Beitrag #3
Ruhiger war sie geworden. Gesetzter. Vernünftiger. Das, wovon sie gedacht hatte, dass es niemals eintreten würde, hatte nun auch sie erfasst: Sie, Kriegerin Babe, stürzte sich nicht mehr von einem Duell in das nächste. Die Flamme, die einst so hoch in ihr loderte, war nun kleiner geworden. Kleiner zwar, aber nicht weniger heiß...
Babe, Kriegerin aus Silva Romae, betrat die unterirdischen Räume der Duellarena. Sie war sich bewusst, dass sie nicht mehr die Jüngste unter den Kriegern war, die sich hier regelmäßig maßen. Trotzdem konnte sie nicht umhin, ab und an ein Duell anzunehmen. Zu sehr war sie - trotz der ruhigeren Gangart, die sie inzwischen bevorzugte - eine Kriegerin, die einen guten Kampf zu schätzen wusste. Vor allem, wenn sie gegen einen Gegner antreten würde, der ihre ganze Geschicklichkeit und Erfahrung erfordern würde.
Hieronimus war so ein Gegner. Babe war sich bewusst, dass sie ihn nicht unterschätzen durfte. Seine tolpatschige Art hatte auch schon Primus getäuscht. War er am Anfang noch als ein Mann in der Arena erschienen, der kaum imstande war, sein Schwert zu halten, hatte er am Ende den Sieg davongetragen und sich damit ihren Respekt erworben. Dass er dann noch derjenige war, der am schwarzen Brett das Duellgesuch abgeben hatte, war in ihren Augen nur ein Wink des Schicksals gewesen. Sie würde sich ihm stellen, egal in welchem momentanen Zustand sich ihr Gegner befand.
Diese Gedanken vor sich herwälzend, folgte sie dem Arenadiener, der den Auftrag hatte, sie in ihren Raum zu führen. Dort angekommen umfasste sie mit einem kurzen Blick den kargen Raum. Immer noch stand außer einem Stuhl und einem Tisch mit einem Krug Wasser darauf keinerlei Mobiliar darin, was sie jedoch nicht weiter störte. Der Aufenthalt hier in den Räumen sollte nicht allzu gemütlich sein, so dass jeder Gladiator, der sich hier befand, ihn schnellstmöglichst wieder verlassen wollte. Eventuelle Feiglinge wurden somit erst in der Arena sichtbar, wo sie sich den Schiedsrichtern und dem Publikum stellen mussten.
Mit wenigen Schritten ging Babe zu dem Tisch, legte dort ihr Bat`leth darauf und warf das Bündel, dass sie über der Schulter getragen hatte, auf den Tisch. Anschließend zog sie sowohl ihr Hemd, wie auch ihre Hose, mit dem Dolch daran und ihre Schuhe aus. Nackt, wie sie nun war, öffnete sie das Bündel und zog von dort ihre Duellaustattung hervor: Ihre Stiefel, die ihr bis an den Oberschenkel gingen und die mit metallenen Schnallen versehen waren, ihre ledernen Handschuhe, die bis zu den Ellebogen gingen und an denen an den Stellen, wo ihre Knöchel saßen, kurze, spitze Stahlnägel hervorstachen, sowie ihre knappe Hose und ihr Oberteil. Beide Kleidungsstücke bestanden wie die Handschuhe aus festem Leder, das jedoch schon vielfach geflickt worden war. Ein geübter Blick würde sofort erkennen, dass die Nähte, die alle von ihren Kämpfen herrührten, sehr schlecht geflickt worden sind - eine wahre Schneiderin hatte diese Stücke offensichtlich nicht in der Hand gehabt.
Babe stieß ein kritisches "Hmm.." aus, als sie ihre Hose zur Hand nahm. Das Stück sah nicht so aus, als würde es noch ein ganzes Duell überdauern: Das Leder war rissig und die Nähte, die sie an der Seite gesetzt hatte,um einen Treffer von einem Schwert zu reparieren, sahen aus, als würden sie auseinanderplatzen wollen. Im Prinzip wurde die Hose nur von altem, tief in das Leder hineingedrungene Blut, zusammengehalten. Gleiches galt für das Oberteil, nur dass dieses noch eine geplatzte Naht an der Schulter aufwies.
"Ein Duell geht noch," murmelte Babe hoffnungsvoll. "Und dann lass ich mir etwas Neues machen."
Ein Seufzen ausstoßend stieg sie in die beiden Kleidungsstücke. Das leise Reißen, dass sie dabei vernahm, überhörte sie geflissentlich. Anschließend nahm sie die Stiefel und schlüpfte hinein. Auch sie wurden bereits von Lederflicken geziert, da bereits mehrer Dolchspitzen ihren Weg durch sie hindurch bis zu ihren Beinen gefunden hatten. Lediglich die Handschuhe, die sie als letzes anzog, waren unversehrt: sie saßen zu dicht hinter ihrem Bat`leth und wurden deshalb nicht getroffen.
Zufrieden mit ihrer Ausstattung steckte Babe ihren Dk`tagh an ihre Hüfte, griff dann zu ihrem Bat`leth und ging einige Male probeweise in die Knie. Das Leder an ihrer Hose krachte bedrohlich, doch es ging noch in ihrer Bewegung mit und das war in ihren Augen die Hauptsache. Solange ihr das Kleidungsstück nicht vom Leib fiel, konnte sie kämpfen, und das würde sie auch....
Ein entschlossener Gesichtsausdruck stahl sich in ihr Gesicht, als sie nun den Gang betrat, der bis zur Arena selbst führte. Der Geruch von Schweiß und Blut hing in ihm, was ihr das Herz im Leib höher schlagen ließ: Das Feuer, das einst so heiß brannte und nicht wenige Krieger zu spüren bekommen hatten, begann langsam aufzuflackern. Wie eine Welle, die an ein Ufer rollte, stieg gleichzeitig die alte Kampflust in ihr auf, was ihr ein heiseres und leises Lachen aus ihrer Kehle entlockte.
Mit immer noch klopfenden Herzen betrat Babe die Arena. Ihr Gegner saß bereits im Sand und malte mit dem Finger darin, während er aus einer kleinen Schulterwunde blutete.
Langsam trat die Kriegerin an den Mann heran, ihn sorgsam abschätzend. Ihr Bat`leth trug sie dabei locker in der rechten Hand, während sie mit der linken die langen, ungekämmten Locken aus ihrem Gesicht schob.
"Soll ich nach einem Eimer und einem Schäufelchen für dich rufen lassen?"
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