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"Die Schatten am Fluss"
Anonymous

Gast

 
Beitrag #1
"Die Schatten am Fluss"
(siehe auch http://forum.the-arena.de/viewtopic.php?t=28145)



Morgus war eingeschlafen. Völlig vom Regen durchnässt und frierend durch die ersten Wintertage hatte er zuflucht in einem Gasthaus in Noviodunum gesucht. Zwei Tage hat er gebraucht um von Durocortorum hierher zu gelangen und morgen wird er weiter reisen. Erstmal nach Bratuspantium, um sich dort mit Proviant und allen anderen wichtigen Utensilien zu versorgen mit denen er sich bis nach Lutecia durchschlagen kann. Von da aus muss er nur noch mit einem Schiff die Sequana hinauffahren um nach Alesia zu gelangen, seinem vorläufigen Ziel auf dem Weg nach Rom.
Als er am Morgen frühstückte muss Morgus sich an seinen Vater erinnern, der einst in einem Gebiet drei Tagesmärsche östlich von hier unter Titus Labienus gegen die Treverer kämpfte und fiel. Morgus war damals gerade mal 13 Jahre alt gewesen. Heute, fast 25 Jahre später ist der Bello Gallico längst vorüber und die Belgae und Celtae wurden längst unterworfen. Es gibt zwar in einigen Provinzen an der Küste immer noch kleinere Aufstände, aber den Römern wird es ein leichtes sein diese auszumerzen und ganz Gallien dem Imperium zu unterwerfen.
Es ist schon Mittag geworden, als Morgus sich auf den Weg macht. Er verlässt die Stadt in nördlicher Richtung, um an der Abzweigung zu Bibrax den Weg nach Westen einzuschlagen, der ihn direkt nach Bratuspantium führen soll. Dick eingepackt in seinen langen grauen Umhang und einen alten Esel im Schlepptau, der sein sonstiges Gepäck trug ging er den Weg nach Norden entlang, wo er auf eine Gruppe Reisender traf. Er folgte ihnen in einigen Metern Entfernung, um nicht zu sehr aufzufallen. Viel zu wertvoll war das, was er bei sich trug.
24.12.2006, 00:35
Anonymous

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Beitrag #2
 
Er musterte vorsichtig die Gruppe, die sich vor ihm in einem stetigen und schnellen Tempo vorwärts bewegte: Ihm fiel auf, dass es hauptsächlich Männer waren, die mit ihm reisten, allerdings auch ein paar Frauen - keine Bediensteten, sondern vielmehr eigenständige Weiber, die anscheinend keine Angst vor den restlichen Männern hatten. Wenn einer der Männer mal wieder seinen Blick nicht von den durchaus attraktiven Kurven der weiblichen Gruppenmitglieder abschwenken konnte, gab es häufig direkt Saures zurück.
Insgesamt waren es 8 Personen, mit denen Morgus reiste - 6 Männer und 2 Frauen. Unter den Männern war besonders Britas auffällig. Dies lag allerdings eher daran, dass er sehr viel redete, während er sich betrank. Sein "kleiner" Bruder Dumerius war das komplette Gegenteil von Britas. Er redete nur, wenn man ihn ansprach und gab meistens nur kurze kühle Antworten zurück. Morgus glaubte allerdings, dass seine geringe Gesprächigkeit nicht durch Schüchternheit, sondern durch Vorsicht und Misstrauen hervorgerufen wurde. Aber auch die gesamte Körperhaltung war anders, als bei Britas, welcher in seinen besseren Tagen mit Sicherheit genau so kräftig war, wie sein kleiner Bruder heute. Dann waren da noch Tidus und Ditus - Zwillinge und anscheinend Sklaven von Varia, einer der zwei Frauen. Varia ist eine Händlerin, das erkannte Morgus sofort. Ihre komplette Gestik und Mimik war bestimmt und strotzte nur so vor Selbstbewusstsein. Außerdem achteten ihre Sklaven peinlichst genau, dass der Inhalt der Ware, die sie mit sich führten nicht zu sehen war. Hauptsächlich diente das dem Schutz vor Räubern und auch innerhalb einer Reisegemeinschaft konnte man sich meist nicht sicher fühlen. Sowohl durch wilde Räuberbanden, die auch komplette Gruppen angreifen und ausrauben, als auch durch andere Mitglieder der Reisegemeinschaft. Die zweite Frau war eine Kriegerin, was Morgus nur selten zu Gesicht bekam und doch war er sehr fasziniert davon wie ein so zierlich anmutendes fast-noch-Mädchen blitzschnell das lange Messer ziehen kann und ehe du dich versiehst hast du es auch schon an der Kehle sitzen und Adilia, das ist der Name der jungen Frau hat dich im Klammergriff. Die letzten zwei Männer, die mitreisten waren römische Soldaten, die ebenfalls nach Lutecia wollen. Eigentlich waren sie noch Knaben, aber wie sie erzählten gingen sie mit 14 Jahren zur Armee. Dareus, einer der beiden erzählte sogar, dass seine Mutter eigentlich von den Remi stammt und sein Vater sie damals im Krieg kennen und lieben gelernt hat. ein paar Jahre nach Kriegsende kam er zur Welt und soll nun genau wie sein Vater dem römischen Heer dienen und so sein Glück finden, genau wie sein Vater es vorgemacht hatte. Sein Freund, Arolix hatte weniger Glück: Er stammt ebenfalls von einem keltischen Stamm ab. Sein Vater kämpfte gegen die Römer und fiel, als er seine Mutter und ihn verteidigte. Er wurde gefangen genommen und nach Lutecia gebracht und als er alt genug war, wurde er in die römische Streitmacht eingezogen. Insgeheim hasst er die Römer bestimmt immer noch, dachte Morgus über Arolix. Genauso wie er selbst eher schlecht auf die Treverer zu sprechen ist, da sein eigener Vater im Kampf gegen sie fiel. Aber beide – so scheint es – haben einen Weg gefunden solche Rachegelüster zu unterdrücken.
15.01.2007, 21:27
Anonymous

Gast

 
Beitrag #3
 
Am zweiten Tag ihrer Reise hatte sich das Wetter wieder verschlimmert. Es war zwar wärmer geworden, jedoch verwandelte sich dadurch der Schnee in Hagel und prasselte wütend auf Morgus und die Gruppe nieder. Es musste kurz vor Mittag gewesen sein – Morgus konnte bei dem Wetter nicht genau sagen wie spät es war, da die Wolken den Tag verdunkelten – als die Gruppe beschloss sich in einer Höhle niederzulassen. Das Wetter bereitete der Gruppe Sorgen, da sie, wenn es so weiter stürmt wohl kaum in Bratuspantium ankommen würden, bevor es dunkel wird. Nur Britas konnte das Wetter nichts anhaben.
„Je mehr es vom Himmel schüttet, desto mehr schüttet er in sich hinein“, sagte sein Bruder Dumerius mit einem Lächeln. Seine abweisende Art hat ein wenig nachgelassen, doch sein scharfer Blick zeugte immer noch von seiner Vorsicht. Nach einiger Zeit hat die Gruppe es sich ein wenig in der Höhle gemütlich gemacht. Nun saß man am Feuer und beriet sich, wie es weiter gehen soll.

„Ich weiß sowieso nicht, warum wir hier halten. So schlecht ist das Wetter doch gar nicht“, rief Britas in die Runde.

„Für einen einfachen Reisenden vielleicht nicht“, bemerkte Varia, die gerade von ihrem Wagen herüberkam, „aber meinen Karren wird’s umhauen, wenn ich ihn jetzt nach draußen bewege! Außerdem brauchen die Tiere rast! Ich werde auf gar keinen Fall weitergehen, solange das Wetter weiter so verrückt spielt!“

Morgus, der öfter in den Wäldern, als in den Städten umhergeht wusste, dass sie es bei dem Wetter niemals vor Einbruch der Nacht bis nach Bratuspantium schaffen würden, solange sie Vieh und Karren dabei haben. Und seinen alten Moppel wollte er wegen eines blöden Sturmes nicht zurücklassen. Trotzdem bereitete ihm die Höhle Sorgen. Schon beim Betreten bemerkte er ein paar Fußspuren, die von zwei evtl. drei Männern stammen müssen und noch keinen Tag alt sind.
„Ich denke wir sollten hier bleiben!“, sagte er schließlich, „Mit dem Vieh kommen wir niemals rechtzeitig in Bratuspantium an und außerdem sind wir hier einigermaßen vor dem Wetter geschützt.“

„Und was ist mit den Leuten, die vor uns hier waren?! Was wenn sie zurückkommen?!“
, fragte Adilia ihn. Morgus war überrascht von der Frage, da er nicht glaubte, dass irgendwer aus seiner Gruppe ebenfalls so gut Fährten lesen konnte, wie er. Schon wieder hatte die junge Kriegerin ihn überrascht. Und nicht nur ihn, wie sich herausstellte. Der ganze Rest der Gruppe guckte sich ungläubig an und es erklang immer wieder ein flüsterndes „Hier waren Leute?!“.
Nach kurzer Zeit übernahm Morgus wieder das Wort:
„Dir sind dir die Spuren also auch aufgefallen?!“ – Adilia nickte mit einem kleinen Siegeslächeln. „Du hast natürlich Recht!“, fuhr Morgus fort, „Hier müssen spätestens heute morgen noch Leute – Männer schätze ich – gelagert haben. Mindestens zwei, maximal vier! Aber wenn es sich um Wegelagerer oder Ähnliches handelt, dann sind wir draußen genau so unsicher, wie hier.“ Morgus machte eine kurze Pause und musterte die Mienen der anderen. „Mein Vorschlag wäre daher, über Nacht hier zu bleiben und Wachen aufzustellen, mindestens zwei! Morgen können wir weiter, auch wenn das Wetter sich nicht bessert!“
Dieser Vorschlag stieß bei allen mehr oder weniger auf Zustimmung. Bisauf – natürlich – beim selbsternannten gegen-den-Strom-schwimmer Britas, der immer noch nicht verstand was an einem Wind der Bäume umknicken kann so gefährlich sein soll.

Nachdem die Wachen eingeteilt wurden, ging Morgus mit Arolix auf Jagd. Mit Pfeil und Bogen, sowie kleinen Messern bewaffnet gingen sie hinaus in den Wald. Im aufgeweichten Boden konnte Morgus die Spuren leicht erkennen und folgte frischen Spuren eines Rehs, welches sie am Rande einer kleinen Lichtung entdeckten.
„Wir machen Folgendes Arolix:“, sagte Morgus ohne ihn anzugucken, „Ich werde mich so lautlos wie möglich auf die andere Seite der Lichtung begeben und…“ Er wurde vom Surren einer Bogensehne unterbrochen und schaute kurz zu Arolix hinüber, der seinen Bogen schon wieder einpackte und dann zurück zum Reh, welches mittlerweile mit durchschossenem Hals am Boden lag. Und eh’ er sich versah kniete Arolix schon daneben und versetzte es mit seinem Messer den letzten Hieb. Dann nahmen sie das Tier gemeinsam aus. Morgus erkannte die Routine, mit der Arolix die Innereien des Tieres entfernte.
„Wie hast du so jagen gelernt?!“, fragte er ihn schließlich.
„Du vergisst, dass ich von den Lingones abstamme. Dort bekommt man schon als Kind das Jagen beigebracht.“, antwortete Arolix nüchtern.
Diesen Umstand hatte Morgus in der Tat vergessen. Die Lingonen waren, wie eigentlich alle gallischen Stämme dafür bekannt hervorragende Jäger zu sein. Als sie fertig waren suchten sie sich einen langen geraden Ast und transportierten das Reh zur Höhle zurück.
18.01.2007, 14:03
Anonymous

Gast

 
Beitrag #4
 
Als sie dort ankamen, dämmerte es draußen bereits. Die Höhle war vom Feuer angenehm warm und das flackernde Licht zeichnete Schatten an die Höhlenwände. Dumerius half Arolix beim Häuten und Zerlegen des Tieres und Morgus wärmte sich kurz um danach dem Beispiel von Adilia zu folgen, die sich bereits schlafen gelegt hat. Zusammen würden sie heute mitten in der Nacht aufstehen und Wache halten müssen, da ist es besser vorher ein wenig zu schlafen.
„Lasst Adilia und mir bitte ein bisschen Fleisch übrig, wir werden es in der Nacht braten, während wir Wache halten! – Ach, und könntet ihr dem alten Moppel noch ein wenig Futter geben, bevor ihr esst?!“
„Machen wir!“
, gab Dumerius kurzgebunden zurück, während er das letzte bisschen Fell vom Reh abzog. Dann legte Morgus sich schlafen.

Er wurde wie erwartet mitten in der Nacht von Adilia geweckt.
„Zeit für die Ablösung, den beiden fallen schon fast die Augen zu.“ Gemeint waren Dumerius und Varia, die darauf bestand ebenfalls als Wache eingeteilt zu werden. Sie war bereits neben Dumerius eingeschlafen, der an der Wand saß und sichtlich Schwierigkeiten hatte seine Augen offen zu halten.
Morgus stand auf und wusch sich Wasser durch das Gesicht. „Geh schlafen, wir lösen dich ab“, flüsterte er zu Dumerius rüber, der das Angebot dankend annahm und sich unter seine Decke verkroch. Wie ausgemacht hatten die anderen Adilia und ihm etwas Fleisch übrig gelassen, welches sie nun über dem Feuer braten wollten. Nachdem sie alles aufgegessen hatten nahmen sie sich ihre Waffen und setzten sich mit dem Rücken zum Feuer, den Blick immer auf den Eingang der Höhle gerichtet. Sie wussten beide, dass sie jederzeit damit rechnen mussten, dass jemand hineinkam und sie ihm entgegentreten und Alarm schlagen mussten. Nach schier endloser Zeit unterbrach Adilia die Stille, die mittlerweile fast peinlich wurde.
„Was verbirgst du vor uns?!“, fragte sie Morgus. Eine Frage, von der er hoffte, dass sie nie jemand stellen würde, aber mittlerweile musste er sich eingestehen, dass man vor Adilia keine Geheimnisse haben konnte und sie anzulügen würde nichts nützen, es würde sie nur beleidigen, was Morgus lieber vermied. „Eine Schriftrolle“, antwortete er kühl.
„Du bist ein Kurier?!“ Überraschung spiegelte sich in ihrer Miene wieder. „Sagen wir, ich bin jemand, der sich in der Wildnis auskennt und längere Reisen ohne Probleme überleben kann." Er wollte nicht zu viel von sich preisgeben, ohne etwas über die Person zu wissen, der er Informationen über sich gab und vor allem schnell das Thema wechseln, bevor Adilia ihm noch mehr unangenehme Fragen stellt.
„Wer hat dir das Fährten lesen beigebracht?!“
„Mein Vater. Er lebt in Alesia.“
„Und dorthin willst du wieder zurück?!“
„Genau das habe ich vor.“

Dann wird mich diese Kriegerin also noch ein Stück begleiten, dachte Morgus sich, wollte es ihr aber nicht sagen, da sie ihn nur wieder fragen würde, warum er nach Alesia will usw.
Zunächst musste er ja eh nach Lutecia, um dort weitere Instruktionen zu erhalten. Daher konnte er sich nicht einmal sicher sein, dass er wirklich nach Alesia muss. Häufig werden Boten zunächst falsche Informationen gegeben, die während ihres Gangs immer wieder korrigiert wurden. Damit vermied man, dass wichtige Infos an falsche Leute geraten. Der Rest ihrer Schicht verlief völlig ohne Besonderheiten. Morgus und Adilia unterhielten sich über unwichtiges Zeug und wurden irgendwann von Dareus und Tidus, einem der Zwillingssklaven abgelöst. Es dauerte nicht lange, bis Morgus wieder einschlief. Morgen würden sie in Bratuspantium ankommen, hoffentlich mit besserem Wetter und ohne Zwischenfälle.
19.01.2007, 11:54
Anonymous

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Beitrag #5
 
Irgendetwas stimmte nicht, als er morgens als erster aufwachte. Wieder erkannte er Fußspuren. Ganz Frische und die Gleichen, die Adilia und er am Tag zuvor bereits bemerkt hatten. Langsam griff er zu seinem Messer, welches er stets mit unter Decke trug, wenn er schlief. Zwar hat er sich schon oft im Schlaf selbst daran geschnitten, doch hier und da hat es ihn auch schon aus solchen Situationen, wie im Moment gerettet. Er horchte aufmerksam in die Höhle: Nichts zu hören, außer das laute Schnarchen von Britas. Mittlerweile hielt er sein Messer fest in der rechten Hand. Mit einem lauten Gebrüll stieß es sich vom Boden ab und stand blitzschnell auf beiden Beinen. Hektisch sah er sich in der Höhle um. Niemand unbekanntes da. Danach galt sein Blick den beiden Wachen Dareus und Tidus, die, wie er sah gerade erst wieder aufgewacht waren und leise vor sich hin fluchten, als sie bemerkten, dass sie eingeschlafen waren. Der Rest der Gruppe wurde ebenfalls vom plötzlichen Aufschrei Morgus’ geweckt. Adilia, die Morgus anscheinend ansehen konnte, dass etwas nicht stimmte, zog ebenfalls ihr Schwert aus der Tasche, die neben ihr lag und trat zu ihm.
„Was ist los?!“, flüsterte sie. Niemand wagte etwas zu sagen, so groß war die Spannung, die in der Luft lag. „Die gleichen Spuren, wie gestern, nur so frisch, dass ich dachte, dass sie noch hier wären“, antwortete Morgus ihr immer noch die Gegend absuchend, „Niemand steht auf und gibt auch nur einen Ton von sich!“, befahl er immer noch in einem Flüsterton. Dann ergriff er seinen Bogen und schlich mit einem Pfeil in der Bogensehne zum Höhlenausgang. Auch hier waren die Spuren deutlich zu sehen. Er konnte sogar genau erkennen, dass es sich um vier Personen handeln muss, und dass sie die Höhle wieder verlassen hatten. Er schlich weiter gebückt Richtung Ausgang. Draußen hatte es aufgehört zu Regnen und auch der Wind hat nachgelassen. Auf dem ersten Blick konnte Morgus nichts erkennen, doch er verharrte noch einen Augenblick am Ausgang. Als er sich sicher war, dass sie nicht mehr in der Nähe der Höhle waren, ging er wieder zurück.
„Guckt nach, ob irgendetwas fehlt und macht euch so schnell wie möglich bereit aufzubrechen! Frühstücken können wir auch, während wir laufen.“ befahl er merklich angespannt. „Waren die Leute, die gestern schon hier waren wieder da?!“ fragte Dumerius ihn, was Morgus nur mit einem Nicken beantwortete.
Dann durchstöberte er seine Sachen: Zwei Krummsäbel, ein Messer, der Bogen mitsamt Köcher und Pfeilen. Waffen also alle da. Ledersäckchen mit einigen Dinariis?! Da! Proviant?! Auch da! Stiefel und Umhang?! Ebenfalls noch vorhanden. Alles lag noch genauso da, wie es lag, als er in der Nacht einschlief. Zu seiner Beruhigung lag die Schriftrolle ebenfalls unter der Decke. Den Anderen wurde auch nichts gestohlen. Hatte er sich vielleicht geirrt?! Waren die Leute eventuell doch nicht hier gewesen?! Nein! Seid zwanzig Jahren hat er sich nie im Fährten Lesen vertan. Die Männer waren hier! Nur – was wollten sie hier?! Sie haben nichts angerührt und niemanden umgebracht. Morgus war verwirrt. Hat es etwas mit mir zu tun – mit meinem Auftrag?! Er sah ein, dass er nicht herausfinden konnte. Er fütterte seinen alten Esel und packte seine Sachen ein. Dann brach die Gruppe wieder auf.
20.01.2007, 18:35
Anonymous

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Beitrag #6
 
Je länger sie voranschritten, desto mehr verflüchtigte sich die Anspannung vom frühen Morgen. Nur Morgus blickte sich oft um und analysierte die Umgebung der Straße genau. Gegen Mittag konnten sie einige Rauchschwaden am Himmel sehen, die von kleinen Feuern kommen mussten und kurze Zeit später lag Bratuspantium vor ihnen. Am Tor kam ihnen vier Bewaffnete entgegen und versperrten der Gruppe den Weg. „Haltet an!“, schrie einer von ihnen, „Sagt uns wer ihr seid und was ihr in Bratuspantium wollt! Außerdem will ich den Inhalt des Wagens da vorne sehen! Sofort!“Morgus war erstaunt darüber, dass man sie vor dem Tor abgefangen und Fragen zu ihren Personen hatte. Was bewegte sie dazu?! Irgendetwas stimmte in dieser Gegend nicht, Morgus war aber auch nicht darauf bedacht, genauer herauszufinden was – er wollte einfach nur nach Lutecia und sich nicht in fremde Angelegenheiten einmischen. Plötzlich traten Dareus und Arolix hervor. „Wir sind römische Soldaten und sollen uns hier melden! Was fällt euch also ein uns nicht in die Stadt zu lassen und stattdessen dumme Fragen zu stellen?!“, fauchte Dareus ihn an.
„Das lasst meine Sorge sein, aber wenn ihr Soldaten seid, dürft ihr zwei natürlich passieren! Was ist mit euch?!", fragte er die restliche Gruppe. „Ich bin Varia, eine Händlerin und das da sind meine beiden Sklaven mit dem Wagen. Was ich hier will, beantwortet sich ja wohl von selbst.“ „Gut ihr könnt auch passieren! Allerdings müssen wir erst einmal eure Ware inspizieren.“ Mit einer Geste bezeugte Varia ihr Einverständnis und zwei der Wachen gingen zu den Zwillingen herüber um sich den Wagen genauer anzugucken. Als nächste waren Dumerius und Britas an der Reihe. „Wir sind hier zuhause zu Volldepp!!! Zwei Mal pro Woche gehe ich durch dieses verdammte Tor dort drüben. Du müsstest mich also schon mehr als nur einmal gesehen haben, da bin ich mir sicher, also lass mich jetzt endlich in mein Haus!!!“, brüllte Britas heraus. Ziemlich von Britas Vorstellung beeindruckt nickte die Wache einfach nur und wendete sich dann Morgus zu. „Ich bin nur auf der Durchreise nach Lutecia und wollte mich hier ein wenig ausruhen und für den restlichen Weg rüsten“, sagte er ruhig. „Geht in Ordnung und was ist mit dir Weib?!“, fragte er Adilia, deren Augen vor Wut funkelten. Sie hatte es nicht gern „Weib“ genannt zu werden, zwang sich in diesem Moment ruhig zu bleiben und antwortete mit einem gezwungenem lächeln: „Ich verfolge die gleichen Pläne wie dieser Herr hier.“ Und zeigte dabei auf Morgus, der noch immer neben ihr stand. Ohne ein Wort zu sagen ging der Wächter zu seinen Kollegen zurück. „Falls ihr Waffen dabei habt, müssen wir diese beschlagnahmen. Ihr Soldaten seid davon natürlich ausgeschlossen. Eine Anordnung des Zenturios!“ „Niemals!“, entfuhr es Adilia und auch Britas regte sich lauthals darüber auf. „Ich lebe seit mehr als 50 Jahren in dieser Stadt und ich trage bestimmt seit 40 Jahren eine Waffe und mit dieser Waffe werde ich jetzt auch diese Stadt betreten, genauso, wie ich es schon immer getan habe, kapiert Junge?!“ Morgus gefiel dies alles nicht. Er wollte keinen Streit und die Anordnung des Zenturios, der anscheinend für die Verteidigung dieser Stadt verantwortlich war, beunruhigte ihn. Vielleicht konnte er den Wächter ja irgendwie dazu bringen bei ihnen eine Ausnahme zu machen.
„Hören Sie zu. Wir wollen keinen Ärger machen. Britas und sein Bruder sind hier daheim, Varia will bloß ihre Waren auf dem Marktplatz verkaufen und wir beide wollen nur ein wenig zu essen, ein warmes Bett und morgen früh auf dem Markt Utensilien für unsere Reise nach Lutecia kaufen. Spätestens gegen Nachmittag sind wir morgen wieder weg. Also ersparen sie sich doch die Mühe und lassen uns so passieren.“ Doch anscheinend war Morgus nicht besonders überzeugend, da der junge Soldat ihm nur die Hand ausstreckte. Widerwillig gab er ihm seinen Bogen mit Köcher, seine zwei Krummsäbel und seinen Dolch und erhielt dafür ein ca. 20cm langes Band. „Wenn sie ihre Waffen wieder haben wollen verlieren sie das Band besser nicht und merken sich die Zahl XVII“, erklärte ihm der Soldat.

Als sie die Stadt betraten eröffnete sich ihnen ein ungewohntes Bild. In der ganzen Stadt wimmelte es von Soldaten, als ob Augustus persönlich in diesem Loch hausieren würde. Viele von ihnen waren beschäftigt, womit genau vermochte Morgus allerdings nicht zu sagen. Neugierigkeit war bei Soldaten nicht angebracht, da sie schnell dazu neigen dir eine über die Rübe zu geben, wenn sie sich gestört fühlen. An dieser Stelle trennten sich Dareus und Arolix von der Gruppe und gingen zu einem großen Haus, welches von mehreren Soldaten bewacht wurde. Auch Varia sah sich anderweitig nach einer Bleibe für sich und die Sklaven um. Nur Adilia und Morgus folgten der Einladung Britas’ und Dumerius’ sie in ihr Haus zu begleiten und dort zu übernachten.
In Bratuspantium konnte man sich gut zurecht finden. Es gab zwei Hauptstraßen die kreuzförmig angeordnet waren und in der Mitte zum Forum zusammenliefen. Hier befanden sich auch die Curia sowie eine große Basilika einen Tempel des Mars und andere Ämter. An den beiden Hauptstraßen, waren hauptsächlich kleine Händlerstuben, Tavernen, ein Bad und andere Gebäude, die dem Wohl der Öffentlichkeit dienten. Zwischen diesen Gebäuden führten kleinere Gassen in die Wohngebiete.
Die Sehnsucht nach einem trockenen, warmen Haus beflügelte die müden Füße Morgus’ und der anderen. So gingen sie ohne noch einmal anzuhalten durch viele Straßen und Gassen, bis sie endlich vor einem Wohnhaus anhielten.
04.04.2007, 11:48