Beitrag #5
Landogarius und die ewige Stadt
Wieder einmal hatte Landogarius sich auf den Weg gemacht, mehr von der Welt zu sehen, als nur sein Dorf. Er hatte viele Geschichten gehört, von seinen Stammesangehörigen, was es da so alles gab.
Diese Mal hatte er beschlossen die Große Stadt zu suchen. Lange hatte es gedauert, sehr lange sogar. Er wusste gar nicht mehr, wie viele Tage vergangen waren und wie viele Meilen er zurückgelegt hatte. Nach Tagen in den Wäldern war er auf eine ausgebaute Straße, mit Steinen befestigt, gekommen und war ihr gefolgt.
Oft hatte er fahrende Händler unterwegs getroffen oder Leute, die das gleiche vor hatten wie er und sie alle sagten ihm unfehlbar, er brauche nur dem Weg zu folgen und so könne er sein Ziel nicht verfehlen.
Da er in den Wäldern, mit Häusern aus Holz und ausgetreten Wegen, aufgewachsen war, war es für ihn unvorstellbar, dass jemand solche langen Straßen hatte bauen können. Wenn schon die Straßen so groß und so weit durch die Lande reichen, wie mochte dann erst die Stadt sein? Er stellte sich Gebäude vor, die so wie die Straßen aus Stein waren, vielleicht sogar 3 oder 4 Etagen hatten und davon gab es hunderte mit Tausenden Menschen darin.
Er hatte sein Pferd einige Meilen vor der Stadt bei einem Bauern zurückgelassen und hatte die restliche Entfernung zu Fuß gemeistert. Als er zum ersten Mal die Stadt erblickte, fern, nahe dem Horizont unter blauem Himmel, glaubte er zu träumen. Es war nicht tausende Häuser, es waren hunderttausende. Immer näher kam er der Stadt und sie wurde größer. Eine Million Menschen schienen sich auf den Straßen zu drängen. Beeindruckt von der Stadt blickte er ungläubig alles ganz genau an. Die Hausmauern, die Dächer, die Straßen, die Leute, die Karren … nichts entging ihm. Auch nicht die hübschen Mädchen, die durch die Straße irrten. Manche von ihnen waren sehr knapp bekleidet und er merkte, dass die Lederhose durch das letzte Bad, das er unfreiwillig gemacht hatte, als er vom Pferd fiel, ziemlich eng geworden war. Er spürte bei jedem Schritt das Blut in den Adern.
Die Stadt schien kein Ende zu nehmen, jedoch der Tag schon. Die Sonne senkte sich immer tiefer und bald schon würde sie am Ende der Welt aufschlagen. Landogarius war müde, sehr müde sogar. Seine Füße hatten sehr viel Arbeit geleistet und da er ohne Schuhe unterwegs war, hatten sie auch den ganzen Schmutz der Stadt mitgenommen. Allerdings wusste er nicht, wo er hier schlafen sollte. Es gab keine Bäume oder Wiesen, wo er immer geschlafen hatte, wenn er in den Wäldern umherreiste. Schlussendlich legte er sich in einer Nebengasse vor einem Haus nieder, oder besser: er setze sich nieder und schlief so ein.
Es kam ihm vor, als wäre er gerade erst eingeschlafen, als er plötzlich etwas fühlte. Zuerst dachte er, es wäre ein hübsches Mädchen, neben dem er gestern Abend eingeschlafen war, doch dann erinnerte er sich, wo er war. Vorsichtig öffnete er ein Augenlied und sah, dass sich jemand an einem Beutel an seinem Gürtel zu schaffen machte. Darin hatte er ein paar Denarii, die er bei seinem letzen Kampf in einer Arena gemacht hatte, aufbewahrt. Er öffnete beide Augen und sah die Person an. Es war ein junges Mädchen und sie stellte sich nicht gerade sehr geschickt an. Am Ende er Straße stand ein großer Mann und schien auf das Mädchen zu warten. Landogarius durchbohrte sie mit seinem Blick, so als wollte er ihr sagen, was machst du da, lass das, ich will dir nichts antun, aber wenn du es darauf anlegst, dann kann ich auch anders. Es dauerte, bis das Mädchen bemerkte, was los war. Entsetzen machte sich in ihrem Gesicht breit, es schien sogar langsam weiß zu werden. Sie versuchte zu schreien, doch ihre Kehle schien wie zugeschnürt. Mit einem schnellen Satz stand Landogarius auf den Beinen und hielt das Mädchen an der Hand fest, um sie am weglaufen zu hindern. Ihre Kehle schien durch den Ruck, der nun durch sie ging gelockert zu sein. Ein greller kurzer Schrei glitt über ihre Lippen und nur wenige Augenblicke darauf stand die Person, die vorhin am Ende der Straße gewartet hatte. Er war groß, schlank und kräftig und hatte eine Waffe in der Hand, die er eindeutig gegen Landogarius schwang. Sein Pech war es, dass er offenbar nicht wusste, welch guter Duellierer Landogarius war. Er nahm seine Doppelklingeaxt vom Rücken und blockte den ersten Schlag mit solch roher Gewalt ab, dass Funken die Straße erhellten. Der Mann taumelte, doch eher seine Waffe erneut heben konnte, krachte es ganz gewaltig und die Axt von Landogar war tief in seiner Brust versunken. Die Knochen Splitterten und das Blut schoss in einer großen Fontäne heraus. Die Kleidung von Landogar färbte sich tiefrot, ebenso sein Gesicht und seine Hände. Auch die Strasse wurde immer roter. Das Blut floss die Straße entlang, an den Füßen des kreidebleichen Mädchens vorbei.
Offenbar aufgeschreckt durch den Schrei des Mädchens hörte er wie zwei schwer gerüstete Männer näher kamen. Man kannte es an dem Scheppern, das sie schon von weitem ankündigte. Auch der Schein ihrer Fackeln leuchtete gar hell und verriet ihre Position.
Landogar musste handeln. Er durchsuchte die Sachen des am Boden liegenden Mannes und fand dort sogar eine Armbrust. Besser hätte es nicht laufen können. Die beiden gepanzerten Männer waren offenbar Teil der römischen Stadtwache. Als vor den beiden und der Leiche zu stehen kamen, fragten sie, was hier los sei. Scherzhaft meinte einer der Wachen zum andern: Sieh an, sieh an, da gibt’s wieder Futter für die Löwen.
Ohne zu zögern richtete er die Armbrust auf den, der diese Worte sagte und versenkte den Pfeil in seinem Kettenhemd. Das Lachen blieb ihm sprichwörtlich im Halse stecken und er sank zu Boden. Landogar rief dem Mädchen zu: Lauf! Und auch er selbst rannte davon. Bis der andere Soldat wusste, was geschehen war und bis er zu reagieren im Stande war, war Landogarius bereits einige Straßen weiter. Er zog eine rote Spur hinter sich her, die das aus seiner Kleidung tropfende Blut hinterließ. Einer solchen Spur war leicht zu folgen und darum suchte er nach einer Möglichkeit sich zu säubern. Der Fluss kam nicht in Frage, so wie der sich Preis gab, aber der nette kleine Brunnen da, war genau richtig. Zuhause hätte er sich einfach in den nächsten Bach gestürzt und schon wäre das erledigt gewesen.
Er ging mit großen Schritten auf den Brunnen zu, als da plötzlich zwei Männer des Weges kamen und mit zwei Frauen aneinander gerieten. Genaueres konnte er nicht sagen, da er sie nur aus dem Augenwinkel heraus anblickte. Er zog seine viel zu enge Hose aus, die nicht noch enger werden sollte, danach auch die anderen Klamotten und setze sich in den Brunnen. Er war gerade groß genug, dass er darin sitzen konnte und tief genug, dass nur sein Oberkörper herausragte. Er wusch sich das Blut vom Körper und beobachtete dabei, wie die eine Frau den größeren der beiden Männer in Schach hielt. Danach stieg er aus dem Brunnen. Sein knackiger Hintern glänzte in der Morgensonne. Er zog sich die Hose an, legte das Oberteil über seinen Oberarm und machte ein paar Schritte auf die 4 Leute zu.
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