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Thorgrims letzte Ruhestätte - Druckversion

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- Anonymous - 03.07.2005

Schweigend löffelte Kjaskar die heiße Suppe in sich hinein und starrte dabei in die tanzenden Flammen des Kamins. Die Wärme begann den Raum langsam zu füllen und kämpfte gegen den einsetzenden Forst der Nacht an, welcher sich durch sämtliche Lücken des Raumes zu quetschen versuchte. Schatten tanzten über die Wände und hüllten den Raum in eine wohlige Gemütlichkeit. Babe lehnte sich gegen die Schulter des Hünen, welcher daraufhin einen Arm um sie legte. Nach einem langen Moment sprach er leise:

„Im Moment fühle ich mich gar nicht so, als ob wir hier eingeschlossen wären, umringt von einem Rudel Wölfe, mitten in der kalten Wildnis... es ist fast so, als ob wir nicht aus dem Langhaus gegangen wären.“

Seine Hand fuhr über seine Stirn und strich vorsichtig über die Prellung.

„Nun ja, fast, zumindest. Wir sollten schauen, dass wir morgen irgendeinen Weg finden, diese verflixten Viecher hinter uns zu lassen und Thorgrims Höhle zu erreichen. Je eher wir da sind, umso besser. Was hältst du davon, Babe? Babe...?“

Die Kriegerin hatte sich an seiner Schulter gekuschelt, die Augen geschlossen und atmete nun gleichmäßig. Mit einem Lächeln löste er sich vorsichtig von ihr, legte das Fell, auf dem er gesessen hatte über ihren Körper und legte einen nicht ganz so streng riechenden Kleiderhaufen unter ihren Kopf. Anschließend stand er auf und legte einige Scheite Holz in das Feuer nach, welche ihren Ursprung in der Einrichtung des Zimmers hatten. Mit einem Seufzer setzte er sich neben der Kriegerin vor dem Kamin und starrte in die Flammen, während seine Gedanken zu wandern begannen.

Nun saßen sie also hier, mitten in der Wildnis. Mittlerweile bereute der Hüne seinen Feuereifer, den alten Zwergen einen Besuch abzustatten. Er hatte Babe in diese kalte Einöde geführt, wohl wissend, dass der hohe Norden Wanderer nur unwillig durch sein Reich ließ. Er wusste, dass die Kriegerin sehr wohl auf sich selber aufpassen konnte, und doch bereute er es in dem Moment, sie auf seine Reise mitgenommen zu haben. Irritiert begann er sich zu fragen, ob das vor einiger Zeit noch anders gewesen wäre. Hatte er sich früher derart viele Sorgen um sie gemacht? Kopfschüttelnd vertrieb er die ungewohnt müßigen Gedanken und dachte an ihr Ziel. Thorgrims Höhle sollte von hier aus in einem halben Tagesmarsch zu erreichen sein, laut Karte. Die Karte! Seine Augen verdrehend dachte Kjaskar an den Rucksack draußen und an dessen Schicksal. Wenn sie die Karte morgen früh nicht finden würden...

Mit immer schwerer werdenden Gedanken sackte sein Kopf schließlich auf seine Brust, als er einschlief...


- Anonymous - 03.07.2005

Ein kalter Luftzug, der über ihre Schulter strich, weckte Babe am nächsten Morgen. Unwillig zog sie sich das Fell, das ihr über die Schulter gerutscht war, wieder nach oben. Da dies jedoch nicht reichte, sie völlig zufriedenzustellen, kuschelte sich gleichzeitig an den warmen Körper neben sich. Kjaskar schlief noch. Sein Atem hob sich senkte sich, während seine langen Haare über sein Gesicht gerutscht waren und es so bedeckten. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, strich sie ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, um es zu betrachten: die Stirn leuchtete in allen Farbschattierungen, während seine Züge noch weich vom Schlaf waren.
Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht, als sie sich vorbeugte, um ihm einen Kuss auf die Nase zu geben. Kjaskar murmelte etwas und drehte sich dann auf den Rücken um in aller Ruhe weiterzudösen.
Die Kriegerin legte sich daraufhin in seinen Arm, zog sich an seinen ihn heran und blickte anschließend über Kjaskars Brust hinweg zur gegenüberliegenden Wand, ohne sie wirklich wahrzunehmen.

Ihre momentanen Chancen, unbeschadet aus dem Dorf zu verschwinden, standen fast bei Null. Zwar waren sie bewaffnet, doch wie es sich am Vorabend gezeigt hatte, waren die Wölfe in der Überzahl. Zudem mussten sie versuchen, ihre Ausrüstungsgegenstände zu retten und neu zu verpacken. Dies würde ihr weiteres Überleben bei der Reise sichern, hatten sie doch auch noch den Rückweg vor sich.

Noch während Babe ihren Überlegungen nachhing, wachte der Nordmann auf und räkelte sich. Babe wartete, bis sie sich sicher war, dass ihm die Augen nicht wieder zufielen und begann ihm dann von ihren Bedenken ob ihrer zukünftigen Lage zu erzählen.

Nachdem sich leise über ihre weiterführende Vorgehensweise beratschlagt hatten, standen die beiden Krieger von ihrem nächtlichen Lager auf. Schweigend zogen sie sich an, griffen zu ihren Waffen und rutschten den Tisch zur Seite, der immer noch vor der Tür stand.

Babe öffnete leise die Tür und spähte hinaus. Der Morgen lag grau und schwer über dem Wald. Blut und Wolfspuren hatten ein buntes Muster im Schnee hinterlassen, was ihr den gestrigen Kampf noch einmal lebhaft vor die Augen brachte.

"Kein Wolf zu sehen..." flüsterte die Kriegerin zu dem hinter ihr stehenden Mann. "Wahrscheinlich haben sie sich zum Schutz vor der Kälte in den Wald verzogen."

Die Stille des leeren Dorfes wurde Babe noch mehr bewusst, als sie das Haus verließ und sich einige Schritte von ihm entfernte. Der Schnee knirschte wieder unter ihren Stiefeln, was Babe einen Moment innehalten ließ. Erst, als sie sich nach allen Seiten umgeschaut hatte, ging sie zu den Resten ihres Rucksackes.

"Völllig unbrauchbar..." dachte sie mit einem Seufzen. "Da haben sie ganze Arbeit geleistet."

Trotzdem sammelte Babe diejenigen Dinge, die von den Wölfen nicht kaputtgebissen worden waren, auf und trug sie zu dem Nordmann.

"Wir sind hier in einer bewohnten Siedlung..." schlug Babe kurzerhand vor. "Die Menschen hier benötigen ihre Sachen nicht mehr - lass uns also die Häuser nach Brauchbaren durchsuchen."
Der Hüne nickte zustimmend, weshalb sie sich von ihm abwandte und in das nächste Haus ging, um es zu durchsuchen.

Eine halbe Stunde später standen die beiden Krieger wieder voll ausgerüstet am Rande des Dorfes. Unter ihren Füßen hatten sie Skier gebunden, während auf ihren Rücken ein Rucksack hing, der nicht nur Nahrungsmittel enthielt, sondern auch mehrere kleine Taschen mit Armbrustbolzen gebunden worden waren.

"Lass uns so schnell wie möglich von hier verschwinden..." knurrte Babe in einem Ton, der keine Wiederworte duldete. Sie stieß sich mit ihren Stöcken nach vorwärts, um den Ort des Todes so schnell wie möglich verlassen zu können.
Sie würde viele Kilometer brauchen, um den Anblick all der Toten vergessen zu können...


- Anonymous - 03.07.2005

Schweigend nickte der Nordmann seiner Gefährtin zu, bevor sie sich mit den Stöcken nach vorne abstieß. Der Hüne drehte sich noch einmal um und warf einen letzten Blick auf Njodgul. Der Handelsposten war noch keine fünf Jahre alt. Kjaskar kam nicht drum rum, sich schuldig an dem Schicksal der Menschen, die hier gelebt hatten, zu fühlen. Es war die Siedlung der Ottajesko, welche die wenigen Familien das Wagnis hatte eingehen lassen, ihr Glück in dieser trostlosen Einöde zu suchen, fernab der Zivilisation. Sicherlich, sie wussten über das Risiko bescheid, und doch...
Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete der Hüne ein letztes Mal die Holzhütten und senkte dann in einem letzten, stillen Gruß den Kopf, bevor er Babe mit seinen Skiern folgte.

Die beiden Reisenden kamen langsam voran, da ihr Weg abwechselnd bergauf und bergab über geschwungene, halb zugeschneite Gebirgspässe führte. Sie wechselten kaum ein Wort, was Kjaskar sehr entgegen kam. Seine Gedanken wanderten zwischen dem Dorf und Thorgrim umher und blieben immer wieder bei der Frage hängen, wie es dem Zwergen erging. Das Wolfsrudel war zu groß, um nur die Gegend um die Siedlung für sich beanspruchen zu können. Wenn sie bis zu dem Zwerg gekommen sind...

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Babe weiter vorne stoppte und ihm zuwinkte. Mühsam verdrängte er seinen Schwermut und blickte sich wachsam um, während er neben der Kriegerin zum stehen kam.

„Sieh dir mal die Spuren im Schnee an, Kjaskar.“

Der Nordmann blickte neugierig auf den Schnee zu seiner Seite. Tatsächlich, hier war jemand vorbeimarschiert. In seiner Grübelei hätte er es glatt übersehen gehabt, was ihn kurz ärgerte. Dann sah er sich die Spuren genauer an.

„Was in den Niederhö...?!“

Die meisten Spuren waren menschlichen Ursprungs und zeigten die Abdrücke von Stiefeln. Die Abdrücke waren zu tief, zu schwer und an den Seiten zu unregelmäßig als dass sie nur von einer Person stammen konnten. Viele, sogar sehr viele vierbeinige Spuren waren neben ihnen zu sehen.

„Das Wohl, ich bin zwar kein geübter Fährtenläufer, aber für mich sieht das so aus, als ob mehrere Menschen hintereinander und in den Fußstapfen ihrer Vorderläufer hier durchmarschiert sind. Was die Tierspuren betrifft.... entweder hatten sie eine Menge Hunde dabei, oder sie wurden von Wölfen verfolgt – oder sie verfolgten sie. Was aber nicht erklärt, warum sie in die Fußstapfen ihrer Vorderleute getreten sind...“

Verwirrt runzelte Kjaskar die Stirn und sah in beide Richtungen der Spur. Sie kreuzte mehr oder weniger ihren Weg und kam aus dem Waldstück neben ihnen. Was ihn leicht beunruhigte war die Tatsache, dass die Spur in ihre Richtung führte – in Richtung der Höhle des Zwergen...

„Ich habe eine schlechte Vorahnung, Babe. Die Spuren führen in Richtung von Thorgrims Höhle und sind frisch... Vielleicht bin ich zu angespannt wegen Njodgul, aber wir müssen uns beeilen, oder was meinst du?“


- Anonymous - 03.07.2005

Mit einem Nicken bestätigte Babe die Befürchtungen Kjaskars. Die Spuren durften nicht älter als ein paar Stunden sein, denn in dieser Gegend hatte es nachts geschneit. Die wenigen Büsche und die Felsblöcke um sie herum trugen lustige Zipfelmützen, so als ob sie jemand frisch eingekleidet hatte.

"Ich schätze, sie sind nicht älter als fünf Stunden," rätselte die Kriegerin mit einem Blick in den Himmel. Den ganzen Tag lang hatte sie der tiefgraue Himmel verfolgt, so dass Babe bereits seit ihrem Aufbruch mit Schneefall rechnete. Spätestens heute Nacht würde es aber schneien - es wäre besser, sie würden bis dahin bei Thorgrimm in der warmen Höhle sein.

"Wir finden es nur heraus, wenn wir den Spuren folgen," überlegte die Kriegerin weiter. "Ob wir nun den Wolfsspuren folgen oder den Besitzern dieser Stiefel - wir sollten uns damit beeilen. Je eher wir Bescheid wissen, desto besser."

Ohne eine weitere Verzögerung fuhr Babe wieder voran. Sie hatten einen niedrigen Pass erreicht und konnten nun eine Zeitlang bergab fahren. Die anderen Menschen selbst hatten den gleichen Pass genommen, nur dass sie von links gekommen waren.
Während Babe den Pass hinabwedelte, überlegte sie, warum die Leute hintereinander gelaufen waren. Eine Möglichkeit wäre, dass sie sich so ihre Kräfte sparten - einer ging voran, bahnte damit einen Weg und die anderen folgten ihm. Nach einer gewissen Zeit wechselte man sich ab, indem jemand anderes aus der Gruppe den Weg durch den Schnee bahnte. Babe selbst kannte das Verfahren aus früheren Tagen.

"Ich glaube nicht, dass es Hunde waren..." rief sie plötzlich Kjaskar zu, der hinter ihr fuhr. "Dafür sind die Pfotenabdrücke zu tief. Ich fürchte sogar fast, dass es die Wölfe sind, die uns gestern angegriffen haben.."

Grimmig stieß Babe ihre Stöcke tiefer in den Schnee, um sich schneller voranzutreiben. Sie hatten seit heute morgen außer einer kurzen Frühstückspause keine Rast eingelegt. Den Berg vor Augen, in dem Thorgrim sich zurückgezogen hatte, empfanden sie auch kein Bedürfnis danach, erwarteten sie doch eine warme Mahlzeit und einen ordentlichen Schluck Zwergenbier als Empfang. Doch wenn ihnen ein weiterer Kampf mit den Wölfen bevorstand, würde sich das nun rächen - ihre Kraft neigte sich dem Ende zu so wie ihre Reise zu Thorgrims Berg.


- Anonymous - 10.07.2005

Kjaskar nickte der Kriegerin ernst zu und folgte ihr anschließend. Die Spuren führten den Pass herab, genau in die Richtung der beiden Wanderer. Als die Landschaft während seines Laufes schnell an ihm vorbeizog, verhärtete sich das Gesicht des Hünen zusehends. Seine Gedanken tobten und malten ihm einen vor einem Wolfsrudel fliehenden Thorgrim aus, was ihn antrieb, noch schneller zu fahren. Wütend stieß er seine Stöcke in den Schnee und beschleunigte so noch. Langsam überholte er Babe und nahm die Spitze ein. Eine Stimme in ihm warnte ihn, mit seinen Kräften Haus zu halten, doch er ignorierte sie. Schwere Wolken zogen sich am Himmel zusammen. Der Pass endete in einem kleinen Tal, der außer dem Weg, den die beiden Reisenden gerade hinter sich gebracht hatten keinen weiteren Weg zu besitzen schien. Babe rief dem Nordmann etwas zu und deutete auf einen von den das Tal umschließenden Bergabschnitten. Kjaskar nickte ihr zu starr vor Entsetzen zu– die Spuren führten genau auf den unscheinbaren Eingang einer Mine. Ein kleiner Holzvorbau kennzeichnete den Einstieg in einen Höhlengang, mehr war aus der Entfernung nicht zu erkennen.

Während die ersten schweren Schneeflocken vom Himmel fielen hob Kjaskar eine Hand und mahnte die Kriegerin damit, langsamer zu werden. Er hätte sich die Bewegung sparen können, denn diese hatte bereits in einem langgezogenen Bogen angehalten und ihre Waffe gezogen. Der Nordmann fuhr neben sie und befreite sich von den Skiern, welche er senkrecht in den Schnee steckte und zog ebenfalls seine Waffe. Die schwere Axt zitterte kaum merkbar in seinen Händen, während die blauen Augen hektisch den Eingang der Mine absuchten. Beide Spuren, die menschlichen wie auch die der Tiere, führten direkt hinein.

„Er hat sich hier also tatsächlich niedergelassen, bei allen Göttern...“

Kjaskars Atem strömte in weißen Wolken aus seinem Mund, als er die Spuren vor ihnen genauer betrachtete.

„Keine Spur führt heraus... das kann gut oder böse sein, bei den Niederhöllen! Wir sollten uns aufmachen, diesem verdammten Zwergen ein paar Fragen zu stellen...“

Er ließ seine Zweifel unausgesprochen in der Luft hängen, während er das Gesicht von Babe betrachtete, dann wandte er sich ruckartig um und schritt auf die Mine zu...


- Anonymous - 10.07.2005

Seinem Beispiel folgend, schlüpfte auch Babe aus ihren Skiern und rammte sie in den Schnee. Anschließend folgte sie dem Hünen in die Miene, auch wenn sie sich dabei nicht sonderlich wohlfühlte.

"Stockfinster ist es hier..." murmelte sie, in den Berg hineinspähend. Sie standen nun in einer niedrigen Höhle, von dem am hinteren Ende ein Gang tiefer in den Berg führte. Fackeln am Eingang zeugten davon, dass die Miene rege besucht wurde, weshalb Babe ihre Armbrust von hrem Rücken nahm und nach einem Bolzen fischte. Mit der Waffe im Anschlag blickte sie sich danach neugierig um: grob behauene Wände und ein unebener Boden bildete den Eingansentree des Berges. Kleine Steine lagen am Boden, die Kjaskar wegkickte, als er entschlossen auf den Gang zustrebte, der in das Innere des Berges führte.

Die Kriegerin warf noch einmal einen kurzen Blick in das Helle, bevor auch sie in den Gang ging, der so niedrig war, dass sich der Nordmann vor ihr ducken musste.
Sie selbst konnte gerade so aufrecht hindurchgehen, ohne sich den Kopf anzustoßen. Zu ihrer beider Glück war der Gang jedoch nur wenige Meter lang, bevor er sich weitete und in eine weitere Höhle führte, die höher und tiefer war, als die, von der sie soeben gekommen waren.

Schweigend setzte Kjaskar seinen Rucksack ab, holte von dort die mitgenommenen Fackeln heraus und entzündete sie kurzerhand mit Hilfe eines Feuersteins und Zunders. Babe half ihm dabei so gut sie es vermochte, gerade, weil sie froh war, dass ihr Gefährte an die Fackeln gedacht hatte - sie wären allerdings auch nicht ohne sie weitergekommen, denn das Licht der Anfangshöhle drang nicht viel weiter als bis zu ihrem Standort.

Wenig später, in dem kein Wort gesprochen worden war, machten sich die beiden Krieger wieder auf den Weg. Babe ging nun vorran, die Armbrust auf Brusthöhe. Kjaskar folgte ihr, in der einen Hand die Fackel, in der anderen seine Orknase haltend.
Der Schein des unruhig aufflamenden Feuers spiegelte sich an den Wänden wieder, warfen bizarre Bilder an die Wand und ließ in den Augen Babes den Berg noch unheimlicher wirken, wie es sowieso schon der Fall war.

"Schau dir nur mal die Felsformationen an..." flüsterte Babe unwillkürlich, auf die behauenen Felsen zeigen. "Das kann Thorgrim alleine nicht geschafft haben. Entweder hatte er Hilfe oder es haben schon vor ihm hier irgendwelche Zwerge gelebt, die sich in den Berg gegraben haben."

Ihre Stimme warf trotz den Flüsterns ein schwaches Echo, ein Zeichen dafür, dass die Höhle größer war, als sie es vermutet hatten. Der Boden unter ihren Füßen zeigte immer noch eine gewisses Unebenheit auf, denn immer wieder geriet einer von ihnen ins Straucheln, was dann jedesmal eine Art Rumpeln hervorrief.

"Du weißt nicht zufällig, wie tief sich Thorgrim in den Berg versteckt hat?" flüsterte die Kriegerin wieder, während sie sich nach Kjaskar umdrehte.
Das Gebirge vor Augen, dass schon von außen unendlich wirkte, konnte sie nicht umhin, ein Schaudern über ihren Rücken laufen zu spüren.


- Anonymous - 10.07.2005

Der Hüne schüttelte unmerklich den Kopf als Antwort auf Babes Frage. Seine Augen wanderten über die aus den Stein geschlagenen Figuren und Zeichen, welche eine ganze Wand der Höhle zu zieren schienen. Die eingeschlagenen Symbole besaßen eine Art Regelmäßigkeit und waren voneinander getrennt. Sie zeigten Ambosse, Hämmer, Äxte...
Überrascht schnappte Kjaskar nach Luft, was sich sofort in zahlreichen Echos wiederholte. Während er die Fackel näher an die Wand hielt, legte er seine Orknase beiseite und fuhr mit seinen Fingern in die gemeißelte Vertiefung eines Symbols. Ehrfürchtig flüsterte er:

„Bei allen Göttern, das sind zwergische Runen. Und was immer sie auch zu bedeuten haben – diese hier ist Thorgrims!“

Er deute auf eine Rune, die eine kantige Axt mit einer Eule darstellte. Sie schien neuer als die anderen zu sein. Der Hüne nahm wieder seine Waffe in die Hand und nickte in die Richtung, die sie vor Kjaskars Entdeckung eingeschlagen hatten.

„Du hast recht – entweder hatte der Zwerg Hilfe von einer ganzen Sippe seinesgleichen, oder diese Mine ist älter als wir zuerst dachten. Was auch immer, es bringt uns dem Zwerg nicht näher – lass uns weitergehen.“

Vorsichtig schritten die beiden Abenteuer weiter durch die Dunkelheit. Der Schein der Fackel reichte gerade aus, um die nähere Umgebung zu beleuchten. In vier Schritt Entfernung verwob sich das Licht mit den vielen Schatten und Ecken der Höhle und wurde schwächer, so dass sie gezwungen waren, langsam voran zu schreiten. Sie hielten sich bewusst an der rechten Wand mit den Verzierungen, um sich in der Dunkelheit nicht zu verlaufen. Runensymbole wichen langsam quadratischen Verzierungen. Die Künstler, welche hier gearbeitet hatten, schienen eine Vorliebe für Ecken und Kanten gehabt zu haben – Rauten, Quadrate und ausgeklügelte, gerade Figuren erstreckten sich über die nun glatt aus dem Felsen geschlagene Wand. In dem schwachen Schein der Fackel tauchten nun auf der linken Seite in regelmäßigen Abständen mächtige Säulen auf, deren obere Ende in der Dunkelheit verschwanden. Nach einigen weiteren Metern hielt Kjaskar kurz inne und legte den Kopf lauschend zur Seite.

„Hörst du das? Irgendwo weiter vorne fließt Wasser...“

Er nickte in die Richtung und deute auf die unruhig brennende Fackel.

„Und ein Luftzug weht hier... das heißt, dass es hier wohl noch einen weiteren Ausgang geben muss.“

Den Hünen schien diese Tatsache zu beunruhigen. Unmerklich fasste er immer wieder den Knauf der Axt neu um, bevor er sich mit einem Ruck löste und weiter lief. Die Höhle verengte sich zusehends, bevor sich eine weitere Höhlenwand mit jedem Schritt der Wanderer auf der linken Seite näherte. Babe und Kjaskar berieten sich kurz, bevor sie sich entschlossen, in den Gang weiter zu schreiten, aus dem das Geräusch des fließenden Wassers deutlich zu dringen schien. Die Wände zu ihren Seiten waren nur grob aus dem Gestein geschlagen worden. Alle zwanzig Schritt lagen schwere hölzerne Stützbalken an ihnen, die in dem hellen Lichtkegel die selbe Farbe wie die Decke zu haben schienen. Schließlich öffnete sich der Gang in eine weitere riesige Höhle. Diese war im Gegensatz zu der Eingangshöhle jedoch nicht stockfinster. Von den Decken und Wänden leuchteten phosphorisierende Pilze auf und tauchten die Höhle so in einen grünlichen Schimmer. Ein Keuchen kam aus Kjaskars Mund, als sein Blick über das Innere glitt.

Überall an den Wänden, in der Höhe der Decke, befanden sich steinerne Rinnen, in denen Wasser floss. Leichte Rinnsaale drangen aus Ritzen in der Höhlendecke dort hinein und sammelten sich an den Schnittpunkten von zwei Rinnen zu einem kleinen Strom. Das Wasser mündete in ein großes, steinernes Bassin, in welches es aus einiger Höhe hinab fiel. Was aber wirklich Grund zum Staunen bot, war die Konstruktion, welche sich direkt unter dem kleinen Wasserfall erstreckte. Mehrere Eimer hingen an einem hölzernen, runden Gerüst, welches sich durch das Gewicht des herabgießenden Wassers bewegte. Die gefüllten Eimer tauchten in das Bassin ein und fuhren leer wieder hoch, nur um sich sogleich wieder zu füllen. Ein Zahnrad drehte sich mit der Bewegung der Eimer, trieb ein Stange dadurch an, die in das Gestein verschwand. Kjaskar, der noch nie viel Ahnung von Mechanik gehabt hatte, starrte verblüfft auf die Konstruktion.

„Bei den Göttern, wahre Zwergenarbeit! Soviel Arbeit nur für eine... eine... eine Windmühleneimerkette, das Wohl!“


- Anonymous - 10.07.2005

Die Bezeichung "Windmühleneimerkette" passte haargenau auf das Gebilde vor ihnen. Unermüdlich drehte sich das große, hölzerne Rad, fasste immer wieder Wasser nach und schüttete es wenige Zeit später in das Bassin. Das grünliche Licht der Pilze ließ es zudem noch geisterhaft aufleuchten, was der Konstruktion einen Hauch von Unwirklichkeit verpasste.

"Das nennt man Technik," erläuterte Babe altklug. "Angeblich ist das die Zukunft."

Neugierig betrachtete die Kriegerin das Zahnrad, welches die Stange antrieb. Irgendwo musste diese Stange etwas anderes antreiben, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, was es war.
"Ein Blasebalg?" dachte sie nach kurzer Überlegung. "Oder einen Hammer, der von ganz alleine schlägt?"

Sie schüttelte den Gedanken an den Sinn und Zweck der Maschinerie von sich, indem sie den Blick weiter durch die Höhle schweifen ließ. Sie waren hier in einer Art Sackgasse gelandet - von diesem Teil der Höhle führte kein Weg weiter fort. Nach kurzem Suchen erkannte sie jedoch eine Treppe neben dem Wasserfall, der zu einem sehr schmalen Weg oberhalb der Konstruktion führte. Von ihrer Position sah der Weg aus, als wäre er nur für Zwerge und nicht für Hünen geschaffen worden, denn er führte zu einem niedrigen Eingang, hinter dem wieder Dunkelheit gähnte. Babe machte Kjaskar darauf aufmerksam, indem sie mit dem Finger darauf zeigte.

"Da gehts wohl weiter,"

Ihre Stimme konnte eine gewisse Müdigkeit nicht verleugnen. Der Grund dürfte darin liegen, dass sie bereits stundenlang durch das Höhlen und Gängegewirr unterwegs waren und sich auch davor kaum eine Pause gegönnt hatten.

Babe seufzte kurz auf. "Lass uns aber erst einmal eine Pause machen. "Die nächste Etappe ist wahrscheinlich sehr kräftezehrend. Wir sollten uns deshalb kurz erholen."

Ohne die Antwort Kjaskars abzuwarten, ließ Babe ihren Rucksack auf den Boden gleiten. Anschließend nahm sie eine Feldflasche heraus und befüllte sie mit frischem Wasser aus dem Wasserfall. Die frisch befüllte Flasche reichte sie sodann an Kjaskar weiter.

"Was hältst du davon, wenn wir einige der Pilze mitnehmen würden? Vielleicht leisten sie uns nocheinmal gute Dienste."


- Anonymous - 11.07.2005

Mit einem Nicken sah Kjaskar von der bereits halb herunter gebrannten Fackel zu den phosphorisierenden Pilzen auf.

„Das Wohl, eine gute Idee. Ich habe noch zwei weitere Fackeln in meinem Rucksack, aber ich denke, es kann nicht schaden, wenn wir uns absichern.“

Er reichte Babe die Fackel und trat langsam auf einen in Greifweite wachsenden Pilz zu. Die Hand des Hünen zögerte für einen Moment ausgestreckt vor dem grünlichen Leuchten, dann fuhren seine Finger über die Lamellen der Pflanze und rissen sie heraus.

„Fühlt sich nicht wie ein Pilz an...“ murmelte er überrascht, als er mit der neuen Lichtquelle zu der Kriegerin trat. „Eher schon wie festgetrocknete Erde. Hier, verstau das mal.“

Kjaskar reichte den Pilz an Babe weiter und nahm sich noch drei weitere von den Wänden. Anschließend trat er zu dem Bassin und wusch sich seine Hände ab.

„Nur zur Sicherheit!“ bemühte er sich vor Babe zu rechtfertigen. „Müttchen Angsara, Swafnir möge sie schützen, ist an einer Pilzvergiftung fast gestorben. Sie hatte ihr Leben lang Pilze gesammelt, aber im Alter fing sie an, die Farben durcheinander zu bringen. Und Kjaskar Swafnildson stirbt nicht durch einen grün leuchtenden Pilz, bei den Göttern!“

Nachdenklich setzte er sich wieder zu Babe. Die beiden Wanderer aßen eine Zeit lang schweigend von der Nahrung, die sie aus dem Dorf mitgenommen hatten und ruhten sich anschließend noch etwas aus. Kjaskars Blick fiel immer wieder zu dem Loch in der Decke. Schließlich brach der Hüne das Schweigen und rappelte sich auf.

„Ich frage mich, wo es da oben weitergehen mag....“

Vorsichtig trat er zu den Rinnen und hielt die Fackel in die Höhe. Die steinernen Rinnsäle bildeten an dieser Stelle von ihrer Ausrichtung her eine Art Treppe, die in einem komplizierten Muster nach oben zu führen schien. Vorsichtig stemmte sich der Hüne auf die Steine und kletterte einige Stufen herauf. Die Öffnung dort war schmal.

„Bei den Göttern, da oben scheint es in eine weitere Höhle zu gehen, Babe! Wenn nur dieser Durchgang nicht so eng wäre... hier, nimm mal meinen Rucksack. Ja, so scheint das besser zu gehen – verfluchtes Zwergenvolk, warum denken die nie an Normalsterbliche bei ihren Konstruktionen?“

Mühsam quetschte sich Kjaskar durch die Öffnung nach oben, nahm dabei die kleinen Stufen an den Rinnen und drückte sich mehr als das er ging nach oben. Dann verschwand er aus dem Sichtfeld von Babe. Kurze Zeit später drang seine Stimme nach unten:

„Bei den Göttern, Babe, das musst du dir anschauen! Das... das ist phantastisch!“


- Anonymous - 11.07.2005

Vorsichtig stieg Babe dem Hünen nach. Da wo er mit Problemen durchpasste, hatte sie allerdings weniger Schwierigkeiten, von diversen Gegenden ihres Körpers abgesehen. Aber auch sie blieb erstaunt an der Eingang zur nächsten Höhle stehen, hatte sie noch nie derartiges zu Gesicht bekommen.

Die Höhle vor ihnen erinnerte mehr an einer Grotte. Auch hier klebten die grünlichen Steine an der Wand und tauchten sie so in ein Bett aus grünem Licht. Allerdings waren die Wände hier zusätzlichen noch mit Goldadern durchbrochen, die im Schein der Steine einen besonderen Glanz abgaben.
Auch der Boden war mit Gold belegt. Konnte man aber davon ausgehen, dass die Goldadern natürlichen Ursprungs waren, so war beim Boden offensichtilich, dass er künstlich angelegt worden war. Kleine Goldplättchen waren zu einem Mosaik gelegt worden und durchzogen so die Grotte mit einem hübschen Muster. Das eigentlich erstaunliche war jedoch der kleine Teich inmitten der Grotte. Er ruhte in ihr, als wäre sie eigens dafür erschaffen worden. Er war nicht sonderlich groß, aber kreisrund und dürfte einen Durchmeser um die zwei Meter haben. Das Wasser selbst war glasklar, obwohl aus dessen Mitte große, blubbernde Blasen stiegen. Kleine, glitzernde Punkte - hervorgebracht durch das Gold und die Steine an den Wänden - sprangen durch die Unruhe es Wassers stetig hin und her und gaben so dem Wasser einen zusätzlichen Schimmer.

Der Blick der Kriegerin hing gebannt auf den Blasen, bis sie ein kleines Fenster in der Größe eines Schiffsbullauges in der Wand erblickte. Dort floss das überschüssige Wasser wieder fort und rauschte hörbar in unbekannten Tiefen.

"Wirklich phantastisch..." raunte Babe ehrfurchtsvoll. "Das Wasser ist warm, man spürt förmlich die Hitze. Es muss deshalb tief aus der Erde kommen. Ich wette, irgendwo hier in der Nähe gibt es vulkanische Aktivitäten, die das Wasser aufheizen und es genau hier durch einen Felsspalt nach oben drücken."

Ihr Blilck glitt weiter durch die Grotte und blieb nun an einer Tür in der Größe eines Zwerges hängen. Sie war so in den Fels angepasst worden, dass sie kaum auffiel, vor allem, da die von ihnen gesehene Türseite wie die Wände mit den Leuchtsteinen und den Goldadern versehen worden war.

"Ein Badezimmer also..." flüsterte Babe wieder. "Wahrhaftig, einer Königin würdig."

Ohne weiter zu überlegen ging Babe auf das Wasser zu, um ihre Hand hineinzuhalten. Es war heiß, wie sie es vermutet hatte. Die Wärme des Wassers stieg nach oben und zog in einer Art Kamin ab, dessen Öffnung nicht grö0er als die einer Hand war. Die Vermutung lag nahe, dass die Wärme wieder zu anderen Zwecken genutzt wurde - ein Kamin oder eine Wohnhöhle.

"Die Zwerge wissen, wie man es sich in einem Berg schön macht," meinte sie mehr zu sich als zu Kjaskar, der sich immer noch in der Höhle umblickte. "Und ich dachte, in den Zwergenminen ist es immer kalt und dunkel."

Babe seufzte leise, stand auf und begann sich aus ihrer Kleidung herauszuschälen. Rucksack, Arnbrust, Felle und Umhang fiel zu Boden. Dem folgte ihr Leinenhemd und die Hose sowie die Stiefel. Anchließend stieg sie ohne zu zögern in das heiße Wasser, was in ihr ein wohliges Stöhnen entlockte. Anspannung, Schweiß, Dreck und Blut lösten sich von ihrem Körper, schwammen wie von selbst von ihr fort und fielen mit dem Wasseraus dem Loch in die Dunkelheit. Nachdem sie kurz untergetaucht war, legte sie ihren Kopf an den Rand und schloss die Augen.

"Hey Thorwaler..." rief sie Kjaskar in einem leicht spöttischem Ton zu. "Ich denke, ihr seid Badefetischisten? Steh nicht so rum - wasch dich wenigstens ansatzweise, wenn du nicht irgendwann in meinem Windschatten gehen willst."


- Anonymous - 11.07.2005

Der Hüne sah mit verschränkten Armen und belustigter Miene Babe zu, wie sie in das Becken stieg und sich dort wohlig räkelte.

„Einer Königin würdig, das Wohl – und nur eine Königin nimmt dieses Privileg sofort und inmitten einer Höhlenuntersuchung ein fremdes Bad ohne mit der Wimper zu zucken für sich in Anspruch...“

Kjaskar lachte leise auf und begann nun seinerseits, Rucksack und Waffen abzulegen. Rasch baute sich neben dem schmutzigen und verschwitzten Kleiderhaufen der Kriegerin ein zweiter auf. Der Hüne streckte sich einmal nackt, löste die Haare aus seinem Zopf und stieg in das warme Wasser des Beckens zu Babe. Ein Schaudern fuhr über seinen Körper, als das warme Nass ihn umgab. Mit einem Lächeln watete er zu Babe und lehnte sich neben sie an dem Rand des Beckens an.

„Und wie könnte ich meiner ganz privaten Königin eine Bitte absprechen, bei allen Göttern? Badefreund Kjaskar meldet sich zur Stelle, eure Hoheit – ich bin erstaunt, dass du dich von deinem liebgewordenen Dreck so einfach trennen konntest. Das musste doch mittlerweile eine sehr enge und intime Freundschaft gewesen sein, oder?“

Der Hüne zwinkerte Babe neckend zu und ließ sich dann wie die Kriegerin einen Moment zuvor ins Wasser hinab. Als er wieder auftauchte, lag sein blondes Haar wie ein goldener Schleier um seinen Kopf. Kopfschüttelnd strich er es beiseite, trat neben Babe und legte einen Arm um sie, während sein Blick über die Höhlenwände fuhr. Während seine Hand gedankenverloren mit den nassen Locken der Kriegerin spielte, schüttelte Kjaskar immer wieder den Kopf.

„Bei allen Göttern, Thorgrim hat sich hier sein eigenes kleines Reich erschaffen, oder in Besitz genommen. Ein richtiges Bad... Ich möchte wissen, was uns hier noch alles begegnet...“

Und wo der Zwerg ist. Die Worte hingen unausgesprochen in der Luft, doch Kjaskar vertrieb sie schon beinahe energisch. Das warme Wasser lud zu angenehmeren Gedanken ein, vertrieb seine Sorge genau so schnell wie es den Schmutz von seinem Körper weg wusch und ließen ihn stattdessen die Kriegerin neben sich anschauen. Babe lag ruhig da, die Augen geschlossen, den Kopf auf den Rand des Beckens gelegt, während die nassen Haare an ihrem Hals und Schultern klebten. Neue Gefühle schlichen sich bei Kjaskar ein, während er die Kriegerin betrachtete. Für einen Moment kämpfte er gegen sie an, während er sich einen alten Lustmolch schimpfte. Mit einem innerlichen "Und wenn schon?" verlor er den Kampf.
Langsam beugte er sich zu ihr vor und gab ihr einen langen Kuss, bevor er mit schwerem Atem zu sprechen begann:

„Bei... allem, was mir Heilig ist, du bist eine – meine – wahre Königin, Babe. Lass mich dir zeigen, wie sehr ich dich begehre...“

Mit einem Lächeln trat er noch näher auf die Kriegerin zu und legte seine Arme um sie. Vergessen war Thorgrim und die Höhle, als er den Körper der Kriegerin an seinem spürte und seine Hände über diesen wandern ließ.
Noch bevor er seine Lippen von den ihren lösen und über den Hals der Kriegerin fahren konnte, riss die Beiden ein Geräusch in die Wirklichkeit zurück. Babes und Kjaskars Kopf ruckten fast simultan zur Seite und starrten zu der Quelle der störenden Unterbrechung. Fest umarmt schauten sie überrascht in das ebenso erstaunte Gesicht eines in Fellen gekleideten, vollbärtigen Kriegers. Dieser trug eine vor Blut und Dreck starrenden Axt in seiner Rechten und eine Lederleine, welche an das mit spitzen Nieten verzierte Halsband eines geifernden und knurrenden Wolfes führte in der anderen Hand und starrte dümmlich über die beiden nackten Unbekannten, die gerade in ihrem Liebesspiel unterbrochen wurden. Eine kleine, vorher nicht von den Goldwänden unterscheidbare Tür war hinter ihm geöffnet...


- Anonymous - 12.07.2005

Es gab so vieles, was Babe sagen wollte: Dass sie sich durchaus auch mal von ihrem Dreck trennte, wenn die Gelegenheit sich bot. Oder dass sie sich nur von ihm gefallen ließ, als Königin bezeichnet zu werden und vor allem, dass sie sich nur zu gerne zeigen lassen würde, wie sehr der Nordmann sie begehrte, als der Anblick des Fremden mit dem Wolf an der Leine nicht nur bei ihr eine schlagartige Besinnung eintreten ließ. Der erste, der die Situation richtig einschätzte, war jedoch der Wolf, der mit einem Knurren nach vorne sprang und so den Fremden in das Bad zerrte.

Babe stieß Kjaskar unsanft von sich fort und hechtete an ihm vorbei zu ihrem Kleiderbündel. Vor wenigen Minuten hatte sie alles auf einen Haufen geworfen und da die Armbrust als erstes zu Boden gegangen war, lag sie nun unter dem Wust ihrer Ausrüstung. Sie begann deshalb hektisch nach ihrer Waffe zu suchen, auch, weil der Fremde offensichtlich seinem Erstaunen Herr geworden war und nun seine Axt nach oben nahm. Die Kriegerin griff deshalb zu der Orknase des Thorwalers, da diese direkt vor ihr lag und warf sie Kaskar zu, der soeben mit einem Satz aus dem Becken sprang.

"Ich den Wolf..." rief Babe, die endlich ihre Armbrust ertastet hatte. Der Bolzen lag noch eingespannt in der Waffe, was sie mit kurzer Erleichterung quittierte. Gleich darauf führte sie die Waffe nach oben, visierte an und ließ den Bolzen in Richtung des Wolfes schnellen. Dieser jaulte auf und riss wieder an seiner Leine, die daraufhin dem fremden Krieger aus der Hand fuhr. Der Wolf knurrte ein weiteres Mal, und tapste mit hochgestellten Nackenhaaren auf sie zu. Ihr Bolzen steckte ihm im Schulterblatt, wo er mit jedem Schritt zitterte.

Sofort ließ Babe die Armbrust wieder gen Boden fallen, bückte sich, langte nach ihrer Hose und zog ihren Dk`tagh aus seiner Befestigung. Das Schnappen ihrer kleinen, seitlichen Klingen erklang zur gleichen Zeit, wie ihr der Wolf an die Kehlezu springen versuchte.


- Anonymous - 12.07.2005

Den Göttern für eine schnell denkende Frau an seiner Seite dankend, fing Kjaskar die Axt auf und trat aus dem Wasserbecken. Der barbarische Krieger war ihm dicht auf den Fersen, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Leine hatte er nun entgültig freigegeben und damit Babe und den Wolf sich selber überlassen. Wasser lief über die dunklen Haare in den Bart und fiel von dort aus zu Boden. Der Barbar hatte ein hämisches Grinsen aufgesetzt, als er sich dem nackten Nordmann rasch näherte, dabei seine Axt gefährlich tief schwang und damit unmissverständlich klar machte, was er mit Kjaskar vorhatte.

Der Hüne blieb unbeeindruckt, während er den Angriff seines Gegners abwartete. Er hatte schon zu oft auf Schlachtfeldern und in Gefechten gestanden, als dass er sich noch wirkliche Gedanken um Verletzungen machte, auch nicht solche, die sich um seine Mannbarkeit drehten.
Seine Augen verengten sich, als die gegnerische Axt in einen kurzen Bogen auf ihn zuflog.

Die Orknase in seinen Händen machte sich selbständig, flog der Bahn der Waffe entgegen, bis sich die beiden Stiele der beiden Waffe trafen und so gegenseitig abwehrten. Kjaskar lachte böse auf – im Kampf Axt gegen Axt fühlte er sich mehr als nur vertraut, hier machte ihm so schnell niemand etwas vor. Noch bevor sich die Waffen voneinander lösen konnten trat der Hüne einen Schritt vor, rammte die Schulter seiner Waffenhand in den Gegner und schlug mit der freien Faust nach dem Gesicht des Barbaren. Ein knackendes Geräusch erklang, als die Nase des Angreifers in Mitleidenschaft gezogen wurde. Kjaskars Körper prallte gegen den seines Widersachers und stieß ihn seitlich nach hinten. Seine Axt lauerte schon, war bereit, in die nun scheunentorgroße Lücke in der Verteidigung des nach seiner Nase greifenden Barbarens zu stoßen. Blut spritzte einer Fontäne gleich auf, als sich kalte Stahl der Waffe zielstrebig in den Brustkorb des Mannes bohrte. Der Barbar wankte ungläubig, trat einen Schritt zurück und kippte kopfüber in das Becken. Das Wasser an der Abflussrinne verfärbte sich dunkelrot.

Schweratmend drehte sich Kjaskar zu Babe um...


- Anonymous - 12.07.2005

Es war ein Glück für Babe, dass der Wolf über keinen langen Hals verfügte, denn so kam sie ihm zuvor, indem sie ihm ihren Dk`tagh in die Kehle rammte. Sein Knurren erstarb mit einem letzen Schnappen nach ihrer linken Hand. Spitze Zähne rissen an ihrer Haut, gruben sich in das weiche Fleisch und hätten wohl noch den Knochen zerbissen, wenn sie nicht mit der Rechten die Klinge tiefer in den Hals des Wolfes getrieben hätte. Trotzdem ließ Babe einen Schmerzensschrei hören, der sich in einen zornigen Ruf verwandelte, als der Wolf mit einem lauten Krachen zu Boden fiel. Dort floss das Blut des Tieres über den hübschen Mosaikboden bis hin zu dem Becken, in dem es sich mit dem seines Herrns vereinte.

Ihre Hand nach oben haltend um so den Blutfluss zu stoppen, blickte Babe zu Kjaskar, der schwer atmend vor ihr stand.
"Du bist außer Atem?" feixte sie, wobei sie ihre eigene Anstrengung zu unterdrücken versuchte. "Dabei habem wir noch gar nicht richtig angefangen..."

Die Kriegerin blickte erst an Kjaskar und dann an sich herunter. Menschliches wie wölfisches Blut klebte an ihnen, was somit die Säuberungsaktion von soeben wieder zunichte gemacht hatte. An ihrem Arm lief ihr eigener Lebenssaft herunter und tropfte auf Kjaskars Hemd, welches ihr zu Füßen lag.
Mit einem bedauernden Seufzen, dass vor allem dem fehlenden Ende ihres Bades galt, ging Babe zu dem Becken und säuberte sich notdürftig an einer nicht von Blut besudelten Stellte. Anschließend ging sie zu den Rucksäcken, zog eine Verbandsrolle sowie den Schnaps heraus und versorgte damit notdürfitg ihre Bisswunde.

Wenige Minuten später schlüpften beide Krieger durch die Geheimtür des Bades - wieder angezogen, bepackt mit ihrer Ausrüstung und um eine Erfahrung reicher. Fackellicht beleuchtete einen engen Gang vor sich und zeigte so an, dass der Stollen nicht nur von den soeben Erschlagenen benutzt worden war.


- Anonymous - 12.07.2005

Mit schnellen Schritten trat der Nordmann durch den Geheimgang, bis ihn Babe zur Ruhe ermahnte. Kjaskar nickte stumm und wurde langsamer – seine Gedanken hetzten weiter.

Das Erscheinen des Barbaren und des Wolfes hatte die kurzfristige romantische Stimmung entgültig zerstört. Viel schlimmer noch, es warf eine ganze Reihe an erschreckenden Fragen auf – wo kamen die beiden her? Wie hatten sie den geheimen Gang entdeckt? Wo war Thorgrim? Und warum hatte diese Mine keine Verteidigungsanlagen, zur Niederhölle noch mal?

Der Gang war mit Holz an den Wänden und decken verkleidet und knickte mehrere Male ab. Schon nach wenigen Minuten hatte der Hüne entgültig die Orientierung verloren, was ihn aber nicht langsamer werden ließ. Nach einiger Zeit tauchte Rechterhand eine weitere Tür auf, während der Gang weiter in die Tiefen des Berges führte. Die beiden Wanderer blickten sich kurz an, und mit einem Schulterzucken öffnete Kjaskar die Tür. Eine feuchte Hitze und Licht schlug ihnen entgegen. Der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihm die Kinnlade herunterfallen.

Die Tür führte in eine gewaltige Höhle. Eine steinerne, höher gelegene Balustrade zog sich in einem Oval über eine tiefer gelegene Ebene. Ein Plätschern deutete auf eine Wasserquelle, die sich durch sie hindurch zu ziehen schien – was man jedoch nicht erkennen konnte, da die gesamte Ebene mit Pflanzen, Büschen und Bäumen übersäht war. Ein kleiner Dschungel wucherte inmitten des Berges! Kjaskars Blick wanderte fasziniert und verblüfft zugleich zu der Decke der Höhle. Überall verteilt befanden sich kleine Spiegel, die schwaches Tageslicht in diese Grotte warfen – waren sie bereits so lange hier unterwegs, dass der nächste Tag angebrochen war?

Nur langsam schaffte es der Nordmann, sein Mund wieder zuzumachen und Babe anzusehen. Diese wirkte ebenfalls verblüfft, deutete jedoch mit zusammengekniffenen Augen auf eine Stelle in dem Dickicht unter ihnen. Kjaskar suchte die Gegend ab und nickte anschließend. In der Vegetation unter ihnen hatte sich eine kleine Gruppe von Männern ein Lager eingerichtet. Einige Wölfe lagen in kleinen Grüppchen träge verstreut herum und schienen ihre Mühe und Not mit der Temperatur in der Höhle zu haben. Dem Zustand der näheren Umgebung nach zu Urteilen waren sie schon eine geraume Zeit anwesend. Der Hüne schlich mit Babe zu dem Rand der Balustrade und deute auf das knappe Dutzend Barbaren.

„Also, entweder hat sich Thorgrim einige neue Eigenarten angewöhnt, oder das sind nicht seine Haustiere...“

Die scherzhaften Worte wollten nicht ganz mit dem besorgten Gesichtsausdruck übereinstimmen. Seine Hand hatte sich unbewusst um den Griff seiner Axt verkrampft, als er den Geräuschen der Barbaren unter sich lauschte.

„Bei den Göttern, die haben hier nichts zu suchen! Lass sie uns hier rausjagen, der Zwerg würde es nicht anders tun! Was meinst du?“