Beitrag #2
„Askaarel braucht eure Hilfe“
„Horden von mordlustigen Schlächtern verwüsten es. Sie rauben und brandschatzen das Land. Die Bewohner von Askaarel werden vernichtet, die Flut kann nicht mehr fließen, alles geht zugrunde."
„Befreie die Flut....“
Tiefgreifende Worte, einst gesprochen von einem Wesen, welches sich das Portal nannte. Nun nur noch Wortfetzen, dessen Rythmus von einem kleinen Männchen mit einem Hammer an die Innenseite eines Kriegerinnenschädels geklopft wurde:
„Befreie die Flut, befreie die Flut, befreie die Flut.....“
„Befreie die Flut!“ Mit einem Aufschrei auf den Lippen schreckte die Kriegerin aus ihrem unruhigen Schlaf hoch. Mit kerzengeradem Rücken und aufgerissenen Augen setzte sie sich auf, in die züngelnden Flammen starrend, die von dem kleinen Lagerfeuer zu ihren Füßen ausgingen.
Ein Schnarchen neben ihr war es, welches sie in die Wirklichkeit zurückbrachte. Erleichtert drehte Babe ihren Kopf und gab dem Mann, der neben ihr auf dem Boden lag, einen unsanften Knuff, so dass dieser sich mit einem Knurren umdrehte und weiterschlief.
Für einen Moment ging über die vollen Lippen der Frau ein amüsiertes Zucken. Nichts und niemand hatte Blade 7 je seinen Schlaf rauben können. Weder die zurückliegenden Abenteuer noch die bevorstehende Aufgabe hatten ihn je aus seiner stoischen Ruhe bringen können. Der Recke schlief immer den Schlaf des Gerechten, so als gäbe es keine Tarcks oder fünf Schwestern, die es zu retten galt.
Nach einem kurzen Blick über ihre schlafenden Gefährten und auf Lonely Wolf, der mit Ragnar an der Seite unweit von ihnen auf einen Stein saß, um Wache zu halten, legte sich Babe wieder zurück auf die harte Erde. Nachdenklich wandte sie ihren Blick dabei zu den Sternen, die sich in ihrem Himmelszelt über die kleine Gruppe Gladiatoren spannte. Es war eine schöne Gegend, in die es sie momentan verschlagen hatte. Hohe Berge, dessen schneebedeckte Wipfel etwas erhabenes ausstrahlten, standen in im Norden. Die Schönheit der Berge konnten sogar das grausige Wissen verdrängen, dass das Tarckland hinter den Pässen lag, unpassierbar selbst für Mutige, wie sie es waren. Vor den Bergen aber ruhten die sanfte Hügel mit Wiesen und Feldern, die den hier ansässigen Menschen gehörte. Zu ihrer Linken dagegen stand ein Wald, der unergründlich tief schien. Bäume, die mehrere hundert Jahre alt sein mochten, beherrschten ihn und ein Dickicht, dem jeden, der es wagte, hineinzugehen, zu verschlucken drohte. Bedrohlich ragte sein Waldsaum vor den Ausläufern der Berge auf, verschmolzen dort mit dem Gestein und bildeten so eine unpassierbare Grenze. Nur in der kleinen Baumgruppe vor dem Wald herrschte so etwas wie Ruhe und Friede, weshalb die Gruppe von Gladiatoren sich entschlossen hatten, die Nach hier zu verbringen. Sie hatten ein Feuer angezündet und sich dann in der hereinbrechenden Dunkelheit zur Ruhe begeben, war Schlaf doch etwas, was sie ständig zu wenig hatten. So kam es nun, dass alle eng am Feuer lagen - bis auf Lonely Wolf, der den Schlaf seiner Gefährten überwachte, sie selbst - und bis auf das kleine Männlein, das immer noch aus unerklärlichen Gründen gegen ihre Schädeldecke hämmerte und vor sich hin flüsterte.
„Befreie die Flut,“ flüsterte Babe gequält. „Nichts lieber als das...“
Ein leises Stöhnen kam über ihre Lippen, als sie die Hände an ihre Stirn legte und sie dagegen presste. Aus früheren Erfahrungen, die sie mit dem Männchen gemacht hatte, wusste sie, dass in der nächsten Stunde an Schlaf nicht mehr zu denken war. Zu penetrant setzte das Männchen dafür seinen Hammer gegen ihre Schädeldecke ein und zu lästig waren die Worte, die es dabei flüsterte. Worte, dessen Bedeutung Babe trotz ihrer Erfahrungen, die sie in dem Land Askaarel gemacht hatte, immer noch nicht hatte ergründen können. Und Worte, von denen sie sich manchmal wünschte, dass sie sie nie gehört hätte.
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