[OT] Och, solls das wirklich schon gewesen sein? Bin ja nicht mal dazu gekommen, mein zweites Schwert ins Spiel zu bringen ;) Naja, hätte, schon ganz gerne meinen Stil nochn bißchen abgerundet, ein anderes Ende gewählt, aber wenn du es unbedingt so willst [/OT]
"Der nächste Schlag soll der entscheidende sein."
Hatte sein Gegner das tatsächlich gesagt, oder hatte er es sich nur eingebildet? Er schien gewillt zu sein, den Kampf zu Ende zu bringen. Wie erhofft hatte der Schlag Hieronimus' getroffen, während der seines Gegners verfehlt hatte. Was danach geschah, hatte sich außerhalb seines Sichtfeldes abgespielt. Anscheinend war es so geendet, daß Primus nun hinter ihm stand, wie es klang, mit dem Rücken zu ihm. Nah hinter ihm. Sehr nah. Er glaubte, seinen Atem zu hören, seinen Schweiß zu riechen, die leisen Geräusche der Metallteile seiner Rüstung, die sich im Wind bewegte, wahrzunehmen, beinahe die grimmige Entschlossenheit zu spüren, die von ihm ausging.
Es würde wohl wieder auf eine Probe von Kraft und Schnelligkeit ankommen, ohne technische Unnötigkeiten. Nur, daß diesmal keiner Seite der Rückzug für ein paar Momente offenstand.
Es war ruhig geworden in der Arena. Spürte das Publikum die Spannung des Augenblicks, oder waren sie inzwischen die einzigen beiden, die die Weiten noch bevölkerten? Er konnte es nicht sagen, alles, was mehr als ein paar Schritte von ihm entfernt war, versank in einem Nebel aus Farben. Sein Sehvermögen schien ihn für eine Weile im Stich lassen zu wollen, ausgerechnet jetzt. Auch er könnte diesen Kampf nicht mehr lange führen. Es war scheinbar Zeit für eine Entscheidung.
Eine Entscheidung, die gegen ihn fallen könnte. Er könnte verlieren. Erstmals in diesem Kampf wurde ihm bewußt, daß er seinem Gegner vielleicht doch nicht stark überlegen war. Und die Lage war nicht zu günstig für ihn. er würde, er müßte die Initiative ergreifen, das schuldete er sich selbst, doch was sollte er tun? Auf das Schwert wollte er sich im direkten Aufeinandertreffen nicht verlassen, auch wenn es scheinbar die besten Chancen bot. In anderen Situationen hätte er sich der Klinge entledigt, und sich auf seine naturgegebenen Waffen verlassen, doch wie viel ihm diese gegen die Rüstung seines Gegners nützten, hatte er schon bemerken dürfen. Der Junge bot für einen unbewaffneten Kämpfer einfach zu wenig Angriffsfläche. Langsam ging er einen halben Schritt zurück, und stand nun direkt Rücken an Rücken zu Primus. Vielleicht gab es noch eine weitere Möglichkeit.
Er schloß seine Augen, und tastete mit der Linken vorsichtig über den Schnitt in seinem Gesicht. Dieser Sieg würde den Gewinner viel kosten, wer auch immer es sein mochte. Sie würden vom Vorgeplänkel sofort zum Finale springen, ohne den Hauptteil auszukosten. Langsam fuhren seine Finger über die Wunde. Er atmete tief durch, und versuchte, sich geistig auf das vorzubereiten, was nun kommen würde. Seine Rechte klammerte sich fest um den Schwertgriff. Auch Primus spannte sich merklich, und bereitete sich darauf vor, ihm nachzusetzen, sobald er sich von ihm fortbewegte, um die Bewegungsfreiheit zu erlangen, die für einen Angriff notwendig war. Es war die einzig vernünftige Art, die letzte Konfrontation zu beginnen. Doch er täuschte sich.
Noch einmal atmete Hieronimus tief ein, dann gab er sich seinen Bewegungen hin. Seine linke Hand schnappte schnell nach dem rechten Arm seines Gegners, fand ihn und hielt ihn mit aller Kraft. Zugleich hakte sich sein rechtes Bein in das linke von Primus ein. Es konnte beginnen.
Unbeholfen tastete sein linkes Bein nach dem ihm gegenüberliegenden, fand es beim zweiten Versuch. Er warf sein gesamtes Körpergewicht nach hinten, während er versuchte, beide Beine unter Primus' Körper wegzuziehen. Es mußte klappen. Es klappte. Primus verlor das Gleichgewicht, und fiel, beinahe unwirklich langsam. Er öffnete die Augen. Langsam sah er den Farbenwirbel vor seinen Augen nach unten kippen, und dem hellen Blau des Himmels Platz machen, durchbrochen von den stechenden Strahlen der Sonne. Ein Schatten begann, sich vor diese zu schieben, seine Hand, und die Klinge, die darin lag. Es konnte nicht funktionieren. Dennoch hatte er nun keine Wahl mehr. Jetzt!
Das Schwert stieß gnadenlos herab, durchbohrte ohne Schwierigkeiten den Lederpanzer knapp über seiner linken Hüfte. Er schrie auf, als die Klinge in schrägem Winkel auf seine Haut traf, sie durchbohrte, immer weiter vordrang. Er konnte nur hoffen, daß er tatsächlich keine seiner Innereien zerstörte, doch der unbändige Schmerz sprach eine andere Sprache. Es mußte sein. Er ließ den Arm seines Gegners los, um mit beiden Händen noch mehr Druck auf das Schwert auszuüben. Er brüllte weiterhin vor Schmerz, doch die seine Stimme wurde in seinen eigenen Ohren immer leiser, von einem gewaltigen Rauschen überlagert. Das Schwert fand seinen Weg aus seinem Rücken heraus, etwas weiter mittig und oben, als es eingedrungen war. Der Teil seines Gehirns, der noch nicht vor Agonie gelähmt war, nahm erleichtert wahr, daß er zumindest nicht auf einen Knochen getroffen war. Er stieß auf den Wiederstand seines Harnischs, ließ ihn hinter sich. Dann ein weiterer Wiederstand. Die Waffe steckte bereits mehr als zur Hälfte in ihm. Es mußte die Rüstung des Gegners sein. Verzweifelt versuchte er, noch mehr Kraft in die Klinge zu stecken.
Der erste Aufprall.
Die Wucht war stärker, als Primus' Rüstung. Er hatte es, wie es schien, geschafft, den Sturz mit dem rechten Arm abzufangen, doch das Gewicht Beider würde er nicht tragen können. Schon spürte Hieronimus ein Zittern unter sich. Dann bekam auch Primus das Metall zu spüren. Ein überraschtes, fassungsloses Keuchen drang von unten hervor. Er konnte bisher nichts außer den Schmerzensschreien bemerkt haben, umso mehr mußte es ihn überraschen, nun selbst das Eisen in seinem Rücken zu spüren. Er verlor den Halt. Immer tiefer drang die Waffe in sie ein, es ragte kaum noch das Heft heraus. Ein erneuter Wiederstand, möglicherweise ein Knochen. Seitdem die Bewegung begonnen hatte, mochten vielleicht fünf Sekunden vergangen sein.
Der zweite Aufprall.
Er wußte nicht, ob er ohnmächtig gelegen hatte. Die Situation schien unverändert. Ob noch immer Stille auf den Tribünen herrschte, vermochte er nicht zu beurteilen, da das Rauschen in seinen Ohren alles andere übertönte. Es galt noch, den letzten Teil der Tortur zu überstehen. Mit Tränen in den Augen sah er auf den Griff, der aus seinem Magen ragte. Es mußte sein. Er wimmerte vor Schmerzen.
Mehrmals schwanden ihm für Augenblicke die Sinne, bis er die Waffe in den stark zitternden Händen hielt. Die Spitze war abgebrochen, das Metall an mehreren Stellen geborsten. Er warf das Ding kraftlos von sich, da im Augenblick eine Übelkeit wohl fatale Fehler hätte.
Er spürte eine Bewegung unter sich. Der Junge atmete noch, den Göttern sei dank. Er wollte das Wort an ihn richten, fragen, ob er bei Bewußtsein war, doch seine Stimme gehorchte ihm nicht mehr. Und genaugenommen war es auch egal. Er mußte weg hier, einfach nur weg. er hatte wohl einen Fehler gemacht, die Klinge falsch angesetzt, oder was auch immer. Er fühlte sich so elend. Er rollte seinen Körper von dem seines Mitkämpfers. Endlich konnte er seine Augen von der Sonne abwenden. Mühsam, unendlich langsam kroch er auf allen Vieren davon. Er machte sich keine Sorgen darum, daß ihm sein Gegner noch in den Rücken fallen würde, er war wahrscheinlich weder in der Stimmung, noch in der Verfassung dazu. Er wandte sich nicht nochmals um. Er wußte, er hatte getroffen, er wußte, er war getroffen. Der Kampf war vorüber, alles weitere lag bei den Kampfrichtern.
Kamen Wachen, ihm aufzuhelfen? Oder war es nur eine Einbildung? Er schickte sie keuchend und mit der Hand wedelnd wieder fort. Kroch weiter.
Irgendwann, nach Unendlichkeiten, wie es ihm vorkam, stieß er auf seine zweite Waffe, schon fast am Ausgang angelangt. Ein kurzer Blick des Bedauerns, dann nahm er sie, rammte sie mit der Kraft, die ihm noch verblieben war, in seinen Schild, und zerbrach sie.
Nur noch wenige Schritte bis zu dem Gang, der in die Katakomben führte, und dennoch konnte er nicht sagen, ob er sie alleine schaffte. Die Erinnerung war verschwunden. Er brauchte Ruhe... Wasser...
Er war zu weit gegangen.
[OT] Entschuldigung an alle Beteiligten für dieses Ende, ich habe keine andere Möglichkeit für mich gesehen [/OT]
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