Anonymous
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Beitrag #5
Nun mußte Glob nur noch zu den auf und hinter der Theke verweilenden Getränken kommen. Wie bei den Großfüßen üblich, hatte auch hier keiner an eine eigene Theke für Gnomlinge gedacht. Glob rieb sich seine lange Nase und legte nachdenklich den Kopf schief. Er hatte beim besten Willen keine Lust, von seinem Stuhl zu rutschen und dann mühsam die Theke wieder hinauf zu krachseln. Wie also an die Erfrischung gelangen?
Wie ein Blitz durchfuhr es den Gnomling. Über die Tische natürlich! Die Möbel bildeten eine perfekte, wenn auch etwas schwer zu begehende Brücke zur Theke. Ohne zu zögern stellte sich Glob auf die Sitzfläche seines Stuhls und krabbelte von dort auf die Tischplatte. Abschätzend betrachtete er die Stellung der Möbel und suchte sich den kürzesten Weg zur Getränkeausgabe aus. Bis auf eine Ausnahme waren alle Tische die der Gnomling für seinen Weg benötigte glücklicherweise unbesetzt. Diese Ausnahme bildete der von der soeben angekommenen Amazone in Beschlag genommene Tisch. Doch das war Glob egal, die dort sitzende Großfüßin würden die Notlage des Gnomlings ja wohl verstehen...
Der Knirps holte zweimal tief Luft und spurtete dann so schnell er konnte über die Tischplatte. Mit einem kühnen Sprung überwand Glob den Zwischenraum und landete sicher auf dem nächsten Tisch. Ohne zu zögern raste der Gnomling weiter und hüpfte elegant auf den folgenden Tisch. Jetzt war er nur noch zwei Möbelstücke von seinem Ziel entfernt und so joggte er frohen Mutes ans andere Ende der Tischplatte. Die dort sitzende Großfüßin schien gerade innig in sich gekehrt, sie würde bestimmt überhaupt nicht merken, wenn Glob einmal kurz über ihren Tisch trippelte. Zu Hause im Gnomlingsdorf waren über die Tische laufende Gnomlinge fast an der Tagesordnung, warum sollten sich also die beiden Großfüße daran stören?
Von freudiger Erregung auf sein bevorstehendes Getränk durchströhmt landete Glob mitten auf dem Frühstücksbrett der Amazone. Mit einer Brotscheibe am Fuß und einem fröhlichen „Äntschuldiegung main Froilain!“ auf den Lippen flitzte der Gnomling zielstrebig weiter über die Tischplatte und segelte mit einem gekonnten Hopser auf den letzten Tisch zu, der ihn noch von der Theke und damit von einem erfrischenden Trunk trennte.
Leider kam der Gnomling bei seiner Landung Dank dem an seinem Fuß klebenden Brot ins rutschen und schlidderte laut quietschend auf das Ende der Tischplatte zu. Dadurch verpasste der Knirps den richtigen Moment zum Absprung und flog überrascht kreischend auf die Theke zu, gegen die er kaum eine Sekunde später auch mit einem lauten Knirschen krachte.
Reflexartig versuchte Glob sich irgendwo festzuhalten, was ihm glücklicherweise auch gelang. Wild mit den Beinen in der Luft stramplend hing der Gnomling an der Theke und versuchte krampfhaft sich an selbiger empor zuziehen. Endlich fand er mit den Füßen etwas Halt und schaffte es, sich unter Anspannung aller seiner Muskeln mit letzter Kraft auf die Theke hinaufzuziehen. Einige Sekunden blieb der Gnomling einfach nur schwer atmend auf der Theke liegen, sobald er wieder zu Atem gekommen war, würde er sich nach einem ihm schmackhaften Getränk umsehen. Dann würde der Tavernenbesuch doch hoffentlich etwas angenehmer werden...
In diesem Moment schob eine zierliche Hand, deren Innenseiten mit Schwielen bedeckt waren, welche den häufigen Gebrauch von Bogen und Schwert verrieten, sanft einen kleinen Becher süßen Mets über die Theke in die Richtung des Gnomlings, so dass dieser direkt vor dessen Nase plaziert wurde und pflückte sodann ein paar Brotkrümel und Essensreste von demselben und aus dessen Haar.
„Lange ist es her, dass wir uns sahen... nicht wahr, Glob?“
Breit grinste die Besitzerin der Hand den kleinen Wicht an und lehnte sich mit den Ellenbogen auf die Ablagefläche.
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08.05.2008, 22:03 |
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