Anonymous
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Beitrag #3
Nun für den dritten der drei Bezwinger: -Tigger- von Drachensturm
Zitat:Sie war erschöpft. Ihr rechter Arm, ihr Waffenarm schmerzte heftigst, die Finger krallten sich nur noch um den Griff. So richtig Schwung in die Schläge konnte sie schon seit einiger Zeit nicht mehr legen. Ihre Wunden von den vorhergehenden Schlachten waren nur behelfsmäßig verbunden. So richtig hatte sich niemand darum kümmern können in der Zeit, die ihnen zwischen den Angriffen geblieben war. Aber nicht nur ihr ging es so, auch den anderen ein-und-zwanzig. Sie waren alle schon seit wenigen Stunden nach Mitternacht auf den Beinen und nun war es erneut Abend.
Priscylla ächzte unter der Last der Lederrüstung. An sich war sie das Tragen von Rüstungen gewohnt, auch von Lederrüstungen, die an sich ja die leichtesten Rüstungen waren, wenn auch nicht die bequemsten. Bequemer waren eindeutig Kettenhemden. Doch am heutigen Tag hätte sie die schwere Last über so viele Stunden nicht auf den Schultern tragen können. Das große Manko der Lederrüstungen machte sich aber jetzt auch so stark bemerkbar, dass sie sich am liebsten hätte hinlegen mögen und lange nicht mehr aufstehen mögen. Die Riemen der Rüstung rieben durch die Stofflagen des Gambesons und sie wusste, dass die Haut darunter aufgerissen und blutig war.
Doch sie war sich auch ihrer Position bewusst. Wenn sie einknickte, würden ihre Kriegerinnen auch nicht länger stehen. Sie als Kriegsministerin hatte stehen zu bleiben, um den anderen Mut zu machen. Sie war in dieser Hinsicht genau so wichtig wie die Königin und die Ares-Priesterin, die dem Kriegsgott diente. So schwang sie ihre Axt als die Gegner soweit heran waren. Die Gegner waren fünf Männer. Nur fünf.
Doch waren sie bester Verfassung, hatten sich zwar nicht ausgeruht auf ihrem Weg zu ihnen, doch sie waren weder verwundet noch sahen sie so in Schweiß gebadet aus, wie die meisten der Amazonen. Es musste fürchterlich riechen auf dem Schlachtfeld. So viel Blut und Schweiß wie geflossen war an diesem Tag, Priscylla ekelte sich regelrecht bei dem Gedanken daran. Doch die Angreifer waren es genau so wie sie selbst gewohnt. Wieso also kam es ihr jetzt auf einmal hoch?
Bei dem ersten Aufeinandertreffen der Gegner stieg in der Ministerin die Frage auf, ob es in Ares Sinne war, dass sie wartete, bis einer der Gegner frei war und alleine da stand oder ob sie in dieser Situation nach den Ereignissen heute mit mehr als einer auf die Gegner losgehen durften. Sie, die Amazonen waren in der Übermacht, mehr als vier zu eins. Und doch wusste sie, dass ein Wunder geschehen musste, wenn sie gewinnen wollten. Und eigentlich wollten sie das auch.
Doch Zeit war keine, um die Arespriesterin zu fragen, nebenbei war diese schon in den Kampf verwickelt. So blieb ihr selbst etwas Zeit, sich das herabrinnende Blut aus den Augen und vom Mund zu wischen. Der metallische Geschmack der lebenswichtigen Flüssigkeit lag seit Stunden in ihrem Mund und sie dachte nicht mehr besonders gewichtet daran. Die Wunde zog sich über ihre Stirn und jetzt, da sie wieder in Anspannung geraten war, das Blut wieder stark pulsierte, floss es erneut aus der aufbrechenden Wunde, gemischt mit Schweiß.
Es waren die letzten Abendstrahlen der Sonne, die das Feld stark beleuchteten und eine Blendung hervorriefen. Sie zwinkerte und als sie wieder richtig auf das Schlachtfeld sehen konnte, den Kopf leicht gesenkt, um die Haare, strähnig und verschmiert, vor die Strahlen zu zwingen, sah sie auf dem Boden ihre Schwestern liegen. In ihr wallte die Hitze auf und ein Schrei, so laut wie an diesem Tag noch nicht, erklomm ihre Kehle und bahnte sich den Weg ins Freie. Sie hob die Axt und stürmte auf einen der Männer zu. Sie wusste, dass es -Tigger- von den Drachenstürmern war, sie wusste, dass er wusste, wer sie war.
Wut ballte sich in ihr zusammen und der Schlag ging auf -Tigger- nieder. Sein Lächeln wirkte arrogant, überlegen, siegesgewiss. Und das spornte sie an, genau das fokussierte ihre Wut, ihre Kraft, die sich zusammenzog aus den Stellen, die sie ausgelaugt dachte.
Sie war wie im Trance, wusste wo er schlagen würde, parierte seine Schläge. Es war als habe sie eine direkte Verbindung zu ihm und als sei es ein Geschenk der Götter, dass sie alles all seine Bewegungen im Voraus wusste. Doch durch seine Deckung brach sie auch nicht durch. Schließlich, sie sah es kommen: Ein Hieb seines Schwertes fuhr auf sie nieder. Sie schaffte es die Wucht abzumindern, indem sie ihre Axt in die Schlaglinie des Schwertes führte. Doch der Schlag an sich ließ sich nicht blocken. Er ging gemindert auf ihren Arm nieder. Der Schmerz durchfuhr sie, Tränen schossen ihr in die Augen und ein Schmerzenslaut entfuhr ihr. Es war ein Wimmern, ein Betteln an die Götter Einsicht zu haben und all das, den ganzen Tag vorbei sein zu lassen. Und doch wollte sie -Tigger- ihre Schwäche eigentlich nicht zeigen.
Ihre Zähne knirschten, als sie sie aufeinander biss. Doch der vorangegangene Schlag war zu hart gewesen, hatte sie aus der Konzentration gerissen. Nun folgte der zweite, der ihr in den Oberschenkel drang. Die Lederrüstung hielt ihn nicht, das Leder war zu schwach. Blut sickerte aus der Wunde, floss an dem Schwert entlang, dass -Tigger- siegesgewiss langsam nur wieder herauszog. Er grinste, ein wenig wehmütig, als habe er Mitleid mit der Frau. Dieser Ausdruck verschwand rasch wieder und das Arrogante kehrte zurück in seine Augen. Als das Metall das Fleisch verließ, sprudelte das Blut nur so und Priscylla spürte die Schwäche, die ihr Bein packte. Lange, das wusste, sie, machte sie nicht mehr durch. Sie schwang ihre Axt, versuchte einen vernichtenden Treffer zu setzen und doch wusste sie, dass es ihr unmöglich war. Anstelle ihres vernichtenden Treffers setzte er den letzten Schlag. Ihre Schulter wurde von Schmerz zerfressen und sie ging in die Knie, die Axt kraftlos sinken lassend, aus den Händen fallen lassend.
-Tigger- stand da und grinste. Zwei nun hatte er schon niedergestreckt und es warteten noch einige auf ihn. Priscylla konnte sich nun nicht mehr wehren, ihr rechter Arm war nicht mehr zum Kampf zu gebrauchen, nicht heute und wenn sie nicht Glück hatte dann nie mehr. Er grinste und schaute in das Licht. Das Licht schwenkte seltsam herum und erfasste die kniende Amazone, die um ihr Gleichgewicht rang. Sie schloss langsam die Lider und kraftlos sackte sie vornüber.
Ein lautes „CUT“ ertönte und langsam richtete sich die Darstellerin der Amazone wieder auf. Angewidert fuhr sie mit den Fingern durch das Haar, das regelrecht vom Kopf abstand, dermaßen viel Kunstblut war in es geschüttet worden. Die aufgeschminkte Wunde am Kopf juckte und dieses Outfit passte einfach nicht zu ihr. Der Darsteller der männlichen Hauptfigur reichte ihr die Hand und zog sie hoch. Ihm hingegen stand das Kostüm des Kriegers sehr gut.
Er war genau so müde wie sie, war er doch auch schon seit Tagesanbruch hier am Set. Die Holzpallisaden im Hintergrund, deplaziert in dieser Landschaft, das Kamerateam und im Hintergrund die Wohncontainer der Crew. Sie lachten sich an und hofften, dass es das nun war. Doch der Regieassistent kam zu ihnen mit der Order: „War noch nicht gut genug. -Tigger- hat ein Herz für die Amazone. Dein Lächeln war einen Tick zu arrogant. Und die Amazone darf nicht so schnell umfallen. Vielleicht setzen wir den Cut auch in dem Moment, wo sie die Augen schließt. Dafür brauchen wir aber Zeit! Also zurück an die Positionen und die letzte Teilszene noch einmal!“
Sowohl er wie auch sie seufzten und stellten sich an den Stellen auf, die gesondert markiert waren, an die sie schon so oft am heutigen Tag zurück-komplementiert worden waren. Vielleicht würden sie heute fertig werden, vielleicht aber würden sie auch morgen noch an dieser Szene drehen. Dann würden sie beide vorher wieder Stunden lang in der Maske sitzen...
Die Szene wurde neu angesagt und Helfer zupften an ihren Kleidungsstücken, damit sie richtig saßen. Die Maskenbilder zogen die geschminkten Wunde nach und träufelten noch etwas Kunstblut auf die Stirn der Amazonendarstellerin. Dann zogen sie sich blitzschnell zurück und die Klappe fiel. In das Gesicht -Tigger-s schlich sich wieder dieser Ausdruck: Sein Lächeln wirkte arrogant, überlegen, siegesgewiss.
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