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ein rundherum seltsamer Tag
Sabeth
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Emmingen
Frau Emmm

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Beitrag #1
ein rundherum seltsamer Tag
Ein Lächeln huschte über drakonias Gesicht. Ihre Augen wurden von kleinen Falten umringt und sie zog die Nase kraus. So etwas hatte sie noch nie gesehen und die Neugierde war sofort geweckt. Dieses kleine Etwas. Es krächzte leise und der dunkle Schnabel wurde aufgerissen. Die schwarzen Knopfaugen blickten sie an und drakonia packte den Wurm mit spitzen Fingern und hielt ihn dem Rachen hin. Der junge Rabe, verstossen aus dem Nest, schlang ihn gierig hinab und verlangte mehr. Mit spitzen Fingern hielt sie die Fliege an den Flügeln und auch diese war schnell verputzt. Doch wieder wurde das Schnäbelchen aufgerissen und diesmal musste ein Stück Fleisch dran glauben. Kichernd hielt drakonia es in den Händen und der harte Schnabel schnappte zu und biss in den Finger. drakonia zog eine Augenbraue hoch und blickte den kleinen Vogel an. Mit den anderen Finger schalt sie ihn und sofort kicherte sie wieder, denn der Vogel schaute dem schimpfenden Finger hinterher. Es war ein tolles Gefühl, die Verantwortung für einen kleinen Gefährten zu haben und drakonia war mächtig stolz, dass sie den Vogel in den Palast schmuggeln konnte, ohne das einer der Minister etwas merkte.

Der Weg war mit Gräsern überwuchert und drakonia verbrachte den Tag im Wald, erkundete die Wege und vergessenen Pfade. Dabei bemerkte sie das klägliche Piepen im Unterholz. Sie suchte und suchte, fand schliesslich das hilflose Federvieh, welches nur spärlich mit Federn ausgestattet war. Schon da hat Corax, so hatte sie den kleinen getauft, nach ihrem Finger geschnappt. Die Würmer, Fliegen, Grashüpfer und Motten, hatte drakonia eingefangen und nach und nach an den kleinen Fund verfüttert. Die Jagd war anstrengend und drakonia beschloss den kleinen Piepmatz mit in ihren Palast zu nehmen. Niemand wollte einen kleinen Raben in seiner Nähe haben, doch drakonia mochte dieses mutterlose Tier. Also schlich sie an den Wachposten vorbei, täuschte ein Niesen oder ein Husten vor, wenn Corax piepte und schaffte es unter den Augen der Wachen in ihr Zimmer, ohne dass der Kleine entdeckt wurde. Sie malte sich aus, wie toll die Tage mit ihm werden würden, wenn sie gemeinsam in den Wald gingen, bzw. flogen. Zwar würde er nicht sprechen und es bestand immer die Gefahr, dass er einfach fort flog, doch darüber machte sich drakonia keine Gedanken, schliesslich musste er ja erst einmal fliegen lernen. Das war noch eine Sache, die sie sich überlegen musste. Sie konnte nicht fliegen, hatte zwar schon den einen oder anderen Vogel beobachtet, aber keiner war dabei, der nun seinem Nachwuchs zeigte, wie man das mit den Flügeln und dem Wind machte. Sie konnte ihn ja schlecht vom Baum stossen. Doch darüber wollte sie sich Gedanken machen, wenn es an der Zeit war. Jetzt musste sie erstmal dafür sorgen, dass niemand von dem kleinen Vogel etwas mitbekam. Sie war zwar die Königin, doch auch Königinnen mussten sich an Regeln halten. Es gab zwar kein Rabenverbot, doch die meisten Menschen mochten keine Raben, da sie als Boten des Todes verschrieen waren. Aber sie konnte den Kleinen schlecht seinem Schicksal überlassen, denn er konnte ja schlecht der Bote seines eigenen Todes sein. Ihr Herz war einfach zu gross und sie stellte das Leben über allem. Sie nahm sich Brot, Fleisch, Käse und noch ein paar andere Dinge die die Vorratskammer her gab und verfütterte es an den Raben. Schnell stellte sich heraus, dass er sehr gern Käse und Fleisch mochte, Brot mundete ihm weniger.

Nun sass sie hier, das Federknäuel, schaute sie an und sperrte den Schnabel auf. Sie lächelte und hielt ihm eine kleine Raupe hin. Gekonnt schnappte er sie und traf nicht den Finger. Er schien wirklich darauf zu achten, sie nicht zu zwicken. Die schwarzen Federn glänzten in der Mittagssonne und die schwarzen Augen blickten neugierig in die Welt. Ungeduldig hüpfte Corax über den Tisch und krächzte. Ein Wurm war die Beute und wieder schnappte er danach und schlang ihn runter. Glucksend kicherte drakonia und war tief im Herzen berührt. So hart das Leben manchmal zuschlug, so schön waren diese Momente, die man für sich allein hatte und in denen man sich um das kleine Geheimnis kümmern konnte.

Es klopfte und drakonia erschrak. Die Stimme eines Minister drang durch die Tür und Panik schlich unter der Tür her und breitete sich in drakonia aus. Wohin mit Corax? Sie stopfte einen Schal in einen sehr hässlichen Hut mit gelben Blumenstickereien und hockte den Piepmatz hinein. Den Hut legte sie vorsichtig in den Schrank und lief zur Tür. Mit einem Lächeln öffnete sie dem Minister und er schaute verwirrt. So sehr sie sich bemüht hatte den Kleinen zu verstecken, sie hatte vergessen, die Beute auf Seite zu räumen. Erschrocken schaute sie zu dem Tisch und stellte sich schnell davor, damit er nichts sah. Sie sollte ein paar Dokumente unterzeichnen und überflog die Papiere schnell, kritzelte ihren Namen drunter. Der Minister schaute sie an und versuchte einen Blick von dem Schreibtisch zu erhaschen, denn scheinbar versteckte die Königin dort etwas. Doch mit einem freundlichen Lächeln, ein paar Komplimenten und einer sanften Hand im Rücken schob sie den Minister wieder vor die Tür.

Als er endlich draussen war rutschte sie rücklings die Türe hinab und blieb davor sitzen. Diesmal war es gut gegangen, doch was würde beim nächsten Mal passieren. Sie musste sich etwas ausdenken, etwas, bei dem sie sich immer um den Kleinen kümmern konnte und er nicht verjagt wurde. Sie musste sich schnell etwas überlegen, denn die Minister waren fleissige Menschen und sie wollten immer zu allem eine Unterschrift haben und so suchten sie die junge Königen des öfteren auf. Wenn die Minister erst davon erfuhren, stand es gar nicht gut um den Raben, denn sie galten Unglücksvögel in ihrer Provinz, doch dieser kleine Rabe hatte sich selbst schon genug Unglück gebracht, dass er nicht für die Unglücke der Menschen zuständig sein konnte. Ein kleines Federknäuel, aus dem Nest gefallen, konnte nicht die Geschicke der Menschen lenken und wenn er erst einmal grösser wäre, könnte er auch niemandem etwas tun, schliesslich wuchs er gerade bei einem Menschen auf. drakonia lächelte zufrieden und befreite den Pieper aus dem Schrank. Der sperrte sobald das Licht auf ihn fiel wieder den Schnabel auf und drakonia fütterte den kleinen Nimmersatt weiter. Sie dachte darüber nach, wie sie den Vogel schützen konnte und was ihr einfiel, verwarf sie sofort. Ein Vogel konnte nicht heldenhaft einer in Not geratenen Jungfrau helfen. Ein Vogel konnte keine Riesen vertreiben und keine Felsblöcke von Häusern räumen. All diese Gedanken wurden verschoben. Ihr musste einfach etwas einfallen, etwas ganz einfaches und doch etwas passendes, denn Corax war ein hübscher Vogel. Das Gefieder glänzte in der Sonne und hatte einen leicht bläulichen Schimmer. Sie könnte den Raben zum Schutzpatron ausrufen und ihn so offiziell vom Unglücksbotendasein befreien. Es musste etwas passieren, damit der Rabe als Sinnbild für die Vergessenen stehen konnte und nicht mehr einfach nur von ihr zum Schutzpatron ernannt wurde. Er sollte dem ganzen Volk als Bild dienen und nicht nur ihr. Die Gedanken begannen zu rasen und in ihrem Kopf formte sich ein Plan. Der bevorstehende Vollmond sollte sich als günstig erweisen, denn dort geschahen oft Zeichen und Wunder. Die Ältesten im Dorf vertrauten auf den Mond und lebten und handelten nach seinen Zeichen, wenn sie nun ein Zeichen vortäuschen könnte, würde Corax akzeptiert werden. Sie nahm den kleinen Raben vorsichtig unter ihren Umhang und schlich erneut in den Wald. Zurück zu der Stelle an der sie den kleinen Pieper gefunden hatte. Das Nest war hoch oben in den Ästen und nur schwer zu erreichen, vor allem war es in einem Kleid schwer zu erreichen. Sie legte ab und kletterte in ihrer Unterwäsche den Baum herauf. Sie schürfte sich das Knie auf, stiess sich den Hüftknochen ungünstig und ihr wurde kurz schwarz vor Augen. Die Hände hatte sie allerdings die gesamte Zeit um den Baum gelegt, damit sie nicht stürzte. Nach einer halben Ewigkeit des Kletterns kam die junge Frau am Nest an und fand dort auch die unausgebrüteten Geschwister des Kleinen. Tränen traten in die Augen von drakonia und sie schluckte den aufkeimenden Kummer runter. Mit ihren schlanken Fingern angelte sie ein Ei aus dem Nest und kletterte vorsichtig wieder hinab. Mit aufgerissenem Schnabel wurde sie begrüsst und ein Lächeln huschte über drakonias Gesicht. Sie packte mit spitzen Finger eine Raupe die über den Boden kroch und fütterte den kleinen Nimmersatt.

Das ungebrütete Ei legte sie vorsichtig in den Korb aus dem die Seherin die Zeichen las. Aus diesem Korb wurde der Schutzpatron gewählt, bisher hatten sich dort immer nur Federn von schönen Vögeln und Krallen von gefährlichen Raubkatzen eingefunden, weil die Seherin diese Dinge selbst hineinlegte, das hatte drakonia bei den letzten Zeremonien mitbekommen, da sich die junge Königin gern des Nachts im Wald umhertrieb. Sie hatte ihre liebsten Stellen an denen sie sich frei fühlte und alles hinter sich lassen konnte. An einem Abend hatte sie die Seherin gesehen, wie sie den Korb befüllte und die Kostbarkeiten hineinlegte, da hatte drakonia sich nicht mehr gewundert, wie diese exotischen Krallen in den Korb kamen und die wilden Tiger und Löwenkrallen, die aus dem Kolosseum stammen mussten, die Tiere zu ihren Schutzpatronen erwählte. Ein Rabenei, damit würde die Seherin nicht rechnen und ein Kichern überkam die Königin. Sie fühlte sich wohl, bei dem Gedanken, Corax offiziell ein zu hause geben zu können.
Sie erwartete die Nacht des Vollmondes mit Spannung und konnte sich vor Aufregung nicht zum Schlafen überreden. Heute Abend würde sie das Schicksal verändern und sie war die Hand, die die Macht übernahm. Sie loste aus und freute sich auf den Abend. Ihre Hand würde das Ei aus dem Korb der Seherin ziehen und damit den Raben ernennen können. Mit vorsichtigem Griff setzte sie den kleinen Raben wieder in den Hut und stellte den Hut auf ihr Bett. Glücklich lächelte sie, als die dunklen Knopfaugen sie anschauten und er seinen Schnabel erneut aufriss. Sie musste noch einige Vorräte besorgen und schlich schnell in die Kammer. Voll bepackt mit Essbarem kehrte sie zurück und wie durch ein Wunder musste sie an keiner Wache vorbei. Die Dielen knarrten unter ihren Füssen und sie bemühte sich so leise wie es ging durch die Gänge zu schleichen. Sie erreichte ihr Gemach und erschrocken sah sie, dass die Tür offen stand. Doch niemand war in ihrem Raum, der kleine Hut mit Corax war noch da und drakonia schloss erleichtert die Tür. Sie blickte sich um und entdeckte den Schatten der an der Wand zu ihrem Bett kroch. Es war nicht ihr Schatten, dieser bewegte sich eigenständig und kroch langsam die Wand entlang. drakonia schnappte sich den Hut und stellte sich an den Schreibtisch. Der Schatten formte sich vor ihr und sie erkannte ein Gesicht in ihm. Ein junger Mann, das Gesicht zu einem Schrei verzerrt, blickte sie mit traurigen Augen an. Der Schatten hob den Arm und zeigte auf den Wald, der sich vor dem Fenster abmalte und so wie er erschienen, so ward er verschwunden und drakonias Neugier war geweckt.
Sei mindestens genauso ideen- und erfindungsreich in deiner Suche nach innerem Frieden, wie du es auch in der Welt des Wettkampfs und der Neurosen bist.

[Bild: 1537jac.jpg]


Die Anzahl unserer Neider bestätigt unsere Fähigkeiten. (Oscar Wilde)
01.05.2007, 20:05
Sabeth
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Beitrag #2
 
Von Neugier getrieben und mit einem kleinen Rucksack bepackt, in dem der kleine Rabe gut Platz fand machte sich die junge Königin auf den Weg zu dem Wald, auf den der Schatten gezeigt hatte. Der Blick lies drakonia nicht mehr los und die Trauer, die in den Augen des Mannes lagen, liessen ihr Herz frieren. Sie wollte ihm helfen, doch wusste sie nicht was geschehen war. Diesem Geheimnis wollte sie auf die Spur kommen und aus diesem Grund folgte sie dem Fingerzeig des Schattens. Den kleinen Raben hatte sie mitgenommen, denn er musste ja versorgt werden und da er ein Geheimgast im Schloss war, konnte sie ihn schlecht da lassen. Der schwarze Hengst stand gesattelt und gezäumt in der Stallung und schnaubte leise, als die Königin an ihn herantrat. Er schlug mit dem Kopf und die Nüstern zitterten leicht. Mit der Hand strich sie über das weiche Maul und beruhigte den jungen Hengst. Er würde sein Leben für die geben, doch zu Anfang einer jeden Reise wurde er nervös und das Streicheln liess ihn ruhig werden. Er konnte ihr vertrauen und tat es einfach so, bedingungslos.

Mit gestrecktem Galopp preschte sie auf die Strasse und lies Nachtmahr laufen. Sie liebte den Gang des Pferdes und lenkte ihn mit ihren Schenkeln. Ein leichter Druck reichte aus um ihn zu führen. Sie flogen beinahe über die Wege und näherten sich dem Wald, auf den der Finger gedeutet hatte. Die traurigen Augen vor sich folgte sie dem Weg und wusste instinktiv wo sie hinmusste und lenkte Nachtmahr geschickt über die Pfade. Er fiel in einen leichten Trab und drakonia schaute sich um.
Der Fluss der neben ihr entlangplätscherte, das Surren der Fledermäuse, die über sie hinwegflogen, all diese Geräusche kannte sie und doch war etwas in der Luft, was sie erschrak. Eine Angst legte sich um ihre Brust und schnürte sie langsam ein. Nachtmahr blieb stehen und blickte sich nervös um. Ein Stöhnen drang an drakonias Ohr und sie stieg ab, das Schwert, welches am Sattel hing, nahm sie in die Hand und blickte in Richtung des Stöhnens.

Hey, wer da? rief sie und hielt das Schwert in den Händen, ein leichtes Zittern überkam sie. In ihrem Rucksack krächzte Corax leise und schlug mit den kleinen Flügelchen. Langsam nahm sie den Rucksack ab, den Blick auf das Gebüsch vor sich gerichtet, das Schwert in die Richtung haltend schaute sie kurz nach Corax. Er hüpfte aus dem Rucksack und blieb vor ihren Füssen sitzen. Dann konzentrierte drakonia sich wieder auf den Busch. Sie machte einen Schritt darauf zu und erschrak. Ein junges Mädchen lag dort, stark blutend und dem Tode näher, als dem Leben. Sie hatte oft gesehen, wie die Soldaten Wunden versorgt hatten. Sie selbst hatte es einmal selbst versucht und stand nun vor der Wahl, ob sie den Tod des Mädchens verschulden würde.

drakonia kniete sich hin und schnitt mit der Klinge ihre Decke in Streifen. Sie wusste, dass sie es bereuen würde, doch hatte sie kein anders Verbandsmittel zur Hand. Das junge Mädchen hatte eine tiefe Wunde am Arm und auch aus dem Kopf blutete es stark. Die Deckenstreifen legte sie auf die Wunden, die sie vorher mit Wasser aus dem Wasserschlauch gereinigt hatte. Der Ohnmacht verfallen lag das Mädchen nun vor ihr und drakonia versuchte ihr zu helfen. Die beste Hilfe würde sie beim Medicus in ihrem Dorf finden, doch dazu müsste sie das Mädchen ersteinmal dahin bekommen. drakonia entschied sich, dass sie ihre Reise zu dem Schatten ersteinmal hintenanstellte und hob die junge Frau auf Nachtmahrs Rücken. Den Oberkörper lehnte sie an Nachtmahrs Hals und setzte sich, nachdem sie den kleinen Corax wieder in den Rucksack gesetzt hatte, hinter die bewusstlose Frau.

Langsam schritt Nachtmahr zurück, er war vorsichtig in seinem Schritt und trat merkbar sanft auf um unnötiges Ruckeln zu vermeiden. Er hatte ein Gespür für solche Situationen und passte sich ihnen an. Er war behutsam und einfühlend und doch konnte er kraftvoll und temperamentvoll sein, Züge die drakonia an ihm liebte. Sie näherten sich dem Stadttor, doch würden sie sicher noch einige Zeit benötigen ehe sie ankamen und drakonia fühlte den Puls der jungen Frau. Er wurde schwächer obwohl die Blutung gestoppt schien. Sie lies Nachtmahr antraben, damit sie es rechtzeitig schafften. drakonia hoffte, dass sie der Frau helfen konnte und hielt sie fest zwischen sich und dem Pferdehals.

Nach einem endlos scheinenden Ritt trafen sie in dem Dorf ein und drakonia stieg von Nachtmahr und hob die Frau von seinem Rücken. Schlaff hing sie in drakonias Arm und drakonia sorgte sich um sie, ohne sie zu kennen. Sie beeilte sich um den Medicus aufzusuchen, damit er helfen konnte. Müde kam sie bei ihm an, schleppte die Frau die Stufen zu seinem Haus hinauf und trat mit dem Fuss gegen die Tür um anzuklopfen.

Das Licht in der oberen Etage ging an, schlurfend näherten sich Schritte und auch die Kerze im Eingangsbereich erhellte die Glasscheibe in der Tür. Mit müdem Blick schaute der Mann auf die Frau in drakonias Armen und wortlos schickte er die beiden in den Behandlungsraum. Er kam gähnend hinterher und betrachtete die versorgten Wunden. In den Schränken suchte er Kräuter und Tinkturen heraus, träufelte sie auf Binden und legte sie auf die Wunden, verband sie mit Stoffstreifen und legte die Frau in ein Bett, welches an der Wand stand.

Mögt ihr hier warten? Das ist das Einzige was wir tun können. Sie muss selbst für ihr Leben kämpfen, mit den Mittelchen können wir nur unterstützen. Doch sagt, meine Königin, wer ist diese Frau? drakonia blickte den Mann an und zuckte mit den Schultern. Sie hatte sich keine Gedanken gemacht, wer sie war, wo sie herkam und warum sie verletzt war. Fragen auf die sie eine Antwort brauchte, hatte sie gehofft diese Antworten von der jungen Frau zu bekommen. Sie konnten nur warten und drakonia blickte zu der Frau.
Ich werde hier warten und sie in die Gebete an Juno einschliessen. Mögen die Götter ihr gesonnen sein und ihr Leben andauern lassen. Sie ist zu jung um in die Halle der Ahnen einzutreten. Mit diesen Worten setzte sie sich hin und blickte zu dem Medicus. Sie sah Hoffnung und Trauer in seinem Blick und auch er sorgte sich um das Wohl der Frau. Ich muss Nachtmahr noch in den Stall bringen. Ich komme so schnell es geht zurück.

drakonia verschwand im Dunkel der Nacht und brachte den jungen Hengst in den Stall zurück. Sie nahm den Sattel von seinem Rücken, rieb ihn mit einem Tuch trocken, bürstete ihm das Fell und legte die Decke über ihn. Sie kraulte ihn sanft zwischen den Ohren und strich ihm über die Wangen und rieb mit der Handfläche über seine Nüstern. Sie lehnte sich an ihn und das Glück kam flüsternd in ihr Herz. Dieser Hengst war etwas besonderes und er war ihrer. Mit den Fingerspitzen strich sie über den Hals und sein Schnauben bestätigte ihr Glück.

Mit leichtem Schritt und dem Glück im Herzen betrat sie leise den Raum, nachdem ihr der medicus geöffnet hatte. Die Brust der Frau hob und senkte sich, Schweissperlen lagen auf ihrer Stirn und der Atem war flach und ein wenig röchelnd. Wenn sie diese Nacht übersteht, stehen ihre Chancen gut!
drakonia kniete sich ans Bett und betete zu Juno und hoffte, dass die Frau überlebte.
Sei mindestens genauso ideen- und erfindungsreich in deiner Suche nach innerem Frieden, wie du es auch in der Welt des Wettkampfs und der Neurosen bist.

[Bild: 1537jac.jpg]


Die Anzahl unserer Neider bestätigt unsere Fähigkeiten. (Oscar Wilde)
08.05.2007, 12:02