Beitrag #3
Für den jungen traumtanzenden Bauern war es sein erster Auftritt in der Arena, er hoffte, dass sein Vorfahr ihm in dessen Büchlein zur Durchführung von Duellen reichhaltige Ratschläge hinterlassen hatte. Mit jeder Seite, die er überflog, sank seine Hoffnung in Begleitung seines Herzens und Mut immer mehr gen bodenlose Tiefen, denn ausser Schattentänzer und meine Wenigkeit- waren zu jeder Schandtat bereit. Gemeinsam zwangen wir die Muse der Poesie- erbarmungslos immer mehr in die Knie konnte er nichts finden, und diese Aussage erhellte das Dunkel seines Geistes mitnichten.
Sein Versuch, Kriegerin Babes Ratschläge für das bevorstehende Duell einzuholen, ward ebenfalls kein zufriedenstellender Erfolg zuteil, diese bekam auf seine Fragen hin nicht nur einen Hustenanfall, und sicherlich war das Schwingen ihres berüchtigten Schwertes gen Bauern nur ein unbeabsichtigter Reflex. Immerhin gelang dem Bauern ein rascher Ortswechsel im Herzschlag eines Augenblickes, sodass nur einige Haare seiner schon sehr schütteren Haarpracht durch die Luft segelten und Babe noch Niesanfälle bescherten...
Ebenso erfolglos war des Bauern Versuch, Antworten auf Fragen nach der idealen Rüstung oder gar Waffen zu erhalten. Die Rüstungsschmiedin der Wälder Silva Romaes riet ihm lächelnd, auf das Brett vor seinem Kopfe zu vertrauen, des Waffenschmieds Gesicht lief rot und desssen Muskeln schwollen bedrohlich an beim Anblick des Traumtaenzers- gut, dass dieser in seiner Schiedehöhle angekettet war. Allerlings liess das bedrohliche Knirschen der Ketten es dem Bauern ratsam erscheinen, einen weiteren raschen Ortswechsel nicht nur in Erwägung zu ziehen, sondern diesen auch durchzuführen. Seiner Ausdauer schadeten diese Übungen ganz sicher nicht...
Nun stand er vor dem Tore in das geheiligte Innere des Kolosseums, hinter ihm warteten seine beiden Ochsen mit dem Ochsenkarren, beladen mit sämtlichen Utensilien seines Vorgängers, die dieser ihm hinterlassen hatte, an dem Strick hinter dem Ochsenkarren zerrte der Maulesel, auf dessen Rücken lag der Hund, auf dessen Körper ruhte die Katze, auf deren Nasenspitze balancierte die Maus...
Der junge Bauer wollte an das Tor klopfen, wurde aber vollkommen überrascht, als dieses sich zuvorkommend öffnete, und fiel in das Innere. Benommen blinzelte er zu einer vierschrötigen Gestalt empor, die allem Anschein nach durchaus in der Lage wäre, jeden seiner Ochsen mit einer Hand gleichzeitig in die Luft zu stemmen. Der hünenhafte Gladiator musterte den Traumtaenzer kurz, die beiden Ochsen länger- und leckte sich die Lippen, bevor dessen Worte des Bauern Ohren erreichten: "Ochsenviertelchen sind zur Küche zu bringen, Bürschchen..."
Hastigst bemühte sich der Bauer darum, diesen Irrrtum sofort aus des Hünen Magen zu schaffen, und reichte diesem den Zettel mit der Herausforderung, die Lith'Rhian ihm am Schwarzen Brett hinterlassen hatte. Der Hüne bewegte beim Lesen die Lippen, blickte verblüfft auf den Traumtaenzer hinunter- und las laut vor: "Hiermit wird im Namen des Imperators versichert, dass entgegen allen Anscheines und gesunden Menschenverstandes der Inhaber dieses Zettels, sofern er sich als Traumtaenzer mit Namen vorstellt- niemand käme freiwillig auf die Idee, sich für diesen auszugeben- wirklich und wahrhaftig Mitglied der Stadtwache ist!!!" Da war dem Bauern wohl das falsche Schriftstück in die zitternden Hände gelangt...
Ob des sardonischen Lächelns des Hünen wuchs in dem Traumtaenzer Unbehagen als kleines Flämmchen, das sich angesichts des Hünen lauter Worte "Hey Jungs, kommt mal her, ich habe hier einen Stadtwächter, mit dem wir ein bisschen spielen können!" zu einem lodernden Waldbrand entwickelte, da sich zum ersten Hünen zahlreiche Gestalten auf den Zuruf hin gesellten, deren Schatten auf den Bauern ungemütlich bedrohlich wirkten. Hastigst brabbelte der Bauer los "asil erwartet mich in der Arena, und Kriegerin Babe..." ...verwünscht wohl den Tag, als sie mir die Duellarena zeigte wäre das Ende seiner Worte gewesen, doch er verstummte verblüfft mitten im Satze, als ihm die Gestalten freundlich und sanft auf die Füsse halfen- deren Lächeln wirkte immer noch sardonisch, aber der Rest des Gesichtsausdrucks wollte wohl nichts mehr damit zu tun haben- offensichtlich hatte die Nennung dieser beiden Namen eine gewisse Veränderung im Verhalten der Gladiatoren zur Folge...
Die auf einmal freundlich wirkenden Herren trugen sogar den Ochsenkarren samt Ochsen und weiterer Anhängsel in das Innere und boten ihm Wein, Rüstungen und Waffen an, er bräuchte nur zu wählen. Der Bauer lehnte dankend ab, gerüstet sei er schon. Skeptische Blicke musterten des Traumtaenzers Gewandung, die ein offensichtlich wahnsinniger Schneider aus Kartoffelsäcken zusammengenäht hatte. Der Bauer versicherte ihnen, in Rom besitze nur einer das Monopol für Kartoffelsäcke, und sie wüssten doch ganz sicher, dass ein Monopol nur schwer zu zerschlagen sei, oder? Der Blick der Anwesenden wanderte weiter zum breitkrempigen Strohhut, den eine Fasanenfeder zierte, und fragend zurück zum Bauern, der ihnen unaufgefordert die Erklärung zuteil werden liesse, Stroh dämpfe jeden Schlag, während die Feder mächtiger sei als jedwed Schwert...
Neugierig versammelten sich die Anwesenden um des Bauern Waffenarsenal, auch hier war der Traumtaenzer um erläuternde Worte nicht verlegen. Den Kampfstab habe am oberen Ende noch eine Schlinge, da könne er wenigstens die beiden Enden unterscheiden, und den auch noch als Schleuder verwenden. Ein freundlich kleiner Junge, etwas redselig, erst recht im Erzählen fantastischer Geschichten und sehr hilfsbereit beim Auffinden von Gegenständen, die Leichtsinnige so oft verlegen und verlieren, habe ihm diesen Stab verehrt. Die Keule? Ahhhh... diese dient der psyko... pschi... also der besonderen Art der Duellführung, liebevolles Tätscheln reicht da vollkommen aus, um maximale Wirkung zu erzielen. Der Kettengliederstab? Ein altes Erbstück- er brauche es nur zu schwingen, und schon sei er sicher in einen solchen Gordischen Knoten verstrickt, dass kein Schwert in der Lage sein wird, diesen zu zerschlagen. Und der Besen? Nun, in einer sandigen und staubigen Arena ist ein Besen ganz sicher sinnvoll, oder?
Die Anwesenden schienen sich Blicke zuzuwerfen, die der Bauer nicht gänzlich zu deuten vermochte. Mit einem freundlichen Nicken verkündete er, dass er sie nicht länger aufhalten und seinen Gegner nicht länger warten lassen wolle, und begab sich auf den Weg in die Arena... mit Verblüffung blickte er sich um, als er die Tür hinter sich zuzog- war es denn schon so spät geworden? Finstre Nacht umgab ihn, er konnte nicht mal mehr die Hand vor den Augen sehen, was um der Götter Willen... seine Ohren vernahmen allerdings die Worte "Kann jemand den... den Glad... also den Duellanten aus der Besenkammer holen- und ihm den Weg in die Arena zeigen?"
Sonnenlicht begrüsste den traumtanzenden Bauern, als er mit hochroten Ohren und angestrengtem Schnaufen die Arena letztendlich betrat. Hinter sich her zog er eine Konstruktion, die mangels eindeutiger Worte sich am besten als hohler, ca. ein Meter hoher Baumstamm mit Handgriff, der sich quietschend auf Rädern fortbewegen kann und mit allerlei undefinierbaren Inhalt gefüllt zu sein scheint beschreiben lässt. Zumindestens war erkennbar, dass aus diesem ein Kampfstab, ein Besen und ein Stock herausragte, den Thorwaler und alle mit leidvoller Erfahrung als Immanschläger erkannt hätten. Quälend langsam und mit ersichtlicher Anstrengung bewegte der Bauer seine Last gen Arenamittelpunkt, wobei er des öfteren ein kleines Päuschen einlegte, um sich den Schweiss von der Stirn zu tupfen, der trotz seines Strohhutes auf dieser eine Vollversammlung einberufen hatte. Mit einem entschuldigenden Achselzucken wandte der Bauer sich an die Zuschauermenge und rief "Ihr müsst entschuldigen, meine Waffen sind ein wenig schüchtern, sie weilen zum ersten Male in der Arena und haben panische Ängste beim ersten Auftritt, sie wehren sich halt mit Händen und Füssen..."
Der Bauer liess das Wägelchen stehen und wandte sich der Schiedsrichterempore zu, um seine Stimme zu erheben:
"Seid gegrüsst, Edles Schiedsgericht,
Euch widme ich dies' zauberhaft' Gedicht"
Mit einer schwungvollen Bewegung riss er sich den Strohhut vom Kopf und verbeugte sich tief vor dem versammelten Triumvirat der Schiedsrichter, dem Duo Infernale samt elfenhaftem Anhang, so tief, dass seine Nase fast den Boden berührte- als plötzlich ein scharfer Schmerz seinen Rücken plagte und sich vehement ausbreitete... hastigst fuhr des Bauern nun gequält wirkende Stimme fort
"Unverhofft kommt überraschend' Wende
Das Gedicht gar' schnell zu einem Ende
Bedauerlich fürwahr dieser Entschluss
Aber mich plagt ein furchtbar Hexenschuss!"
Die Augen des Bauern rollten wie wild in den Höhlen, sonst vermochte er nicht mehr viel zu bewegen. Es war nicht das erste Mal, und er wappnete sich- selbst ist der Bauer!- für die oft mit Erfolg praktizierten Behandlungsmethode, die leider mit gewissen Nebenwirkungen verbunden war... und stiess daher als erstes einen schrillen Pfiff aus...
Mit zuckenden Ohren betrat des Bauern Maulesel die Arena. So störrisch, wie dieser auch immer reagieren mochte, dieser erbetenen Hilfeleistung hatte sich der Maulesel noch niemals verweigert. Der Bauer ahnte mehr, als er es sehen konnte, dass sich der Maulesel näherte, seinem verlängerten Rückgrat das Hinterteil zukehrte- Mass nahm und mit den Hinterhufen auskeilte...
Mit Wucht trafen Hufe auf Backen, mit einem durchdringenden Schrei segelte der Traumtaenzer durch die Lüfte und landete im Staub. Rasch erhob sich der Bauer, sein Rücken war wieder beweglich, den Göttern und dem Maulesel sei Dank. Während sein Medicus die Arena wieder verliess, wandte sich der Traumtaenzer seinem Gegner zu "Seid gegrüsst, werter Lith, und verzeiht, dass ich mich nicht zu Euch setze, denn Sitzen ist im Moment etwas, was ich unbedingt vermeiden möchte. Ihr wirkt irgendwie ein wenig bedrückt, mir scheint, Euch fehlt ein wenig Aufmunterung?"
Der Traumtaenzer wandte sich stirnrunzend an die Zuschauer und rief "Lasst uns gemeinsamen meines Gegners Niedergeschlagenheit vertreiben, denn er soll nach dem Duelle und nicht davor dieser huldigen. Wenn die weiblichen Zuschauer so nett wären, den edlen Elfen anzufeuern? Mit einem möglichst hohen und bezaubernden
"Komm, Elflein, komm..."
"Bitte einmal eine Proberunde... ja, aus-ge-zeichnet, wunderbar, und nun zu den männlichen Zuschauern, bitte möglichst tief und verachtungsvoll... ähm... hochachtungsvoll"
"Komm, Weich(elf)ei, komm..."
"Bitte auch hier einmal testweise... herr-lich, und nun alle zusammen, die Damen zuerst, gefolgt von den Herren... ja, das ist es, zau-ber-haft, nicht nachlassen..."
Der Traumtaenzer wandte sich mit einem freundlichen Lächeln seinem Gegner zu, der ein Dutzend Schritte von ihm entfernt im Sande sass, und winkte diesen mit dem rechten Zeigefinger einladend und lockend zu "Hört Ihr es? Dann kommt zu mir, werter Lith... Kommt ruhig näher...Kommt!"
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