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"Die Schatten am Fluss"
Anonymous

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Beitrag #3
 
Am zweiten Tag ihrer Reise hatte sich das Wetter wieder verschlimmert. Es war zwar wärmer geworden, jedoch verwandelte sich dadurch der Schnee in Hagel und prasselte wütend auf Morgus und die Gruppe nieder. Es musste kurz vor Mittag gewesen sein – Morgus konnte bei dem Wetter nicht genau sagen wie spät es war, da die Wolken den Tag verdunkelten – als die Gruppe beschloss sich in einer Höhle niederzulassen. Das Wetter bereitete der Gruppe Sorgen, da sie, wenn es so weiter stürmt wohl kaum in Bratuspantium ankommen würden, bevor es dunkel wird. Nur Britas konnte das Wetter nichts anhaben.
„Je mehr es vom Himmel schüttet, desto mehr schüttet er in sich hinein“, sagte sein Bruder Dumerius mit einem Lächeln. Seine abweisende Art hat ein wenig nachgelassen, doch sein scharfer Blick zeugte immer noch von seiner Vorsicht. Nach einiger Zeit hat die Gruppe es sich ein wenig in der Höhle gemütlich gemacht. Nun saß man am Feuer und beriet sich, wie es weiter gehen soll.

„Ich weiß sowieso nicht, warum wir hier halten. So schlecht ist das Wetter doch gar nicht“, rief Britas in die Runde.

„Für einen einfachen Reisenden vielleicht nicht“, bemerkte Varia, die gerade von ihrem Wagen herüberkam, „aber meinen Karren wird’s umhauen, wenn ich ihn jetzt nach draußen bewege! Außerdem brauchen die Tiere rast! Ich werde auf gar keinen Fall weitergehen, solange das Wetter weiter so verrückt spielt!“

Morgus, der öfter in den Wäldern, als in den Städten umhergeht wusste, dass sie es bei dem Wetter niemals vor Einbruch der Nacht bis nach Bratuspantium schaffen würden, solange sie Vieh und Karren dabei haben. Und seinen alten Moppel wollte er wegen eines blöden Sturmes nicht zurücklassen. Trotzdem bereitete ihm die Höhle Sorgen. Schon beim Betreten bemerkte er ein paar Fußspuren, die von zwei evtl. drei Männern stammen müssen und noch keinen Tag alt sind.
„Ich denke wir sollten hier bleiben!“, sagte er schließlich, „Mit dem Vieh kommen wir niemals rechtzeitig in Bratuspantium an und außerdem sind wir hier einigermaßen vor dem Wetter geschützt.“

„Und was ist mit den Leuten, die vor uns hier waren?! Was wenn sie zurückkommen?!“
, fragte Adilia ihn. Morgus war überrascht von der Frage, da er nicht glaubte, dass irgendwer aus seiner Gruppe ebenfalls so gut Fährten lesen konnte, wie er. Schon wieder hatte die junge Kriegerin ihn überrascht. Und nicht nur ihn, wie sich herausstellte. Der ganze Rest der Gruppe guckte sich ungläubig an und es erklang immer wieder ein flüsterndes „Hier waren Leute?!“.
Nach kurzer Zeit übernahm Morgus wieder das Wort:
„Dir sind dir die Spuren also auch aufgefallen?!“ – Adilia nickte mit einem kleinen Siegeslächeln. „Du hast natürlich Recht!“, fuhr Morgus fort, „Hier müssen spätestens heute morgen noch Leute – Männer schätze ich – gelagert haben. Mindestens zwei, maximal vier! Aber wenn es sich um Wegelagerer oder Ähnliches handelt, dann sind wir draußen genau so unsicher, wie hier.“ Morgus machte eine kurze Pause und musterte die Mienen der anderen. „Mein Vorschlag wäre daher, über Nacht hier zu bleiben und Wachen aufzustellen, mindestens zwei! Morgen können wir weiter, auch wenn das Wetter sich nicht bessert!“
Dieser Vorschlag stieß bei allen mehr oder weniger auf Zustimmung. Bisauf – natürlich – beim selbsternannten gegen-den-Strom-schwimmer Britas, der immer noch nicht verstand was an einem Wind der Bäume umknicken kann so gefährlich sein soll.

Nachdem die Wachen eingeteilt wurden, ging Morgus mit Arolix auf Jagd. Mit Pfeil und Bogen, sowie kleinen Messern bewaffnet gingen sie hinaus in den Wald. Im aufgeweichten Boden konnte Morgus die Spuren leicht erkennen und folgte frischen Spuren eines Rehs, welches sie am Rande einer kleinen Lichtung entdeckten.
„Wir machen Folgendes Arolix:“, sagte Morgus ohne ihn anzugucken, „Ich werde mich so lautlos wie möglich auf die andere Seite der Lichtung begeben und…“ Er wurde vom Surren einer Bogensehne unterbrochen und schaute kurz zu Arolix hinüber, der seinen Bogen schon wieder einpackte und dann zurück zum Reh, welches mittlerweile mit durchschossenem Hals am Boden lag. Und eh’ er sich versah kniete Arolix schon daneben und versetzte es mit seinem Messer den letzten Hieb. Dann nahmen sie das Tier gemeinsam aus. Morgus erkannte die Routine, mit der Arolix die Innereien des Tieres entfernte.
„Wie hast du so jagen gelernt?!“, fragte er ihn schließlich.
„Du vergisst, dass ich von den Lingones abstamme. Dort bekommt man schon als Kind das Jagen beigebracht.“, antwortete Arolix nüchtern.
Diesen Umstand hatte Morgus in der Tat vergessen. Die Lingonen waren, wie eigentlich alle gallischen Stämme dafür bekannt hervorragende Jäger zu sein. Als sie fertig waren suchten sie sich einen langen geraden Ast und transportierten das Reh zur Höhle zurück.
18.01.2007, 14:03


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"Die Schatten am Fluss" - von Anonymous - 24.12.2006, 00:35
[Kein Betreff] - von Anonymous - 15.01.2007, 21:27
[Kein Betreff] - von Anonymous - 18.01.2007, 14:03
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[Kein Betreff] - von Anonymous - 04.04.2007, 11:48