als Waffengift hätte verwenden können. Doch was ich nicht wusste... sie sorgte auch dafür, dass meine Waffen mit Gift versehen waren, dies brachte ich nur zufällig in Erfahrung, da ich einen ihrer Handlanger bei der Präparierung meiner Waffen überraschte." Bitter war das harte Lachen des Predigers: "In 365 Kämpfen war ich siegreich, nur um erkennen zu müssen, dass genau ein Kampf von mir ohne die Hilfe meine Schwester gewonnen wurde- jener, in dem ich ohne Waffen kämpfte. Und selbst da kann ich mir nicht sicher sein, dass meine Schwester nicht vorab für die Schwächung meines Gegners sorgte...".

Der alte Mann erhob sich: "Lebt wohl. Möge die Götter euch weiter wohl gesonnen bleiben. Mein Weg wird mich in die Wälder Silva Romaes führen, man sagt, es sei ein Ort, an dem gequälte Seelen Ruhe und Frieden finden!" Aleppo und Saphira sahen den Prediger die Taverne mit hängenden Kopf und gebeugten Schultern verlassen, dann blickten sie sich an, die Tänzerin lächelte verschmitzt: "Ach, mein liebster Bauernschatz, die Hochzeit ist ins Wasser gefallen. Was machen wir nun stattdessen?" Bevor Aleppo den Mund zu einer Antwort öffnen konnte, erklang die Stimme der Bedienung, die sich lautlos dem Tisch genähert hatte: "Eine längere Rundreise durch Roms Provinzen wäre für euch beide und eure Schaustellertruppe anzuempfehlen, das Klima auf dem Lande ist weitaus der Gesundheit zuträglicher als das im stickigen Rom. Eine Empfehlung mit den besten Wünschen der Palastwache des Imperators. Und der Drache will nun wieder schlafen, solltet ihr beide hier noch sitzen bleiben wollen, während ich hier mit eisernen Besen durchfege, tanzt dieser auf der Tänzerin Allerwertestem, den Herrn Messerwerfer werde ich mit seinen eigenen Messern in ein Nadelkissen verwandeln!" Saphira und Aleppo sahen sich verblüfft an, dann grinsten sie über beide Ohren, erhoben sich, widmeten Miriam eine galante Verbeugung und entschwanden in das Dunkel der Nacht.

Zufrieden sah Miriam sich in der Taverne um, dann löschte sie alle Lichter, trat ins Freie und verschloss die Türe. Leise summte sie vor sich hin "Das Licht ist aus, ich geh' nach haus, Rabimmel, Rabammel, Rabumm". Auch sie ging ihrer Wege und überliess den Drachen seinem nun wieder tiefem Schlafe...
12.05.2008, 15:37