Beitrag #2
Tränen laufen ihr über die Wangen. Ein bisschen sorgen sie dafür, dass ihr die Nase läuft.
Ganz schön schnell diese Stute, die sie sich im letzten Dorf von einer Weide geklaut hat. Das Pferd einzufangen war das Leichte - schwierig gestaltete sich der Diebstahl von Halfter und Sattel. Nicht nur eine Meute Hunde, sondern auch noch eine ganze Bande besoffener Dorftrottel hatten sich zusammengeknäult im Schuppen zum Schlafen ausgebreitet.
Sie zügelt ihr Pferd, das schlittert noch ein wenig über die hölzernen Bohlen der Brücke, dann hat sie das Tor bereits erreicht. Sie ist so dreckig, dass die zwei alten Wachen sie nicht einmal ansehen wollen. Nur gut, dass sie sie nicht riechen können. Der letzte Bach war ja leider schon bis auf die Kiesel ausgetrocknet. Und das zu dieser Jahreszeit. Bestimmt hat auch ihr Pferd inzwischen Durst.
Im Schritt führt sie das Ross durch das Straßengewirr, das ruhig, beinahe ausgestorben wirkt und sieht sich nach einem geeigneten Ort um, sich frischmachen zu können.
Schließlich erreicht sie einen Brunnen. Der Eimer liegt umgekippt daneben. Er hat Rost angesetzt und das Seil sieht nicht sonderlich vertrauenswürdig aus.
"Probieren wir es einfach" sagt sie sich und wirft das Gefäß in die tiefe Dunkelheit.
Es dauert etwas, bis der Eimer auftrifft. Bei den Göttern, wenigstens scheint es Wasser zu sein.
So ist es. Mit dem wenigen Nass, das sie zum Vorschein bringt, wäscht sie sich Gesicht und Hände, schließlich lässt sie ihr Pferd davon trinken und blickt sich währenddessen um.
"Oh, das Schild an diesem Gebäude scheint frisch geputzt zu sein. Und das Pergament in den Fenstern scheint ebenfalls nicht allzu alt. Wollen doch mal sehen, ob sich hier nicht etwas zu Trinken holen lässt."
Denn soweit traut sie dem Wasser aus dem Brunnen dann doch nicht.
Sie streicht das schwarze Haar mit noch immer nassen Händen zurück, überprüft den Geldsack und versieht die Fesseln ihres Pferdes mit einem kurzen Strick, dass es nicht fortlaufen kann.
Dann tritt sie ein.
Und ist überrascht, wie sauber es ist. Aber auch leer. Schade, keine Gäste, keine Neuigkeiten, kein Tratsch und wohl auch keine Möglichkeit, Geld zu machen.
Naja, mal sehen.
... so isses!
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