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Sturmwind Ottajesko und Freunde (caps lock entfernt)
Anonymous

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Beitrag #1
Sturmwind Ottajesko und Freunde (caps lock entfernt)
Die Nachmittagsonne schien auf das von wüsten Feiern verschlafene Winterfell. Ein einsamer Sonnenstrahl fand seinen Weg auch in die uns mittlerweile wohlbekannte Höhle. Dort lag ein zurückgelassener Wolf in einer Metlache und schlief mit einem seligen Lächeln seinen kapitalen Rausch aus. Völlig durchnässt, träumte er von amorösen Ekstasen in den Fängen einer schweißtriefenden Wölfin. Innig hielt er die Krone eines Fasses umklammert, auf der neben der Einschlagstelle einer Axt, noch die brandigen Runen des Wappens der Sturmwind-Ottajesko prangten. Ein Mitbringsel vom Imman-Turnier des letzten Jahres. Die Absenz der wachsamen Augen der Obrigkeit, die im Dienste der Gerechtigkeit auf Erden, gerade vergeblich in Gallien unterwegs waren, machte es ihm möglich, dass er von ihnen ungetreten weiter vor sich hindämmern konnte. Seine wollüstigen Grunzer unterbrachen seinen Schlaf genauso wenig, wie der vor sich hinfluchende Bote der Gallier, der sich tapfer unter einem Berg von Krügen und Speiseresten hervorarbeitete, um dann mit einem Schwur für einen elend langen Beschwerdebrief an die Gewerkschaft der Boten auf den Lippen das Weite zu suchen.

Manchmal sind es die privaten, ja intimen Momente der Wölfischkeit, in denen aus winzigen Flügelschlägen des Schicksals, große Augenblicke der Geschichte erwachsen.
In unserem Fall war es dieser Sonnenstrahl, der den Wolf in der Nase kitzelte.
Ein ohrenbetäubender Nieser ließ den Wolf auffahren und mit wild rollenden Augen blickte er sich um, bis er begriff dass er sich selbst wachgeniest hatte.
Nonchalant wischte er sich die feuchte Nase mit dem Pfotenrücken ab und erstarrte:

Ein goldener Lichtstrahl wies wie ein Fingerzeig von Elaisha selbst, (Anmerkg. Des Red. Elaisha ist die Göttin, welche über die Wölfe wacht.) auf das Fass Met und dessen Krone, die vor ihm lag. Ergriffen vom Zauber des Moments sank der Wolf auf seinen Bauch zurück und beschnupperte die Krone vor ihm. Während ihn selbst fror, war sie anheimelig warm und sie roch nach ihm selbst!

Der Wolf war verblüfft! Wie konnte die Krone eines Metfasses nach ihm riechen und von so einem winzigen Lichtstrahl, so kuschelig warm sein? Einige Fetzen aus seinem feuchten Traum fielen ihm wieder ein und erzeugten das Sonnenscheingefühl wohliger Genüsse in seinem Bauch. Als er vom Eingang her noch ein unverständliches Raunen vernahm – es war der maulend abziehende Bote – war er sich sicher, eine göttliche Botschaft erhalten zu haben!

Wie es schien wollte Elaisha etwas von ihm? Warum sonst hätte sie ihn im Trunk der Götter gebadet, der Fasskrone seinen Duft gegeben und wies nun mit ihrem strahlenden Finger auf dieselbe? Mit zärtlich zitternden Pranken ergriff er die Krone und hob sie ins Licht. Er erkannte ein Bild, dass auf den wirklich guten Fässern drauf zu sein pflegte und unter dem Bild stand auch etwas. Zwar vermutete er, dass es Zahlen sein könnten, aber mit den vier Zeichen konnte er nichts anfangen. Das Mysterium der Schrift überließ er den gelehrten Senatoren. Schreiben und Lesen zu können, bedeutete viel arbeiten zu müssen und er war schon immer der Meinung gewesen, dass es angenehmere Möglichkeiten gab sich den Tag zu versauen.

Er stellte seine langen Lauscher auf , um zu verstehen was Elaisha von ihm verlangte, aber das Raunen verklang zu einem Murmeln in der Ferne und erstarb dann völlig. So blieb er denn mit sich alleine und dem mulmigen Gefühl, dass er immer hatte, wenn ihm die Dinge über den Kopf wuchsen.

Suchend blickte er sich um: „Wo waren nur die großen Tiere, wenn er Mal wirklich einen Rat brauchte? Doch um ihn herum sah er nur einfache Ordensritter, Knappen und Novizen.
Allerdings war da ein schriftkundiger Knappe!

Die Augen des Wolfes leuchten auf und er verpasste ihm die wölfische Version eines Weckrufes: Denn Tritt in die Seite! Mit einem schmerzvollen Aufheulen landete der Knappe direkt aus dem Himmelreich der Träume auf dem harten Grund der Realität und guckte seinen Meister mit wölfischer Ergebenheit an:

Ja, Herr?

Was schnarchet er hier noch nach der Mittagstunde herum, Kerl? fauchte ihn der Ritter an.

Der Knappe bemühte sich darum auf die Beine zu kommen, sah sich aber dadurch gehandicapt, dass er ein Methorn auf der Pranke stecken hatte und es nicht auf Anhieb runter bekam. Also versteckte er den betreffenden Arm hinter dem Rücken und nahm Haltung an.

Herr, ich höre und gehorche! schnarrte er, während er versuchte so unauffällig wie möglich das verdammeleite Horn loszuwerden. Wütend hieb er mit dem Horn hinter seinem Rücken auf die Tischkante um sich zu befreien, doch es wollte nicht gelingen.

Der Ordensritter jedoch stellte die Lauscher auf und warf den Kopf suchend herum:

Da! Ein ungeduldiges Klopfen! Hast Du es gehört?

Der Knappe schüttelte den Kopf und setzte ein dümmliches Gesicht auf:

Nein, oh Herr! Ich habe nichts vernommen! beteuerte er.

Das Gefühl der Hilflosigkeit verstärkte sich in unserem armen Ordensritter und verzweifelt rang er seine Pranken, nun in der sicheren Gewissheit, dass Eleisha voller Ungeduld seiner Taten harrte.

Wenn sie ihm doch einfach nur verraten würde, was er tun solle! Warum mussten die Götter und unter diesen insbesondere die Weiblichen(!) – Immer so hintenrum sein?

Dann fiel ihm das Gezappel des Knappen auf und er befahl ihm:

Präsentiere er die Pfoten! Und wehe, sie sind nicht von Feindesblut besudelt!

Schicksalsergeben streckte der Knappe die Pfoten vor und wappnete sich für ein Donnerwetter zum Thema „Unbotmäßigkeiten im Dienst“. Doch die Reaktion seines Vorgesetzten entsprach nicht dem üblichen Versprechen multipler Herrenspiele mit Todesfolge für die beteiligen Knappen, sondern bestand in einem Paar vor Staunen runder Augen. Denn der Lichtstrahl tauchte nun ein Methorn in ein unirdisches Licht.
Sein Leitwolf schlug sich im Landeanflug eines Geistesblitzes die Pranke vor die Stirn und hielt ihm dann eine Fasskrone unter die Nase.

Was steht da wohl geschrieben? Häh?

Der Knappe atmete erleichtert auf. Erfreut so billig davon gekommen zu sein las er vor:

Zwei-Tausend-Vier!

Zwei-Tausend-Vier? Was soll das sein? Sein Verständnis von Zahlen ging exakt so weit, wie seine Pranken Krallen aufwiesen. Eine Kralle – Ein Metkrug – Vier Krallen ein Rausch, mehr Krallen ein Vollrausch! Alles was darüber hinausging, war das Mysterium der Zahlen und rangierte in seiner auf die wesentlichen Aspekte des Lebens beschränkten Sicht der Dinge unter „VIELE!“.
Doch der Knappe erläuterte:

Es ist der Jahrgang in dem der Met in der Otta abgefüllt wurde, oh Herr! Im Übrigen, mit Verlaub ein göttliches Gesöff!

Das Gesicht des Ordensritters erhellte sich nun auf einen Schlag.

Die Allmutter der Wölfe wollte, dass er in die Otta ging! Das er das nicht gleich begriffen hatte!

Nun, glücklich die göttliche Sendung verstanden zu haben, befiel ihn ein unbezähmbarer Handlungstrieb. Er ratterte nur so Anordnungen herunter, während er mit mehr oder weniger zarten Tritten, je nach Stand, einige Rudel Wölfe weckte.

Sattelt die Pferde! Holt die Waffen! Sucht mir trockene Unterwäsche!

Da noch immer kein Rudelführer in Sicht war und alle ein schlechtes Gewissen plagte, hielt sich das Gemurre in den ortsüblichen Grenzen. Kleiner Bisswunden konnten zumeist ignoriert, oder ambulant verbunden werden. Schließlich saß eine stattliche Anzahl von Wölfen mehr, oder minder gut gerüstet auf den Pferden. Stolz, ja fast gerührt, von göttlicher Hand zu höheren Weihen berufen worden zu sein, reckte sich der Ordensritter so hoch im Sattel auf, dass sein langer Schwanz gerade noch den Rücken des Gauls berührte.

Mitwölfe! Hört mich an! Während ihr schliefet sprach Eleisha persönlich zu mir!

Seine Mitwölfe warfen sich fragende, teils bezeichnende Blicke zu. Der Ritter merkte, dass die Resonanz nicht die Erwünschte war und deswegen legte er einen nach:

Und sie sandte mir Zeichen!

Nun hatte er die volle Aufmerksamkeit aller Wölfe gewonnen. Zeichen von Eleisha waren ein seltener Segen für Jedermann, der ihrer teilhaftig wurde.

Als ich erwachte ruhte ihr Finger auf dieser Fasskrone, welche nach mir roch und….

Eine kecke Stimme warf fragend halblaut ein:

Wahrscheinlich hat er selber darüber das Bein gehoben?

Der sengende Blick des Wolfes hatte den Charakter von. „Noch-ein-Wort-und-das-Letzte-wird-Dir-erteilt!“ was den vorlauten Spaßvogel erschreckt das Maul zuklappen ließ. Befriedigt über diesen autoritären Achtungserfolg setzte der Wolf fort:

….welche nach mir roch! Ihre Stimme versprach mir unsagbare Lustbarkeiten, wenn ich ihrem Willen Folge leisten würde.

Er präsentierte stolz die Fasskrone, die er statt seines Schildes trug und setzte dabei sein dreckigstes Grinsen auf, damit sich jeder selbst auszumalen vermochte, welche Lustbarkeiten gemeint sein könnten. Nun hingen sie an seinen Lippen und er kostete jeden Moment im Zentrum des allgemeinen Interesses aus.

Sie badete mich in Met und zeigte mir im Traum die verführerischsten Wölfinnen, die ihr euch vorzustellen vermögt!

Die Wölfe schnupperten und fanden seine Worte bestätigt. Er stank dermaßen nach Met, dass es ein Wunder war, wenn er sich überhaupt noch selber hatte riechen können. Der Ordensritter registrierte erfreut den dramatischen Zuwachs an Glaubwürdigkeit und schloss:

Sie bannte die Pranke meines Knappen in ein Methorn um ihre Worte zu bekräftigen und wies uns den Weg in die Otta, wo uns mit dem Jahrgang 2004 das edelste Gesöff unter ihrer Sonne erwartet.

Er riss die Pranke des Knappen so stark nach oben dass, dieser fast von seinem Onager gefallen wäre und alle Wölfe zeigten sich tief von dem göttlichen Zeichen beeindruckt.
Jubelrufe kamen auf und schließlich heulte die ganze Meute im Chor:

OTTA-OTTA-2004 – Jetzt Kommen wir!

Der Ausritt aus Winterfell war ein Paradestück der artis bellorum und irgendwie schaffte es unser Wolf trotz eines fluchenden Gedränges am Westtor als erster aus der Stadt zu kommen.
Der Met-Kreuzzug der Wölfe des Ordens war unterwegs!
20.08.2005, 00:20


Nachrichten in diesem Thema
Sturmwind Ottajesko und Freunde (caps lock entfernt) - von Anonymous - 20.08.2005, 00:20
[Kein Betreff] - von Anonymous - 20.08.2005, 10:29
[Kein Betreff] - von Anonymous - 20.08.2005, 11:25
[Kein Betreff] - von Anonymous - 20.08.2005, 12:12
[Kein Betreff] - von Anonymous - 20.08.2005, 13:15
[Kein Betreff] - von Anonymous - 20.08.2005, 13:33
[Kein Betreff] - von Anonymous - 21.08.2005, 13:17