Beitrag #6
RE: Der Geheimbund der Senatoren
Die Zeit verflog wie der Wind und der Tag der Rückkehr Cäsars war gekommen. Aquila war am Morgen schon im Badehaus gewesen, hatte ein Dampfbad genossen, sich waschen lassen und war anschließend wieder in seine Villa zurück gekehrt. Die Angebote der Mädchen dort hatte er noch nie angenommen, es widerte ihn an, wie sie versuchten, sich zu verkaufen, Nein, lieber wartete er auf die Frau, die ihn glücklich machen konnte.
Zuhause angekommen kleidete er sich in seine Festtagsgarderobe und begab sich langsam zur Tribüne der Senatoren. Er konnte nun nichts mehr ausrichten. Die Organisation war beendet, der Rest lag in den Händen der ausführenden Organe. Unterwegs blieb Aquila immer wieder stehen, um andere Senatoren zu begrüßen oder gut situierte Bürger, die ihren Reichtum auf einem Weg verdient hatten, der Aquila anekelte.
An der Tribüne angekommen, ließ er sich mit einem grimmigen Gesichtsausdruck auf eine der Bänke nieder und beobachtete das Treiben auf der Straße. Immer mehr Prätorianer versammelten sich dort und stellten sich in Zweierreihen längs der Straße auf. Kein Bürger würde es schaffen, sich durch diese Reihen zu drängeln und den Triumphzug des Imperators zu stören. Mit Schild und Lanze bestückt, standen die Soldaten wie eine Mauer.
Erst leise, dann immer lauter werdend hörte Aquila den tosenden Beifall der Bevölkerung, als Cäsar in seinem Wagen immer näher kam. Mit einem breiten Lachen stand er auf seinem Streitwagen, die Hände hoch erhoben und winkte seinem Volk siegessicher zu.
Blumenmädchen liefen vor dem gewaltigen Zug, streuten Blütenblätter auf die Straße, die kurz danach von den Hufen der Pferde platt getrampelt wurden. Nervös tänzelten die Pferde die Straße hinunter, scheuten vor dem Brüllen der Bürger und manch Pferd stieg hoch. Sie kannten zwar die lauten Geräusche auf dem Kriegsschauplatz, aber nicht diese Art von Lärm.
Nach den Pferden waren die Kriegselefanten zu sehen. Mit all der Elefanten angeborenen Ruhe schritten sie gemächlich hinter den Pferden her und nichts konnte sie aus der Ruhe bringen.
Die Reihen an Soldaten, die hinter den Elefanten marschierten, waren kaum mehr zu zählen.
In Aquila wuchs seine Wut immer mehr an, je mehr Prunk an ihm vorbei zog, umso weniger konnte er verstehen, dass das Volk ihm noch zujubelte. Sicher, wenn man etwas näher hinschaute, konnte man die Bürger sehen, die mit grimmigen Gesicht den Triumphzug anschauten, die Hände zu Fäusten geballt. Der Tribun war sich sicher, dass genau diese Bürger dem Imperator am liebsten die Fäuste ins Gesicht rammen würden.
Dennoch blieben sie ruhig, starrten mit Hass in den Augen in die Richtung, aus der der Streitwagen Cäsars langsam auftauchte. Die Senatoren standen abrupt auf, als sie Cäsar sahen, erhoben ihre Arme und klatschen Beifall, während der Imperator an ihnen vorbei fuhr. Einzig Aquila blieb sitzen und starrte den Imperator an. Hätte er jetzt eine Armbrust, er wüsste genau, was er jetzt tun würde.
Cäsar selber bemerkte sehr schnell, dass Aquila nicht aufgestanden war und rief ihm zu:
„Komm her, Aquila, nimm die Republik wieder aus meinen Händen, Tribun!“
Der Senator erwiderte nichts, wartete, bis das der Triumphzug vorbei war und ging ohne Umwege nach Hause. Wutentbrannt schmiss er seine Festkleidung in die Ecke, zog seine leichte Toga an und machte es sich auf der Chaiselongue bequem.
In Gedanken ließ er die letzten Wochen Revue passieren und trank dabei immer wieder einen Schluck Wein, füllte den Kelch nach, wenn er leer wurde und rief irgendwann nach einer neuen Karaffe, als auch diese leer war.
Dayana brachte ihm eine neue und kurz darauf servierte sie ihm auch das Essen. Einen leckeren Wildschweinbraten mit herrlicher Sauce, gebratenen Kartoffeln und einer herzhaften Mischung von Pilzen verschiedenster Art. Aquila genoss das Essen, das ihn kurz aus seinen Grübeleien riss. Ein satter Rülpser am Ende ließ wohl jeden hören, dass es ihm geschmeckt hatte.
Seit dem letzten Treffen des Geheimbundes war viel Zeit vergangen und ein erneutes Treffen stand kurz bevor. Der Volkstribun überlegte, welchen Weg er zu dem neuen Treffpunkt wählen sollte. Einige hatten das letzte Mal das Gefühl gehabt, verfolgt worden zu sein, Aquila selber gehörte auch dazu, weswegen ein neuer geheimer Treffpunkt ausgemacht worden war. In jedem Fall würde der Tribun diesmal seinen eigenen Geheimgang aus seiner Villa benutzen, damit gar nicht erst bemerkt wurde, dass er das Haus verließ.
Ein leises Lachen, dunkel und leicht verzweifelt, tönte kurz aus seiner Kehle. Nun musste er sich schon durch Rom schleichen, als wäre er ein Verbrecher. Dabei war er keiner, er wollte nur dem Volk helfen. Aber seit dem Triumphzug hatte sich das Verhältnis zwischen ihm und Cäsar noch mehr verschlechtert und Aquila befürchtete wohl nicht zu Unrecht, dass der Imperator ihn bespitzelte.
Seine Sklavin Dayana kam mit leisen Schritten herein und räumte das Geschirr ab. Leise fragte sie ihn, ob er noch etwas möchte, was er mit einem Kopfschütteln verneinte und seine Handbewegung zeigte ihr, dass sie ihn alleine lassen soll.
Seine Gedanken wanderten zu dem sogenannten Prediger, der sich schon eine Weile in Rom aufhielt und gerade dabei war, das Volk nicht nur gegen den Imperator, sondern auch gegen den Senat aufzuhetzen. Sicher, er hatte bestimmt ein Recht dazu, einige Senatoren anzuklagen, die wirklich nur den Stand genossen, sich in ihrem Reichtum badeten und denen das Volk letztendlich egal war. Aber wieso alle Senatoren? Auch Aquila stand auf dieser Liste, dessen war er sich bewusst. Ebenso wie andere Namen von Senatoren, die es nicht verdient hatten, auf dieser Liste zu stehen.
Doch war er wirklich in der Position, sich darüber ein Urteil bilden zu können?
Sah es aus Sichtweise des Volkes tatsächlich so aus, als wären alle Senatoren gleich? Wem konnte er dann noch vertrauen? Von wem konnte er sich noch Hilfe erhoffen für sein Vorhaben?
Verzweiflung kam langsam in ihm hoch, die er mit dem schweren Rotwein ertränkte.
Vielleicht war es doch besser, ins Badehaus zu gehen und sich von einem der Mädchen verwöhnen zu lassen, nur irgendeine Ablenkung, die ihn für kurze Zeit die Politik vergessen ließ.
Oder noch eine weitere Karaffe Rotwein, bis das er nicht mehr denken konnte?
„Minerva, meine liebste Göttin, so hilf mir doch....!“, brüllte er laut durch das Zimmer und die Stille danach war Aquila schon fast unheimlich.
Doch nichts geschah.....
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.11.2013, 17:04 von asil. )
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