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Visionen von Träumen
Anonymous

Gast

 
Beitrag #3
 
Nadja machte eine wegwerfende Handbewegung und weiter ging's im Text.
"Na auch egal, also..." , fuhr sie fort, während sie ihre Zigarette abdämpfte und anschließend gleich zur nächsten griff. "Wo war ich stehen geblieben?" Nadja verzog ihr Gesicht und überlegte.

Elisa grinste nur, griff nach ihrer Tasse mit mittlerweile kaltem Kaffee und half ihrer Freundin auf die Sprünge. "Ich glaub, wir waren bei 'Straßenbahn weg'!"

Nadjas Züge erhellten sich und sie schüttelte ihr braunrotes Haar, das heute etwas irgendwie aussah und völlig untypisch zu einem Pferdeschwanz gebunden war.
"Scheiß auf die Straßenbahn - schau doch mal, wie ich heute ausseh! Ich mein, Fön in Hintertupfing - folglich meine Locken in Hintertupfing!", meckerte sie lautstark weiter.
"Ach daher, diese äh... innovative Frisur heute?", grinste Elisa bösartig.

Nadjas Blick verfinsterte sich und Elisa zog automatisch den Kopf ein.
"Lass mich bloß in Ruhe damit, ja? Ich hab heute eh nicht wirklich gute Laune! Und die Uni kann mich heute auch kreuzweise, na echt...! Die Schlaftablette von Prof mach ich heute nicht mehr mit!"

Elisa hatte derweil auf ihre Uhr gesehen - na mit Uni war heute wirklich Essig!
"Uni können wir heute eh soundso schon spritzen, wir würden eh schon zu spät kommen - also erzähl weiter, Baby...", resignierte sie.

"Hab ich schon mal erwähnt, dass ich Montage hasse?", entgegnete Nadja mit trockenem Sarkasmus.
"Ja, jede Woche...", gab Elisa gelangweilt zurück - wann kam Nadja endlich auf den Punkt? "Was Neues passiert am Wochenende? Vielleicht was Interessantes im Beutenetz? Hattest ja seltsamerweise keine Zeit für mich diesmal!", erwiderte Elisa neugierig, wenngleich auch ein wenig beleidigt. Es war nicht Nadjas Art, sich nicht zu melden und schon gar nicht, keine Zeit zu haben. Steckte ein neuer Mann dahinter?

Nadja seufzte und schüttelte den Kopf.
"Sorry Süße - weißt eh, mein Onkel und sein Café. Ich hab mal wieder sehr kurzfristig einspringen dürfen. Und jedes Mal, wenn ich dort bin, kommt ER eben..." Nadjas Augen begannen zu leuchten.
"Und, was Neues???", fiel ihr Elisa ins Wort, die Neugier kaum verbergend.
"Nein, nur das Übliche, wie immer halt. Ehrlich gesagt, ich war in Gedanken auch nicht so ganz an der Flirtfront - ich hab so einen komischen Traum gehabt Samstag Nacht...
Na echt, so ein Blödsinn wieder..."
"Ach, warst wieder schwanger?", kicherte Elisa.
"Schwanger? Nein! - Schön wär's gewesen, der Traum war kranker…", entgegnete Nadja, wobei sie ihre Stimme senkte und ihre Züge ernst wurden.

Elisa spitzte gespannt die Ohren - konnte der Traum von ihrer Freundin irrer sein als ihr eigener?

Ungewohnt leise und konzentriert begann Nadja mit ihrer Erzählung.
"Es war echt eigenartig. Ich glaub, ich war in Rom - aber das Kolosseum war noch intakt, und ich glaub, einen Imperator gab es auch noch... Und ich war ein Kind, blondgelockt und blauäugig - kannst Dir das vorstellen?", sah sie ihre Freundin fragend an.
Elisa spuckte fast den Schluck Kaffee, den sie gerade genommen hatte wieder aus, als sie versuchte sich Nadja mit blonden Löckchen vorzustellen. "Gott, musst Du mies ausgesehen haben in blond!"
"Nänänä - eigentlich war ich richtig süß so, so klein und so blond... Aber auch egal, darum geht’s nicht!", stellte Nadja resolut fest und erzählte weiter. "Aber weißt, was wirklich irr war? Ich war mit einer Frau unterwegs, zu der ich 'Mama' gesagt habe - und die sah aus wie mein Royobild über meinem Bett! Also, original mit Flügeln und so - absolut abgefahren, echt!"

Elisa war ruhig geworden und die Zigarette in ihrer Hand schien von allein zu verrauchen. Gespannt lauschte sie Nadjas Worten.

"Irgendwie war der Traum echt verdammt hektisch.
Die Flügellady hat immer geschwafelt, wir müssten ein Land suchen - und dort würden wir ihre Tante treffen. Ich glaub - wart mal - andromache oder so hieß die Alte."
, zuckte Nadja mit den Schultern

Elisa war mittlerweile leicht bleich geworden und die Zigarette war nun entgültig verraucht. Einzig der Geruch des angebrannten Filters brachte Elisa dazu, sie nun doch endlich abzudämpfen.

"Und weißt, was noch viel kranker war? Meine 'Mama' hat die ganze Zeit was von Visionen von Träumen geredet. Dabei hat sie leicht wahnsinnig geschaut und irgendwas von im Wasser lesen und wieder Tante und so gequatscht.
Also, ich werd echt nicht schlau aus dem Traum..."
, beendete Nadja ihre Erzählung und blickte Elisa an. "Hey Schnitte, was hat Dir denn die Farbe grad verschlagen?", fragte sie leicht besorgt Elisa, deren Gesicht nun nahezu sämtliche Farbe verloren hatte.

Elisas Hand zitterte, als sie zu den Zigaretten griff und sich eine ansteckte. Dann begann sie leise zu reden.
"Du, ich hab auch so nen Blödsinn geträumt - nur war ich ein Kind mit braunem Haar - und nein, erinner mich nicht an meinen misslungenen Färbeversuch vor zwei Wochen!", entgegnete sie vorsorglich Nadja amüsiertem Grinsen. "Ich hab auch ne Mama gehabt, mit Flügeln und so - aber nicht im Royostil, eher wirklicher irgendwie...
Verdammt bleich war die, sag ich Dir - aber das Haustier war geil - n Puma, Lilith..."


Nadja sah sie fragend an - was sollte die Info bisher mit ihrem Traum zu tun haben?

"Na schau nicht wie ne Kuh beim Melken, Mädel, hör weiter zu...", giftete Elisa sie an. "Wir waren in England, glaub ich halt... Und meine Mama redete die ganze Zeit von ihrer Nichte in Rom - und auch von Träumen von Visionen... Und davon, dass wir zu ihr müssten - in ein neues Land jenseits des Kanals...
Und als ich aufwachte, war mir so speiübel - weißt eh, ich und schifferlfahren!"
, resümierte Elisa ihren Bericht.

Nadjas Mund stand weit offen und sie sah Elisa groß an. Als sie ihre Sprache wieder gefunden hatte, holte sie ihren Geldbeutel hervor und kramte nach einigen Münzen für die beiden Café Latte, während sie antwortet.
"Du, weißt was - auf das hin geh ich jetzt einen saufen! Wir beide träumen ja viel Mist, aber das schlägt bisher alles - ich brauch n Guiness jetzt!"

Elisa blickte ihre Studienkollegin skeptisch an.

"Schau nicht so Autobus - ja, es ist Montag - und ja, es ist Vormittag - und ja, ich sauf mir jetzt einen an!", entgegnete Nadja kalt lächelnd und reichte der Kellnerin das Geld. "Kommst eh mit, gell?"

Elisa nickte nur wortlos und zog ihren Mantel über - mittlerweile hatte es zu regnen begonnen. Nadja folgte ihr und untergehackt verließen die beiden das Café in Richtung ihres Lieblingspubs.



Die Alte am Nebentisch grinste still in sich hinein und zog ihren Hut tiefer in die von Falten zerfurchte Stirn. Leise war eine glockenhelle Stimme zu hören...
"Ihr werdet noch mehr träumen..."


...to be continued in 3 days...
15.10.2005, 12:26


Nachrichten in diesem Thema
Visionen von Träumen - von Anonymous - 09.10.2005, 18:59
[Kein Betreff] - von Anonymous - 12.10.2005, 11:08
[Kein Betreff] - von Anonymous - 15.10.2005, 12:26
[Kein Betreff] - von Anonymous - 18.10.2005, 11:13