Beitrag #8
Zufrieden sah Kjaskar, dass sein Gegenschlag den Samniten aus dem Konzept gebracht hatte. Während er der Fairness halber auf Crowe wartete, während dieser sich wieder aufsammelte, war der Hüne nicht zum ersten Mal innerlich verwundert über den Kampfstil, der sich bereits seit einiger Zeit mehr und mehr in sein Handwerk einschlich. Abwarten, den ersten Zug des Gegners beobachten, reagieren – Kjaskar begann sich mehr und mehr alt zu fühlen. Früher, da wäre ihm so was nie passiert...
„Kjaskar, mit so einem laschen Axthieb reißt du ja nicht mal meine Urgroßmutter von den Beinen - du schnaufst ja schon wie ein müder Ochse! Bei Thaleia, war das schon alles?“
Erneut grinste der Hüne. Wenn sein Gegenüber etwas konnte, dann waren es Beleidigungen – nicht umsonst trug er den Namen Dreckschmierer. Bevor er jedoch eine passende Antwort erwidern konnte, brachte Crowe ihn vollends aus der Fassung.
Als wäre er seinen Schutz überdrüssig geworden nahm der Samnit sein Schild ab und warf es mit aller Kraft gegen Kjaskar. Dieser brauchte einen Moment zu lange, um seine Kinnlade wieder hoch zu klappen und verschwendete weitere wertvolle Augenblicke damit, den Sinn dieser Aktion zu verstehen. Welcher ihm rasch bewusst wurde, als der Schild gegen seinen Körper fuhr.
Ein überraschter, ungläubiger Ausdruck prangte aus dem Gesicht des Hünen, als der metallene Schutz wie eine Wurfscheibe senkrecht gegen die Oberkante seines Schildes fuhr und mit einem hässlichen Geräusch nach oben abprallte. Instinktiv riss Kjaskar seinen Kopf zurück, und seine Geistesgegenwart rettete ihn vor einer bösen Gesichtsverletzung und schlimmeren.
Wie so oft schienen die Glücksgötter hier aber genug gearbeitet zu haben, denn noch während der Bronzeschild harmlos einige Schritte rechts von ihm wieder zu Boden fiel, bemerkte der Hüne verblüfft, dass sich sein loses Haar in dem Nackenstück seiner Lederrüstung verfangen hatte. Schimpfend, den Kopf in einem unvorteilhaften Winkel im Nacken liegend verfluchte er sich selber, erneut nicht die Haare ordentlich zu einem geflochtenen Zopf und damit zu keiner Gefahr für sich selber gebunden zu haben.
Mit fest zusammengepressten Augen atmete er einmal tief aus, bevor er mit aller Macht seinen Kopf nach vorne riss, gleichzeitig bemüht, einen anstürmenden Crowe mit fuchtelndem Schild und Axt von sich zuhalten. Tränen schossen ihm in seine Augen, als er sich aus diesem lächerlichen Griff befreite und das Gefühl hatte, seine ganze Pracht ausgerissen zu haben.
Blinzelnd konzentrierte sich Kjaskar wieder auf sein Gegenüber, nur um erneut überrascht zusammen zu fahren – Crowe hatte die Zeit nicht ungenutzt verstreichen lassen…
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