Beitrag #7
Auch wenn die Gesellen in dieser Gegend recht merkwürdig anmuteten - das Essen war vorzüglich. Eremitaeus liess es sich also munden und hoffte nun schon fast, von niemandem mehr an diesem Abend gestört zu werden. Noch einen dritten Humpen Met sollte er sich genehmigen, um dann dem störrischen Wirt ein Zimmer in diesem Hause abzuschwatzen.
"Was soll denn eine angenehme Nachtruhe bei Euch kosten, guter Mann?", fragte er den alten Mann vorsichtig.
"Angenehm? Ruhen? Hier wird geschlafen und ob es angenehm ist, interessiert mich nicht - da frag ich nie nach!"
"Nundenn - so lasst mich einfach nur schlafen - in einem Zimmer, in welchem ich möglichst allein bin. Untermieter hatte ich die letzten Tage im Walde zu Hauf. Ich zahle auch einen guten Preis!"
Der Wirt deutete ihm grob die Richtung und gab ihm zu verstehen, dass er es mit Schlüsseln nicht so hatte - dass nun kein Diener die Türe öffnen würde, war dem Wanderer klar und so stiess er die Tür zu der schäbigen Kammer beherzt auf.
Mehr als ein Bett hatte er kaum erhofft, doch nun fand er sogar einen kleinen Tisch vor. In dieser Gegend schienen zwar Tisch und Stuhl keine Symbiose einzugehen, denn letzter fehlte irgendwie. Doch das Bett war klein und leichter Bauweise und so schob er sich die Kasematte heran und nahm darauf Platz.
Er hatte den Ausschnitt der Karte, welche ihm einige Tage zuvor überantwortet worden war noch gar nicht recht in Augenschein nehmen können. Die kunstvollen Verzierungen waren offenkundig - doch vielmehr interessierte ihn der topographische Gehalt.
Für den heutigen Abend muss Esquilin reichen, dachte er bei sich und schlug die Karte vorsichtig auf. Das Pergament entrollte sich, Eremitaeus holte eine Kerze heran und beugte sich über das wertvolle Stück.
Einen der Namen hatte er schon im Schankraum gehört. Doch zwei Banner stiessen ihm sofort ins Auge: "Copa - Die Bruderschaft und Hell on Earth"
Bei letzterem Namen lief ihm ein Schauer den Rücken hinunter. Das Banner zeugte von Tod, Elend und Vernichtung. Werte, die vertreten werden konnten, doch die seinen nie sein würden. Doch hatte er diesen Namen nicht noch vor wenigen Tagen in einer Schenke vernommen? War da nicht ein Krieg von Lichtkriegern und einigen anderen Allianzen gegen diese Verbindung des Bösen geführt worden? Scheinbar waren dies mächtige Schattenkrieger, denn soweit es Eremitaeus beurteilen konnte, hatte sie ihre Pfründe erfolgreich verteidigt. Welch Sturm der Vernichtung, welche Fanfaren der Rache mussten nun über die Angreifer hinwegbrechen nach diesem Affront? Eremitaeus wagte sich kaum das blutige Szenario, die schreckliche Rache auzumalen.
All dies beunruhigte ihn zu sehr als dass er in dieser Nacht das Kartenfragment hätte weiter studieren wollen. Er rollte das Pergament behutsam zusammen und verstaute es im Marschgepäck.
Die Kerze wurde gelöscht und ein ereignisreicher Tag an der Grenze Esquilins ging für Eremitaeus Rationem zu Ende. Er war gespannt, was seine Abreise am nächsten Morgen bringen würde...
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