So sollt es also beginnen
Draußen regnete es in Strömen. Die Karren, gezogen von Pferden, stabil so wie ich sie nicht aus meinen Landen kannte quälten sich durch die vermatschten Strassen, wobei ich nicht zu urteilen vermochte ob sie von den Peitschen ihrer Herren oder von diesem alles durchdringenden Regen getrieben wurden.
Tief in Gedanken versunken, ja schon fast träumend stolperte ich Schritt um Schritt die kaum noch passierbare Straße entlang. "Meine Füße sind einfach nicht für dieses Wetter gemacht", dachte ich und ließ mich noch weiter in meinen Gedanken fallen. In Träumen versunken öffnete sich vor meinem geistigen Auge ein von Sehnsucht geplagter Blick in meine Erinnerungen an das gelobte Land, Ägypten!!
Der Nil, wie er Tag ein und Tag aus wie von jeh her sein Göttliches und allen Leben bringendes Elixir durch die Lande trägt, sanft treibend im Schoß von Aton, einen meiner obersten und mächtigsten Götter, der im täglich immer wiederkehrenden Kampf zwischen Gut und Böse im Osten, wie stets zu dieser Stunde, wiedergeboren wurde und die Finsternis besiegt hat um meinem Volke die ersten wärmenden Strahlen eines Morgens zu schenken. Wie aus einem süßen Schlaf geweckt erhob sich aus dem Schatten THEBEN, Stadt des göttlichen Pharaos Amenophis.
Ich sah die vielen bunten Fähnchen an der Palastmauer flackern, die Mönche die zum ersten Gebet auf dem Weg zum Osiris Tempel waren und ich roch den lieblichen Geruch edelster Gewürze und Parfüme, die der Wind vom Bazar her trug.
Noch bevor ich einen tiefen Seufzer aus mir rausstoßen konnte verschwommen meine Träume und ich wurde von einem vor mir stürzenden Trunkenbold zurück in die ungemütliche Wirklichkeit meiner Reise zurückgeworfen.
Zu müde waren meine Füße jetzt um noch einen Schritt weiter zu gehen und ich beschloss in die Taverne auf der mir gegenüberliegenden Straßenseite zu gehen, dessen Weg mir mehr oder weniger freiwillig der Trunkenbold weiste.
Erschöpft und leer ließ ich mich an einem der Ecktische, am Rande der Taverne nieder. Noch bevor ich den ersten Schluck Wein aus meinem Becher trinken konnte, den mir auf mein Winken zuvor der Knabe hinter der Theke brachte, fauchte mich von der Seite eine vom Wein getrübte Stimme an: " Hey, was verschlägt einen Ägypter in diese Gegend so fern von seiner Heimat, du bist doch Ägypter oder?"
Ich drehte meinen Kopf und erblickte ein mit Narben gezeichneten Römer, der wie ich erkannte ein Legionär sein musste, denn er trug das Brandmahl der Legion an seinem Arm, was auch die Erklärung dafür war das er mich erkannte!
Von Becher zu Becher vertiefte sich unser Gespräch immer mehr und wir erzählten uns von unseren Erlebnissen, prahlten gegenseitig mit der Macht unserer Götter und lachten nicht nur einmal an diesem Abend. Ich erzählte ihm das ich getrieben aus Neugier und der Suche nach Abenteuern auf Reisen gegangen bin.
Er erzählte mir, wenn man das mit dem vom Wein getrübten Sinnen noch erzählen nennen konnte, von den spektakulären Kämpfen und Tunieren die hier und in den umliegenden Ortschaften in gigantischen Arenen ausgetragen wurden. Je mehr ich voller Spannung seinem Wort verfiel, wurde mir klar das ich hier bleiben wolle und selber an diesen Kämpfen teilnehmen wollte. Ich vermag nicht zu sagen das ich gar fanatisch wurde, mit jeder Geschichte und Heldenepos die aus seinem Munde kam...
...So sollte mein Leben nun eine Wende bekommen.
Und was trieb Euch hier her Reisender?
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