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Du kannst Deinem Schicksal nicht entrinnen [Traumtaenzer]
Ecthelion
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Beitrag #1
Du kannst Deinem Schicksal nicht entrinnen [Traumtaenzer]
Zufluchstort der Armen, Siechen, Ausgestossenen, Verfluchten, Zentrum der Ohnmacht- nahe den Katakomben an der Via Appia, ausserhalb Roms Mauern im Süden der Porta Appia

Wolken jagen über das volle Antliz der hell strahlenden Göttin am Himmel, gepeitscht von jenen Winden, die mich hilflos an den Boden fesseln. Ich kann mich nicht bewegen, ich kann nicht schreien, ich kann meine Blicke nicht abwenden, als blutrote Tränen der Göttin Augen verlassen und gen Boden tropfen. Es werden der Tränen mehr und mehr, eine wahre Sturzflut ergiesst sich aus den Wolken, wogt als Meer aus Blut am Boden, rollt auf mich zu. Ich kämpfe mit aller Kraft, versuche mein Haupt zu heben, doch die Flut steigt, erreicht meinen Mund, schlägt über meinem Haupt zusammen...

Der Schlaf flieht mich, der Albtraum entschwindet, doch an dessen Stelle kommen die Erinnerungen, während meine weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit starren. Der Klang der von den Frauen geschlagenen Trommeln, während die Männer zu Ehren der Mondgöttin tanzen, der ihr geweihte Dolch senkt sich, zeichnet ein blutiges Muster in meine Haut, um ihr zu Ehren ein Blutopfer zu bringen. Schmerz ist mir fremd, ich vermag diesen nicht zu spüren... die schrillen Schreie, die die Trommeln übertönen, die in Metall gepanzerten bleichen Dämonen, die den stählernen Tod in die Reihen der Meinigen bringen...
Ich stürze mich brüllend auf sie, wie auch die Männer meines Volkes, wir sind Krieger, wir kennen keine Furcht, auch nicht vor jenen Dämonen, die uns überrascht haben. Ihre Nadelstiche spüre ich nicht, kämpfe mit Dolch, Händen, Füssen, Zähnen, doch es sind deren gar viele, sie verstricken mich in Netze, die sie geschickt zu handhaben wissen, verdammen mich zur Reglosigkeit, schlagen meine Arme und Beine in Eisen... Ihre über mich gebeugten Gesichter zeigen Wut, gepaart mit Entsetzen, denn ich habe viele der ihren getötet oder verstümmelt. Sie lassen mich ihren racheerfüllten Zorn spüren, jeden Einzelnen meines Volkes, der noch lebt, ob Mann oder Frau oder Kind, bringen sie zu mir und zaubern ihnen ein blutrotes Lächeln in den Hals, Blut, dass sich über mich ergiesst. Ich flehe schreiend "Nicht die Frauen, Nicht die Kinder!", doch vergeblich. Ich versinke in einem Meer von Blut, bis gnädige Dunkelheit mich umhüllt...


Ich starre in die Dunkelheit, lasse die Erinnerungen sich zur Ruhe begeben. Seit jenem Tage ist meine Stimme nur noch ein heiseres Flüstern, zu schreien vermag ich ebensowenig, wie des Körpers Schmerzen wahrzunehmen ich in der Lage bin. Die Schmerzen, die meine Seele quälen, peinigen mich dafür um so mehr, Tag für Tag, Nacht für Nacht! Ich fürchte die Dunkelheit nicht, sondern heisse sie als Freund willkommen. Ich kleide mich an, vervollständige meine Ausrüstung, die ich heute Nacht benötige, und verlasse meine bescheidene Behausung. Das volle Antlitz der Mondgöttin zeigt sich im sternenklaren Himmel, ihr Anblick ist trotz des Fluches, den sie über mich verhängte, mir Trost und Hoffnung zugleich. Meine Blicke wandern weiter gen Roms Hügel, zu jenem unter ihnen, auf dem jener residiert, der heute Nacht meines Messers Schneide zu erwarten hat- es wird gewiss für diesen eine Überraschung werden!

Heimstatt der Adligen, Priester, Senatoren und von den Göttern Begünstigten, Mittelpunkt der Macht- Hügel des Palatinums, im Zentrum von Rom

Das Licht des Vollmonds umschmeichelt Dich, doch Du kannst Dich nicht bewegen, silbern glänzende Fäden fesseln Dich an Deine luxuriöse Sitzgelegenheit. Deine weit aufgerissenen Augen spiegeln sich im kalten Stahl des Dolches vor Deinem Gesicht, Du keuchst erstickt, als des Messers Schneide sich qualvoll langsam, als wollte sie jeden Moment Deiner panischen Angst auskosten, Deinem Hals nähert. Du willst Dein Kinn auf die Brust pressen, doch musst mit Entsetzen feststellen, dass Dein Haupt sich stattdessen zu recken beginnt, als ob Deine Kehle den Dolch als Freund willkommen zu heissen gedenkt!
Du siehst in der Ferne einen Giganten, schneeweiss sein krauses Haar, bleich wie der Tod dessen Haut, blutrot dessen Tätowierungen, wie auch dessen Augen, nahen- Dein schreiendes Flehen um Hilfe gilt diesem, doch vergebens...
Der Dolch wandert erneut in das Blickfeld Deiner Augen, des Messers Schneide mit Blut befleckt, im kalten Stahl siehst Du Dich blutrot lächeln. Deine Hände tasten nach Deiner Kehle, versuchen, die Blutung zu stillen, doch es gelingt Dir nicht- das Blut steigt wie die Flut an der Küste, Du schnappst verzweifelt nach Luft, versuchst, an der Oberfläche zu bleiben, doch Dein Kampf ist vergebens, Du versinkst in den roten Fluten...


Mit einem Schrei schreckst Du aus dem Schlafe hoch, Du bist schweissgebadet, Dein Atem gleicht einem gepressten Röcheln. Deine Blicke irren durch Dein luxuriöses Schlafgemach, dessen zahlreiche flackernden Lichtquellen Schatten erzeugen, Schatten, in denen Du versuchst, Bedrohliches zu entdecken. Du vermagst keine Gefahr zu sehen, doch dies beruhigt Dich nicht. Dein Traum hat eine Bedeutung, Du bist Dir da gewiss. Dein rasendes Herz übertönt jedes Geräusch, dem Du lauschen könntest, Deine Unruhe steigert sich, denn Du spürst deutlich, dass in dieser Nacht etwas anders ist, anders als in anderen Nächten zuvor. Dein Mund fühlt sich staubtrocken an, Du krächzt mit kaum wahrnehmbarer Stimme Dein Ersuchen nach Wein, den man Dir kredenzen möge.
Mit einem Male wird Dir der Grund Deines Unbehagens überdeutlich klar- immer, wenn Dich düstere Träume plagten, war das Erste, dass Du nach dem Erwachen zu Gesicht bekommen hast, das besorgte Gesicht Deines Leibsklaven, dessen Frage "Befindet sich der Imperator wohl?" Dir galt. Raelis, Leibsklave des Imperators, für alle jene, die Dir nicht nahestehen, getreuester aller Prätorianer, die Rolle eines Sklaven spielend, nur Eingeweihten bekannt. Es ist das erste Mal, dass Du erwachst, ohne Raelis ueber Dich gebeugt zu sehen!
Deine rechte Hand wandert zum linken Unterarm, Du hörst deutlich in Deiner Erinnerung Raelis Stimme "Imperator dies ist ein Freund! Tragt ihn immer bei Euch, ob im Bade oder im Schlaf, vergesst ihn niemals!" Deine Hand ergreift den Dolch, zieht diesen aus der Scheide. Vorsichtig näherst Du Dich dem Fussende Deiner Bettstatt, denn zu Deinen Füssen pflegt Raelis zu ruhen...

Auf der Via Appia, auf dem Wege nach Rom zum Portia Appia, der Aurelian Mauer sich nähernd

Meine blossen Füsse ertasten die Pflastersteine der Via Appia, ich nähere mich einem der Tore, die den Zugang zu Rom kontrollieren. Des Nächtens sind diese verschlossen, doch dieses Tor heute Nacht wird mir offen stehen- dies ist gewiss!
Ich vernehme ein Wimmern, es klingt nach einem jungen Mädchen. Dumpfes Klatschen lässt mich an Schläge denken, die das Wimmern erklären könnten. Ich lasse mich von meinen Ohren leiten, sehe abseits der Strasse jene Gestalt, die ein hageres, in schmutzige Lumpen gekleidetes Mädchen, die sich verzweifelt wehrt, zu Boden zwingt... Das Mädchen kenne ich, nicht ihren Namen, denn Namen vermag ich mir nicht zu merken. Ihre Augen sind vom Grüne des Grases, ihre Haare erstrahlenen in flammenden Rot, das Leuchten ihrer Seele liess mich ihr den Namen geben, der mir angemessen erscheint- Gottesanbeterin!
Der Mann ist mir nicht vertraut, doch werde mich ihm vorstellen- meine eine Hand ergreift diesen im Schritt- ich höre, wie sein Atem stockt-, meine andere Hand umfasst seinen Nacken, ich erhebe ihn über mich, um ihn dann gen Boden zu schmettern. Die Luft entflieht pfeifend seinen Lungen, hilflos liegt er auf dem Rücken vor mir, nach Luft ringend. Ich beuge mich zu ihm hinab, flüstere mit heiserer Stimme "Keine Frauen, Keine Kinder!". Ich bin gnädig und breche ihm nur seine beiden Daumen...
Meine Blicke gelten dem Mädchen, dessen Blicke nur dem Dolche, den der Unglückselige aufgrund meines Eingreifens verloren hat. Ich setze meinen Weg zufrieden fort, ich war gnädig, Gottesanbeterin ist dies mitnichten, wie hinter mir erklingendess Flehen und Schreien bezeugen. Dieser Mann wird nimmermehr Frauen und Kinder belästigen!
Das Porta Appia, Zugang zu Rom, ragt vor mir in des Vollmonds Schatten auf. Es öffnet sich, wie von mir erwartet. Die Prätorianer, die mich in Empfang nehmen- sie gehören zu jenen, die eingeweiht sind- bieten mir ihre Begleitung an. Ich lehne dies schroff ab, ich brauche keine Begleitung, um jenen Ort zu erreichen, an dem ich den mir erteilten Auftrag zu erfüllen gedenke!

Hügel des Palatinums, Zentrum der Macht, Palast des Imperators- in dessen Schlafgemach

Deine Hand mit dem Dolche zittert, vorsichtig näherst Du Dich Raelis Lagerstatt. Du wappnest Dich gegen den Anblick, den Du zu sehen erwartest. Du siehst Raelis auf seiner Lagerstatt liegend. Er wirkt friedlich schlafend, doch Du bist Dir gewiss, dass nicht der Schlaf Raelis sanft umklammert. Du beugst Dich zu dessem Antlitz, siehst dessen weit geöffneten Augen, die ins Leere zu starren scheinen. Was sie wohl erblicken mögen? Du weisst es nicht.
Du führst den kalten Stahl Deines Dolches nah an Raelis Lippen, wartest einen Moment, um dann die Klinge zu betrachten. Sie ist beschlagen! Raelis atmet! Du schüttelst ihn sanft an der Schulter, flüsterst seinen Namen, doch kannst keinerlei Reaktion wahrnehmen, die Augen Deines getreuen Dieners starren weiter in die Leere.
Gehetzt wandern Deine Blicke durch Dein Schlafgemach, versuchen, Schatten zu durchdringen, während Du selbst bemüht bist, Deiner wachsenden Angst Einhalt zu gebieten. Dir ist bewusst, welche Stunde nun geschlagen hat, Du wusstest, dass es eines Tages so weit sein würde.
Du wendest Dich dem Eingang zu Deinem Schlafgemach zu. Durch jene Tür ist der Vorraum zu Deinem Domizil zu erreichen, in dem in dieser Nacht Laurelius und Hardius, zwei Deiner getreuen Prätorianer, über Deinen ungestörten Schlaf wachen sollten. Der Schrei, mit dem Du erwacht bist, hätte diese beiden eigentlich alarmieren müssen. Du bewegst Dich gen Zugang zum Vorraum, Du öffnest, den Dolch bereit haltend, die Türe...

Rom, Tal des Kollosseums, das sich im Licht des Vollmondes präsentiert

Meine Füsse tragen mich durch das nächtliche Leben Roms, in dem das Leben pulsiert, und sei es nur, weil all jene Karren Waren transportieren, die am Tage sich auf Edikt des Imperators nicht in den Strassen Roms aufhalten dürfen. Mir gewährt man Platz, sei es aufgrund meiner Grösse oder meines Aussehens, dem verstohlene Blicke gelten, ich spüre diese deutlich.
Vor mir erhebt sich majestätisch das Kolloseum im Licht des Vollmondes, mein Schritt verharrt in dessen Schatten, während die Erinnerungen mich überfallen. Jene Sklavenjäger, die mein Volk massakrierten, wollten meiner habhaft werden, auf dass ich als Attraktion in der Arena die Zuschauer erfreuen möge. Im Training für Gladiatoren sollte ich ihrem Willen unterworfen werden, sie suchten mich mit Brandeisen zu quälen, mit der Peitsche gefügig zu machen, doch ich lachte sie aus. Meiner Seele hatten sie unerträglichen Schmerz zugefügt, als sie die Meinigen metzelten, meinem Körper konnten sie schaden, doch Schmerzen zufügen- das konnten sie nicht, denn mein Körper verspürt keinerlei Schmerz!
Ich unterwarf mich, scheinbar mit gebrochenem Willen, ihrem gewünschten Training, in dem ich lernte, mehr lernte, als ihnen lieb sein konnte und würde!
In der Arena stellte ich mich unter glühender Sonne, die ich hasste, Gegnern, die ich bedauerte. Nur jene mit den Netzen bedauerte ich nicht, ich liess sie blutrot lächeln- und nahm ihnen ihre Daumen! Die genommenen Daumen reckte ich in die Höhe- und die Massen schrien ihre Begeisterung sich aus dem Leibe...
Ich verstand sie nicht, mir erschienen sie als im Geiste krank, unberührt von der Güte, die der Mondgöttin zu eigen ist. Ich gab ihnen, was sie wollten, nahm mir, was ich wollte. Jeder einzelne derer, die mich entführten und die Meinigen schlachteten, war letztendlich mein Gegner in der Arena. Ich liess ihnen ihr Leben, nahm aber ihre Daumen- die ich dem Imperator präsentierte, dessen gehobenen oder gesenkten Daumen ich ignorierte. Ich allein und nicht die tobende Menge oder der Imnperator entschied über Leben oder Tod, wie es mir auch bei meinem Volk zustand. Die zum Leben Verurteilten verloren ihre Daumen, die vom Leben Befreiten lächelten blutrot ohne Daumen...
Sie nannten mich den bleichen Löwen ohne Gnade, doch ich selbst gab mir einen anderen Namen, ich war M'Bongo- der- die- Daumen- nimmt!

Palast des Imperators, in dessen Gemächern, auf dem Wege zu einer bitteren Erkenntnis

Du holst tief Luft, dann wirfst Du Dich, mit der Schulter voran, gegen die Flügeltür Deines Schlafgemaches, die den Weg zum Vorzimmer weist. Mit einem schmerzerfüllten Keuchen rammt Deine linke Schulter die Türe, die sich zu öffnen weigert, etwas scheint diese zu blockieren. Du ignorierst den Schmerz, sammelst Deine Kräfte, stemmst Dich gegen die Flügel, die letztendlich Deinem beharrlichen Einsatz nichts mehr entgegenzusetzen haben.
Du lässt die erhobene Hand mit dem Dolche sinken. Deine Blicke streifen die am Boden liegenden Körper von Laurelius und Hardius, letzterer muss jener gewesen sein, der die Tür blockierte und den Du unter Einsatz all Deiner Kraft hast bewegen können, damit die Flügeltüren Dir Zugang zum Vorzimmer gewähren.
Auch ihre Augen sind weit geöffnet, starren ins Nichts. Diesmal wandern Deine Finger zu deren Hals, tasten nach Puls- dieser ist zu spüren!
Deine Blicke bewegen sich weiter zur nächsten Flügeltüre. Du könntest diese jetzt durchschreiten, versuchen, in den Gängen Deines Palastes, unter Nutzung jener, die nur Dir bekannt sind, Dich von diesem Orte zu entfernen...
Du nimmst den schweren Holzbalken wahr, der den weiteren Weg blockiert. Als Sicherung erschien er Dir sinnvoll, doch jetzt offenbart sich Dir die Ironie derselbigen- jene, die zu Dir gelangen wollten, vermögen dies nur mittels eines Rammbockes, und Du kannst Deine Schlafgemächer nicht verlassen, denn Deine Kräfte reichen nicht aus, um diesen Balken zu entfernen!
Du bist der Imperator, Deinem Willen unterwerfen sich all Deine Untertanen- doch jetzt bist Du allein... allein nur mit einem Dolch als Freund, Dein Schicksal steht auf Messers Schneide!

Rom, Hügel des Palatinums, im Schatten des Palastes des Imperators

Meine Zeiten als Gladiator in der Arena sind staubige Vergangenheit, in der Gegenwart sind andere Dienste gefragt, die ich anzubieten habe. Diese gewähren mir Zugang zu den höchsten Kreisen Roms, doch erfragt werden diese auch von den Ärmsten der Armen, denn meine Künste in der Handhabung eines scharfen Dolches haben sich herumgesprochen. Keine Frauen, keine Kinder ist mein Grundsatz, in dieser Ansicht werde ich nicht wanken noch weichen, doch allen anderen werde ich, so es es gewünscht ist und ich den Auftrag annehme, meine Kunst zuteil werden lassen. Ob es jene sind, die dies schon erwarten, oder jene, für die dies überraschend kommt, ist unerheblich- all jenen versichere ich, während ihre Augen sich im kalten Stahl des Dolches vor ihrer Kehle spiegeln, dass es kurz und schmerzlos sein wird. Alles andere wäre nicht professionell!

Es sind zwei Praetorianer, die jene Türe bewachen, die den geringsten unter den Dienstboten vorbehalten ist. Sie ignorieren mich, wie es mir prophezeit wurde. Im Inneres des Palastes erwarten sie mich schon... Antonius, dessen jugendliches Aussehen dessen Alter Lügen straft, ein Veteran unter den Prätorianern, in der Handhabung des Gladius der Tödlichsten Einer, sei es mit der Rechten oder der Linken oder gar beidhändig mit zwei Gladii zugleich. Maximus, zu dem ich selbst aufschauen muss, in dessen Hand der Gladius als Dolch erscheint, und der mit dem Streitkolben bei seiner Kraft nicht nur den Schild, sondern den Schildarm zertrümmert, der den Schild führt, wie auch den Helm samt den Schädel, den der Helm schützen soll. Claudius, dessen unscheinbare Statur ein jeden Gegner zu täuschen vermag, dieser ist ein Meister in der Handhebung des Speeres, mit dem er den wildesten Eber aufzuspiessen vermag, ein Speer, den er zugleich als Kampfstab erfolgreich zu verwenden versteht. Es sind jene drei Prätorianer, denen der Imperator vorbehaltlos vertraut. Ich muss schmunzeln... der Imperator wird überrascht sein! Sie sind selbst Meister der Tätigkeit, der ich mich mit allem Einsatz widme- doch selbst wenn man sie Meister nennt, vermögen sie niemals mit meiner Kunst sich erfolgreich messen zu können!
Antonius reicht mir ein seidenes Tuch, dessen Inhalt ich sofort enthülle. Stählern blitzt des Messers Schneide, die Schneide eines Dolches, der eines Imperator mehr als würdig ist...

Ein ersticktes Keuchen ertönt... ich fahre herum, und nicht nur ich... flüsternd gleiten Antonius Gladii aus der Scheide, Maximus Streitkolben verrät sich nur durch einen windähnlichen Hauch, Claudius Bewegungen kann nicht mal ich wahrnehmen. Ich erblicke eine kleine runde dickliche Gestalt, identifiziere diese als Clementine, Herrin der Küche des Imperators, Gerüchten zufolge eher gnadenlose Herrscherin über diese Küche!.
Ich erhebe den Dolch in meiner Linken, lasse sie den kalten Stahl erblicken. Mit dem Zeigefinger meiner Rechten streiche ich mir über die Kehle, danach erhebe ich diesen an meine Lippen, während ich den Blick meiner roten Augen nicht von ihr weichen lasse. Sie presst die Faust ihren Rechten in ihren Mund, erstickt ihre Schreie, die Augen vor Entsetzen geweitet- wirft sich plötzlich herum, rennt, rennt, rennt...

Ich wechsle Blicke mit Antonius, Maximus, Claudius... wir sind uns einig. Was immer sie vorhaben mag, sie wird zu spät sein. Wir lassen sie rennen, denn unser Ziel sind die Gemächer des Imperators, und Nichts und Niemand vermag uns auf diesem Wege aufzuhalten!

Palast des Imperators, Gemächer des Imperators- eine Entscheidung fällt

Du weichst, den Dolch in der Hand, in Dein Schlafgemach zurück. Deine Gedanken rasen, suchen nach einem Ausweg, doch Du drehst Dich im Kreise, die Götter scheinen Dein Schicksal voherbestimmt zu haben.
Du nimmst Platz auf Deinem "Thron", vernimmst in Deiner Erinnerung Raelis Stimme Der Thron des Imperators befindet sich dort, wo der Imperator Platz nimmt!. Du wirst Deine Gemächer nicht verlassen, selbst wenn Du es könntest, sondern Dich dem Dir zugedachten Schicksal erhobenen Hauptes zu stellen wissen.
Du weisst, dass sie spätestens im Morgengrauen, wenn der Hahn kräht, kommen werden. Du wirst sie gewiss hören, wenn sie versuchen, zu Dir zu gelangen.
Die Frage, die sich Dir stellt, lautet: Erwartest Du ergeben das Dir zugedachte Schicksal, oder nimmst Du dies in Deine eigenen Hände?
Du betrachtest den Dolch, den kalten Stahl, des scharfen Messers Schneide. Du hast einen Entschluss gefasst, unwiderruflich- Du bist der Imperator und damit der Herr über Dein eigenes Schicksal, Du wirst jener sein, der über des Messers Schneide gebietet!
Deine Entschlossenheit zeigt sich in Deinen Augen, die sich in des Dolches Stahl Dir wie in einem Spiegel präsentieren. Langsam, doch ohne jegliches Zittern, erhebt Deine den Dolch führende Hand diesen gen Deine Kehle, während Du entschlossen Dein Kinn reckst...

Palast des Imperators, auf dem Wege zu dessen Schlafgemach

Ich eile durch die Gänge des Palastes, meine blossen Füsse verursachen kein Geräusch, dass wahrnehmbar wäre. Antonius, Maximus und Claudius folgen mir, der Weg ist ihnen gewiss vertrauter als mir, doch ich habe mir diesen eingeprägt. Wir begegnen Bediensteten wie auch Prätorianern, doch meine Blicke, die ich ihnen widme, lassen diese zurückweichen... niemand wird mich zu behelligen wagen, wenn ich auch noch drei der getreuesten Prätorianer des Imperators hinter mir weiss...

Palast des Imperators, in dessen Schlafgemach- dem Schicksal ausgeliefert

Dein Herz stockt, Entsetzen bemächtigt sich Deiner, als eine Hand mit eisernem Griff Dein Handgelenk umklammert, das Handgelenk jener Hand, die den Dolch zu führen gedachte. Dem Griff kannst Du Dich nicht entwinden, Du starrst in Raelis kalt blickende Augen, während Deine Augen Fragen Wer, was, wie, wieso, warum stumm kreischen, Deine Stimme Dir aber den Dienst versagt. Du hörst den Dolche auf den Boden aufschlagen, mit diesem Geräusch entschwindet Deine letzte Hoffnung, Du siehst nur noch Raelis Augen, hörst dessen Stimme Glaubt mein Imperator wirklich, seinem Schicksal entrinnen zu können?.

Im Schlafgemach des Imperators- des Messers Schneide wird präsentiert

Vor den Flügeltüren, die in des Imperators Schlafgemach führen, halte ich kurz inne. Sie öffnen sich wie durch Zauberhand, für mich- und gewiss nicht unerwartet. Ich durchschreite diese, die beiden Prätorianer, die mir den Weg öffneten, beeilen sich dienstbeflissen, mir auch jene Tür zu öffnen, die in des Imperators Schlafgemach führt. Ich höre das sanfte Geräusch, mit dem Antonius seine Gladii aus der Scheide zieht, Maximus wird nun gewiss seinen Streitkolben erhoben haben, wie auch Claudius seinen Speer...
Der Imperator sitzt auf einem Stuhl, mir den Rücken zukehrend. Dessen Hände umklammert im stahlhartem Griff Raelis, jener, dem der Imperator vertraute, wie auch jener, der mir jenen Auftrag erteilte, der mich heute Nacht an diesen Ort führt...
***
Du starrst fragend in Raelis Augen, doch Deine Stimme vermag sich immer noch nicht sich zu artikulieren. Du hörst Schritte, die sich nähern, und Du kennst diese Schritte wie auch jene, die sich in dieser Art Dir nähern. Drei Deiner getreuesten Prätorianer- zumindestens hast Du das bisher geglaubt! Du bist Dir gewiss, dass sie nicht alleine gekommen sind, in ihrer Begleitung wird sich jener befinden, den zu hören Du nicht vermagst, der Dir des Messers Schneide präsentieren wird...
***
Ich bin in des Imperators Rücken angelangt, rage weit über dessen Haupte, dass auf die Brust sich gesenkt hat. Kalt blicken die Augen des Imperators Leibsklaven, rotglühend erwidern die meinigen dessen Blick. Antonius, Maximus, Claudius... ich wechsle Blicke mit diesen, sie erwidern diese bejahend, sie sind mehr als nur bereit.
Meine Hand, die den Dolch führt, lasse ich in das Blickfeld des Imperators wandern. Mit heiserem Flüstern versichere ich dem Imperator "Vertraut mir, es wird kurz und schmerzlos sein"
Ich lasse den Dolch gen des Imperators Kehle wandern, nicke beifällig, als dieser sein gen Brust geneigtes Haupt trotzig reckt... diese Haltung gilt es meinerseits zu respektieren, ich werde gewiss darauf zu achten wissen, dass der Imperator nichts spüren wird!
***
Deine geweiteteten Augen spiegeln sich in des Dolches Klinge, Dein Gesicht ist aschfahl, doch noch bleicher ist die Hand, die den Dolch führt, wie auch das Gesicht des hinter Dir Stehenden, das sich Dir undeutlich in der Klinge zeigt. Bleich wie der Tod schimmert die Haut, blutrote Narben bilden ein verwirrendes Muster, gnadenlos blicken rote Augen. Du kannst Deinem Schicksal nicht entrinnen, mit trotziger Etschlossenheit reckst Du das Kinn, erwartest des Messers Schneide...

Räumlichkeiten der Leibsklavinnen des Imperators

In diesen luxuriösen Räumlichkeiten, die in der Ausstattungspracht ihresgleichen suchen, schlummern zahlreiche junge Frauen. Sie entstammen den unterschiedlichsten Provinzen Roms, im Aussehen zeigen sich vielfältige Unterschiede, doch allen gemeinsam ist ihre Jugendlichkeit und eine Attraktivität, die Männer den Verstand verlieren lässt. Die Schlafenden wirken unschuldig und schutzlos, Wachen sind nicht zu erblicken. Doch wehe dem Manne, der diese Gemächer betritt, selbst der Imperator erscheint nicht ohne Vorankündigung- Amazonen sind es, die diese jungen Frauen ausbilden, man munkelt, sie beherrschten die 1001 Wege der Entmannung in höchster Vollendung!

Die Mädchen schrecken aus dem Schlaf, als Clementine, die Herrin über des Imperators Küche, keuchend in ihre Räumlichkeiten gerannt kommt. Die jungen Frauen haben trotz ihrer Jugend schon viel erlebt, doch nicht eine unter ihnen hat jemals Clementine, die ebenso hoch wie breit von ihrer Statur her wirkt, mit ihrer beeindruckenden Leibesfülle rennen sehen. Fragen prasseln auf Clementine herab, doch diese stammelt immer nur ausser Atem "Der Imperator... Der Imperator wird... Der Imperator ist..."

Die Mädchen nötigen die Herrin der Küche, sich bequem zu betten, geschickte Hände sorgen dafür, dass diese sich entspannt, Wein wird dieser gereicht, damit sie sich beruhigt. Clementines Atem wird ruhiger, ihre Gesichtsfarbe nimmt den gewohnt rosigen Ton an. Erwartungsvolle Blicke gelten der Herrin der Küche, diese holt tief Luft und beginnt erneut: "Der Imperator wünscht sein Morgenmahl heute früher einzunehmen, in wenigen Minuten. Was steht ihr hier noch herum? Eilt, fliegt, es ist schon fast zu spät!! Der Zorn des Imperators wird keine Grenzen kennen!!!"

Verblüffung breitet sich in Clementines Gesicht aus, als die Mädchen zu kichern beginnen und ihr versichern, es sei schon alles längst vorbereitet...

Im Schlafgemach des Imperators- des Messers Schneide vollendet ihr Werk

Das gepresste Atmen des Imperators ist verstummt, zu hören ist nur noch das Schaben, mit dem die Klinge über des Imperators Wangen, Kinn und Hals fährt, mit einer Schnelligkeit und Gründlichkeit, wie nur ich dies zu bewerkstelligen weiss. Antonius, Maximus und Claudius beobachteten gewiss jede meiner Bewegungen, wie jeden Tag frage ich mich auch heute, sofern ich die Absicht hätte, den Dolch mit des Imperators Blut zu netzen, ob ich schnell genug wäre oder ob doch nicht zuvor Antonius Gladdii mir den dolchführenden Arm vom Leib trennen, Maximus Streitkolben meinen Schädel zerplatzen lässt und Claudius Speerspitze mir das Herz spaltet. Doch widme ich mich nicht lange dieser Vorstellung, sondern versuche mir eher auszumalen, wie dies Imperators Gesicht nun wohl aussehen würde, hätte jener sich tatsächlich selbst rasiert, wie er es beabsichtigt hatte, mit dem Dolch, den er zu seinem Schutz bei sich führt- jenem Dolch, den ich schmiedete, von einer Schärfe, die einen fallenden leichten Schleier durchtrennt. Selbst ich muss innerlich erschauern, es wäre ein blutiges Massaker geworden...
Schmunzelnd lausche ich Raelis tadelnder Stimme, der den Imperator fragt, wie dieser eigentlich hat glauben können, es würde diesem gelingen, ihn, Raelis, und die beiden Prätorianer zu betäuben. Ihn, Raelis, der alle Substanzen kennt, die jemand, der dem Imperator schaden wolle, diesem zu verabreichen gedenke, betäuben zu wollen, um sich selbst zu rasieren, sei wirklich, mit allem Respekt, das Dümmste, was der Imperator sich jemals geleistet habe!
Ich lausche dieser geharnischten Standpauke, die der Imperator wie ein kleiner Junge, der bei einem Streich erwischt wurde, über sich ergehen lässt. Als Raelis verstummt, habe auch ich meine Arbeit vollendet, mein prüfender Blick findet wie üblich nur Makellosigkeit. Ich reiche dem Imperstor den Dolch und trete einen Schritt zurück, spüre, wie Antonius, Maximus und Claudius sich leicht entspannen...

Im Schlafgemach des Imperators- dem Schicksal hilflos ausgeliefert

Du musterst Dein Gesicht, das sich Dir im Stahl der Klinge zeigt, nur aus Höflichkeit gegenüber dem Meister der Barbierkunst, Du hast keinerlei Zweifel, dass das Ergebnis wie üblich Dich zufriedenstellt. Du musterst fasziniert des Messers Schneide, wie jeden Tag ist nicht ein Tropfen Blut an dieser zu sehen, Du fragst Dich immer wieder erstaunt, wie ein solch grobschlächtiger wirkender Gigant derart schnell und geschickt einen solchen Dolch für eine Rasur führen kann.
Du hättest es gerne selbst wenigstens einmal versucht, mit eigener Hand ein Werk vollendet, selbst wenn des Messer Schneide gewiss Blut getrunken hätte. Doch es verwundert Dich nicht, dass Raelis Deine Absicht in der ihm eigenen Art vereitelte, Du hast eigentlich nicht erwartet, diesen erfolgreich betäuben zu können. Du gönnst Raelis seinen Triumph, denn Du wirst in einigen Minuten triumphieren und mit eigener Hand beim Morgenmahle Dir aufwarten- Dich dort zu bedienen ist heute die Aufgabe von Phylissa, Diaroma und Estefania, sie werden nach zu kurzer Nacht schläfrig sein, benommen nicht nur vom Schlafmangel, sondern von den Substanzen, die Du ihnen verabreichen lassen hast. Sie werden hilflos mitansehen müssen, wie Du Dir selbst den Wein kredenzt, die Trauben mit eigener Hand zum Munde führst. Du lächelst innerlich, als Du Dir das verblüffte Gesicht von Raelis ausmalst!
Deine Zuversicht entschwindet mit Raelis Worten, die Du vernimmst und mit denen dieser Dich informiert, Phylissa, Diaroma und Estefania seien leider indisponiert, daher würden Dir beim Morgenmahl Eyridike, Melissa und Watange aufwarten. Du stöhnst entsetzt- diese drei sind die flinksten und geschicktesten unter Deinen Dienerinnen, Du vermagst ihnen nicht mal in die Finger zu beissen, wenn sie Dich mit Trauben füttern! Undenkbar, dass es Dir gelingt, Dir selbst das Gewünschte zu ergreifen und zum Munde zu führen!
Du blickst in das unbewegte Gesicht von Raelis, dessen Augen zeigen Dir den Goldenen Käfig, in dem Du gefangen bist- Du kannst Deinem Schicksal nicht entrinnen!

Bleicher Schatten in der Nacht des Vollmondes über Rom

Die Nacht begrüsst mich, wie auch das Antlitz der Mondgöttin. Ein Werk ist vollbracht, bis zum Sonnenaufgang verbleibt mir ausreichend Zeit, mich anderen Taten zu widmen. Mein Mitleid gilt jenem, dessen Legionen den Goldenen Adler als Standarte in die Schlacht führen, der gefangenen ist in seinem goldenen Käfig der Macht, Tag für Tag, Nacht für Nacht.
Ich dagegen bin kein Adler, habe keine Macht, gebiete nicht über Legionen, doch bin ich frei, eine Fledermaus in der Nacht, nicht zu hören, nicht zu sehen, wenn ich es will.
Ich hebe die Arme zur Mondgöttin, heute Nacht ist ihre Nacht, die Nacht, in der M'Bongo der Albino jene jagt, die selber auf der Jagd sind und sich die Schwachen als Opfer auserkoren haben. All jene, die ich finde, werden nur mein heiseres Flüstern "Keine Frauen, keine Kinder" als letzte Worte vernehmen, danach widmen sie der Mondgöttin ein blutrotes Lächeln. Und ich nehme mir ihre Daumen...
Oder sollte ich doch eher den Senator besuchen, dessen Gattin sich wenig erfreut zeigt ob dessen Hang, einen Drei- Tage- Bart spazieren zu führen? Ihre Bitte, ich solle mich dieses Problemes annehmen, unterstrich sie mit einem Beutel, in dem Denari verheissungsvoll klimperten. Der Senator wird wohl kaum Willens sein, meine Dienste in Anspruch zu nehmen, doch werde ich ihn gewiss zu überzeugen wissen. Schliesslich lässt sich bei einer Rasur angenehm plaudern, auch über den Hang des Senators, des Nächtens auf seinen Ausflügen Frauen und Kinder zu quälen. Ich werde ihm meinen Standpunkt Keine Frauen, keine Kinder mit des Messers Schneide verdeutlichen, er wird sich glücklich schätzen können, nur den Bart zu verlieren, sofern er sich einsichtig zeigt... wenn nicht, präsentiere ich seiner Witwe die Geschichte seiner Untaten- und seine Daumen!
In the end, all things betray you.
Honor. Ideals. Heroism.
Allies. Comrades. Lovers.
Your eyes. Your limbs. Your heart.
And in the end, you betray yourself.
And that is the greatest betrayal of all.


[Bild: otta.jpg]
03.06.2010, 12:52