Anonymous
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Beitrag #4
Meine Geschichte für Triple_X, die mich in der zweiten Welle niedergeschlagen hat:
Zitat:Du blödes Vieh!
schallte es gedämpft durch die von ersten Sonnenstrahlen erleuchtete Wüste, gefolgt von Spuck- und Hustgeräuschen. Tirgatao wischte sich den Sand vom Mund und knirschte - dank des Sandes im wörtlichen Sinne - mit den Zähnen. Zu einem berittenen Freundschaftsduell mit Lanze und Schwert hatte Triple_X sie eingeladen. Sie hätte wissen müssen, dass Wüstenbewohner selbst eine so ehrenvolle und traditionelle Sache wie ein berittenes Duell noch verhunzen konnten. Sand und Sonne waren einfach nicht gut für den Kopf. Wirklich nicht.
Unwillig beäugte die junge Frau erneut ihr Reittier. Denn die Wüstenbewohner hatten ihr nicht etwa ein Pferd zur Verfügung gestellt, oder ihr gestattet, ihr eigenes Pferd zu reiten. Nein, sie hatten ihr ein Kamel vor die Nase gestellt. Noch dazu eines, das von einer Amazone als Reiterin noch weniger begeistert schien, als die Amazone von einem Kamel als Reittier.
Wie sonst war es zu erklären, dass sich das Tier mit einem solchen Ruck mit den Hinterbeinen hochgestemmt hatte, dass sie einen ausgesprochen unfreiwilligen Purzelbaum über den Hals und Kopf des Tieres hinweg geschlagen hatte? Tirgatao hätte schwören können, dass das Kamel den Hals und Kopf mit voller Absicht und aus purer Boshaftigkeit tief gehalten hatte, so dass an rettenden Halt nicht zu denken war. Was wollte man von einem Tier erwarten, das unter seinem Sattel nicht etwa einen breiten glatten Rücken, sondern stattdessen einen Höcker hatte?? Nur Wüstenbewohner konnten auf die Idee kommen, sich auf ein Vieh zu setzen, das einen buckligen Rücken hatte!
Leise fluchend machte sich Tirgatao daran, das Tier wieder zum Niederknien zu bewegen - was einfacher gesagt als getan war, da das Kamel sie mit einem Blick bedachte, wie sie ihn vielleicht fauligem Fleisch zugeworfen hätte - und schwor sich, diesmal nicht wieder vornüber... abzusteigen. Sobald das Kamel mit dem Bauch auf dem Sand lag, stieg die junge Kriegerin in den Sattel und lehnte sich augenblicklich leicht zurück, um diesmal der Bewegung des Tieres gegenzusteuern. Ihr Plan ging anfangs auf: Sie wurde zwar ordentlich durchgeschüttelt, als das Tier ruckartig die Hinterbeine unter sich brachte und durchstreckte, doch sie blieb sitzen. Dann stemmte sich das Kamel jedoch augenblicklich auch vorne hoch, schneller, als sie ihr Gleichgewicht wiederfinden und sich leicht nach vorne lehnen konnte.
Diesmal kippte sie hinten vom Kamel, überschlug sich, und landete zielsicher wieder mit dem Gesicht im Sand. Tirgatao war sich sicher, dass das unterdrückte Prusten, das sie deutliche hören konnte, Triples Gelächter war. Grimmig rappelte sich die junge Frau wieder auf. Jetzt erst Recht! Kein buckliges Viech sollte sich rühmen können, eine Amazone besiegt zu haben. Sie würde auf dieses Kamel steigen und sie würde sich mit Triple duellieren, und wenn es das letzte war, was sie tat!
Tirgatao spuckte Sand aus und versuchte ihn aus ihrer Kleidung zu schütteln, doch ihr wurde schnell klar, dass sie mit dem Knirschen zwischen den Zähnen und dem Kratzen unter der Kleidung würde leben müssen, wenn sie sich nicht bis auf den Tod blamieren und nackt ausziehen und mit Wasser übergießen wollte.
Die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepresst, die Augen starr auf das Kamel gerichtet, zwang die Amazone das Tier erneut in die Knie. Gut, in Wahrheit war es der Stallmeister, der wohl Mitleid mit der armen Irren (oder Angst um das Überleben seines Kamels, immerhin war die Frau ja mit einem Schwert bewaffnet) hatte, der dem Kamel schließlich das Niederknien befahl - nicht, dass Tirgatao diesen Befehl nicht schon mehrfach ausgesprochen hatte, doch bei ihr hätte das Tier desinteressierter nicht sein können, während es bei dem Hünen von einem Mann sofort zu Boden sank. Die Amazone fragte sich, ob gegrilltes Kamel wohl schmeckte.
Wieder stieg die Amazone auf, sich mit einer Hand am Sattel festhaltend, die andere zu Balancezwecken frei, und lehnte sich leicht nach hinten. Sofort ruckte das Kamel mit dem Hinterleib nach oben, eine Bewegung, deren Ruck die Amazone leicht schwankend ausgleichen konnte. Diesmal war sie geistesgegenwärtig genug, sich gleich im nächsten Moment armrudernd nach vorne zu lehnen, um der nächsten Bewegung des Tieres entgegenzuwirken.
Ein zweiter heftiger Ruck, und das Tier stemmte sich vorne hoch. Die Amazone fiel nach hinten, bis nur ihre Hand sie noch am Sattel hielt, und musste sich mit Einsatz ihrer Beine und Arme wieder gerade in den Sattel arbeiten. Inzwischen war das Gelächter hinter vorgehaltenen Händen nicht mehr zu überhören, und das Gesicht der Amazone glühte, was hoffentlich alle als Folge der Anstrengung interpretieren würden.
Ein rotgesichtiger Stalljunge, um dessen Mundwinkel es ausgesprochen verdächtig zuckte, reichte ihr schließlich die lange, dünne Lanze mit der gepolsterten Spitze. Tirgatao und Triple trugen verstärkte Lederharnische, und die Lanzen waren so gearbeitet, dass sie bei einem direkten Treffer brechen würden. Die Amazone lauschte aufmerksam, während der Stallmeister ihr erläuterte, wie sie dem Kamel Befehle zum Beschleunigen, Bremsen und Richtungswechsel geben konnte, und beim Anblick ihres mit den Ohren spielenden Reittiers war die junge Frau fast versucht, den Hünen zu fragen, ob er nicht nebenherlaufen und das Tier selbst befehligen wollte, da es bisher nicht die geringste Neigung gezeigt hatte, ihr auch nur zuzuhören. Nur der Gedanke, wie sehr sie das zum Gespött machen würde - noch mehr, als bereits geschehen, hielt sie vom Fragen ab. Es würde eben gehen müssen.
Tirgatao sah Triple sich gegenüber Aufstellung nehmen, während sich Stallmeister und Stallburschen entfernten, und die Zuschauer sich mit gewissem Sicherheitsabstand aufstellten. Die Amazone nickte ihrer Gegnerin zu, senkte die Lanze, und trieb mit nervös angehaltenem Atem ihr Kamel an.
Im nächsten Moment wäre sie vor Schreck fast heruntergefallen, denn ihr Kamel hatte sich tatsächlich auf ihren Befehl hin in Bewegung gesetzt. In schnelle, schwankende Bewegung, die mit einem Ritt auf einem Pferd absolut gar nichts zu tun hatte. Die ersten paar Meter war die einzige Beschäftigung der Amazone, einen Sturz zu vermeiden, doch dann machten sie die Rufe des Publikums stutzig und sie konzentrierte sich auf ihr Reittier - das in bestem Kameltrab, denn selbst ein Kamel konnte keinen so unruhigen Galopp haben, weit an Triple vorbei und in die Wüste hinaussteuerte.
Das Kamel gab Grunz- und Prustlaute von sich, die für Tirgatao nach irgendetwas zwischen tiefster Zufriedenheit und schallendem Kamellachen klangen, und trabte fröhlich weiter, wobei es seiner Reiterin alle Knochen durchschüttelte. Ihre Befehle, zu wenden, langsamer zu werden, anzuhalten, verhallten wirkungslos in der Wüste, und da der Stallmeister sich entfernt hatte, war gerade niemand in der Nähe, um das Mistvieh anzuhalten.
Die Amazone hielt sich weiter am Sattel fest, ganz sicher wollte sie nicht im vollen Kameltrab von ihrem Reittier stürzen und wer weiß wo landen, und drehte den Kopf weit genug, um zu Triple zurückzurufen
Nächstes Mal duellieren wir uns auf meine Art!
Es war offensichtlich eine dumme Idee, denn im nächsten Moment ruckte der Sattel unter ihr zur Seite, das Kamel musste etwas ausgewichen sein, und Tirgatao segelte zu Boden. Ihr Kopf traf etwas Hartes und es wurde schwarz um sie…
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