zum verrückten Waldläufer - Druckversion +- The-Arena-Forum (https://forum.the-arena.de) +-- Forum: Amphitheater (https://forum.the-arena.de/forum-8.html) +--- Forum: Gasthäuser, Tavernen und Tempel (https://forum.the-arena.de/forum-33.html) +--- Thema: zum verrückten Waldläufer (/thread-1604.html) |
RE: zum verrückten Waldläufer - Aine - 19.03.2013 Eine leichte Handbewegung, ein kurzes Rucken mit dem Kopf und ein Heben der Augenbraue musste Tika als Antwort genügen. "Ich bin Aine," sagte sie statt dessen. "Köni....Cheffin von Silva Romae. Holz ist kein Problem, davon haben wir mehr als genug. Von allem anderen auch." Wieder musterte sie die junge Frau vor sich. Sie fragte sich, warum eine Frau, die Bierbrauen und Schnapsherstellung beherrschte, nicht kochen konnte. Das war ja wohl ungleicher leichter. "Ich hasse Eintopf," fügte sie hinzu. "Damit gebe ich mich keinesfalls zufrieden. Aber du hast recht, auf der Speisekarte sind zu viel Kartoffeln zu finden. Was wir deshalb brauchen, ist ein Koch, der mehr kann als Schweinefraß zu einem Eintopf zusammenzurühren." Aine ging hinter die Tresen mit den Bierfässern. Hier fanden sich Töpfe, Pfannen, Schüsseln, auch ein großer Topf in dem man viele Zutaten zu einem undefinierbaren Eintopf zusammenrühren konnte. "Jedenfalls ist bereits alles vorhanden. Man müsste nur das ein oder andere ersetzen, vermute ich mal." Vor ihrem inneren Auge setzte Aine eine Liste auf. Sie schätzte die Kosten für die neue Austattung, addierte unverschämte Forderungen der Händler dazu, zog davon wieder klare und energische Worte einer selbstbewussten Königin ab und berechnete zu diesem Preis die verpflichtende Eigenleistung der Waldläufer, die Kost und Logie für den Aufenthalt in Rom benötigten. Anschließend veranschlagte sie die Zeit, die ein Bote nach Carrara benötigte, das Hauen der Marmorfliesen, den Transport derselben und die Instandsetzung der Taverne. "Man muss ihnen ein wenig Feuer unter dem Hintern machen..." murmelte sie einmal kurz, bevor sie zu überlegen begann, wie aufwändig die Anbindung an die Kanalisation wäre. Aber das war noch nicht alles. Da wäre noch etwas. "Komm mal mit," forderte sie Tika auf, während sie aus der Taverne und in die Sonne trat. Vor dem Holzhaus drehte sie sich wieder um. Es wehte ein leichter Wind, der den Geschmack des Tibers und Erde mit sich brachte. Frische Erde, die die Wärme der Sonne gierig in sich aufsog und sich anschickte, neues Leben zu gebären. Aine aber zeigte auf das Haus neben der Taverne, das ihr bereits bei ihre Ankunft aufgefallen war. Es war verlassen, schmal und vor der Hauswand standen Töpfe mit welken Blumen darin. Nichts, was nicht einige Handwerker aber nicht wieder richten könnte. Es würde hübsch sein, wenn man etwas Zeit und Geld aufwendete. "Sag Tika. Wo wohnst du und was hast du bei deiner letzten Stelle als Schankmaid bekommen? Und könntest du dir vorstellen, neben der Taverne zu wohnen, dich dafür aber für die Arbeit verantwortlich zu zeigen? Bier brauen, Schnaps brennen, alles, was sonst noch so anfällt." Sie überblickte nochmal Taverne mit nebenstehendem Haus. "Ich will hier Ordnung schaffen, in allem, nicht nur, was das äußerliche betrifft." RE: zum verrückten Waldläufer - Tika - 19.03.2013 Was hatte da Aine eben über sich sagen wollen? Königin? Eine Königin, die mutterseelenallein durch Rom spaziert, um höchstpersönlich eine Taverne in ihrem Besitz zu inspizieren? Keine Bediensteten, keine Leibwache. Für Tika erschien dies so verrückt, dass es wohl wahr sein musste. Nun, sie musste zugeben, über keinerlei Erfahrungen mit Königinnen oder anderen Hochgestellten Persönlichkeiten zu verfügen. Die Gäste in den Tavernen, in denen sie bisher gearbeitet hatte, waren weder hochgestellt noch königlich gewesen. Tika begab sich ebenfalls hinter den Tresen. Ihr Augenmerk galt den Pfannen, sie musste unbedingt bei Gelegenheit diese austesten. Eine Pfanne, die gut in der Hand lag, nicht zu schwer war, aber massiv genug, um mit genügend Schwung selbst den stärksten Mann auf die Bretter zu schicken, sofern dieser sich ungebührlich benehmen sollte. Sie hatte diese Technik im Laufe ihres Lebens immer mehr zur Perfektion entwickelt. Aines Aufforderung folgend trat Tika hinter dieser ins Freie, deren Worte überraschten Tika vollkommen, sie wollte zuerst ihren Ohren nicht trauen. "Äh... ich bin mit fahrendem Volk nach Rom erst heute gekommen. Diese haben ihre Zelte und Stände beim Kolloseum errichtet, das bisschen Besitz, das ich habe, ist noch bei diesen. Ich selbst habe mir den Weg ins Tavernenviertel weisen lassen." Ihre Gedanken wanderten mit Wehmut in die Vergangenheit: "Otik hat mich gut bezahlt und behandelt, Kost und Logis hatte ich frei, 30 Denari im Monat zahlte er mir, die Hälfte dessen, was die Gäste als Aufpreis gaben, durfte ich behalten." Tika seufzte: "Leider kam dann jene, so alt wie ich, sie konnte göttlich kochen, und sie war bereit, Otiks Bett zu wärmen. Allerdings war sie nicht gewillt, meine Anwesenheit weiter zu dulden. Und so bin ich nun zum ersten Male in Rom..." Ein Strahlen stahl sich in Tika Gesicht, sie widerstand dem ersten Impuls, vor Freude Purzelbäume zu schlagen: "Und ob ich mir das vorstellen kann! Vorstellen, ach was, ich kann Euch das versprechen, bei welchem Gott oder Göttern auch immer. Fürs Brauen wären natürlich nötig Maischbottich und... ähm... ich will Euch nicht mit Einzelheiten behelligen, ich werde Euch eine Liste schreiben. Welche Gäste sollen denn in dieser Taverne verkehren? Das einfache Volk kann sich erlesene Speisen und Getränke nicht leisten, die Betuchteren gewiss, diese erwarten sicher auch Weine im Angebot und erlesenere Speisen in grösserer Auswahl, Eintopf ist kaum nach deren Geschmack. Und das Personal... wenn es nur eine Taverne sein soll... Koch oder Köchin, wie Ihr ja schon festgestellt habt, eine weitere Schankmaid, jemand von kräftiger Gestalt, der Gäste, die sich danebenbenehmen, in ihre Schranken weist, schwere Lasten tragen kann. Oder soll es nicht nur Taverne, sondern auch Herberge sein? Dann braucht es weiteres Personal, das Bettwäsche wechselt, wäscht, Nachttöpfe leert... ich habe auf dem Weg hierher einige bettelnde und wohl obdachlose Kinder gesehen, die wohl glücklich wären, einfache Arbeiten in einer Herberge gegen Kost und Logis zu übernehmen und später als Erwachsene gewiss genügend Erfahrung gesammelt haben werden, um in Tavernen gute Denari verdienen zu können. Und..." Tikas Blick fiel auf die Töpfe mit den welken Blumen, in Gedanken hatte sie schon eine Liste mit den Kräutern parat, die sie dort anpflanzen würde. Sie holte Luft- und hielt inne: "Oje, ich plappere ohne Pause, Euch müssen die Ohren klingen. Ich danke Euch für Euer grosszügiges Angebot, nehme es gerne an und hoffe, Euren Erwartungen entsprechen zu können!" Ihre Neugier liess sich aber nicht mehr unterdrücken, es würde sie zerreissen, wenn sie diese Frage nicht stellte: "Ich hoffe, ich trete Euch nicht zu nahe, aber wenn Ihr Köni... Cheffin der Wälder um und vor Rom seid, und hier in Rom, in einem Viertel, in dem mir nicht ein einziges Mitglied der Stadtwache begegnet ist... ich meine, Ihr seid hier alleine, ich kann niemanden sehen, der Eure Leibwache sein könnte. Ihr scheint allerdings trotzdem ohne Befürchtungen zu sein. Das ist mir ein Rätsel!" RE: zum verrückten Waldläufer - Aine - 20.03.2013 Aine brach bei Tikas letzten Worten in schallendes Gelächter aus. Nach einiger Zeit japste sie: "Oh, nicht SO eine Königin. Ich stehe nur einigen raubeinigen Waldläufern vor, die sich einen Spaß mit der Bezeichnung erlauben." Ihr Lachen ging in ein Kichern über. "Ich brauche keinen Schutz, denn glaub mir, ich habe von Kindesbeinen gelernt, auf mich selbst aufzupassen. Sobald ich auch nur laufen konnte, stromerte ich im Wald umher und derjenige, der mich fand, brachte mich einfach zur Hütte meiner Mutter zurück." Sie beendete die gedankliche Exkursion in die Vergangenheit mit einer Handbewegung. "Aber du, scheint mir, hast nicht minder Erfahrungen zu haben, die das Leben so mit sich bringt. Ich sehe schon, heute war ein guter Tag, um nach einem Erbe zu sehen." Ihr Blick fiel wieder auf das Haus. "Ich weiß nicht, wie hoch eine passende Bezahlung sein soll, aber 30 Denari erscheint mir wenig." Sie runzelte die Stirn. "Das Haus muss erst gekauft und renoviert werden. Vielleicht sieht es innen nicht ganz so schlimm aus, wie es von außen den Anschein hat. Möglich, dass du bereits dort wohnen kannst. Und wenn nicht, stellen wir ein Bett in der Taverne auf." Noch einmal überschlug sie ihre Rechnung. "Ein bis zwei Monate, schätze ich, dann kann mit den Renovierungen begonnen werden. Schlag noch einmal einen Monat auf und man kann die Taverne eröffnen. Bei deinem Haus wird es ähnlich sein. Außerdem benötigen wir Personal, du hast vollkommen recht, das muss erst gesichtet werden. Die Idee mit der Herberge ist gut, aber dann brauchen wir mehr Platz." Noch einmal winkte sie mit der Hand. "Aber das hat Zeit, erst die Taverne." Sie lächelte Tika zu. In Gedanken wägte sie Abenteuerlust mit ihren nicht vorhandenen Erfahrungen im Schankgewerbe ab. Sie hatte keine Ahnung, ob sie Tika trauen konnte und ob diese sich nicht bei erstbester Gelegenheit mit dem Hab und Gut der Taverne davonstehlen würde. Andererseits - was sind schon ein paar alte Pfannen und Töpfe gegen einen Vertrauensvorschub. Mit dem war Aine bislang sowieso am Besten gefahren. Es musste ja nicht jeder so misstrauisch sein wie ein gewisser jahrhundertealter Elf. "Ich zahle dir das doppelte als Otis," fügte sie laut hinzu. "Du bist natürlich für mehr verantwortlich als für das Ausschenken. Du hast Logis im Haus nebenan frei, sorgst aber für das Hauswesen und dafür, dass dies eine ordentlich geführte Taverne ist. Personalkosten übernimmt natürlich das Haus, die von den Einnahmen des Ausschanks bestritten werden. Ich stelle die Anfangskosten, was nicht wenig sein wird, aber ich erwarte, dass sich die Taverne irgendwann selbst trägt. Überschüsse werden an das Personal ausgezahlt, ich brauche nichts davon." Aine atmete tief durch. "Das mit der Herberge behalten wir im Hinterkopf, schauen wir erst einmal, ob es überhaupt nötig sein wird." Trotz Lächelns wurde sie nun ernster "Wenn ich in Rom bin, helfe ich gerne mit, sofern du mich überhaupt benötigst. Aber ich komme so oder so jeden Monat vorbei und sehe mir die Abrechnungsbücher durch. Auf eines mehr oder weniger kommt nun auch nicht mehr an." Aines Schultern strafften sich. "Haben wir etwas vergessen? Wenn nicht, treffen wir uns morgen zur gleichen Uhrzeit wieder. Bring ruhig deine Sachen mit, sofern du das für nötig hältst. Ich selbst mache mich sofort auf die Suche nach den Besitzern des kleinen Hauses und erledige alles weitere." Bei ihren letzten Worten ging sie zurück zur Taverne, zog die schwere Eichentür zu und schloss sie ab. Halb zu Tika zurückgewandt, sagte sie: "Kennst du ein paar starke Männer? Wenn ja, bring sie morgen mit, ich habe noch eine Idee." RE: zum verrückten Waldläufer - Tika - 21.03.2013 Das muss ich träumen, dachte sich Tika, das kann nicht wahr sein! Sie kniff sich heftig ins rechte Ohrläppchen. "Autsch!" Das hatte weh getan. Wenn es ein Traum gewesen sein sollte, wäre sie jetzt aufgewacht, und Aine samt Taverne hätten sich in Nebel aufgelöst. Sie brachte ein "Ich danke Dir von ganzem Herzen, ich werde Dich ganz gewiss nicht enttäuschen!" heraus. Tika wollte sich schon abwenden, doch ihr fiel noch rechtzeitig Aines letzte Frage ein: "Ich kenne leider niemanden in Rom, aber das fahrende Volk, das mich nach Rom mitgenommen hat, kommt regelmässig in die Stadt, ich werde dort fragen, ob diese mir ein paar starke Männer empfehlen können. Wir sehen uns morgen zur gleichen Zeit!" Beschwingt lief sie los, und als sie sicher war, dass sie sich nicht mehr in Aines Sichtweite befand, schlug sie einen Purzelbaum nach dem anderen. Verwunderte Blicke von Augenzeugen bekümmerten sie nicht. ------------------------------------------------------------------- Dem ohrenbetäubenden Gebrüll nach zu urteilen fand im Kolloseum wohl gerade ein die Zuschauer begeisternder Kampf statt. Jabba der Schlangenmensch sass zum Glück am Feuer, eine seiner Vorführungen hätte Tika nicht mitverfolgen wollen, das eine Mal als Zuschauerin hatte ihr für immer gereicht. Sie hätte sich, wenn sie das versucht hätte, sämtliche Knochen im Leib gebrochen! Mit einer einladenden Handbewegung bat Jabba Tika, Platz zu nehmen, um dann mit der Zubereitung von Tee zu beginnen. Tika konnte es allerdings nicht abwarten, bis Jabba seine Zeremonie beendet hat, sie musste die unglaubliche Geschichte einfach loswerden, diese sprudelte nur so aus ihr heraus. Ihre Erzählung beschloss sie mit "Eine Taverne verantwortlich zu führen, das bekomme ich hin. Aber das hier ist Rom, mit all seinen Schattenseiten. Was mache ich, wenn jene kommen, die eine Zahlung von Schutzgeld verlangen, oder mir nahelegen, eine Versicherung gegen Brand abzuschliessen? Andernfalls könnten gar schlimme Dinge passieren! Aine herrscht und befindet sich in Silva Romae, doch in Rom herrschen andere! Ich weiss nicht, ob ich dem gewachsen sein werde..." Tika liess die Schultern hängen, Zweifel standen ihr ins Gesicht geschrieben. Jabba beendete seelenruhig seine Zubereitung von Tee, dann reichte er ihr eine Tasse. Tika war immer wieder fasziniert von diesem zerbrechlich wirkenden Gefäss, in einer Taverne würde dies gewiss nicht lange überleben. Jabba nippte an seinem Tee, seine Schultern zuckten, begann zu kichern. Tika blickte ihn verwirrt an. Jabba hüstelte: "Man sagt, alle Wege führen nach Rom. Viele dieser Wege führen durch die Wälder von Silva Romae. Wir sind oft auf diesen gereist, dünn besiedelt sind diese Wälder, es gibt unglaubliche Gerüchte über das, was sich in den Tiefen der Wälder befinden soll, doch wir blieben auf den Wegen, sammelten nur herumliegendes Holz. Ich weiss wenig über die Wälder, und Aine bin ich nie persönlich begegnet." Jabba nahm einen weiteren Schluck Tee, seine Stimme bekam einen Unterton der absoluten Gewissheit: "Aber eines solltest Du wissen, Tika, und da kannst Du Dir sicher sein. In einer Taverne, die Aine besitzt, wirst Du gewiss niemals Besuch von jenen bekommen, die sich der Unterwelt Roms zugehörig fühlen. Jedenfalls nicht mit üblen Absichten. Die Unterwelt Roms geniesst gerade den für sie erfreulichen Umstand, dass die Stadtwache ihren Aktivitäten keinerlei Aufmerksamkeit schenkt." Jabbals Lächeln nahm teuflische Züge an: "Im Tavernenviertel führt das Kommando über die dort zuständige Stadtwache Thalya 'das Biest', doch sie in ihrer Hörweite als Biest zu bezeichnen, wäre alles andere als weise. Ihre Heimat? Die Wälder von Silva Romae. Ein hochrangiges Mitglied der Palastgarde, angeblich mit direktem Zugang zum Imperator, betrachtet das Tavernenviertel als seinen Zuständigkeitsbereich. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll dies der Vater von Aine sein. Glaube mir, wenn jemand aus der Unterwelt in dieser Taverne durch seine Aktivitäten den Zorn der Stadtwache oder gar der Palastgarde auf sich zieht, wird Dir Roms Unterwelt Marmor aus Carrara abkaufen, des Übeltäters Füsse in diesen Marmor pflanzen und diesen dann im Tiber versenken, in der Hoffnung, dass Stadtwache und Palastgarde darauf verzichten, das Tavernenviertel auseinanderzunehmen... noch etwas Tee?" Sämtliche Löwen der Arena hätten Tikas offenen Mund bequem als Eingangstor zur Arena betrachtet. Mit ewinem vernehmbaren Klicken schloss sie ihren Mund, um dann Jabba zu fragen, ob er starke Männer kenne, Aine würde diese am nächsten Tage benötigen, sie wisse leider nicht, wofür, sie hätte vergessen, Aine zu fragen. Jabba nickte bejahend: "Bruise und Scar. Ehemalige Gladiatoren, aber nun zu alt für die Arena. Zwillinge. Du kannst sie anhand ihrer unterschiedlichen Narben auseinanderhalten. Momentan arbeiten sie als Geldeintreiber." Tika runzelte die Stirn, Jabba schmunzelte: "Nicht, was Du denkst. Die beiden arbeiten für Händler und besuchen jene Kunden, die ihre Rechnungen nicht bezahlen. Sie folgen diesen deutlichst sichtbar, jeder in Rom weiss, was dies bedeutet!" Jabba kicherte "Wenn die beiden Dir folgen, könnte das natürlich für Dich peinlich werden, aber sie werden Dich respektvoll behandeln, denn sie kennen Dich!" Tikas Kinnlade entgleiste ihr erneut, Jabba grinste sie an und fuhr fort: "Ehemalige Gladiatoren prahlen gerne mit ihren Siegen, doch einige dieser erzählen ebenfalls die Geschichten ihrer peinlichsten Niederlagen. Corvax der Hüne gehört zu diesen, in einer Taverne mit einem Schlag gefällt von einer zierlichen Schankmaid... mit einer Pfanne! So etwas spricht sich durchaus bis Rom herum! Aber genug der Plauderei. Ich lasse nach Bruise und Scar schicken, ruhe Dich aus, damit Du morgen Deine Verabredung mit Aine einhalten kannst. Sie herrscht nicht in Rom, aber Du solltest durchaus beruhigt schlafen können!" Tika begab sich zu ihrer Lagerstatt und rollte sich in ihre Decke. Ihre Gedanken wanderten, die Ereignisse dieses Tages waren einfach nur... überwältigend. Wie immer, wenn ihr das Einschlafen schwerfiel, erleichterte ihr dieses die Erinnerung an den Waffenschmied Bruessi und dessen acht Söhne, die Frage, welches Messerchen er ihr denn anfertigen solle, und dessen Gesicht samt der Fassungslosigkeit in den Gesichtern seiner Söhne ob ihrer Antwort 'Eine Pfanne'. Tika dämmerte in den Schlaf hinüber, vor sich hin lächelnd... morgen... morgen.. Morgen beginnt ihr Leben in Rom! RE: zum verrückten Waldläufer - Aine - 21.03.2013 Am Ende war es doch nicht so einfach gewesen, den Besitzer des Hauses neben ihrer Taverne auszumachhen. Erst nach diversen Behördengängen die der Suche nach dem Passierschein A38 glich, konnte sie an der Haustür eines alten Mannes klopfen, der sich das Haus auch noch gut bezahlen ließ. Leichter hatte Aine es mit den Boten für Carrara, denn wie es der Zufall so wollte, fand sie auf dem Markt einige Händler, die bereit waren, für sie zu arbeiten. Den Rest des Tages verbrachte Aine noch damit, Briefe für den Wald mit ihren Anweisungen aufzusetzen. Pünktlich am nächsten Morgen besorgte sie sich einen Wagen, ging anschließend zum Markt und besorgte sich ein Fässchen frisches Bier, einen Sack Kartoffeln, ein großes Stück Speck und verschiedene Gewürze. Das alles lud sie auf den Wagen und zog diesen unter lautem Rumpeln durch die Gassen Roms bis hin zur Taverne. Nachdem sie die Türe aufgeschlossen und den Wagen ins kühle Haus gezogen hatte, stellte sie sich zurück in die Sonne und hielt Ausschau. Währenddessen beobachtete sie die Straße, zählte die Vorbeigehenden, begutachtete das Publikum und erstellte erste Pläne. RE: zum verrückten Waldläufer - Tika - 21.03.2013 Bruise und Scar waren hinter Tika, als sie sich auf den Weg machte. Dicht hinter ihr, unangenehm nah, Tika glaubte schon, deren beider Atem im Nacken zu spüren. Wahrscheinlich zahlten Schuldner sehr schnell den ausstehenden Obulus, wenn die beiden ihnen derart auf die Pelle rückten. Bruise und Scar waren am Morgen aufgetaucht, zwei wandelnde Muskelberge, nicht sehr gross, aber von sehr kompakter Körperform. Schlichte Kleidung, und was die Kleidung nicht vom Körper verdeckte, wies Narben auf. Waffen konnte Tika nicht erkennen, aber bei der Statur brauchten sie wohl auch keine. Aber sie könnten auch Dolche unter Kleidung verborgen tragen. Tika hatte versucht, eine Unterhaltung mit den beiden zu beginnen, aber dies bald frustriert aufgegeben. In Gedanken hatte sie ihnen schon die Spitznamen 'Maul' und 'Faul' gegeben. Wenn einer der Zwillinge einen Satz begann, wurde dieser vom anderen beendet, sie sollte wohl eher froh sein, dass die beiden nicht sehr redselig waren. Nicken oder Kopfschütteln erfolgte absolut synchron, was Tika irritierend und faszinierend zugleich fand. Immerhin kannte sie jetzt den Namen der Taverne, als sie den beiden beschrieb, wo ihre Dienste benötigt würden, nickten beide synchron "Zum verück..." "ten Waldläufer". Ein Schmunzeln hatte Tika auch die Szene entlockt, als sie den kleinen Sack mit ihrer Ausrüstung an sich nehmen wollte. Bruise rumpelte "Das nehme...", diesem folgte Scars "Ich". Drei Hände, die nach dem Sack griffen, Scar war tatsächlich der Schnellste. Tika sah sich auf dem Weg zur Taverne aufmerksam um. Sie musste feststellen, dass sie bisher wirklich in einer provinziellen Gegend gelebt hatte. Rom erschien ihr wie ein brodelnder Hexenkessel mit extremen Gegensätzen, Glanz und Gloria auf der einen, Schäbigkeit, Verfall und Armut auf der anderen Seite. Verkrüppelte, Bettler, sogar bettelnde Kinder gab es in Rom reichlich, in ihrer Heimat hatte es so etwas nicht gegeben. Fast niemand widmete diesen Verarmten Aufmerksamkeit, auch Bruise und Scar nicht, dessen hatte sie sich unauffällig vergewissert. Tika dagegen schenkte ihnen Beachtung und ein aufmunterndes Lächeln, manche wirkten irritiert, doch einige der Kinder erwiderten schüchtern ihr Lächeln. Denari wären ihnen als Geschenk zweifelsohne lieber gewesen, aber die wenigen, die sie hatte, konnte sie nicht entbehren. Eine Idee formte sich bei Tika, darüber musste sie mal länger nachdenken. In der Siedlung mit Otiks Taverne kannte jeder jeden, und sie jeden einheimischen Besucher der Taverne. Über Fremde erhielt sie eine Beschreibung bis hin zur Grösse der Sandalen, bevor diese überhaupt wussten, dass sie Otiks Taverne aufsuchen wollten. Hier in Rom kannte sie niemanden, aber einige der bettelnden Kinder kannten vermutlich schon jetzt ihr Ziel. Ja, diese Idee musste sie weiter verfolgen... Aine stand in der Sonne vor der Taverne, Tika hatte den Eindruck, dass diese ihre Umgebung im Auge hatte. Vermutlich würden Aine selbst die Bettler nicht entgehen. Sie strahlte Aine mit einem breitem Lächeln an: "Hallo, Aine, ich habe nur einen starken Mann gefunden, aber den gleich in zweifacher Ausfertigung. Das sind Bruise und Scar, sie wurden mir vom Anführer des fahrenden Volkes empfohlen, mit dem ich nach Rom kam. Sie sind ein wenig... eigentümlich und nicht sehr gesprächig. Aber da Du Deiner Taverne den Namen 'Zum Verrückten Waldläufer' gegeben hast, wirst Du vermutlich schon einigen Menschen begegnet sein, die etwas eigentümlich sind". Tika sah sich um, alles wirkte im Vergleich zu gestern unverändert. "Was sollen die beiden denn tun? Du sagtest gestern, Du hättest da noch eine Idee?" RE: zum verrückten Waldläufer - Lysander - 24.03.2013 Es war nicht einfach, sich den Mund bei diesem Tempo vollzustopfen. Aber der Hunger verlieh dem Jungen unegahnte Fähigkeiten. Geschickt schlängelte er sich schnell wie der Wind zwischen den Leibern all dieser Menschen auf der Straße hindurch. Immer wieder ertönte hinter ihm das Rufen von zwei, vielleicht drei jungen Männern. "Haltet ihn! Haltet diesen Dieb!" Er ließ sich davon nicht beirren. Das hier war reine Routine. Alltag im Überlebenskampf auf der Straße. Obwohl er dieses Mal seinem knurrenden Magen mitten am hellichten Tage nachgegeben und auch noch die Flinkheit der Händler unterschätzt hatte. Er war trotzdem schneller als sie und außerdem in den Gassen Roms nicht nur zu Hause, sondern auch ein Kind des Pflasters und des Schattens. Sie würden ihn nie fangen. Er machte sich nicht die Mühe, die groben Bissen des Käsebrotes und der Hähnchenkeulen zu zerkauen, sondern würgte alles so schnell hinunter, wie es ging. Sein Körper würde sich später um die Verdauung kümmern können. Nun aber brauchte er bald freie Hände, denn er näherte sich seinem Ziel. Eines seiner Unterschlupfgeheimnisse nahe des Zentrums. Unzählige Male schon hatte er hier Zuflucht gefunden und mit der Zeit freudig festgestellt, dass der Eigentümer es wohl nicht so eilig hatte mit seiner Rückkehr. Einen enormen Haken schlagend verließ er die geschäftige Straße, bog in eine kleine Seitengasse ein und zwängte sich nach einigen Schritten durch einen halb vermoderten Zaun hindurch, sprang über einen umgedrehten Bottich und kroch durch zwei Büsche hindurch. Er erreichte ein Gebäude und seine Finger schoben sich geschickt durch einen winzigen Spalt im Rahmen eines der Fenster des Hauses. Der Fensterrahmen knarzte leise und öffnete sich dann widerstrebend. Im Nu stemmte er sich am Fenstersims hinauf, warf einen raschen Blick über die Schulter und ließ sich schlangengleich ins Innere des Hauses gleiten. Im nächsten Augenblick blieb sein Herz stehen, denn er rollte mitten in einen Haufen von Pfannen und Töpfen hinein, die alsdann einen höllischen Lärm und dem Jungen mehrere blaue Flecke verursachten. Nachdem das letzte Scheppern nach einer gefühlten Ewigkeit endlich verklungen war, harrte er noch zwei schockierte Atemzüge lang aus, horchend, ob bereits das Rufen der Verfolger zu hören war. Dann übermannte ihn die Panik und er rappelte sich auf, orientierte sich kurz im Halbdunkel und rannte dann hinaus auf den Flur, zwei Zimmer weiter zu einer großen Truhe. Diese öffnete er leise, sprang hinein und ließ den Deckel über sich ebenso leise wieder zufallen. Als sich sein Herz wieder beruhigt hatte und er wieder normal Atmen konnte, entspannte er sich langsam. Seine Gedanken rasten: Diese Töpfe, die waren vorher nicht dort gewesen! Und schien der Hinterhof nicht merkwürdig aufgeräumt? War der Besitzer etwa heimgekehrt? Was, wenn er bereits hier in diesem Zimmer wohnte?? Ohne es zu merken, versteifte er sich wieder und lauschte angestrengt. Erst nach einigen weiteren Momenten spürte er ein Ziehen in seinem rechten Ellbogen und als er danach tastete musste er verärgert feststellen, dass er heftig blutete. In der Truhe befanden sich einige Kopftücher, von welchen er nun eines verwendete, um sich unbeholfen zu verbinden. Leise fluchend rang er wieder um innere Ruhe und lehnte seinen Kopf an die Holzwand der Truhe. Der Tag hatte so vielversprechend begonnen. Was für eine Scheißwendung. Zu allem Überfluss meldete sich jetzt auch noch ein schrecklicher Durst. RE: zum verrückten Waldläufer - Aine - 25.03.2013 Aine fasste die beiden Männer hinter Tika ins Auge. Große Kerle, mit Muskeln wie Baumstämme. Zwillinge, die sich, so ihre Vermutung, nicht nur die gleichen Gene, sondern auch ein Gehirn teilten. Abe solange sie wie zwei arbeiteten, war ihr alles recht. Sie lächelte den beiden Männer zu. "Ich dachte an einen Straßenverkauf, solange die Taverne renoviert wird," Mit einer unbestimmten Handbewegung zeigte sie auf das Pflaster und den Karren vor dem Haus. "Wir haben hier etwas Platz. Ich wollte die Fässer..." In diesem Moment schepperte im Haus Metall auf Metall. Etwas fiel mit lautem Krach zu Boden, andere Dinge folgten und dann zerbrach etwas Irdenes. Für einige Sekunden starrte Aine auf Tika. Dann, als das letzte Klirren verebbt war, fuhr sie herum und stürzte ins Haus. Genau im Eingang lag ein zerbrochener Krug. Dort, wo sie mit Tika am Vortag die Pfannen hingelegt und aufgestapelt hatte, war ein großes Durcheinander, so als wäre jemand direkt in den Stapel hineingestolpert. Verwirrt überblickte Aine das Chaos. Sie stieg über die Scherben und griff zu einer Pfanne. War da ein Tier gewesen? Eine Ratte vielleicht? Aber Ratten hätten nicht so ein Getöse anstellen können. Etwas größeres wie ein Fuchs wäre möglich gewesen, nur, gab es in Rom Füchse? Sie drehte sich zu Tika und den Männern um. Anschließend bückte sie sich und hob eine der Scherben auf. Etwas rotes, glänzendes klebte daran. Aine tippte daran und verrieb sich den Fleck zwischen den Fingern. "Blut." Sie ließ die Hand sinken und sah sich um. Auf dem dunklen, mit Schmutz überklebten Boden ließ sich wenig erkennen. Trotzdem war ein weiterer glänzender Fleck zu sehen, nahe der Türe, neben einem umgefallenen Stuhl. Sie schob mit dem Fuß einen Topf zur Seite und ging zum Fleck und ging vor ihm in die Knie. Es war ebenfalls Blut. Mit einem Aufatmen richtete sie sich wieder auf. "Ich glaube, es ist eine gute Ideen, wenn wir das Haus nach Ratten absuchen würden," sagte sie halb zu Tika gewandt. RE: zum verrückten Waldläufer - Tika - 25.03.2013 Tika, die Aines Worten gelauschte hatte, zuckte beim Klirren, das Aine mitten im Satz innehalten liess, erschrocken zusammen. Ihr Blicke folgten der in die Taverne eilende Aine, zögerlich setzte sie sich selbst in Bewegung. Bei Aine angelangt, musterte sie das Durcheinander: "Ratten?" Tika musste kichern: "Was immer es hier mal gegeben haben sollte, das das Interesse von tierischen oder menschlichen Ratten hätte erwecken können, hat schon längst mit diesen das Weite gesucht. Oder liegt hier ein berühmter verrückter Waldläufer im Keller samt seinem Schatz begraben?" Tika ergriff den herumstehenden Besen, den sie einer kritischen Musterung unterzog. Dieser war gewiss sehr lange Zeit nicht in Gebrauch gewesen. Sie betrachtete den glänzenden Fleck, der Aine aufgefallen war. Glänzende feuchte Flecken von Blut auf einem staubbedeckten Boden zu folgen, sollte ihr wohl nicht weiter schwer fallen, oder? Mit dem Besen in der Hand, die Augen auf den Boden gerichtet, bewegte Tika sich weiter in das Taverneninnere hinein. Sie war in einem Flur... da, ja, ein weiterer Fleck auf dem Boden, und Spuren im Staub. Fusspuren? Tika blickte sich nervös um, bewegte sich weiter, flüsternd sprach sie zu sich selbst: "Grossartig, Tika. Wer kennt sich im Gegensatz zu Dir in dieser Taverne aus? Aine. Wer kann vermutlich die Spur eines Eichhörnchens im Wald auch auf den Bäumen verfolgen? Aine... die ist die Waldläuferin, Du nur die Schankmaid. Und wer ist die dumme Kuh, die hier planlos herumirrt? Du, Tika, Du!" Tika widerstand der immer grösserer werdenden Versuchung, den Besen zum gründlichen Durchfegen schwingen zu wollen. Diese Räumlichkeiten hätten das wirklich nötig. Weitere der Blutflecken wiesen Tika den Weg. Aus den Fusspuren wurde sie nicht klug, aber Ratten waren es wohl nicht gewesen. Tikas Blicke fielen auf eine grosse hölzerne Truhe. Auch an dieser glänzte es feucht. Ihre Gedanken rasten... sie selbst würde in diese Truhe wohl kaum hineinpassen, es sei denn, Bruise und Scar würden sie hineinzwängen. Dann hätte sie aber wohl keinen heilen Knochen mehr im Leib. Jabba der Schlangenmensch käme wohl bequem in dieser Truhe mit seiner Lage zurecht, nur hier fehlte das beeindruckte zahlungswillige Publikum. Die Truhe bot gewiss Platz genug für ein Kind. Oder für einen Zwergen samt seiner Axt, der gleich mit blutunterlaufenen Augen, wild brüllend, die Axt schwingend, aus der Truhe heraus auf sie zuspringen würde? Tika fuhr sich mit einer Hand durch ihre rothaarigen Locken. Das Rätsel würde sich durch Anstarren der Truhe nicht lösen lassen. Sie ergriff den Besen am unteren Ende, um mit dem Stil dreimal kräftig auf den Truhendeckel zu klopfen, gefolgt von ihrer erhobenen Stimme: "Ist es erlaubt, einzutreten? Oder möchtest Du da drin weiter alleine vor Dich hinbluten? Wer immer Du auch sein magst, ich bin Tika!" RE: zum verrückten Waldläufer - Lysander - 25.03.2013 Als die Stimmen von zwei Frauen nahe der Zimmertür erklangen, hatte er die Luft angehalten und unnützerweise die Augen vor Schreck aufgerissen. Als dann auch noch die Tür geöffnet wurde und die Truhe von einigen Schlägen erdröhnte, erlebte Lysander die längsten Augenblicke seines Lebens, während sein Herzschlag aussetzte. Dann jedoch sprach eine junge Frau ins Zimmer hinein und in seinem Geiste formte sich das Bild eines jungen, bildhübschen Fräuleins. Eine, die ihn anlächeln, am Kopf graulen und mit frischer Milch verwöhnen würde... Er schüttelte energisch den Kopf, was ein verräterisches Rascheln erzeugte. Dann erinnerte er sich wieder ans Atmen. Wie konnte er in einer solchen Situation nur so komische Gedanken haben? Mädchen waren nervig, egoistisch und hinterhältig. Sie waren der Grund, warum er seit Längerem stets allein durch die Straßen zog. Die Frage der jungen Frau stand dennoch weiterhin im Raum. In Lysanders Ohren klingelte es, sie brannten vermutlich förmlich. Er kam sich plötzlich total bescheuert vor. Ein paar Augenblicke kämpfte er mit sich, bis er sich schließlich zum sprechen durchringen konnte. "Es... ich...", er räusperte sich. Dann seufzte er, öffnete vorsichtig den Truhendeckel und lukte hinaus. Dort stand sie. Aber sie war alt. Also... älter als Mädchen in seinem Alter jedenfalls. Nicht aus dieser Gegend. Feurige Locken, wie die Farbe seiner eigenen Haare. Faszinierend! Lysanders Augen wurden größer. "Es ist nicht so wie es aussieht, ehrlich! Tu' mir nichts, ich habe hier nichts geklaut oder kaputtge... " verlegen brach er ab. Die Töpfe hatte er ganz vergessen. "Bist... bist Du allein?" Er kletterte hastig aus der Truhe, wobei er seinen Ellbogen schonte. Lysanders Klamotten hatten vor Ewigkeiten vielleicht mal bessere Zeiten gesehen. Insgesamt wirkte er auf den ersten Blick sicherlich mager, unglaublich dreckig und irgendwie plump, als würden seine Gliedmaßen zu lang für seinen Körper sein. Sein Alter könnten unerfahrene Augen sicher zwischen 10 und 15 Jahren einordnen. Er beugte sich automatisch nach vorne, eine unterwürfige Geste, fuhr sich kurz mit der gesunden Hand durchs Haar und versuchte sich an einem gewinnenden Lächeln. "Du wirst mir doch nichts tun, ja? Ti.. Tiekah? Lass' mich einfach wieder gehen, ich werde nie wieder stören und keiner wird etwas hiervon erfahren, ehrlich!" Seine Aussprache musste unverkennbar seine Herkunft, nämlich die niederen Gassen Roms verraten. Er versuchte einen Blick in den Flur hinter der Frau zu werfen, während er kleine Schritte nach hinten Richtung Fenster machte. RE: zum verrückten Waldläufer - Tika - 25.03.2013 Erleichterung durchflutete Tika. Es war kein wütender axtschwingender Zwerg der Truhe entsprungen. Ihr Blicke wanderten über die Gestalt des Jungen und dann zum Fenster, auf das der Kleine sich zubewegte. Freundlich lächelnd schüttelte sie den Kopf: "Nein, bitte nicht aus dem Fenster heraus, sonst verletzt Du Dich womöglich noch mehr. Wir tun Dir nichts. Als erstes sollten wir uns anschauen, wie ernst Du verletzt bist, das kann Aine sicherlich besser als ich." Tika rief gen Flur: "Aine, es ist ein Junge. Er blutet am rechten Ellenbogen durch den Verband, den er sich wohl selbst angelegt hat." Sie wandte sich wieder an die kleine magere Erscheinung: "Aine gehört dieses Haus, aber keine Sorge, auch sie wird Dir nichts tun. Wenn sie sich Deinen Arm angeschaut hat und dieser behandelt wurde, können wir sicher nachsehen, was sich auf ihrem Karren an Essbaren und zu Trinken für Dich finden lässt, Du siehst mir ganz danach aus, als könntest Du das bitter nötig haben." Ein Bad wäre ebenfalls angebracht, aber das dachte sich Tika nur im Stillen. RE: zum verrückten Waldläufer - Lysander - 26.03.2013 Diese Frau machte keine Anstalten, nach ihm zu greifen oder ähnliches. Das war gut. Lysander entspannte sich sichtlich. Obwohl Tika nach einer weiteren Person rief, konnte er sich nicht der Vorstellung erwehren, noch mehr Essen zu bekommen. Womöglich sogar frische Dinge, die man nicht erst minutenlang mit Spucke einweichen musste. Und etwas zu trinken! Unwillkürlich nickte Lysander und blickte etwas irritiert zu seinem Ellbogen hinab. "Das ist nicht so schlimm, tut gar nicht so doll weh..." er scharrte ein wenig mit dem Fuß hob seinen Kopf wieder aber brachte es nicht über sich, Augenkontakt herzustellen. "Etwas zu essen, sagtest Du? Vielleicht auch ein Schluck Wasser? Ja?" Sollte das eine Falle sein, würde er immer noch flink genug sein, aus dem Fenster zu springen oder einfach so davon zu laufen. Aus dem Griff einer Frau entwandt man sich immer noch leichter, als aus einer Mannespranke... RE: zum verrückten Waldläufer - Tika - 26.03.2013 "Wasser?" Tika schnaubte. "Womöglich noch aus dem Tiber. Da wirst Du nur krank von!" Sie begab sich zum Fenster, um Scar zu rufen, der hatte ihre Ausrüstung. Tika zuckte erschrocken zusammen "Gütiger Himmel!" Durch das Fenster blickte sie direkt in Scars zernarbte Gesicht, dessen Pranke schob das Fenster nach oben und reichte ihr ihren kleinen Sack. Wie lange hatte er da schon vor dem Fenster gestanden? Tika holte tief Luft, wollte etwas sagen, doch Scar brummte: "Verbinde den Ellbogen mit einem sauberen Tuch. Wenn es trotzdem durchblutet, gib uns Bescheid. Wir können uns das nachher anschauen, wenn die Angst des Jungen sich gelegt hat!" Scars Gesicht verschwand, in Tikas Gesicht machte sich Fassungslosigkeit breit. Das waren mehr als drei Worte gewesen, ohne Beteiligung von Bruise, und sie ergaben Sinn. Tika würde ganz gewiss mit Jabba noch ein Hühnchen zu rupfen haben! Tika wühlte in ihrem Sack, wandte sich wieder dem Jungen zu. "In diesem Trinkschlauch ist Bier. Bier, das Kinder trinken können, Du wirst nicht wirr im Kopf werden, den Durst löscht es, und krank wirst Du davon nicht. Ich trinke das auch, und kann es auch brauen." Tika gönnte sich selbst einen herzhaften Schluck, danach reichte sie den Schlauch an den Jungen weiter. Ein weiterer Griff in den Sack brachte ein Stück Honigmelone zum Vorschein. "Das sollte auch schmecken und ebenfalls gut gegen Durst sein. Wie heisst Du eigentlich?" Tika förderte noch Honiggebäck, Apfel, Birne zutage. "Das wird Deinen ärgsten Hunger stillen!" Saubere Tücher hatte sie ebenfalls. Vorsichtig löste sie den Verband, den sich der Junge wohl hastig selbst angelegt hatte. Diese blutete immer noch, vorsichtig umwickelte sie den Ellenbogen, straff, aber nicht zu fest. Während dieser Handlungen redete sie weiter "Das war hier mal eine Taverne, sie gehört Aine. Und sie soll wieder eröffnet werden. Ich bin die Schankmaid. In Rom kenne ich mich nicht aus, daher könnte ich jemanden gut gebrauchen, der sich hier auskennt und gewitzt ist. Du erscheinst mir dafür sehr geeignet. Ein Platz zum Schlafen, Essen, bis Du platzt, Trinken, bis Dein Herz lacht, und ein paar Denari sind da für Dich drin. Was sagst Du dazu?" Tika wusste nicht mit Sicherheit, wo Aine war und ob diese der Unterhaltung lauschte, sie konnte nur hoffen, dass diese das, was sie dem Jungen da gerade versprach, gutheissen würde. "Ach noch etwas. Da draussen sind noch Bruise und Scar. Zwillinge. Gladiatoren. Wenn Du hier für die Taverne arbeitest, werden sie jedem die Knochen brechen, der mir, Dir, allen anderen, die hier arbeiten, oder Gästen etwas antun will!" Tika fragte sich, ob sie hier jetzt zu dick aufgetragen hatte, aber zuckte dann doch in Gedanken mit den Achseln. Das würde sie wohl schon an den Reaktionen des Jungen, der von Aine und die der Zwillinge zu spüren bekommen... RE: zum verrückten Waldläufer - Aine - 27.03.2013 Also doch eine Ratte, wenn auch eine zweibeinige. Aine kniff die Augen zusammen, begutachtete den Jungen und hielt sich weiterhin im Hintergrund. Tika kam prima mit dem Jungen zurecht, sie schien echte Mutterqualitäten zu besitzen. Und Organisationstalent noch dazu, ohne, dass sie selbst eingreifen musste, brachte Tika die Situation in den Griff. Richtig psychologisch und mit viel Herz. Ja, mit Tika war ihr ein echtes Goldherz vor die Füße gefallen. Was den Jungen betraf, würde man erst sehen. Ob er sich beweisen konnte, nicht anderen Leuten Essen und Gold stahl und ob er sich wirklich als nützlich erweisen wollte. Wegen ihr durfte er gerne bleiben, je mehr Leben in der Hütte, umso besser. Sie nickte Tika und dem Jungen unauffällig zu und wandte sich anschließend wieder zu den Zwillingen um. Der eine, Aine wusste jetzt nicht welcher er war, zeigte ebenfalls Mitleid mit dem Jungen. "Also gut," seufzte sie. "Dann haben wir das jedenfalls geklärt. Wasser und Essen für den Jungen, wo auch immer er jetzt herkommt und dann zurück zum Tagesgeschäft." Mit einigen Schritten war sie bei der provisorische Fasstheke. "Ich möchte diese Theke vor der Tür stehen haben," sagte sie, zu den Zwillingen gewandt. "Nicht die ganze, die Hälfte genügt. Einen guten Meter auf die Straße hinaus, so dass man dahinter noch stehen kann. Außerdem will ich den kleinsten Tisch vor dem Nachbarhaus stehen haben. Dazu noch einige der besterhaltensten Stühle, viele sind es nicht." Aine winkte die Zwillinge heran und machte für sie Platz, damit sie die Theke abreißen wollte. Anschließend ging sie zu Tika und dem Jungen. Sie hatte zwar keinerlei Erfahrungen mit Kindern, aber bestimmt schadet es nicht, wenn sie dem Jungen gleich mal eine Aufgabe gab. "Und du.." sie zeigte auf das häufchen unsicheres Elend, "...kannst mit helfen, die besten Stühle herauszusuchen." Ihr Blick fiel auf den Ellebogen mit dem Verband und sie zog die Augenbrauen hoch. "Das heißt, wenn du überhaupt kannst. Tut es denn sehr weh?" RE: zum verrückten Waldläufer - Lysander - 27.03.2013 Dass vor dem Fenster ein so eindrucksvoller Gladiator stand, ohne dass Lysander ihn bemerkt hatte, schockierte ihn. Ungläubig hatte er zugesehen, wie der Mann mit riesigen Händen Tika einen Beutel gegeben hatte. Doch als diese ihm nun dieses köstliche - ja königliche! - Essen präsentierte, ließ er alle Vorsichtigkeit fahren und grinste dankbar, verbeugte sich ungeschickt und viel zu hastig und wollte sich gerade darüber hermachen, als Tika sich an seinem Arm zu schaffen machte. Verzweifelt versuchte er, wenigstens einen Schluck aus dem Schlauch mit dem gesunden Arm zu trinken, was ihm nur halb gelang. Als Tika seinen Ellbogen freilegte, schoß ihm der Schmerz die Schulter hinauf, aber Lysander biss die Zähne aufeinander und hielt tapfer still. Auch versuchte er, den Worten der jungen Frau zu folgen. Sie versteckte hin und wieder Fragen im Redefluss, da musste er aufpassen. Auf die Frage nach seinem Namen hin zögerte er kurz. "Ich.. als mein Name... die Leute nennen mich einfach nur Junge." Er suchte jetzt kurz Augenkontakt. "Andere Kinder, die ich mag, die nennen mich auch Lys.", fügte er kleinlaut hinzu. Und dann stellte Tika ihm die Bezahlung und noch viel mehr Essen und Trinken in Aussicht und Lysander traute seinen Ohren nicht mehr. "Du... willst mich bezahlen? Mit echten Denarii? Und ich darf hier bleiben und auch essen?" Seine Erfahrung lehrte ihn, dass einem nichts im Leben geschenkt wurde und man für jede Beute stehlen oder auch über Leichen gehen musste. Aber irgendetwas in Tikas Blick ließ ihn Vertrauen schöpfen. Vielleicht war es auch die Schönheit der Frau, aber er als Kind hätte das wohl kaum erkannt. Begeisterung und Glück stiegen gleichzeitig in ihm hoch und er sprang auf, seine Augen leuchteten. "Aber natürlich würde ich das gerne machen! Ich kann wirklich kaum glauben, dass ihr mich hier haben wollt!", dann wurde er plötzlich ernst und fügte hinzu: "Ich... ich weiß, dass ich nicht sauber bin und so... und ich kann auch nicht Worte sehen oder malen, aber ich werde gewiss mir Mühe geben mit allem! Das verspreche ich, bei meinen Händen, derer ich noch beide habe!" Währenddessen war die zweite Frau näher gekommen. Sie war noch viel älter, aber nicht hässlich oder so. Sie strahlte eine komische Kraft aus, irgendwie eine Art Wärme, gleichzeitig flößte sie aber auch Angst ein. Seine erste Aufgabe mit den Stühlen verstand er zwar nicht so richtig, aber dennoch nickte er unterwürfig und straffte seine Schultern so gut es ging. In Gedanken sagte er sich, dass er so groß und stark wie diese beiden Männer werden würde, um richtig gut arbeiten zu können. "Jawohl, ähm, Lady...", verdammt wie war ihr Name?! Er konnte ihr einfach nicht in die Augen sehen... "Ah, also das mit dem Ellbogen ist überhaupt kein Problem! Ich kann bestimmt trotzdem ganze schwere Sachen tragen, ehrlich!" Pflichtbewusst starrte er also stattdessen auf seine nackten Füße. Dann musterte er staunend den neuen Verband um seinen Ellbogen und lächelte wieder. "Danke, äh, Tiekah. Das fühlt sich gut an." Mit einem entschuldigenden Blick zu Tika nahme er noch einen tiefen Schluck dieses leckeren Malzwassers, stopfte sich ein großes Stück Honigkuchen und ein kleineres Stück Melone in den Mund und stolperte der älteren Frau hinterher. Eine Weile brauchte er, um seinen Mund leerzukriegen, dann holte er sie ein. Von hinten war sie weniger furchteinflößend. Die Art, wie sie ging, also wie ihre Füße den Boden berührten... er hatte das schon mal irgendwo gesehen... Diese vorsichtige Laufart, und die fließende Bewegung von Schultern und Armen... Lysander hatte von kleinstauf bereits lernen müssen, Menschen einzuschätzen. Ihre Kraft, ihre Fähigkeiten zu kennen, bevor es gefährlich wurde. Diese Frau hier hatte mehr auf dem Kasten, als es den Anschein hatte, da war er sich sicher. Er würde vorsichtig sein. Brav folgte er ihr also in einen großen Raum - der Schankraum! -, und hier standen auch schon jede Menge Stühle. Für Lysander sahen sie allesamt ungeheuer edel und bequem aus. Unentschlossen ging er zwischen ihnen umher, schaute sie sich alle an. Dann entdeckte er einen, mit ausgefranztem Loch in der Sitzfläche und einen mit nur drei Beinen. Diese trug er nach und nach in eine Ecke des Raumes. Anschließend machte er sich daran, die verbliebenen Stühle an einer Wand zu stapeln. Allerdings kam er nicht umhin, seiner bisherigen Lebenslehre Rechnung zu tragen und durchsuchte mit den Augen jeden Winkel des Raumes, tastete automatisch jeden Stuhl an der Unterseite ab, in der Hoffnung auf irgendeine Beute. Und tatsächlich erspürten seine Finger einen kleinen Stoffbeutel, in welchem es leise klimperte. Im nächsten Augenblick war der Beutel auch schon in Lysanders Tasche verschwunden. Ungerührt machte der Junge mit seiner Arbeit weiter. |