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Ein Tag im Leben des Imperators [Tsu_Sera]
Ecthelion
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Beitrag #1
Ein Tag im Leben des Imperators [Tsu_Sera]
Auf Messers Schneide: Ein Tag im Leben des Imperators

Wie ein Meer aus schwarzen Engeln sehe ich die Wolken auf mich zukommen. Der Donner, ihr Siegesschrei, hallt durch die Mauern der Festung. Die Blitze, ihre Waffe, erleuchten den Himmel. Ich sehe die Meute auf die Mauern zustürmen. Mit Feuer und Hass greifen sie die letzten Soldaten des Reiches an. Die wenigen, die mir treu blieben, haben keine Chance. Ihre Leichen werden geschändet.
Das Ende meiner Herrschaft ist gekommen. Doch liegt es an mir, wie ich es beende. Lass ich mich vom Hass der Meute zerreißen, den Hass, den ich überall die Jahre mit Angst und Schrecken nährte? Oder aber soll ich mir selbst das Leben nehmen?
Die Engel haben meine Festung erreicht. Er ist mitten unter ihnen. Auch wenn ich ihn kaum erkennen kann, so sehe ich doch seine Freude. Ich wende mich vom Fenster ab. Und da sitzt er auch schon an meinem Tisch.

Noch vor wenigen Stunden saß ich dort, aß mein Abendbrot und dachte darüber nach, was mir der nächste Tag bringen sollte.

Er hat seine Sense dabei. In alten Schauermärchen erzählte man sich, dass sie die Seelen seiner Opfer verschlang. In seinen Händen liegt ein Schwert. Mein Schwert. Wie viele Leben habe ich einst damit beendet? Damals in meinen jungen Jahren kämpfte ich wie ein Berserker auf den Schlachtfeldern. Niemand wurde von meiner Klinge verschont. Noch jetzt sehe ich ihre Arme, ihre Gedärme, wie sie sich auf dem Boden sammelten und als in einen Sumpf auf Blut und Knochen wandelten.
Seine Absichten sind mir bewusst. Zu sehen, wie ich das letzte Mal mit der Klinge töte, begehrt sein Herz.

Jetzt noch nicht, sag ich mir. Schau wieder raus. Schau zu meinem brennenden Imperium. Denke an die glorreichen Jahre.
Zeiten, wo das Volk mich anbettelt, ich solle sie beschützen. Soll wie ein Berserker die Feinde in die Flucht schlagen. Soll einen Sumpf aus Blut und Knochen erschaffen.

Nun sind diese Zeiten vorbei. Nun ist die Zeit gekommen, wo alle Lichter für mich sterben. Und kein Gott wird sich mir erbarmen. Denn sie schickten mir ihren Engel.

Ich nehme mein Schwert. Gehe zum Spiegel. Er steht hinter mir. Die Freude in seinem Gesicht scheint ins Unendliche zu steigen. Ich halte die Spitze meines Schwerts an die Brust. Schaue ein letzten Mal in das Gesicht. Das Gesicht des Imperators. Mein Gesicht......

Ich breche zusammen. Das Schwert fällt auf den Boden. Ich weine, bettle den Engel an. Wieso ich? All die Jahre tat ich nur das Beste für das Volk. WARUM? Ich war das, was sie von mir verlangten. Und nun soll ich für sie sterben?

Er schaut runter zu mir. Keine Freude mehr zu sehen.

Ich komme wieder zu mir, schreie voller Hass. Nein, nicht heute, nicht jetzt. Niemals werde ich meine Macht kampflos hergeben. Niemals, hörst du?!

Ich fülle es in mir. Die Wut, meine Macht, wie sie aufsteigt. Sie gibt mir neuen Mut. Nicht zu überleben, nein zu töten.

Die Meute, sieh ist in der Festung. Man hört sie die Treppen hoch stürmen. Ich gehe zu meinem Schrank, dort wo meine Rüstung ruht. Ein letztes Mal werde ich sie tragen. Ein letztes Mal werde ich ein Berserker sein. Ein letztes Mal ein Sumpf aus Blut und Knochen.

Mein Blut;
Meine Knochen.

Sie hämmern gegen die Tür zum meinem Gemach. Ich atme ruhig. Ziehe die letzten Teile meiner Rüstung an. Der Engel reicht mir mein Schwert.

Schaue auf die Tür.

Höre die Meute.

Der Engel steht hinter mir. Ich bin bereit, bereit zu sterben, bereit für Blut und Knochen.

Das Schloss lässt nach, mehr und mehr. Die Tür springt auf. Ich sehe ihre Gesichter. Hass, Zorn, Wut und die Lust auf mehr Tod sagen sie mir. Nun bin ich es, der sich freut. Nun bin ich der Engel, der mit seiner Sense die Seelen seiner Opfer verschlingt.

Ich zerhacke ihre Gesichter, trenne Glieder ab, ramme mein Schwert in ihre Brust. Ihr Blut spritzt in mein Gesicht. Es nährt mich, nährt meine Wut, nährt den Engel in mir. Doch sind es zu viele. Sie entreißen mir mein Schwert. Ein Schlag auf meinen Schädel......

Finsternis..... ewig Finsternis
Ist es schon vorbei...?

Nein!

Ich werde wach. Sehe verschwommene Gesichter. Langsam wird alles klar. Die Meute, sie stehen alle um mich herum. Haben Fackeln in der Hand. Unter ihnen steht er, der Engel. Er schaut auf mich. Er freut sich wieder.

Ich fühle die Hitze der Fackeln in meinem Gesicht. Fühle die Wut und die Mordlust der Menschen. Ein Mann tritt nach vorne. Er ist kräftig gebaut. Er ist ein Berserker wie ich. Er ist ihr neuer Imperator.

Der Mann kommt zu mir.
Hat ein Messer in der Hand.
Schreit was von Freiheit.

Ich sehe ihn, den Engel. Es scheint als wäre er in der Schneide des Messers.

Der Mann hält mir das Messer an den Hals.

Der Engel nimmt mit seiner Sense zum aus Schlag.

Die Gesichter der Meute werden wieder verschwommen. Warmes Blut läuft über meinen Körper.

Dann wieder Finsternis.....ewig Finsternis....
In the end, all things betray you.
Honor. Ideals. Heroism.
Allies. Comrades. Lovers.
Your eyes. Your limbs. Your heart.
And in the end, you betray yourself.
And that is the greatest betrayal of all.


[Bild: otta.jpg]
06.06.2010, 11:30