Beitrag #2
Bei den Göttern, Luft! Jede einzelne Faser seines Körpers sehnte sich nach jener frischen Atemluft, seine Lunge zerdrohte zu zerbersten unter dem immensen Druck der auf seinem Körper lastete..
Der blutverschmierte Kopf des Söldners ähnelte eher einer Tomate, nicht nur wegen seinem eigenen, sondern auch dem einiger Feinde, vergossenem Blut, während er angestrengt versuchte sich zu befreien..
Wie es soweit hatte kommen können?! Nun es schien so als hätte Fortuna nicht nur für einige Augenblicke ihr sonst so wachsames Auge samt schützender Hand von Söldner samt thorwal'schen Gefährten abgewendet, eher als hätte sie einen ziemlich verfrühten Winterschlaf eingelegt.
Die Siedlung hatte kaum mitbekommen wie sie überrannt wurde, die meisten seiner "Stammesgenossen" hatten friedlich ihren vorabendlichen Rausch ausgeschlafen, als die Horden der Feinde kamen.
Wie es sich für standhafte Thorwaler, spitzohrige Grasfresser (von manchen auch Elfen genannt), wackre stark behaarte Zwerge und das ganze andere Gesindel das sonst noch in der Otta einen Unterschlupf gefunden hatte, gehörte, hatten sie sich mit altbekannter Verbissenheit und wackrem Mut gewehrt (auch wenn einige der Thorwaler sich geweigert hatten "extra aufzustehen, nur weil nen paar Verrückte vor den Toren stehn"), doch gegen die starke, unerwartete Übermacht hatten sie nicht den Hauch einer Chance gehabt.
Einige hätten wohl den nächtlichen Angriff als unfair, hinterhältig, erbärmlich oder gar mitleidserregend bezeichnet, war doch immerhin auch zu bedenken dass die göttlichen Kräfte des Zufalls just wenige Stunden vor dem Angriff zu einem völlig unerwartetem Ausfall des Kommunikationssystem gesorgt hatte (von manch einem auch "Forum" oder ähnlich genannt), wobei hier verschiedene Vermutungen und Legenden rankten wie eben jener Ausfall möglich gewesen war, was allerdings recht einfach zu erklären ist, bedachte man dass einer der thorwal'schen Feiertage gewesen war (die genaugenommen ziemlich häufig waren, man behauptete dass es einfacher wäre jene Tage im Jahr zu zählen an denen die Thorwaler NICHT nach alter Tradition feierten und zechten, anstatt anderstrum)..
Doch der Söldner sah die Sache wesentlich toleranter, vereinte doch er selbst einige jener oben genannten Fähigkeiten auf verdammt geniale und anbetungswürdige Weise in seiner Person..
Nun es gab wahrlich schlimmeres..
Als Provinz in den heutigen Tagen des Reiches mußte man sich eben darauf einstellen zu jeder erdenklichen Zeit, an jedem erdenklichen Ort und von jedem erdenklichen Wesen das über die Erdplatte kreuchte, angegriffen zu werden.
Dass war der eben der Lauf der Dinge, vorallem wenn man einige außerordentlich provokante Charakterköpfe in seiner Gemeinschaft vereinte.
Solch Glanz und blendender Ruhm zog nunmal einige Neider auf sich..
Wie dem auch sei, die Sturmwind Ottajesko war zuvor schon einige Male überrannt worden und würde es mit Sicherheit auch wieder werden, doch jedesmal hatten sie sich erholt, wieder auf die Beine gerappelt und dafür gesorgt dass die zahlreichen Toten heute nicht umsont gefallen waren.
Und wie hieß es doch so schön?! Man kann den Wert eines Mannes (in diesem Fall kann man gewiss auch ohne Bedenken auf eine ganze Gemeinschaft ausweiden) daran erkennen, wieviele Feinde er hat.
Und wenn es darum ging, bei den Göttern, war die Ottajesko mit Sicherheit die wertvollste Allianz die dieses Reich je gesehen hatte!
Nun, wie dem auch sei, die Thorwaler samt Verbündete würden den Angreifern für diesen netten und unerwarteten Hausbesuch sicher eine ebenso nette und unerwartete Antwort zukommen lassen, es heißt zuweilen Thorwaler ähnelten jenen rüsselhaften, großen Riesentieren, die bekanntlich auch selten etwas vergeßen.
Der Söldner selbst war zum Zeitpunkt des Angriffs im wohlverdienten Söldnerschlaf vertieft, ein übereifriger Sprößling der Thorwaler hatte ihn auf ziemlich unhöfliche Art und Weise geweckt, bei derein Schwapp eiskaltes Wasser und ein nunmehr leerer Eimer eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hatten.
Nur halb bekleidet (genaugenommen nur mit seinen Stiefeln und einem weiten Nachthemd) war der Söldner mit erhobenem Schwert aufs Schlachtfeld wo das Gemetzel schon im vollen Gang war gesprintet, doch das konsumierte Sumpfkraut, die durchzechte Nacht und das Aufwecken, das einen tiefen, inneren Schock beim Söldner hinterlassen hatte, taten ihr übriges, um den Söldner ungewöhnlich schnell außer Gefecht zu setzen.
Nun, vielleicht spielte auch ein riesiger Knüppel eines Angreifers, der von hinten frontal auf seinen Hinterkopf gekracht war, eine nicht geringe Rolle, worauf hier aber nicht näher eingegangen werden soll.
Wie dem auch sei, als der Söldner wieder aus seiner von was auch immer ausgelösten Bewußtlosigkeit erwacht war, hatte er sich hier auf dem Boden gefunden, überdeckt mit Blut, begraben unter der Leiche des beleibtesten Mannes den der Söldner je gesehen hatte..
Seit jenem Moment versuchte er sich krampfhaft zu befreien, was er nun allerdings nach mehreren Versuchen gelangweilt aufgab..
Immer noch unter akutem Luftmangel leidend, fuhr die Hand des Söldner mit Müh und Not (nachdem sie sich durch die Fett und Fleischmassen die auf ihm lagen gekämpft hatte) zu seinem Ohr hinauf, hinter der er wie gewöhnlich seinen unvermeidlichen Sumpfkrautstengel verstaut hatte...
Aber Moment, Kor möge ihm beistehen! Da war nichts, der Stengel war verschwunden!
Ein Ausdruck grimmigen Hasses loderte in den Augen des Söldners auf, während er die freigekämpfte Faust geballt gen Himmel streckte..
"Bei Fortuna, ihr könnt unsere Häuser und Hütten zerstören, unsere Leiber mit Lanzen und Schwertern durchbohren..
Aber vergreift euch niemals am Sumpfkraut des Söldners!" brüllte er mit der ihm verbleibenden Atemluft grimmig und theatralisch gen Himmel..
Bittere Rache, bei den Göttern, seine Feinde würden sich in den tobenden Tiefen der Unterwelt wiederfinden..
Der Söldner überlegte eben, ob er nicht noch einige blutrünstige, düstere und unheilvolle Aussagen gen Himmel brüllen sollte, doch dann tat die Anstrengung, das enorme Gewicht das auf seinem Bauch lastete und der akute Luftmangel ihr übriges, und das Bewußtsein des Söldners beschloß kurzerhand sich wieder in die wohltuende Schwärze eben jenes Fehlen des Bewußtseins zu stürzen..
Friedlich die Augen geschlossen, den Mund leicht geöffnet und ein wenig sabbernd schlummerte der Söldner auf dem leichenüberzogenen Schlachtfeld, auf dem die letzten der noch anwesenden Angreifer die Toten und Verletzten plünderten.
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