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Simon says? - Der Imperator sagt, wo es lang geht! [Amaran]
Ecthelion
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Simon says? - Der Imperator sagt, wo es lang geht! [Amaran]
Simon says? - Der Imperator sagt, wo es lang geht!

Ihr wollt wissen wer ich bin? Ich bin niemand. Meinen Namen kennt nur ein Mensch. Die, die ihn erfahren, sterben kurz darauf. Ich bin ein Mörder. Ein Schläger. Der Mann für das Grobe. Jene, die für mich arbeiten, nennen mich einfach nur "Capo". Und genauso werdet ihr mich jetzt auch nennen. Aber ich sehe bereits, euch interessiert vielmehr, wer der Mann ist, hinter dem ich stehe. Der Mann, der dort sitzt. Auf seinem Thron. Beobachtet von all den Männern in ihren weißen Gewändern mit den roten Schärpen. Er ist der EINE. Mein Herr. Mein Meister. Mein Mentor. Mein Imperator. Er delegiert. Er befiehlt. Ich führe aus. Er herrscht. Ich töte.

"Mein Herr, dieser Mann dort, er heißt Lucius Brasius. Er war beteiligt, an dieser unsinnigen Geschichte. Ihr wisst schon. Dieser Vorschlag von Demokratie und Fortschritt. Von Freiheit und Unabhängigkeit. Er wollte seine eigene Familie gründen - ohne euch zu fragen, mein Imperator.", flüstere ich dem EINEN in das Ohr. Er nickt. Spricht. Leise; sehr leise. Kaum hörbar sind seine Worte. Aber doch versteht ihn jeder. Denn Angst lähmt jeden in seiner Nähe. Angst sorgt für Ruhe und Ordnung. Und so kann es jeder hören: "Schenke ihm ein Anwesen am Tiber. Nahe den Steinbrüchen Roms." Lucius Brasius atmet erleichtert auf. Ein Lächeln verlässt sein Gesicht. In seinen Augen ist er sicher. Der Imperator hat ihm verziehen. Ihn begnadigt. Brasius' Freunde applaudieren. Auch sie sind erleichtert. Und ich? Nun, ich lächle ebenso, wie all die anderen. Doch im Gegensatz zu ihnen bin ich kein Narr. Kein leichtgläubiger, hirnloser Geist. Nein, ich verstehe meinen Imperator. Weiß genau, was er von mir erwartet. Und ich weiß, ich werde ihn nicht enttäuschen. Er ist Jupiter, und ich sein Schwert. Die personifizierte Rache. Das bin ich. Das ist meine Aufgabe. Mein Leben.

Es ist Nacht. Im Tiber spiegelt sich der Mond. Einzelne Sterne prangen bereits am Firmament. Brasius steht neben mir. Wie noch während der Konsultation mit dem EINEN lächelt er. Doch sein Lächeln ist längst verzerrt. Eigentlich sogar gebrochen. Vielleicht lächelt er noch immer, weil er nicht anders kann. Möglicherweise ist er auch nur dem Wahnsinn anheim gefallen. Oder dieses breite, hässliche Grinsen geht einfach nicht aus seiner Visage, weil meine Mannen ihm eben dieses Lächeln mit Nadel und Faden ins Gesicht genäht hatten. Er sollte den Fährmann fröhlich antreffen, wenn er hinüber gehen würde. Leicht klopfe ich ihm auf die Schulter. "Hier ist dein Anwesen: der Tiber selbst!", sage ich zu ihm und schaue zu meinen Schlägern. "Ja, Capo, wir sind so weit". Ich nicke. Feinster, römischer Marmor ist an die Füße von Brasius gebunden. Genüsslich verspeise ich eine Orange. Meine Leute werfen ihn in den Fluss. Ein Schrei hallt durch die Nacht. Ängstlich verzerrt, durch den platschenden Aufschlag zerrissen. Wieder einer weniger. Auf Befehl des Imperators.

Meine Schläger - meine Blutgierigen - begleiten mich. Die Nacht ist bereits so weit vorgeschritten, wie sie es nur eben kann und so dunkel, dass man seine eigene Hand kaum mehr erkennen kann. Fackeln haben wir nicht dabei. Wir müssen möglichst lange unerkannt bleiben. Solange es nur geht. Aber nicht nur ich und die fünf Männer an meiner Seite sind zu dieser Zeit in Rom unterwegs. An mehreren Orten tauchen kleine Gruppen zwielichtiger Gestalten auf. An mehreren Orten in Rom wird nun das Gleiche passieren: Tür aufbrechen - Hauswachen und Diener abschlachten - in das Schlafgemach der Senatoren eindringen - das Präsent den Opfern zu werfen - sie es sich ansehen lassen - sie verstehen lassen - dann das Blutbad beenden - Feuer legen.
Ich verlasse mit meinen Männern die Villa. Aus der Küche habe ich eine Orange mitgenommen (ich liebe Orangen!). Flammen lodern bereits und lecken über das gesamte Gebäude. Ein Feuer. Doch Rom erstrahlt in dieser Nacht. Immer mehr und mehr Feuer werden sichtbar. Immer mehr und mehr Familien sind nun ausgelöscht. Auf Befehl des Imperators.

Am nächsten Tag fragen sich Freunde, Verwandte und Nachbarn nicht das erste Mal, "Wo ist mein Leben?" - Morgens, halb zehn in Rom! Doch sie werden nichts sagen. Keine Fragen stellen. Denn sie wissen, der schwarze Mann, er ist nicht weit. Anders kennt man mich und meine Mordgesellen nicht: Wir agieren in der Nacht, in der Dunkelheit. Nicht hörbar. Nicht sichtbar. Und wenn doch, so sieht man stets nur die wehenden, schwarzen Umhänge. Unsere Gesichter sind in den Schatten von Kapuzen zu finden. Wir sind die Mordschergen des EINEN. Seine 'Schwarzen Männer'. Der leibhaftige Tod. Wer uns sucht, der wird uns finden. Oder wir finden ihn. Auf Befehl des Imperators.

Mein Herr und Meister ist zufrieden mit meiner Arbeit. Wie immer. Ich erhalte eine zusätzliche Aufwandsentschädigung, schließlich konnte ich mal wieder eine Nacht lang nicht schlafen. Ich verneige mich. Bedanke mich. Trete wieder hinter den EINEN. Bin ruhig. Warte auf den nächsten Befehl. Der kommt auch prompt: Er will etwas Obst. Jetzt. Sofort. Ich hole eine Orange hervor, die ich in der Nacht erst in der Villa der Barzinius' mitgenommen hatte. Mein Messer gleitet aus seiner Scheide. Durchbohrt das Fleisch. Flüssigkeit tritt hervor. Der Imperator macht große Augen. Es gefällt ihm, wie ich die Frucht zerstöre. Langsam führe ich ein Stück Orange auf der Klinge zu seinem Mund. Grinsend schlägt er die Zähne hinein. Ich lächle. Wieder durchbohrt mein Messer das zarte Fleisch. Zerstört. Der Lebenssaft tritt hervor. Er versucht zu schreien. Aber seine Kehle ist durchtrennt. Scheinbar gefällt ihm diese Prozedur nicht so gut.

Ihr wollt wirklich wissen, wer ich bin? Ich bin der EINE!
In the end, all things betray you.
Honor. Ideals. Heroism.
Allies. Comrades. Lovers.
Your eyes. Your limbs. Your heart.
And in the end, you betray yourself.
And that is the greatest betrayal of all.


[Bild: otta.jpg]
14.06.2010, 17:55