Auf dem Fluchtweg, fort von dem Troll - oder was in Ares Namen das auch immer war - versuchte Mollieron sich im Kampf mit dem Biest. Er schickte die verletzten Krieger Laruna und Drachs weiter, völlig selbstlos stellte sich alleine dem Troll gegenüber. Die Amazone zweifelte nicht an der Kampfeskraft des Waldmannes, dennoch war sie sich nicht sicher, ob er es wirklich mit diesem Ungetüm aufnehmen könnte. Drachs und sie schleppten sich weiter, keuchend unter den Schmerzen ihrer Verletzungen, die durch den drastischen Fall und nun diese Anstrengungen wieder wie aufgefrischt schienen. Wenn doch nur Tombra vor dem Wald auf sie schon warten würde, dachte Laruna, vielleicht hatten die Pferde einen Weg um den Wald herum gefunden. Aber wenn das so war, würde Laruna sich ärgern durch den Wald gegangen zu sein, statt drum herum. Dennoch - vielleicht hatte es seinen Sinn, dass sie hier waren, vielleicht hatten sie hier eine Aufgabe zu erfüllen.
Wenn es das war, dieses Monster zu erledigen, dann hatten sie versagt. Laruna verzog ihr Gesicht, nicht aufgrund der Schmerzen, sondern aus Wut vor ihrem Versagen. Viel zu unvorbereitet waren sie in den Wald getreten, nicht genug ausgerüstet. Geräusche des Kampfes vernahm die Amazone, Schreie und Klänge von Schmerzen, Wut und Aggressionen. Sie ging voran, gefolgt von Drachs. Laruna kannte den Weg nicht, jedoch folgte sie ihrer Intuition, die sie selten im Stich ließ. Außerdem hatte sie das Ende des Waldes vom Baum aus gesehen und somit war es leichter, ihrem Gefühl zu folgen.
Dann - ein Schrei, markerschütternd erreichte dieser Schrei die beiden Krieger - entweder war es ein schmerzvoller Schrei des Todes von dem Troll, oder aber ein wütender Klang des Sieges über Mollieron. Laruna wurde schlecht - hatte doch sie den Wilden aus seinem Wald geführt, fühlte sie ihn immernoch als Schützling, auch wenn er ein Mann war, stark genug um alleine klar zu kommen. Sie stockte und blieb stehen, ein Stechen in ihrer Brust zwang sie dazu. Drachs und sie drehten sich um, in die Richtung, aus der der letzte Schrei gekommen war. Stille...
Dann vernahmen sie ein Schlurfen, ein schmerzverzerrtes Stöhnen und Mollieron, schwer verletzt trat aus dem Hintergrund in ihre Sichtweite. Erleichtertes Aufatmen gefolgt von hilfreicher Hand, nahm Drachs den Verletzen an seine Seite, um ihn zu stützen. Kurz darauf war der Wald plötzlich zu Ende und sie hörten ein Heulen von Wölfen. Sie schafften es noch etwas weiter weg vom Waldrand, bis sie mehr als erschöpft auf das Gras der Weide sich fallen ließen, Mollieron sackte zusammen und dann sahen sie ein Schauspiel, dass sie nicht so recht deuten konnten.
Mehrere Wölfe formatierten sich regelrecht am Rande des Gehölzes, in völliger Stille schienen sie die drei Krieger zu beobachten. Dann tauchte ein weißer fast schon strahlender Wolf auf, der so grotesk wirkte, so unwirklich, dass es Laruna den Atem raubte. Eine Ehrfurcht und Respekt flößte er ihr ein, wie sie es selten gespürt hatte. Angst hatte sie nicht, denn der weiße Wolf schien ihr mit Ruhe entgegen zu treten. In Gedanken hörte sie seine Stimme - die die eines Weibchens war.
Ihr habt den Fluch von diesem Wald genommen, wir danken Euch dafür! diesen Satz beendete die Wölfin mit einem lauten Heulen, gefolgt von ihrem gesamten Rudel. Danach entfernten sich die Wölfe und verschwanden zwischen den Bäumen. Der Nebel schien sich langsam zu lichten und der Wald wirkte plötzlich freundlicher, als noch vor ein paar Minuten. Sie hatten wohl doch dank Mollieron ihre Aufgabe erfüllt.
Laruna wollte ihren Gefährten diese Nachricht der Wölfin überbringen, doch ihre Gedanken wurden unterbrochen von galloppierenden Pferden. Laruna drehte sich geschwind um und sprang auf, so schnell sie mit ihren Verletzungen konnte und rannte Tombra entgegen. Sie war so froh und erleichtert, ihren schwarzen Rappen wieder zu haben. Nun könnten sie sich verpflegen und auch die Wunden heilen. Die Amazone hatte genug Heilmittel und Kräuter dabei, um die Heilung schneller voran zu treiben. Sie umklammerte den Hals von Tombra und das Pferd erwiderte die Liebkosung mit schnauben und leisem Wiehern.
Lasst uns einen Rastplatz finden, um uns auszuruhen und zu Kräften zu kommen, sonst werden wir es nicht mehr weit schaffen, sollte uns auch nur eine kleinere Gefahr drohen oder ein winziger Angreifer würde genügen. Ironie sprach aus ihrer Stimme. Besorgt blickte sie zu Mollieron, sie würde sich zuerst um seine Wunden kümmern.
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