Beitrag #7
„Kein Angreifer aus der Menge, ich war es“
Etwas in dieser Richtung hätte Prospero schon ahnen können, dennoch verwirrte ihn diese Aussage.
„Ihr habt diesen Schlag durchgeführt? Aber wie? Ich sehe keine Waffe an euch- nein, antwortet nicht, ich weiß schon, ein Dolch, ein Wurfpfeil oder etwas in dieser Art- ja, so wird es gewesen sein.“
Sicher war Prospero sich seiner Worte nicht. Aus den Augenwinkeln suchte er den Boden unter seinen Füßen ab. Doch dort lag nur eines dieser Merkwürdigen Amulette. Vielleicht war es in Takeos Heimat Brauch diese Schmuckstücke zu tragen.
Da sein Gegner keine Anstalten machte, Prospero anzugreifen, konnte er es wagen sich nach dem glänzenden Stück Metall zu bücken. Da ihm schon schmerzhaft bewusst geworden war, wie scharfkantig diese Teile waren, hob er es, seine Sense nun nur noch in einer Hand haltend, ganz behutsam an.
„Ich schätze, dass dürfte euch gehören- ich trage meines noch bei mir.“
Wie um seine Worte zu beweisen, zog er das an der Kette befestigte Kleinod hervor.
„Ich würde euch empfehlen, eures ebenfalls an einer Kette zu befestigen, denn dieses ist euch scheinbar entglitten, als ihr den Pfeil nach mir geschleudert habt.“
Prospero zuckte mit den Schultern und ließ sein Amulett, dass ihm sein Gegner geschenkt hatte wieder unter seinen Mantel zurückgleiten.
„Es gibt viele Stümper die versuchen ein Schwert zu führen, jedoch für ein Katana braucht es einen Samurai. Niemand anderen!“
Prospero zuckte abermals mit den Schultern.
“Wie ihr meint, ihr müsst es wissen!“
Prospero schmunzelte, er verstand es nicht ganz, wie man sich wegen einer solchen Belanglosigkeit so aufregen konnte, aber für Takeo schien es schon fast etwas heiliges sein, dieses Schwert zu führen- außerdem lag es Prospero nicht, über Dinge zu spotten, die er nicht verstand und so beließ er es dabei.
Ein wenig wunderte er sich schon, warum er die Waffe seines Gegners noch nicht hatte finden können, oder war es möglich, dass dieser kleine, glänzende Stern eine solche Kraft hatte- möglich war es, wenn auch unwahrscheinlich. Nein, hier musste irgendwo ein Pfeil oder ein Messer liegen.
Doch das war momentan ohne Belang. Takeo stellte eine größere Bedrohung dar, als eine am Boden liegende Waffe, so unsichtbar diese auch sein mochte. Allerdings regte sich Prosperos Gegner immer noch nicht – was hatte er vor? Wollte er Prospero provozieren? Plante er etwas, bereitete Takeo sich auf etwas vor, dass Prospero noch nicht durchschauen konnte?
„Wenn ihr nichts dagegen habt, können wir nun mit dem Kampf beginnen- ach ja, das hier gehört euch, vermute ich.“
Mit einer lockeren Handbewegung warf er den Stern, den er soeben aufgelesen hatte in die Richtung seines rechtmäßigen Besitzers zurück. Wenn dieses Amulett für Otori Takeo von Bedeutung war, so würde er den Kampf ohne es wohl kaum fortsetzen wollen. Prospero lag solcher Aberglaube zwar nicht allzu nahe, doch er würde nicht versuchen Otori eben diesen auszutreiben.
Da sein Gegner wie immer noch wie gelähmt dastand, umkreiste Prospero ihn misstrauisch. Takeo plante etwas- und was auch immer das sein mochte, es bedeutete mit Sicherheit nichts Gutes für ihn. Er würde es verhindern müssen, auch wenn er nicht wusste was.
„Das wird euch leider keinen Vorteil bringen mein Bester!“
Sollte Takeo ruhig denken, Prospero habe seine Strategie durchschaut.
„Denn ich werde es zu verhindern wissen.“
Er grinste breit und führte einige lockere Streiche mit seiner Sense in Richtung seines Gegners- allerdings in gebührenden Abstand- Prospero wollte Takeo nur verunsichern, nicht verletzten. Noch nicht.
Also tat er einen Sprung zurück und hielt seinem Gegner die Klinge seiner Sense entgegen.
„Na los, worauf wartet ihr?“
Mit jedem Moment fühlte er sich sicherer, und das Aufziehen von Wolken am Horizont schickte ein Lächeln auf Prosperos Lippen. Für jemanden, der in den Sümpfen groß geworden war konnte es keinen besseren Kampfplatz geben als durchweichten Sand- abgesehen von einem Sumpf natürlich.
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