Eomer verweilte mit der erhobenen Hand vor K'Ehleyr und wartete auf ihr Reaktion. Aber das was passierte, hätte er sich niemals gedacht. Anstatt seine Hand zu ergreifen, wich sie kurz zurück und schubste ihre Begleiterin gegen ihn. Völlig überrascht glaubte er erst, dass er in eine Falle getappt wäre, doch als er über die Schulter der Frau, die sich Asil nannte, die Gruppe der Bewaffneten sah, die in den Park kamen, erkannte er die Absichten der Kriegerinn.
Verdammt klug, dass muss man ihr lassen.
Der schlanke Germane legte schnell seine Hand um Asils Schulter und zog sie an sich heran.
"Spielt einfach mit.", flüsterte er ihr ins Ohr.
Etwas wiederwillig schmiegte sie sich an ihn und legte ihrerseits einen Arm um seinen Oberkörper.
K'Ehleyr tat so, als würde sie Lando auf der Bank küssen und lies nicht den Eindruck erwachen, dass dieser verwundet sei.
Hoffentlich wirkt es glaubhaft, ich habe bereits genug Ärger.
Die Soldaten näherten sich ihnen und blieben in einiger Entfernung stehen, um sich zu beraten.
Gegen das hier, wäre der Kampf vorher ein reiner Spass.
Sein Blick haftete an den Soldaten, die sich immer noch berieten. Doch plötzlich löste sich einer der Männer aus seiner Einheit und kam auf die Schauspieler zu. Er baute sich vor ihnen auf und lies seine Waffen sehen.
In der hiesigen Landessprache begann er: "Was tut ihr hier? Dies ist Privatbesitz!"
Eomer löste sich gespielt ungern von Asil und trat auf den Araber zu, da er, wie er vermutete, der einzige war, der diese Sprache beherrschte.
"Ich muss mich entschuldigen, meine Geliebte und ich, sowie unsere Freunde, haben uns nach einer längeren Reis und einem netten Abend in einer der Tavernen hier, hierher verirrt. Wie wussten nicht, das dies hier ein Privatgarten ist. Das Tor stand offen und wir dachten, dass es sich hierbei um einen romantischen Stadtpark handele."
Misstrauisch musterte der Soldat die hochgewachsene, blase Gestalt, die ihm soeben in seiner Muttersprache geantwortet hatte und nun mit weit ausgestreckten Armen auf ihn zuschritt.
"Wir sehnen uns nur nach einem gemütlichen Bett, in einer ruhigen Herberge. Als Mann versteht ihr dass doch sicherlich."
Mit einem gespielten Grinsen, flüsterte ihm Eomer dies ins Ohr. Ein dreckiges Lächeln verriet, dass der Arab alles verstanden hatte, doch dies war nur von kurzer Dauer.
"Ihr habt, verbotenerweise, ein Gelände betreten, dass niemand betreten darf.", antwortete der Schwarze mit rauer Stimme.
"Ihr müsst mitkommen und eure Strafe erhalten.!"
Eomer versuchte noch immer ihn zu überzeugen und spielte ihm weiterhin den verliebten Mann vor, doch er biss auf Granit.
"Ihr kommt alle mit!", brüllte dieser und deutete auf die Gruppe, die sich immer noch als Verliebte gab, doch keiner von ihnen rührte sich.
"Wenn ihr mir nicht sofort gehorcht, werde ich..."
"Verzeiht, Herr, sie beherrschen die hiesige Sprache nicht, da sie von weit her kommen, nur ich versteh euch."
Eomer wand sich um.
"Wir sollen mitkommen. Tut so, als wäre Lando betrunken und könnte nicht aus eigener Kraft laufen."
Hoffentlich versteht er mich nicht.
Wieder drehte er sich um und sagte dem Araber: "Mein Kumpan hat zu tief in den Becher geschaut und kann schlecht laufen, dürfen wir ihn stützen?"
Misstrauisch beäugte er den au der Bank liegenden Mann und nickte schließlich.
"Aber zuvor müsst ihr eure Waffen abgeben!"
"Wa..!?! Na gut, aber nur, weil ich so schnell wie möglich wieder weg will."
Wiederwillig legte er das Schwert und den Dolch ab und gab beide einem der herbeigeeilten Soldaten.
Nachdem er auch sein Messer aus dem Stiefelschaft gelöst hatte, was ihm am schwersten fiel, gab er den anderen ein Zeichen, ebenfalls so zu handeln.
Mit geeinten Kräften hatten sie Lando, halbwegs glaubwürdig in seiner Roll als Trunkenbold, da ihm die Schmerzen doch sehr zusetzten, in den nahegelegenen Gebäudetrakt getragen. Prunkvolle Ornamente stellten den Reichtum des Hausherren dar. Ein langer, von filigran gearbeiteten Säulen gesäumte, Gang führte in eine große Halle inmitten, des palastartigen Hauses.
Irgendwie kommt mir das alles hier bekannt vor. Es wirkt alles so vertraut auf mich, aber ich war hier mit Sicherheit noch nie.
Die Halle wurde von mehrere Öllampen erleuchtet, die ein warmes Licht spendeten. Weite Vorhänge hingen vor den hohen Fenstern und ein Geruch von Tabak lag in der Luft. Die leisen Klänge eines Musikstückes drangen an das Ohr des Kriegers.
Es ist wirklich unheimlich. Es ist alles so komisch vertraut.
Ihr Wächter wies sie an, sich auf einigen Sitzkissen niederzulassen und zog sich dann zurück, natürlich nicht, ohne einige Soldaten zurückzulassen.
Eomer beugte sich zu K'Ehleyr und blickte in Landos verzerrtes Gesicht.
"Ich hoffe, dass wir hier nicht auf einen aristokratischen Schnösel stoßen, der aus seinem Privatbesitz, ein Heiligtum macht."
Nach knapp zehn Minuten des Wartens, kam der Anführer der Wachmannschaft wieder und verkündete mit lauter und deutlicher Stimme.
"Verbeugt euch vor Ahmed Omar Iben Faschid Iben Dhawud Mustafa!"
Der Name traf den Germanen wie ein Donnerschlag.
Wenn ich Glück habe, dann habe ich wirklich Glück!
Ein ältere Araber, in weiten Seidengewändern trat ein, gefolgt, von einer Leibgarde, die um einiges besser ausgerüstet war, als die meisten Söldner.
Aus seiner gebückten Haltung konnte Eomer den Mann, aus den Augenwinkeln heraus, betrachten.
Ihr Götter, ich danke euch!
Der Hausherr lies sich mit einer eleganten Bewegung auf eines der Kissen fallen und betrachtete die kunterbunte Truppe, die in seinen Garten eingedrungen war.
Der Soldat, der diese gefunden hatte trat an ih heran und flüsterte ihm etwas in Ohr.
Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des alten Mannes und er musterte die Gruppe genau. Seine Augen blieben an der blasen Gestalt hängen, die genau vor ihm kniete und das Gesicht knapp über dem Boden hielt.
"Du da, du kommst mir bekannt vor. Nenne mir deinen Namen."
Eomer konnte nur mit größter Mühe einem Freudenschrei unterdrücken, als er sich aufrichtete und dem Araber direkt ins Gesicht sah.
"Mein Name ist Eomer."
Das Gesicht des Kaufmanns erstarrte und betrachtete ihn lange und genau, doch plötzlich hellte sich seine Mine deutlich auf und er erhob sich ruckartig.
"Eomer? Wie lange ist das nun schon her."
Er nahm den mittlerweile stehenden Germanen in die Arme.
Die schlanke Gestalt erwiderte die freudige Geste und umarmte den deutlich kleineren Araber.
"Ahmed, mein Freund! Was treibt euch hierher?"
Die Männer liesen voneinander ab und musterten sich gegenseitig mit freundlichen Gesichtern.
"Der Handel, mein Freund, der Handel! Man muss eben auch abseits von Samos aktiv sein. Aber nun sagt mir, was ist der Grund, warum ihr hier seid."
"Die Sucht nach dem Abenteuer und der Ferne. Darf ich dir eine paar Bekannte von mir vorstellen?"
Der blase Krieger deutete auf die Frauen die immer noch neben dem liegenden Verletzten knieten und ihn erstaunt beobachteten.
"Wir brauchen dringen Hilfe, da der junge Mann dort schwer verletzt wurde. Kannst du einem alten Freund einen Gefallen tun?"
"Jemandem, der mir mehrmals das Leben gerettet hat, werde ich doch einen Gefallen nicht abschlagen! Eine Unterbringung ist das wohl das Mindeste."
Einige kurze Handbewegungen und ein Mann der Wache entfernte sich...
|