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Duell: Hieronimus vs. Primus
Anonymous

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Beitrag #3
 
Mit dröhnendem Schädel saß Hieronimus in den Katakomben des Kolloseums. Mag sein, daß der Wein, dem er am vorhergehenden Abend oft zugesprochen hatte, seinem Zustand nicht gerade förderlich war, jedoch war es wohl weniger verheerend, als die darauf folgende Schlägerei. Noch immer war ihm nicht ganz klar, wie es eigentlich dazu gekommen war, daß er, mit einigen Habseligkeiten, die bestimmt nicht die seinen waren, dsas Gesicht in einer Pfütze, erwacht war. Mühevoll war ihm eingefallen, daß ein Kampf im Kolloseum der Anlaß für das Gelage war, und so hatte er sich dorthin begeben. Sein Kopf schien Zentner zu wiegen. Für das nächste Mal, sofern es denn dazu kommen sollte, hätte er etwas gelernt.
Doch zumindest einen Vorteil bot die betäubende Wirkung des Alkohols, die er noch immer verspürte; seine Besorgnis war verschwunden.
Während er sich auf seine Kniee aufstützte, und versuchte, herauszufinden, wie lange er in dieser Nacht wohl Schlaf gefunden haben mochte, erklang weit entfernt die Stimme einer Verantwortlichen. Er konnte die Worte nicht verstehen, aber irgendwo in sich dachte er, daß das wohl bedeutete, es wäre bald an ihm, die Kampfstätte zu betreten. Das ungeduldige Klopfen an der Tür, das im Hintergrund bereits seit einigen Minuten anhielt, und langsam intensiver wurde, schien das zu bestätigen.
Er setzte sich ruckartig auf, stieß sich an der Wand hinter sich und kämpfte erfolgreich gegen die Ohnmacht an. Es war Zeit.
Seine Ausrüstung lag vor ihm. Warum, wußte er nicht genau. Er wählte zwei gebogene, etwa unterarmlange Klingen als Waffe aus. Leichte, griffige Waffen, wohl das beste für die vorliegende Situation. Als nächstes zwängte er sich nach mehreren Versuchen in einen ledernen Brustharnisch, der zumindest ein wenig Schutz bieten sollte. Dann legte er seinen langen, zerschlissenen Umhang ab, und tauschte ihn gegen einen bis zu den Hüften reichenden aus, der in ähnlichem Zustand war.
Plötzlich wurde ihm bewußt, daß kein Schild oder ähnlich schutzversprechendes in seinem Besitz war. Entschlossen, sich von solchen Kleinigkeiten nicht beunruhigen zu lassen, brach er aus der Holzpritsche, auf der er gesessen hatte, ein Brett heraus, brachte es auf eine erträgliche Länge, riß aus seinem Umhang einige Streifen Stoff heraus, und zurrte das Holz um seinen linken Unterarm. Dies sollte genügen, auch wenn eine leichte Taubheit in seiner Hand aufstieg.
Er griff nach seinem Helm aus Bronze und setzte ihn sich auf seinen Kopf. Das Klingeln in seinen Ohren und die Benommenheit bewogen ihn dazu, diesen Kampf ohne Kopfbedeckung auszufechten.
Unbeholfen tastete er nach seinen Klingen und ging zur Tür. Den mißmutigen Blick der Wache erwiederte er mit einem ebensolchen, brummte etwas unverständliches und ging in die Richtung, aus der die Stimmen, der allmählich ungeduldig werdenden Menge kamen.
Unter dem Torbogen, der den Eingang in die Weite der Arena bildete, und zu dem ihn die Wache geleitete, blieb er kurz stehen. Er atmete einen Moment lang durch. Ein Kampf stand ihm unmittelbar bevor, ein Kampf unter ehrlichen Mitteln, über die das Volk von Rom wachen würde. Ein Kampf, den sein Kontrahent möglicherweise nicht überleben würde. Dies wiederum bot die verlockende Möglichkeit, sich der Waffen des Gegners zu bemächtigen. Eine willkommene Bereicherung. Kein Zweifel, er würde diesen... diesen... wie immer der Kämpfer, der dort am anderen Ende der Arena Aufstellung genommen hatte, auch heißen mochte, er würde ihn besiegen. Das war ihm spätestens seit dem letzten Abend klar.
Größere Sorgen machte ihm die Frage, ob während des Kampfes seine Kopfschmerzen seinen Schädel sprengen würden.
Er trat aus dem Schatten. Die Strahlen der Sonne trafen ihn sofort und unbarmherzig. Wie unter einem Schlag stöhnte er auf. Das Dröhnen hinter seinen Schläfen nahm Dimensionen an, der er kaum für möglich gehalten hätte. Durch einen Schleier nahm er seinen Gegner wahr, der auch langsam ein paar Schritte in die Stätte des Kampfes machte. Warum ging es ihm nicht ebenso?
Hieronimus taumelte einige Schritte weiter, stetig nach Luft ringend. Zu seinem Glück war die Menge, die die Tribünen säumte, nicht so groß, wie in den Schlachten, die bekannte Gesichter hier ausfochten. Dennoch nahmen ihm ihre aufgeregten Jubelschreie beinahe den Verstand.
Er wiederstand der Versuchung, sich einfach fallenzulassen, und verharrte keuchend, mit dem Versuch, wieder zu Sinnen zu kommen. Seine Arme begannen, unwillkürlich zu zittern. Das Schwert in seiner Linken entglitt seinen Fingern. Die Schatten vor seinen Augen begannen, wieder Formen anzunehmen, und ein dutzend Schritte von sich entfernt sah er seinen Kontrahenten; Primus, jetzt war ihm der Name wieder eingefallen, kampfbereit stehen.
Kein Zurück.
Er mußte einen wirklich erbrämlichen Eindruck abgeben, quälte sich ein Gedanke an die Oberfläche. Dennoch konnte es an seinem Sieg keinen Zweifel geben. Mühevoll hob er den linken Arm, um verwirrt festzustellen, daß seine Hand leer war. Befriedigt registrierte er, daß zumindest in seiner Rechten ein vertrautes, in den Augen schmerzendes Glitzern lag.
Es war an der Zeit, der Menge etwas zu bieten.
24.05.2004, 00:09


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