An seinen Gegner geklammert spürte Hieronimus, daß dieser bereits nach kurzer Zeit zu wanken begann. Der ihm durch die Stöße zugefügte Schmerz verblaßte endgültig, nachdem er bereits zuvor nur im Hintergrund zu bemerken war. Die Waffe entglitt seinem Gegner. Nur noch wenige Momente. Langsam fiel Primus nach vorne. Hieronimus' Gesicht verzog sich zu etwas, das einem Lächeln gleichkam. Ein Klirren von der anderen Seite verriet ihm, daß er auch nich länger die Kraft hatte, seinen Schild zu halten. Nun müßte er nur noch eine Möglichkeit finden, unbewaffnet die Rüstung zu durchdringen. Er sah eine Faust auf sich zurasen. Zu spät, auszuweichen, selbst für ihn. Hart wurde er seitlich im Gesicht getroffen. Er wurde nach hinten geschleudert, riß Primus mit und über sich.
Der Kampf begann, ihm Spaß zu machen, auch wenn er fürchtete, daß er nicht lange dauern würde. Der Junge war offensichtlich im waffenlosen Aufeinandertreffen nicht geübt, vertraute lieber feige auf seine metallenen Krücken. Doch diese Möglichkeit war ihm nun verwehrt. Neben sich lag das Schwert Primus'. Verächtlich besah er sich im Aufstehen die Waffe. Viel zu schwer, zu langsam... und zu lang. Wie sollte man mit einem solchen Ding die Wunden und die Angst des Gegners spüren? Den Schmerz, den man verursachte? Metall kannte keine Gefühle, keine Emotion, keine Lust am Töten und Verletzen. Keinen Durst nach Blut. Er wischte mit dem Fuß ein wenig Sand über dieses jämmerliche Instrument.
In aller Ruhe drehte er sich zu seinem Gegner, den er jeden Moment bei sich erwartete, sollte er sich trauen, den Kampf auf wahre Weise fortzuführen. Zu seiner Überaschung kniete dieser jedoch ein Stück von ihm entfernt. Er wollte wohl eine Verletzung vortäuschen... Nun, dieser scheinbare Erfolg sollte ihm vergönnt sein. Doch müßte er bald nicht mehr so tun, als wäre er verwundet. Langsam, leicht schwankend, ging Hieronimus auf die erbärmliche Gestalt zu. Wenn er nur einen Weg wüßte, seine Metallhaut zu zerschmettern. Noch ein oder zwei Schritte.
Er war beinahe in Reichweite seines Kontrahenten, und dieser machte immer noch keine Anstalten, von sich aus die Initiative zu ergreifen. Er wollte etwas, worauf er reagieren könnte? Das sollte er bekommen. Schnell legte Hieronimus die verbleibende Distanz zwischen ihnen zurück, trat mit dem linken Fuß nach dem Brustkorb des Anderen, während er mit der holzbewährten Linken zu einem Schwung ausholte, der den Hinteropf seines Gegners zum Ziel hatte. Diesmal würde er nicht so einfach davonkommen. Seine Rechte blieb darauf vorbereitet, einen eventuellen Fausthieb abzufangen.
Ein unerwartetes Aufblitzen von Metall machte ihn auf die ihm abgewandte rechte Hand von Primus aufmerksam. Verdammt, woher hatte dieser Bastard einen Dolch? Wie in Zeitlupe glaubte er, das Ding sich auf sein linkes Bein zubewegen zu sehen. Schneller, als sein Tritt sein Ziel finden würde. Zu spät, diesen Angriff abzufangen, oder ihm auszuweichen, er war in seiner eigenen Bewegung gefangen. Auf den nächsten wäre er vorbereitet, doch dieser würde treffen.
Er hatte ein Problem, wenn auch kein gravierendes.
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