Beitrag #6
Rael saß an ihrem Schreibtisch, der Hahn draußen hatte bereits mehrere Male gekräht und Rael konnte nicht umhin, sich aus dem warmen Bett zu schälen. Es gab vieles zu tun, so hatte sie sich gleich einen wollenden Übermantel angezogen und sich wieder an den Schreibtisch gesetzt. Der Federkiel und das Fäßchen mit Tinte hatte nicht lange allein auf dem Schreibtisch gelegen, nicht lange hatte Rael im Bett verweilt. Sie seufzte, tunkte den Federkiel in die Tinte und schrieb den Brief an eine der Botschaften weiter. Raels Haar stand wirr vom Kopf ab, ihre beiden grauen Strähnen waren in diesem Licht der aufgehenden Sonne gut zu erkennen. Sie selbst hätte sich am liebsten noch einige Stunden im Bett herum gedreht, wußte sie doch, was ihre Pflichten waren und so war sie dann doch aufgestanden. Ein Tintenklecks zierte bereits Raels Wange. Wenn jetzt jemand dachte, Rael wäre ungepflegt und hätte sich nicht gewaschen, der tut falsch an dieser Vermutung. Sie hatte sich ausgiebig gewaschen, doch schrieb Rael meist mit absolutem Körpereinsatz, so dass es nicht lange brauchte, bis die Fingerkuppen und auch ein Teil der Tinte auf der Wange gelandet waren.
Es klopfte an der Tür und Rael streckte sich, stand auf und wandte sich an die Tür. Ein Bote verneigte sich vor ihr und schien fast schuldbewußt, als er Raels Aufzug gewahr wurde.
"Verzeiht Herrin, doch ich habe eine Botschaft vom Proconsul! Es ist wichtig!", sprach er sich immer wieder verneigend.
Rael lächelte beruhigend und nahm das, ihr hingehaltene, Pergament entgegen.
"Ich nehme nicht an, dass Unforgiven auf eine Antwort wartet?", sprach sie, als sie bereits das Siegel erbrach. Der Bote schüttelte den Kopf, verneigte sich abermals und entfernte sich. Rael schloß hinter ihm die Tür und blieb im Flur stehen, während sie die Nachricht las. Unforgiven bat sie um Hilfe, eine wichtige Mission. Rael runzelte die Stirn, denn dies klang nicht wirklich gut. Sie blickte auf, als die alte Frau, Freya, ihre Haushälterin das Zimmer betrat.
"Freya, ich denke, ich werde wohl eine Zeit lang verreisen. Achte bitte gut auf Mireya und wenn etwas ist, wende Dich an einen der Ordensritter! Laß Typ bitte Feuervogel satteln und sei so gut und packe mir ein Bündel Proviant, danke!"
Rael legte das Pergament zu den bereits bearbeiteten Pergamenten und rannte mit wehenden Röcken die Treppe hinauf. Im Laufen bereits hatte sich Rael des Übermantels entledigt, pfefferte diesen im ersten Stock auf ihr Bett und begann sich in Windeseile anzukleiden. Lederhose, weißes Leinenhemd, schwarzes Mieder und festes Schuhwerk zog Rael an. In Eile packte sie ihren Reiserucksack, packte einige Wechselkleidung ein, denn schließlich wußte sie nicht, wie lange sie unterwegs sein würden. Die Lederrüstung, sowie die Rückenschwertscheide folgte. Kurz überprüfte Rael den beiden Langschwerter, bevor sie diese in die Schwertscheide schob, war sie doch mit deren Beschaffenheit zufrieden, insofern dies ein Laie überhaupt beurteilen konnte. Rael polterte abermals die Treppe hinab, dieses mal doch etwas schwerfälliger. Sie hüllte sich in ihren Mantel, lächelte Freya noch einmal zu, nahm sich den Rucksack und den Proviantbeutel und ging nach draußen.
Feuervogel wurde bereits von Tyr zum Garten gebracht und der stattliche Hengst, warf bereits in Vorfreude auf ein kleines Rennen den Kopf in die Höhe und schnaubte. Dieaufgehende Sonne brachten die Silberverzierungen auf dem schwarzen Leder von Zaum und Sattel zum blitzen und das Blau der Satteldecke schien besonders leuchtend. Rael grinste und begrüßte Feuervogel mit leichten Frotzelein. Sie verstaute Rucksack und Proviant und stieg auf. Feuervogel scherte leicht aus, wollte er doch sogleich losgallopieren, doch Rael bremste ihn noch. Noch würden sie sich in der Feste Orthanc einfinden, wie so manch anderer, dann erst würden sie sich in das Abenteuer geben. Rael gab Feuervogel mit leichtem Schenkeldruck zu verstehen, dass es nun losging und schnaubend trabten beide zur Feste. Die Hufe hallten in den noch leeren Straßen Minas Bellorum wieder und so manch ein Händler wunderte sich über die frühe Aktivität. Rael nickte den Herren und Damen freundlich zu, war ihr Ziel doch die Festung.
Als sie nach einigen Minuten Ritt durch Minas Bellorum die Festung erreichte, waren bereits einige andere Ordensstreiter anwesend und Rael nickte den Anwesenden zu. Sie führte Feuervogel zu den anderen, reihte sich ebenfalls ein und wartete.... Wartete darauf, dass es bald losgehen würde.. wohin auch immer, mit welcher Aufgabe auch immer... Wie hieß es so schön... Für den Orden... Für das Gute, für die Freiheit....
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