Beitrag #7
Nicht nur des Bauern wenige Gedanken überschlugen sich, nein, auch er rollte sich überschlagend durch den Sand der Arena in dem Bemühen, seinem wildgewordenen Kettengliederstab zu entkommen. Schliesslich herrschte in seinem Inneren die einstimmige Erkenntnis, dass ein Zusammentreffen von Kettengliederstab und seinen eigenen Gliedmassen für letztere wohl nicht sehr bekömmlich wäre. Wild rollten seine Augen in ihren Höhlen auf der Suche nach einem Mauseloch als Zufluchtsort, während seine Ohren ihm ein gar merkwürdiges Geräusch vermeldeten, das sie dem Bauern wie folgt umschrieben etwas Hartes, Unnachgiebiges, dass auf etwas Hohles, durchaus Nachgiebiges trifft, in dem geistige Windstille ein nachhallendes Echo hinterlässt
Die Arena drehte sich um den Traumtaenzer, und er wollte sich in den den Sand der Arena niederlassen, nur ein wenig ausruhen Nein, nicht hinsetzen, denk an die Hufabdrücke des Maulesels auf Deinen Hinterbacken schrien alle drei Gedanken entsetzt auf, doch zu spät, mit einem Schrei sprang der Bauer wieder auf, während Tränen ob des sich manifestierenden Schmerzes ihm in die Augen schossen.
Durch den Tränenschleier musterte der Traumtaenzer Lith, dessen Haltung er nicht gänzlich zu deuten vermochte. Zumindestens deutete diese darauf hin, dass Kettengliederstab und Elf ein Zusammentreffen hatten, dass den ersteren bewegungslos zu Boden schickte, aber warum nun letzterer am Besen hing, war dem Bauern rätselhaft. Vorsichtig näherte er sich dem Elfen und hob mit sanfter Stimme an, beruhigend auf diesen einzureden "Werter Bezwinger des Kettengliederstabes, meine Bewunderung ist Euch sicher, Ihr seid eindeutig klüger als diese Waffe, denn bekanntlich gibt der Klügere nach, und wie ich sehen kann, habt Ihr nachgegeben, und..."
Erst jetzt erreichten des Elfen Worte des Bauern Verstand, er drehte und wendete diese ein wenig, begutachtete diese von allen Seiten, während seine Augen die Bescherung wahrnahmen, die Lith seinem selbst entworfenen Wägelchen hatte zuteil werden lassen. Mit Ehrfurcht in der Stimme wandte der Bauer sich wieder Lith zu:"Bei Juno und Porus, Ihr habt den Göttern geopfert. Hätte ich gewusst, dass Ihr meinen kleinen Wagen als Gott verehrt, hätte ich ihn ganz sicher nicht ächzend hinter mir in die Arena gezerrt, sondern Euch diese ehrenvolle Aufgabe als einem wahren Gläubigen überlassen. Aber wie hätte ich auch nur im mindesten ahnen sollen, dass Ihr etwas als göttlich anbetet, dass meine Wenigkeit mit eigenen Händen hergestellt hat? Ich war eigentlich eher der Ansicht, Ihr lasst andere den Boden anbeten, auf dem Ihr wandelt!"
Des Bauern Augen fuhren in der Musterung von Lith fort. Der Traumtaenzer hatte, was seine eigene geistige Gesundheit anging, keinerlei Sorgen, da gab es nichts, worum er sich hätte Sorgen müssen, aber beim Elfen schienen noch rudimentäre Überreste vorhanden, um die es sich zu sorgen lohnte... und der arme Kerl klammerte sich an den Besen, als wäre dies seine letzte Rettung und Hoffnung- und daher übernahm des Bauern Mitleid das Regiment. Der Elf schien ihm nicht ganz dicht zu sein- zumindestens an einer Stelle tropfte dessen Lebenssaft und rann dem Sand der Arena entgegen...
Mit einer raschen Handbewegung ergriff der Bauer seinen Kampfstab, schwang ihn probeweise über seinem Kopf, holte aus- und traf zu seiner vollsten Zufriedenheit den Boden der Arena. Mit äusserster Konzentration zog er eine Linie in den Sand, die das Ausmass einer Schrittlänge hatte, eine weitere Linie schuf er parallel zu dieser in einer Schrittlänge Abstand zu der ersten, danach verband er die beiden Linien mit zwei weiteren, so dass er letztendlich eine Figur hatte, die kein Kreis war, sondern etwas, dass mehr als drei Ecken hatte... Danach wandte er sich mit freundlichem Lächeln an Lith, während er noch ein weisses Tuch aus der Tasche fischte und damit herumwedelnd seine Worte unterstrich...
"Werter Lith, da Ihr Euch schon an den Besen geklammert habt, solltet Ihr aufpassen, dass dieser nicht mit Euch wedelt, also ergreift die Gelegenheit beim Schopfe und die Initiative am Besen. Sehet diese... ähm... aus zwei Dreiecken zusammengesetzte Figur, die eine Platte im Sand der Arena darstellt. Fällt Euch an dieser etwas auf? Natürlich entgeht Euch nicht, dass diese mit Sand bedeckt ist. Also schwingt den Besen, dann kehrt Ihr erst mal die halbe Platte. Verschnauft dann ein wenig, während ich Euch dann den Schweiss, Tränen und Blut abtupfe. Dann fegt Ihr die andere Hälfte, während ich dann eine neue Platte in den Boden der Arena male. Danach verschnauft Ihr wieder ein wenig... ich bin sicher, dass Ihr verstanden habt, worum es mir geht, nicht wahr? Wenn wir genügend Platten hergestellt und gekehrt haben, müssen wir noch festlegen, wer von uns beiden der Schwarze und und wer der Weisse König ist, die beiden Damen zu rekrutieren, dürfte Euch bei Eurem Charme nicht schwerfallen, diese wiederum werden wohl Läufer und Türme gleichermassen zu den Waffen rufen, um die Verpflichtung von Bauern kümmere ich mich- und Ecthelion sieht so aus, als würde er gerne die Rolle aller Springer ausfüllen, statt bewegungslos wie ein von zwei Schlangen hypnotisiertes Kaninchen auf der Schiedsrichterempore zu verweilen...ähm... Ihr scheint Euch nicht gut zu fühlen, Ihr wirkt ein wenig schwach, sogar matt..."
Erwartungsvoll und besorgt zugleich musterte der traumtanzende Bauer den angeschlagen wirkenden Elfen- würde er einen Funken des Begreifens in dessen Augen erwachen sehen, oder musste dieser schon angezählt werden? Der Bauer hoffte dies wirklich nicht, denn er beherrschte nur das Drei, Zwei, Eins... Ok, Elf ko, und mit wem sollte er danach im Sandkasten der Arena spielen? Denn die von Lith erwähnten Gegner kamen einfach nicht, offensichtlich war deren Name Godot...
|